Schräger Spaß mit ernsten Untertönenvon FFFler | Permalink |
Der Film braucht meiner Meinung nach eine Weile bis er in Schwung kommt, aber danach wird dem Zuschauer eine rabenschwarze Komödie geboten, die zudem noch überzeugende Charaktere aufweisen kann. Die Darsteller wissen durch die Bank zu gefallen und an manchen Stellen bleibt einem wirklich das Lachen im Halse stecken. Für einen richtig guten Film hat mir dann aber noch das gewisse Etwas gefehlt, zumal der Film von Logiklöchern nur so strotzt, so wird z. B. wild durch die Gegend geschossen was die Polizei ebenso wenig interessiert, wie die ständigen Krankenhauseinlieferungen des Pfarrers (und da hab ich noch nicht mal das Ende erwähnt). Wer auf schwarzen Humor steht ist hier jedoch richtig und kann nur wenig falsch machen. | |
FFFler | 02.07.2006, 10:35 |
Bekannte Gesichter, schwarzer Humor at its best!von SethGecko | Permalink |
Als Fan der dänischen Schwarzhumor-Serie (Dänische Delikatessen, Flickering Lights, In China....) hab ich mich riesig darauf gefreut, die bekannten Gesichter in einem neuen Film von Jensen zu sehen. Und was soll ich sagen: er reiht sich meiner Meinung nach nahtlos in diese politisch nicht immer ganz korrekten Szenarien ein, die einen laut loslachen lassen, um dann mit offenstehendem Mund und großen Augen weiterzuschauen. Der Film geht es zwar ähnlich ruhig wie Dänische Delikatessen an, hat aber dann einige Knalleffekte zu bieten, von denen ich mir insgeheim etwas mehr gewünscht hatte. Aus den an sich schon verrückt zusammengewürfelten Charakteren (Neonazi, Vergewaltiger, Tankstellenräuber, besoffene Schwangere) wird ein kruder Mix aus skurrilen Situationen abgeleitet, die durch den am Anfang völlig verwirrten und Wo-Bin-Ich-Hier-Gelandet-Sind-Die-Hier-Alle-Völlig-GaGa-Gesichtsausdruck von Neonazi Adam alleine schon das Ticket wert ist. Wenn jetzt noch die teils krassen Dialoge, die in den Subs zu lesen waren, einen Weg in die deutsche Synchro finden, ist der Platz in meinem Dänen-Regal schon so gut wie sicher...(ist er jetzt schon ;-). Für Fans der "Dänen-Reihe" auf jeden Fall ein Muss! | |
SethGecko | 17.07.2006, 09:21 |
How deep is your love?von Philmtank | Permalink |
Erwartungsgemäß hochwertige herbe schwarze Komödie, die mir noch besser gefallen hat als "Green Butchers". Eine der Realität sanft entrückte Parabel über die Bedeutung des Glaubens an das Gute, trotz oder gerade wegen des einen oder anderen Schicksalsschlags. Vor allem der Umstand, dass man die mit derbem Humor angreichteren Aussagen so empfängt wie ein Knie in den Magen sorgt dafür, dass man sich nicht einfach nur berieseln läßt, sondern unentwegt mitdenkt. Der völlig unverkrampfte Umgang mit Problemthemen wie Selbstmord, Krankheit, Tod etc. erlaubt es auch dem Zuschauer, endlich einmal ohne schlechtes Gewissen ganz befreit zu reflektieren, um zu erkennen, was im Leben wirklich zählt: Einen Kuchen backen!!! | |
Philmtank sah diesen Film im Cinema, München | 22.07.2006, 00:55 |
Dänisches Dynamit!von DelosOzzy | Permalink |
