Immer in die Fresse reinvon Alexander | Permalink |
Die Story scheint hinlänglich bekannt zu sein: Vertreter des American "White Trash" haben einen Plan ihrer kleinen Unterschichthölle zu entkommen. Der Plan basiert auf maximal illegalen Aktionen die dramatisch mit den Interessen noch wesentlich unangenehmerer Zeitgenossen kollidieren. Der Plan geht natürlich schief. Hat man alles schon mal gesehen, denkt man, und dann zündet dieser Film doch so granatenmäßig laut und krass, wie ein heimlich im Sommer angesteckter, besonders dicker und umso verbotener Silvesterböller. Dabei wird die klassische Rollenverteilung von Männlein und Weiblein in diesem bizarren kleinen Thriller erst mal auf den Kopf gestellt, was dem Grundthema des diesjährigen Filmfests in vielerlei Hinsicht entspricht, denn selten hatten wir so viele Filme mit dominanten Frauen in der Rolle des "Mean Motherfuckers" wie in diesem Jahrgang. Während der männliche Protagonist dieses feinen Films eigentlich ein Weichei ist und keine Gelegenheit auslässt, sich von seiner Freundin dominieren und sich auch sonst permanent auf die Backen geben zu lassen, bleibt von den toughen Damen dieser Geschichte wiederum keine Gelegenheit ungenutzt, mal so richtig auszuteilen. "Mann" hat es nicht leicht in "68 Kill", so viel steht fest. Dabei sind die Girls trotz des exploitativ zur Schau gestellten "Feminismus" durchaus lecker anzuschauen und geizen auch nicht mit ihren Reizen. Neben einigen wendungsreichen Einfällen und netten Gags, die eindeutig die Handschrift des "Cheap Thrills" Autors Trent Haaga tragen, gipfelt "68 Kill" nach einem vielleicht etwas zähen Mittelteil in eine blutige Eskalationsstufe mit ganz hohem "What the fuck?" - Potential und löst seine eingangs gemachten Versprechen wirklich auf jeder Ebene ein. Das erinnert schon fast an die Frühwerke von Russ Meyer und macht grenzenlos Spaß. Ein extrem unterhaltsamer kleiner Film für Genrefreunde ohne überspitzte Erwartungshaltung. | |
Alexander | 04.09.2017, 15:30 |
Schuld am Übel dieser Welt: Pussies!von Astrogirl | Permalink |
Kann man aus einem "tod"sicheren Einbruch einen abendfüllenden Film machen, ohne dass der Zuschauer, die damit verbundenen typischen Szenen vorgesetzt bekommt? Ja, man kann. Als erstes Mal stellt der Film erst einmal das sonst so typische Geschlechterbild auf den Kopf. Hier hat Frau das Sagen! Mittelpunkt des Films ist das ungleiche Paar Chip und Liza. Chip, genial gespielt von Matthew Gray Gubler, ist romantisch, naiv und absolut treudoof. Seine Freundin Liza dagegen, quirlig, taff, berechnend und sadistisch. Das allein genügt schon, jede Menge komischer Situationen, entstehen zu lassen. 68.000 Dollar sollen das junge Liebesglück perfekt machen und die beiden aus ihrem Loch heraus holen. Damit lernt der treudoofe Chip eine ganz andere Seite seiner Liza kennen. 68 KILL startet rasant und hält das Tempo bis zum Schluss. Es gibt einige "Ah"- und "Oh nee"-Effekte, vor allem wenn die außer Kontrolle geratene Situation ins Absurde rutscht. Langweilig wird es da nicht. Kurze Zusammenfassung: Taffe Mädels, naive Kerle und 68.000 Dollar sowie jede Menge "Fuck", "Shit", "Fucking Shit"! | |
Astrogirl sah diesen Film im Cinemaxx, München | 16.09.2017, 19:10 |
"This is not exactly a healthy relationship."von Herr_Kees | Permalink |
