13 Beloved

Games People play

von GeorgeKaplan
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Wie weit ein Mensch für Geld geht, kann man seit dem BigBrother-Einzug ins deutsche Fernsehen bei Bedarf täglich verfolgen. Nun also die asiatische Variante eines Millionenspiels, und zumindest vom Anspruch her sicher ambitionierter.

Der Film fängt ganz vielversprechend an, unser junger Protagonist wird finanziell zunehmend in die Ecke gedrängt, um dann aus heiterem Himmel einen Anruf von jemanden zu bekommen, der ihn anscheinend schon seit längerem im Visier hat und ihm ein Spiel anbietet, welches ihn innerhalb kürzester Zeit bei Erfolg zu einem reichen Mann machen wird. Aber natürlich nimmt der Schwierigkeitsgrad von Level zu Level zu.

Und hier fangen die Probleme des Films an. Zum einen verschießt er sein Pulver einfach zu früh. Denn die Prüfungen lassen gleich zu Beginn klar werden, dass moralische Bedenken über Bord geworfen werden und es auch keinerlei Grenze gibt. Daher weiß der Film ab einem bestimmten Zeitpunkt auch nicht mehr, was er dem Zuschauer noch als Steigerung bieten soll, und er fängt an, auf der Stelle zu treten. Wären es 6 oder 7 Prüfungen gewesen, dann wäre jede eine Steigerung zur vorherigen, so aber gibt es einfach zu viele Wiederholungen oder nur unwesentliche Varianten.

Ein anderes Problem ist auch der Ton des Films. Das fängt sehr ernst an, driftet aber je nach Situation ins komische, absurde ab, um schließlich dann doch wieder den moralischen Vorschlaghammer herauszuholen. Mir erscheint das weder zwingend noch logisch, sondern es wirkt eher ziellos und unentschlossen. So funktioniert der Film dann weder als Thriller noch als Satire, obwohl er wohl beides sein möchte.

Das spricht natürlich einem gewissen Unterhaltungswert nicht ab. Eine zeitlang ist es schon spannend, den Prüfungen zu folgen, immer mit der Frage, ob man das denn selbst auch tun würde. Wäre der Film konsequenter einer Richtung gefolgt, hätte das ein richtig intensives Erlebnis werden können. So bleiben einzelne Szenen eher hängen als der Film als ganzes.
GeorgeKaplan
sah diesen Film im Cinedom 6, Köln

26.11.2007, 10:15


Würde? Kann man das essen?

von D.S.
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Stell dir vor, das Leben zeigt dir gerade seine richtig miese Seite. Du konntest eh schon lange nicht mehr glücklich sein mit den Chancen, die sich dir bieten - und erst recht nicht mit dem, was aus ihnen geworden ist. Heute ist nun der Tag gekommen, an dem endgültig alles den Bach runtergeht. Die letzten Hoffnungen darauf, wenigstens irgendwann wieder Hoffnung haben zu können, wurden zerstört. Schließlich bist du nicht nur hoch verschuldet, sondern außerdem soeben entlassen worden. (Klar, deine Kippen sind auch alle.)

Was jetzt? Wenn du der Protagonist dieses bizarren thailändischen Filmerlebnisses bist, dann klingelt jetzt dein Handy. Jemand ist dran, der dir die Lösung zumindest all deiner finanziellen Probleme verspricht. Und dafür will er gar nichts Großes. Nur deine Würde. Sagt er natürlich nicht so direkt. Könnte ja sein, daß du bei diesem Wort noch zuckst. Noch. Stattdessen lädt er dich zu einem Spiel ein. Zu 13 Prüfungen, die dir immer mehr Geld einbringen, wenn du sie bewältigst. Da bist du dabei, oder?

Und wenn dir dann auch schon bei der zweiten Prüfung eigentlich klar wird, daß es eben doch nur um deine Würde geht... steigst du aus? Meinst du? Dann verlierst du schließlich wieder alles. Und deine Lage ist wirklich hoffnungslos. Man bietet dir außerdem SO viel Geld, daß wohl nicht nur die primär monetären Sorgen verschwinden würden. Komm schon, so schlimm ist diese kleine Selbsterniedrigung auch wieder nicht. Ohne Geld hast du in dieser Welt doch sowieso keine Würde, also was soll’s? Du bleibst im Spiel.

... und je länger es dauert, je mehr sich die Bösartigkeiten steigern: irgendwann ist es dir ganz egal. Denn mit jeder Erniedrigung, die du dir antust, mit jeder Einwilligung zur Entmenschlichung - verlierst du auch ein Stück deiner Rationalität; dessen, was dich vielleicht menschlich macht. Was bist du also, wenn das Spiel erst mal ein Weilchen mit dir gespielt hat? Eines ganz sicher: getrieben. Nicht mehr selbst kontrolliert. Und irgendwann hinterfragst du auch nicht mehr, was passiert. Sondern machst immer nur weiter. Da wartet ja ein Ziel. Nein, die Erlösung. Oder etwa nicht?

Harter Tobak, der sich hinter der Story verbirgt. Der aber nicht etwa so verpackt wird, wie man es vielleicht erwarten könnte: das große Drama, die moralingeschwängerte Betrachtung der Prioritäten menschlicher Gesellschaften steht zumindest nicht im unmittelbaren Vordergrund der Inszenierung. Stattdessen, tja, was eigentlich? Eine etwas eigentümliche Mischung aus Vorstößen Richtung Ekelgrenze, aus Satire, aus verstreuten Gore-Momenten, aus Slapstick. Eine schwarzhumorige Groteske?

Jedenfalls stellt sich "13 Beloved" heraus als ein durchaus nicht immer vorhersehbarer Film. Mit Charakteren, die sich trotz aller Bizarrheiten stets absolut nachvollziehbar und damit glaubwürdig verhalten (jedenfalls, wenn man sich auf die oben genannte Prämisse einläßt) - und die von der Erzählung konsequent, gnadenlos bösartig behandelt werden. Das Tempo ist nicht rasant, aber flott genug; auch sind bis zum Schluß immer wieder mal sehr nette Ideen eingestreut, die den Unterhaltungswert hoch halten.

Wie man hier ernsthaft Assoziationen zu "Saw" beschwören kann, ist mir allerdings nicht ganz klar. Nur wegen der Prüfungen? Atmosphärisch ist das hier etwas völlig anderes. Etwas Groteskeres; etwas, das Beklemmung eher nicht auf der atmosphärischen Seite erzeugt. Vom Tonfall des Films fühlte ich mich am meisten noch an "Citizen Dog" erinnert (allerdings mit wesentlich geringerer Leichtigkeit), aber auch "The Game" und in gewissem Maße auch "13 - Tzameti" kamen mir in den Kopf, vom Aufbau der Erzählung her.

Zusammenfassend: "13 Beloved" ist mit Sicherheit einer der ungewöhnlicheren Filme der jüngeren Vergangenheit und schon allein deshalb wert, gesehen zu werden. Man sollte halt nur nichts erwarten, das in irgendeiner Weise "straight" ist oder einem bestimmten Genre zugeordnet werden kann. Sicher nicht der ganz große Knaller, dafür ist "die Moral von der Geschicht’" dann doch ein wenig zu simpel gehalten. Aber den Mund des Betrachters ab und zu offen stehen zu lassen... das schafft der Film allemal.

7,5 Punkte, mein persönlicher Favorit der FAN 2007 (habe allerdings nicht alle Filme gesehen).
D.S.
sah diesen Film im Cinedom 6, Köln

28.11.2007, 02:38




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