Hmmm, könnte das Highlight des FFilmfest 2006 für mich werden. Rabenschwarz mit ernsten Themen, die durch den Humor und die Skurrliliät klar an Ernsthaftigkeit verlieren, was aufgrund der Schicksale der einzelnen Personen eigentlich nicht sein sollte (Themen wie Krebstumore oder behinderte Kinder etc.). Manchmal saß ich nachdenklich im Kino, dann wieder laut lachend ohne mir Gedanken gemacht zu haben, wegen ballernder Leute ohne Polizei, Logikfehlern im Film etc. Sehe ich auch mehr als nebensächlich an, es geht um ganz was anderes. Die Message dieses wirklich genialen Films ist wohl: Nimm das Leben so leicht wie möglich, egal was passiert ist oder noch kommt. Die Darsteller sind weltklasse, allen voran der Pfarrer und der Neonazi! Ein wirkliches Highlight, das, wenn man sich reinsteigert und vielleicht privat ein ähnliches Schicksal mitgemacht hat, doch sehr berühren kann. Für mich einer der besten Filme, die ich am FFF gesehen habe. Bitte mehr davon!!! | |
DelosOzzy sah diesen Film im Cinema, München | 22.07.2006, 01:31 |
Einfach nur einen Apfelkuchen backen...von Athanasios Mazarakis | Permalink |
Logiklöcher? Geschenkt! Der Film an sich ist nicht wirklich unrealistisch, aber halt sehr, sehr unwahrscheinlich. Und? Das stört keine Sekunde, denn die Handlung nimmt einen eben doch sofort mit. Schöne Charaktereinführungen und relativ früh beschleicht uns das Gefühl, dass da mehr nicht stimmt... Vordergründig geht es darum, wie wir den Versuchungen widerstehen können. Realistischer allerdings, wie wir dann mit den Konsequenzen der entsprechenden Versuchungen versuchen klar zu kommen. Was noch auffällt: Der Film ist dreigeteilt. Lustiger Anfang, wo das Kino sehr gejohlt hat. Betroffene Mitte, wo es dann nur noch still war. Geniales Ende, wieder mit viel Gejohle. Kann mich nur an sehr wenige Filme erinnern, wo am Ende so enthusiastisch Applaus gespendet wurde. :D So geht es im Film dann doch nur darum, einen Apfelkuchen zu backen. Und eine klasse Rolle auch vom Arzt, welcher biblisch gesehen auch eine entsprechende Rolle ausfüllt. Viel Spaß beim Herausfinden! :D "Nur" eine 8,5 und keine 9, da der mittlere Teil doch ne Spur zu sehr auf’s Gemüt schlägt. Vielleicht macht gerade das den Film aus, mir war es subjektiv ne Spur too much von den Schicksalsschlägen. | |
Athanasios Mazarakis sah diesen Film im Metropol 1, Stuttgart | 24.07.2006, 15:09 |
Lasst uns ein Apfelbäumchen pflanzenvon Herr_Kees | Permalink |
Die vermutlich respektloseste Komödie, die je über die Leinwand geflimmert ist und eins der absoluten Festivalhighlights: Anders Thomas Jensen has done it again! Wunderbar, wie unbekümmert "Tabuthemen" hier ganz natürlich der brachialsten Humorbehandlung unterzogen werden, ohne dabei ihren Ernst zu verlieren - solche Filme können zur Zeit wohl nur aus Skandinavien kommen. Zum Glück kommen sie aufs Fantasy Filmfest. Drücken wir die Daumen, dass dieser in Wort und oftmals auch Bild (für Bee-Gees-Hasser auch: Ton) höchst radikale Film eine Kinoauswertung erhält. Insbesondere Deutschland kann so etwas gut gebrauchen - in jedem Fall eine lohnenswertere Auseinandersetzung für die Kirche als der DA VINCI CODE! Fazit: Die wohl schwärzeste Komödie aller Zeiten - witzig, intelligent und höchst unterhaltsam. | |
Herr_Kees sah diesen Film im Metropol 1, Stuttgart | 26.07.2006, 13:52 |
Verdorbene Äpfelvon Rohrkrepierer | Permalink |
Ich kann mir beim besten Willen nicht erklären, wie dieser Film bisher rein positive Resonanzen hervorrufen konnte. Er ist in meinen Augen mehr ein Ärgernis, denn ein weiterer Hit aus der Giftküche des Anders Thomas Jensen. Natürlich werden einem hier einige skurrile Momente gereicht und auch genüsslich angenommen. Ebenso bietet die Idee, die dem Film zu Grunde liegt, einiges an satirischer Sprengkraft, oder zumindest an humoristischer. Jensen geht hier kompromisslos und bar jeglichen Respekts gegenüber Krankheit, Behinderung, Ethnik und Kirche - nicht