Der Plot von 68 KILL passt auf einen Tankdeckel und man sieht dem Film an, dass er wenig Budget zur Verfügung hatte. Dafür aber hat er Witz, gute Dialoge, ein paar nette Twists, vor allem aber hat er AnnaLynne McCord. Denn die spielt hier ganz offensichtlich die Rolle ihres Lebens. Es ist nicht nur ein Vergnügen, sie nach EXCISION und TRASH FIRE endlich auch mal in einer attraktiven Genrerolle zu sehen, es macht auch Spaß, wie sie auf der nach oben offenen Crazy/Hot-Skala neue Höchstwerte setzt. Wie wichtig sie für den Film ist, merkt man, wenn sie für eine Zeit von der Bildfläche verschwindet, da stellen sich dann doch ein paar Längen ein. Insgesamt ist 68 KILL jedoch eine sehr kurzweilige, böse und unerschrockene Thrillerkomödie, deutlich besser als Trent Haagas Erstling CHOP (den er aber auch nicht selbst geschrieben hatte) und eher mit dem bissigen Deadpan-Humor der Filme von Richard EXCISION Bates vergleichbar. | |
Herr_Kees sah diesen Film im Metropol, Stuttgart | 17.09.2017, 01:19 |
White Trash Hellvon D.S. | Permalink |
Ich muss zugeben, dass mich der Trailer zu 68 KILL nur bedingt begeistert hat: Für mich ließ er einen mäßig inspirierten Gangsterfilm erwarten, vollgestopft mit vermeintlich schrägen Typen und coolen Sprüchen; einen typischen Tarantino-Ripp-off also. Tatsächlich ist der Film aber viel mehr Punkrock. 68 KILL hat keine Angst vor Hässlichkeit, er zelebriert sie sogar – hier sind fast alle Figuren degenerierte Psychopathen, einige nur offensichtlicher als andere, zumindest aber völlig moralfreie Fuck-ups, die für gerade mal 68.000$ allen alles antun würden. Oder auch für ein bisschen Spaß. Oder einfach, um die Zeit totzuschlagen. Der Handlungsverlauf entpuppt sich dementsprechend als deutlich zügelloser, wilder und auch boshafter. Insbesondere gegenüber Chip (als wunderbares Weichei gespielt von Matthew Gray Gubler, SUBURBAN GOTHIC), der sich von allerlei Frauen wehrlos herumschubsen, manipulieren und dominieren lässt. Neben der grandios manisch aufspielenden AnnaLynne McCord (EXCISION) als seine Quasi-"Besitzerin" Liza besticht dabei vor allem die atemberaubend schön in Szene gesetzte Alisha Boe (13 REASONS WHY) als Entführungsopfer Violet. Aber nicht nur ihnen, auch allen anderen Darstellern merkt man an, dass sie offensichtlich mit viel Spaß bei der Sache waren, und das steckt an. Zusammen mit ein paar durchaus überraschenden Wendungen und reichlich derber Gewalt, die zart besaitete Seelen hin und wieder glatt zum Zusammenzucken bringen kann, macht das 68 KILL zu einem perfekten Partyfilm, der statt smart und cool extrem direkt, sympathisch, raubeinig herzlich und doch erfrischend hart herüberkommt. Irgendwo auch ein Coming-of-Age-Film. Wenn man Chip und seine Entwicklung über den Verlauf des Films betrachtet. Vor allem aber temporeich, fies und fröhlich – und mit Pop Muzik im Programm! Dicke 7 Punkte, für mich tatsächlich bisher einer der unterhaltsamsten Filme des gesamten Festivals. | |
D.S. sah diesen Film im Cinestar, Frankfurt | 19.09.2017, 05:26 |
Geht ab wie ein Zäpfchen!von Leimbacher-Mario | Permalink |
