Lieber arm dran als Bein abvon D.S. | Permalink |
Amir hat ein Problem: sein linkes Bein. Unterhalb des Knies fault das nämlich unaufhaltsam vor sich hin – was ihn, verständlicherweise, zunehmend in Panik versetzt. Er sieht nur eine Lösung: Sein Unterschenkel, den er nur noch als feindlichen Fremdkörper wahrnimmt, muss weg. In blutigen (Tag-)Träumen malt er sich eine seligmachende Amputation aus, in kunstvollen Selbstporträts imaginiert er sich glücklich verstümmelt im Rollstuhl sitzend. Das Bizarrste an der Sache ist aber, dass mit Amirs Bein in Wirklichkeit alles in Ordnung ist. Dass er es loswerden will, ist nicht physisch, sondern rein psychisch bedingt: Amir leidet schon seit Kindheitstagen an der seltenen Störung BID – dem krankhaften Wunsch, eine körperliche Behinderung zu erlangen. Als er eine junge Frau kennenlernt, der es ähnlich geht, beginnt er, die Erfüllung dieses Wunsches konkret in Angriff zu nehmen … Schon in seinem Vorgängerfilm GOOD BOY hat Multitalent Viljar Bøe seltsame Fetische und menschliche Abseitigkeiten erörtert, hier geht er jedoch noch deutlich düsterer und schmerzhafter zur Sache. Zudem inszeniert er seinen Body Horror in gewisser Hinsicht im Gewand eines Heist-Movies: durch Kapitelüberschriften, die als Countdown zu Amirs großem Tag dienen, sowie immer wieder eingestreute, spektakuläre Aufnahmen des Ortes, an dem er geschehen soll. Eine äußerst ungewöhnliche, dunkel unterhaltsame Mischung. 6,5 Punkte von mir. | |
![]() | 24.01.2025, 15:18 |
Besser Bein ab als arm dran!von Leimbacher-Mario | Permalink |
„Good Boy“ von dem Regisseur war vor zwei Jahren schon eher Idee als Film, eher Bizarro als Schocker, eher Kopfschütteln als Lachen. Und mit „Above the Knee“ verhält es sich nicht viel anders… Über einen Mann in einer eigentlich recht glücklich und gesund wirkenden Beziehung - der allerdings unter einer seltenen (psychischen) Krankheit leidet, die ihm suggeriert, dass sein linkes Bein abfault und er lieber ohne es dran wäre… Vorweggenommene Phantomschmerzen „Above the Knee“ hat seine interessante Krankheit, Belastung und Ausgangslage für sich sprechend. Dazu einen zumindest engagierten Hauptdarsteller und ein paar Weisheiten zu Beziehungen, Kommunikation und Ehrlichkeit auf Lager. Doch im Grunde bildet sich aus diesen Einzelteilen kein ausgewachsener, guter Film. Nicht viel anders als es bei „Good Boy“ der Fall war. Die Auflösung ist frech - leider nicht im guten Sinne. Der Umgang mit der Krankheit und „Lösungen“ höchst fragwürdig. Und allein wenn der Film mit „25 Tage vor dem Unfall“ beginnt, dann spürt und weiß man, dass dies einfach ein zu langer Zeitraum ist für das, auf was es von Anfang an zusteuert. Das ist wenig überraschend, noch weniger überragend. Und das Drehbuch hat insgesamt zu wenig Fleisch auf den Knochen - was vielleicht dabei hilft sein Bein abzusägen, aber leider nicht dabei einen filmisch gut und komplett und kompetent zu unterhalten…. Fazit: Für mich leider mehr eine Fingerübung und nichts für einen Langfilm. Und eine ziemlich problematische Darstellung dieser (psychischen) Krankheit und möglichen „Lösungen“ … na ja. Weirde Charakter- und Krankheitsstudie mit einem dummen Ende… Mäßig. | |
![]() sah diesen Film im Residenz, Köln | 02.02.2025, 00:48 |
Etwas kürzen, bittevon Herr_Kees | Permalink |
Amir will sein linkes Bein loswerden. Unbedingt. In einer TV-Dokumentation erfährt er, warum: Er leidet an BID, Body Integrity Disorder. Seine Freundin Kim hätte dafür kein Verständnis. Wohl aber Rikke, die er aus der TV-Doku kennt. Sie wäre am liebsten blind. Und so schmieden die beiden einen Pakt. Regisseur und Autor Vilar Bøe hat ein Faible für weirde Themen. In seinem GOOD BOY ließ er einen Mann im Hundekostüm mit seinem „Herrchen“ leben, als sei es das Normalste der Welt. Nun werden wir also Zeugen abstruser Selbstverstümmelungsfantasien. Und auch hier stammt der größte Impact von der Ernsthaftigkeit, mit der das auf den ersten Blick abstruse Thema verfolgt wird – so zählt ein Countdown unerbittlich die Tage bis zum offenbar unausweichlichen Ereignis – 10 Days until „The Accident“. Für manche Zuschauer dürfte aber allein schon der nahende Termin der Präsentation, mit der Amir von seinem Boss beauftragt wurde und an der er schlichtweg nicht zu arbeiten scheint, für schwitzige Hände sorgen. Auch wenn der Film ein paar Wendungen bereithält, vermag er auf seine Länge nicht durchweg zu fesseln. Natürlich wollen wir wissen, ob Amirs sehnlichster Wunsch in Erfüllung geht – und ob er die Sache überlebt. Die eine oder andere Kürzung (…) hätte dem Film jedoch gutgetan. | |
![]() sah diesen Film im EM, Stuttgart | 02.02.2025, 11:48 |
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