Glauben - zu Werke, dass es zumindest in der ersten Stunde ein wahres Vergnügen ist. Die freilich dramatische Geschichte wird immer wieder von so ungeheuer absurden und nicht annährend vorhersehbaren Momenten durchschüttelt, dass es eine wahre Freude ist. So mag man seine Dänen! Auch das Wiedersehen mit einer Menge schon bekannter Darsteller z.B. aus letztjährigem Hit "The Green Butchers" macht Freude, können sie doch ebenso wie alle anderen mehr als nur überzeugen. Es hätte wieder ein so schöner, respektloser Film werden können. Doch diese Anbiederung zum letzten Drittel des Films an religiöse Symbolik und christliche Weltanschauung stößt mir sauer auf. Filmisch wird einem das mit dem sprichwörtlichen Holzhammer serviert. Denn solch ein immenses Maß an verkitschten Bildern, Posen, Anspielungen und Musik sind mir außerhalb eines Mel Gibson-Films noch nicht untergekommen. Satirisch wird hier nicht vorgegangen, dazu ist die transportierte Moral zu ernst daher gebracht, die Absicht des Regisseurs, die Zuschauer zu überzeugen, zu offensichtlich. Der lockere Umgang mit und die Zurschaustellung von Klischees weicht zum Ende hin einer Botschaft, die mir persönlich weh tut und mich glauben lässt, Jensen sei einer mystischen Vereinigung fundamentalistischer Christen zum Opfer gefallen. Nein! So hat mir dieser anfangs nette Film keinen Spaß mehr gemacht und lässt mich auch ein wenig an der Kritikfähigkeit des Publikums gegenüber christlicher Propaganda - und befreit von jeglicher Übertreibung definiert dies den Schlussteil des Films - zweifeln. Bin tief enttäuscht und sehr verärgert. | |
Rohrkrepierer sah diesen Film im Cinecitta' 3, Nürnberg | 28.07.2006, 09:30 |
Es gibt mehr zwischen Himmel und Erde...von D.S. | Permalink |
Definitiv ein Festival-Highlight, allerdings nicht ganz der Dauer-Brüller, den man nach einigen Reviews vielleicht erwarten könnte. Zwar ist "Adam’s Apples" tatsächlich über weite Strecken eine schön bösartige schwarze Komödie, im Kern aber hat er von Anfang an auch eine starke ernste Komponente. Und ist damit wie viele der Filme des Regisseurs letztendlich eher eine Tragikomödie - für meinen Geschmack bisher seine beste. Wir werden mit reichlich unwahrscheinlichen Protagonisten konfrontiert, das Setting ist skurril (eine Dorfkirche, deren Pfarrer Schwerkriminelle während ihrer Bewährungsfrist betreut), die Botschaft des Films ist sehr hintergründig menschlich, unsere realen Erlebnismaßstäbe gelten nur sehr bedingt - wie auch schon bei "In China essen sie Hunde", wo man ja auch keine Probleme damit hatte, zwischen sehr verschiedenen Sphären hin und her zu wandern. Wer dem letzten Drittel des Films eine christliche Botschaft vorwirft, hat wohl die vorherigen zwei Drittel nicht so ganz verstanden - in seiner Erzählung erleidet "Adam’s Apples" jedenfalls niemals einen wirklich Bruch; will man dem Film seine im Kern eben gar nicht so schwarze, stattdessen grundlegend humanistische Aussage ankreiden, sollte man genauer hinsehen: die findet sich von Anfang an, sie ist zunächst nur anders verkleidet. Irgendeiner Weltanschauung, Religion oder Ausdrucksform der beiden Konstrukte gegenüber tritt "Adam’s Apples" ohnehin nie lautstark kritisch auf. Hier werden uns Menschen präsentiert, die eben sind, wie sie sind - und wenn sie als Träger irgendeiner Botschaft präsentiert werden sollen, dann wohl nur der, daß jeder Mensch für sich selbst entscheiden muß, wie er gut durchs Leben kommt. Natürlich bieten die verschiedenen "Glaubensbekenntnisse" hier immer wieder Anlaß zu absurden Situationen und ungläubigen Lachattacken. Aber wirklich angegriffen oder gar lächerlich gemacht wird hier im Endeffekt nichts, schon gar nicht Religion oder Kirche. Bedenklich kann man in diesem Zusammenhang eher anderes finden: der einzige, der in der ersten Hälfte des Films relativ normal wirkt, ist der Neonazi Adam. Und damit bietet er fast automatisch das größte Identifikationspotential für den Zuschauer. Ganz nebenbei werden im Handlungsverlauf so das "Dritte Reich" und die KZs fast "normalisiert", sie bieten Anlaß für Witze, auf dem selben Level wie herunterfallende Bibeln oder menschenleere Gottesdienste... Naja, kann einem auch mal kurz Bauchschmerzen bescheren. Dennoch, es geht dem Film nicht um politische (oder eben religiöse) Statements. Die Protagonisten und ihre Lebensgeschichten dienen hier als Folien, auf denen universelle Botschaften transportiert werden - wobei dies auf die unnachahmliche Weise von Anders Thomas Jensen passiert. Also mit großzügig bemessenen Bizarrheiten, wunderbar schrägen Figuren, Situationskomik und bescheuerten Storyideen galore. Der Tonfall des Films ist dabei lakonisch, ruhig und groteskhaft zugleich, die Komik zwingt zum Lachen, die Tragik zum Sich-Einfühlen. Morbide und zum Schreien komisch, nüchtern und wahnwitzig, an den Haaren herbeigezogen und fundamental nah dran am Wesen des Menschen: ein großartiger Film aus dem Norden, der in Story, Inszenierung und auch Darstellern seinesgleichen sucht. 8 Punkte - ein Muss. | |
D.S. sah diesen Film im Metropolis 6, Frankfurt | 31.07.2006, 05:01 |
Resozialisierungshilfe?von lexx | Permalink |
Man nehme einen Neonazi, einen Vergewaltiger, Tankstellenräuber, eine besoffene Schwangere, deren Kind mit einer 60%igen Wahrscheinlichkeit entstellt sein wird und einen geistig nicht ganz anwesenden Pfarrer, stecke sie in einen gemeinsamen Film, in eine gemeinsame Geschichte, in eine gemeinsame Kirche, mit dem fundamentalen Ziel, einen Apfelkuchen zu backen, lehne sich zurück und erfreue sich an 2 Stunden herzerwärmender Satire, bei der schon nach kurzer Zeit die Feststellung reift, dass der Neonazi noch die vernünftigste Person zu sein scheint. Willkommen bei Adam’s Apples. Für mich persönlich ist es die rabenschwärzeste Komödie, die ich je gesehen habe. Des Öfteren suchte ich nach der Moral in der Geschichte, nach Handlungen, Äußerungen, die es mir einfacher machen würden, sich mit einer Person identifizieren zu können. Aber hier trifft Wahnsinn auf Irrsinn, umrahmt von bitterernsten Charakteren, die so tief in ihrer Rolle verwurzelt sind, dass ihre Handlungen alles andere als teilnahmslos vom Zuschauer aufgenommen werden. Doch genau das wäre die Erlösung gewesen, Charaktere, die aufgrund ihrer unglaubwürdig gespielten Rolle bei Seite geschoben werden können, um sich rein dem Klamauk, der Absurdität der Geschehnisse hingeben zu können. Doch soweit lässt Regisseur Anders Thomas Jensen es niemals kommen, bitter ernste Themen werden von bitter ernsten, jedoch stets völlig überzogenen Charakteren ausgefüllt, deren Aktivitäten in dieser tragischen Rahmenhandlung eine gewisse Sensibilität erfordern würden, ein gewisses Fingerspitzengefühl, doch hier erhält man genau das, was man von Neonazis, Vergewaltigern und Räubern erwarten darf, immer wieder Schläge, voll in die Fresse! Extreme emotionale Szenen werden mit belanglosem Einerlei abgehandelt, als gebe es auf dieser Welt nichts, das sich mit der