Frauen (hier meist "Pussies" genannt) sind für das Übel in der Welt verantwortlich. Was sich anfangs noch als übertriebener Rat eines Freundes anhört, unterlegt Trent Haagas "68 Kill" in seinem eigenen abgedrehten Universum schnell mit Tatsachen. Denn als die Freundin unseres Pussy-Protagonisten mit ihm 68.000 Dollar stehlen will und ein wilder Roadtrip in das faulig-coole Herz Amerikas beginnt, muss unsere passive Lusche schnell schmerzhaft feststellen, dass mit dem weiblichen Geschlecht nicht gut Kirschen essen ist. Erst recht nicht, wenn man viel zu weich und lieb für diese undankbare Dreckswelt ist... "68 Kill" steht auf dem Gaspedal und schiebt dabei noch ’ne Nummer. Die Bremse wurde abmontiert und das Ding ist alles, nur nicht vorhersehbar. Mit Vollgas auf jede Filmparty! In "68 Kill" gibt es keine einzige normale Frau. Alle sind aggro, gestört, beschädigt, hinterhältig, gemein, eiskalt, psycho und haben ganz sicher die Hosen an. Alles reizend-beschädigte Ware. Diese verrohte Welt ist wunderbar konsequent, blutig und feminin überzeichnet. Das kann sonst so cool und genüsslich pervers fast nur Tarantino. Herr Gubler spielt den überforderten Loser mit gutem Herz köstlich und seine Herzdamen genießen allesamt das Schlagen über jede Strenge. Allem voran Bossbitch AnnaLynne McCord, die momentan wie keine Andere die durchgeknallte Überbitch mimen kann. Eine Augenweide, der man nicht zu nahe kommen will. Vorsicht, bissig! Ein Genrefilm, der unberechenbar und blutig die Zeit verfliegen lässt. Fazit: Crazy, sexy, fun - "68 Kill" fetzt gut was weg und kennt keine Längen. Trent Haagas süffig-siffiger Trip macht Party ohne Rücksicht auf Verluste. Männer, lasst euch Eier wachsen! | |
Leimbacher-Mario sah diesen Film im Residenz, Köln | 29.09.2017, 02:14 |
Reviewvon MarxBrother81 | Permalink |
Die asoziale Indie-Variante zu "Gefährliche Freundin" (1986), ist eine Mischung aus wüsten Proll-Humor, schwarz-humorig angedachten Ideen, mittelmäßigen Schauspielleistungen, zu vielen Bitch- & Hillbillie-Charakteren, gewollten Tarantino-Anleihen und Kopien, einer handwerklich soliden zweiten Regie-Leistung und einfach zu wenig Neuem aus der Welt des Indiefilms. Haaga war als Schauspieler ein Teil der Troma-Gemeinschaft, was man immer noch merkt, und was für Freunde des kranken Trashfilms nicht schlecht sein muss. Aber: Leider krankt sein pseudo-cooler Film enorm auf der Meta-Ebene des grenzerweiterten B-Films. Haaga versucht erst gar nicht richtig "abseitig" zu sein, sondern will auf Biegen und Brechen einfach nur durch seine gesellschaftsfernen Figuren amoralisch auftrumpfen, was er mit schwachen Asi-Sprüchen & derben Geschlechteranspielungen, einer öden Kameraarbeit, dreisten & sexbesessenen Schlampen, einem Weichling als tragende Hauptfigur, einer aalglatten & direkt disfunktionalen Inszenierung und viel zu wenig Gore leider nicht schafft. Sein von ihm geschriebener "Cheap Thrills" hatte bessere, clevere Momente als diese steril wirkende Gurke. Und auch eine Steigerung zu seinem mauen Regiedebüt "Chop" ist nicht wirklich zu erkennen. Gerade zum Finale wird es inhaltlich immer dünner und abgedroschener, Haaga eiert und stochert ständig im Geschehen herum ohne Ergebnisse zu liefern und zum Punkt zu kommen. Es fehlt durchgehend an blutiger Action & explizitem Splatter, welche nur in den letzten zehn Minuten mal stattfinden dürfen. Dafür drehen alle weiblichen Wesen ordentlich am Psycho-Rad und spielen mit den Gefühlen eines Mannes. Ergo: Fade, irgendwie lustlos umgesetzt und ohne geile Wow-Momente. Muss man sich also nicht geben. Kann man aber machen, wenn man ordentlich getankt hat. Für mich bitte vier Doppelte. | |
MarxBrother81 | 18.11.2017, 06:27 |
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