Wichtigkeit eines Apfelkuchens messen könnte, nicht einmal der Tod selbst. Adam’s Apples, dass waren 2 spannende, irrwitzige, "tiefgründige", absurde Stunden, am Ende aber fühlte ich mich etwas leer. Hatte das Ganze nun eine tiefere Bedeutung, oder war das alles völlig sinnentlehrt? Was lässt sich verarbeiten und in der Realität positiv für mich (und vielleicht auch meine Umwelt) umsetzen? Schließlich handelte der Film von Neonazis, vom Glauben, von einer Schwangeren Frau, die dennoch trank und deren Kind eine 60%ige Behinderung davon tragen könnte, von einem geistig gestörten Pfarrer, von Mördern und von deren Resozialisierung. Am Ende aber hatte ich das Gefühl, das alles diente nur dazu, den Rahmen für eine völlig absurde, monströs kaputte Geschichte zu bilden und hier liegt vermutlich der Faux Pas vergraben. Andererseits hat das Kino nicht die Pflicht uns irgendwelche Moralvorstellungen einzutrichtern oder Lösungen zu geben. Das Kino will uns unterhalten und sucht dabei stets nach neuen Möglichkeiten, die gelangweilten Konsumenten neu anzuregen. Experiment geglückt! | |
lexx sah diesen Film im Metropolis 6, Frankfurt | 31.07.2006, 10:45 |
Hiob auf dänisch...von bigJay | Permalink |
Unglaublich! Sagenhaft! Sensationell. Was für eine skurrile, schöne Geschichte. Mal sehr witzig, mal sehr skurril, mal richtig dramatisch/traurig, mal ein tief religiöser Film. Wer diesen hier verpasst, braucht nächstes Jahr zum FFF wirklich nicht wiederkommen! | |
bigJay sah diesen Film im Metropolis 6, Frankfurt | 31.07.2006, 12:26 |
Ein Märchen für Erwachsene und jene die es noch werden wollenvon Timo | Permalink |
Ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich das letzte Mal im Kino einen so großen Spaß hatte. Auf meisterliche Weise schafft es Anders Thoma Jensen abermals die Stimmung zu kippen: Von urkomisch zu nachdenklich, von ernst zu schwarzhumorig. Jensen schnappt sich seine Geschichte und macht aus ihr ein Märchen für Erwachsene, welches vor Zynismus und rabenschwarzem Humor fast platzt. Seine Charaktere wirken skurril, nicht aber lächerlich. Immer und immer wieder reißt er alles komplett um. Der Zuschauer denkt es würde nicht mehr schlimmer gehen, schon setzt Jensen noch zwei oben drauf. Und trotzdem ist der gute Mann kein Sadist. Immer wieder hält er im richtigen Moment inne, bevor er von der dünnen Grenze des Erträglichen fällt. ADAMS APPLES ist ein nahezu perfekter Film. Er begeistert, animiert fast pausenlos zum lauten loslachen, schafft es am Ende trotzdem einen relativ ernsten Ton einzuschlagen und bleibt nicht inhaltslos. Ich kann diesen Film nur jedem empfehlen, man sollte jedoch ein dickes Zwerchfell besitzen: Manche Gags sind nahe an der Grenze zum schlechten Geschmack. Wer jedoch wie ich den Hang zum schwarzen Humor besitzt, wird gnadenlos belohnt. Der schönste Apfelkuchen der letzten Jahre! | |
Timo sah diesen Film im Metropolis 6, Frankfurt | 01.08.2006, 06:40 |
Willkommen im Lebenvon GeorgeKaplan | Permalink |
Den Dänen ist wohl nichts heilig. Mit Brachialgewalt lässt Anders Thomas Jensen hier Gegensätze aufeinander prallen, die unterschiedlicher nicht sein können. Und es ist natürlich schon ein Heidenspaß zu sehen, wie ein Neonazi die Aufforderung des Pfarrers "Du, das müssen jetzt mal in aller Ruhe ausdiskutieren" versteht. Jensens Figuren sind aber nur auf den ersten Blick Karikaturen - er nimmt seine Protagonisten und ihr Handeln durchaus ernst. Dabei hat man fast schon Mitleid mit dem Pfarrer, so viel grenzenloses Gottvertrauen und Glaube an das Gute muss einfach in einer Sackgasse enden. Angesichts der penetranten Naivität gönnt man ihm fast die Konfrontation mit dem personifizierten Bösen und hofft, dass er endlich im Leben ankommt. "Adam’s Apples" ist eine wunderbare, sehr menschliche Komödie. Kein pubertäres Gagfeuerwerk, sondern genau beobachtet, mit einem Blick für menschliche Schwächen und Fehler, über die man lachen kann, aber die nicht lächerlich gemacht werden. Und: es gibt Situationen, in denen der Zuschauer mindestens genauso fassunglos ist wie Neonazi Adam. Es scheinen ausgerechnet die Dänen zu sein, denen es vorbehalten ist, ernsthafte Filme über den Glauben zu drehen, ohne dabei in Kitsch zu verfallen oder gar gleich einen Bekehrungsversuch zu starten. Lars von Trier etwa zeigte mit "Breaking the Waves", wie so etwas aussehen kann, Anders Thomas Jensen nun geht einen VÖLLIG anderen Weg, kommt aber etwa zum gleichen Ergebnis. | |
GeorgeKaplan sah diesen Film im Cinedom 9, Köln | 04.08.2006, 10:54 |
Phänomenal!!von BARROCK | Permalink |
Man kann echt nur sagen : ANSCHAUEN !!!!! Wer nur einen Tick Sinn übrig hat für schwarzen Humor, wird diesen Film lieben!! Ich tue dies und bin zusammen mit meinen Kupels mit einem breiten Lächeln aus dem Kino gekommen, um nach dem Film noch lange mit Freude über ihn zu reden!! Den will ich noch ein paar Mal sehen. Aber wie schon ein Vorgänger geschrieben hat: Hoffentlich ist die deutsche Übersetzung exakt wie die deutschen Untertitel waren!! EINFACH NUR GEIL !!!!!! DANKE !!!!!! MEHR DAVON !!!!!! | |
BARROCK sah diesen Film im Cinedom 9, Köln | 04.08.2006, 13:08 |
Reviewvon Kosmas | Permalink |
Sehr makabrer dänischer Film. Sehr tolle Charaktere, super Dialoge und gutes Musikstück! Original von Bee Gees, aber hier die Cover-Version! | |
Kosmas sah diesen Film im Metropol 1, Stuttgart | 04.08.2006, 17:10 |
Dänische Delikatessenvon Holger Hellmuth | Permalink |
Wer die dänische Truppe um Anders Thomas Jansen kennt, weiß, was ihn erwartet. Nicht erwartet hätte ich, daß sie tatsächlich immer noch besser werden. Von der Story bis zu den erstklassigen Schauspielern (man beachte nur, wieviel der sparsame Gesichtsausdruck des Neonazis jeweils verrät) ist eigentlich alles perfekt und nur meine Vorsicht hindert mich daran, hier die vollen 10 Punkte zu vergeben. | |
Holger Hellmuth sah diesen Film im Metropol 1, Stuttgart | 05.08.2006, 04:09 |
So geil!von Bobshock | Permalink |
Das ist so genial, was Anders Thomas Jensen uns hier vorsetzt. So wunderschön und witzig, dass es kracht. Der Humor ist so schwarz und unverbraucht - ein echter Festival-Burner inklusive amüsanter Kopfsplattereinlage. Mein diesjähriger Lieblingsfilm! | |
Bobshock | 06.08.2006, 23:53 |
Geht Rumballern mit Kirche?von Jochen Werner | Permalink |
Adam (Ulrich Thomsen) ist kein guter Mensch, das zeigt sich bereits in den ersten Sekunden von Anders Thomas Jensens Film »Adams Æbler« (»Adams Äpfel«). Nachdem er aus dem Bus gestiegen ist, der ihn an seinen Bestimmungsort - eine Haltestelle mitten im Nirgendwo des dänischen Flachlands - gebracht hat, zieht er mit unbewegter Miene einen Schlüssel aus der Tasche und verpasst ebendiesem einen langen Kratzer. Natürlich ist Adam kein guter Mensch, denn Adam ist Neonazi, gerade aus dem Gefängnis entlassen und nun zur Resozialisierungsmaßnahme abkommandiert. Viel guten Willen zur Wiedereingliederung in die Gesellschaft zeigt er jedoch nicht, nimmt er doch nach der Ankunft in seiner kleinen Kammer zunächst einmal das Kruzifix von der Wand und ersetzt es durch ein (im Film als eine Art Running Gag fungierendes) Hitlerbild. Die Aufsicht über Adams Dienst führt der bis zum Irrsinn optimistische Landpfarrer Ivan (Mads Mikkelsen), der diesen auffordert, sich selbst das Ziel seiner Resozialisierungszeit zu wählen. »Ich will einen Apfelkuchen backen«, so antwortet Adam mit patzigem Sarkasmus - und so wird dies zu seiner Aufgabe bestimmt. Der Weg zu besagtem Kuchen jedoch ist lang und steinig, und am Wegrand werden so gewichtige Themen wie Gewalt, Mord, Tod, Kindesmissbrauch, Vergewaltigung, Behinderung, Nationalsozialismus und Terrorismus gestreift. Und schlussendlich geht es mit der Frage, ob persönliches Leid als Prüfung Satans oder Zeichen der Verachtung Gottes aufzufassen ist, um nicht weniger als die Theodizee. Heavy stuff - merkwürdig also, dass man die ganze Zeit lacht. Lachen aus Notwehr Oder auch nicht; erwies sich doch Autor und Regisseur Anders Thomas Jensen schon zuvor als Meister der tiefschwarzen, zynischen Komödie. Insbesondere mit den Skripts zu Lasse Spang Olsens Erfolgsfilmen »In kina spiser de hunde« (»In China essen sie Hunde«) und »Gamle mænd i nye biler« (»Old Men in New Cars«), aber auch mit seinen eigenen Regiearbeiten »Blinkende lygter« (»Flickering Lights«) und »De grønne slagtere« (»Dänische Delikatessen«) erwies sich Olsen als Spezialist dafür, immer dann noch einen Schritt weiter zu gehen, wenn der Zuschauer schon alle Tabus gebrochen glaubt. Denn »Adams Äpfel« ist nicht nur eine jener Komödien, bei denen man erst erschrickt und dann lacht. Er gehört zu jenen Filmen, bei denen man erst erschrickt, dann lacht und dann wieder erschrickt, weil man gelacht hat. Kurz gesagt: Einen derart zynischen Bastard von einer Komödie hat es schon seit langem nicht mehr gegeben! Dass das Konzept aufgeht, ist dabei nicht nur der Weiterentwicklung Olsens als Regisseur zu verdanken - fiel »Dänische Delikatessen« in der zweiten Hälfte noch durch einen unnötigen Nebenplot auseinander, so ist »Adams Äpfel« auf den Punkt inszeniert -, sondern auch dem wahrhaft großartigen Cast: Ulrich Thomsens sparsames Mienenspiel ist nuanciert und hochkomisch, und die Nebenrollen sind bis ins Detail perfekt besetzt. Vor allem aber beeindruckt Mads Mikkelsen mit einer beängstigend intensiven Darstellung des schwer traumatisierten Ivan, der bei aller Menschenliebe stets als Zeitbombe voll unterdrückter Affekte pulsiert und dem der Irrsinn förmlich aus den Augen blitzt. Damit erweist sich der kommende James-Bond-Bösewicht (in »Casino Royale«) endgültig als einer der facettenreichsten Charakterdarsteller des Weltkinos. Provokation und Seriosität Erstaunlich facettenreich erweist sich bei näherer Betrachtung auch das Werk Anders Thomas Jensens, das sich keineswegs auf Komödien im provokativ-schwarzhumorigen Stil reduzieren lässt. So verbirgt sich tatsächlich hinter nahezu jedem großen dänischen Film seit 1999 ein Drehbuch Jensens, der sich mit Skripts für Filmemacher wie Søren Kragh-Jacobsen (»Mifunes sidste sang« / »Mifune«), Susanne Bier (»Elsker dig for evigt« / »Open Hearts«) oder Lone Scherfig (»Wilbur Wants to Kill Himself«) auch als Meister des Leichten, Subtilen oder Seriösen entpuppte. Nun, leichte Kost hat er mit »Adams Äpfel« zwar eher nicht abgeliefert, doch die Seriosität seines Werks haben sogar die dänischen Pastoren erkannt, die es mit dem Kulturpreis »Gabriel« ausgezeichnet haben. Dies ist zwar auf den ersten Blick als ein kleines Wunder zu bewerten, mag sich aber durchaus aus dem märchenhaften Ende des Films heraus erschließen, an dem auch Take That endlich ihre im Verlauf von »Adams Äpfel« immer wieder angespielte Coverversion von »How Deep is Your Love?« zu Ende singen dürfen. So lasst uns denn ein Apfelbäumchen pflanzen... | |
Jochen Werner | 08.08.2006, 15:15 |
Veräppeltvon kinokoller | Permalink |
Eine kleine, komische Parabel über Wahrheit, das Leben und seine teuflischen bzw. göttlichen Prüfungen. Dabei schlägt der Film so viele Haken, daß man zeitweise nicht mehr weiß, wer denn jetzt eigentlich gut und wer böse ist. Im Gegensatz zu den 'dämlichen Delikatessen' machen 'Adams Äpfel' richtig Spaß. Eine schräge Ausgangssituation und schräge Typen (mein Favorit ist der Arzt) sorgen für massig Lacher. Man sollte aber bitte nicht allzu viel Logik erwarten - Prügel- und Schießereien sowie Raubüberfälle sind an der Tagesordnung und scheinen niemanden zu interessieren, auch keine Polizei. Wer schwarzen Humor mag, ist aber mit einem Sizplatz im Kino bestens beraten. Ob streng Gläubige 'Adams Äpfel' anschauen sollten? Hmmm, die eine oder andere Grenzüberschreitung könnte manchem übel aufstoßen - aber schlußendlich hat der Film den Kulturpreis der dänischen Priester bekommen ;-) Fazit: Köstlicher Apfel-Kuchen. | |
kinokoller sah diesen Film im Cinedom 9, Köln | 16.09.2008, 20:58 |
Der ewige (Lach)K(r)ampfvon Leimbacher-Mario | Permalink |
Die Dänen, die Dänen, wer würd sie beschämen, wenn dort nicht weiterhin so bitterbös-geniale Filmchen herkämen?! "Adams Äpfel", ein moderner Klassiker & Kult, dabei waren Kritiken erst mau, die Macher brauchten Geduld. Auf Festivals, da deutete sich sein Siegeszug an, zog er jeden mit schwarzem Humor sofort in den Bann. Die Darsteller haben’s faustdick hinter den Ohren, nicht nur Mads verdiente hier erste Sporen. Dänisch trocken, dänisch zum Wegschmeißen komisch, alle Vorschusslorbeeren zu Recht, Reinsehen lohnt sich. Hier trifft Religion auf Parodie & Humor, kein Thema zu düster, gelacht wird von Pädophilie bis zum Tumor. Das muss man erstmal sacken lassen, verstehen & verkraften, Mut & dicke Eier hat der Regisseur, nichts geht zu seinen Lasten. Mittlerweile weit mehr als ein Tipp im Geheimen, wär er nicht grandios & inspirierend, würd ich hier nicht Reimen. Für mich immer wieder ein Genuss, vom Nazi & Schlechtmensch, wie aus einem Guss. Von surreal über leicht banal bis witzig verquer, man hat viele Gedanken, kein Kopf bleibt hier leer. Europäisches Kino, so genial wie seit 15 Jahren selten, die Äpfel Adams, können zu recht als überaus kultig gelten. Voller verrückter Ideen, der Pfad so frisch wie nie, unberechenbar, ähnlich wie die Zahl Pi. Sowas hat die Welt noch nicht geseh’n, davon braucht’s mehr, doch von genialen Leuten gibt’s eben kein Heer. | |
Leimbacher-Mario | 19.08.2016, 13:21 |
Kommentar von landscape : |
Parental Advisory |
So konsequent an einer Story festzuhalten und trotz allem Klamauk nie ins Peinliche abzudriften ist wirklich eine Kunst. |
15.08.2006, 11:13 |
Kommentar von MarxBrother81 : |
Nazis und Pfarrer |
Eine dänische Krimi-Drama-Groteske hat man ja so noch nicht gesehen, und es wurde ja auch mal Zeit, das sich einer mal an was Großes wagt. Und es ist geglückt.... ob da jemand von oben sein Händchen im Spiel hatte?....man weiß es nicht.... Großes anspruchsvoll-derbes Euro-Kino ! |
17.05.2008, 16:00 |
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