Altered States

„Altered States“ ist eine herausragende, oft sehr philosophische Mischung aus Drogentrip, „2001“ und „Die Fliege“. Ein ambitionierter Wissenschaftler forscht in Sachen Bewusstseinserweiterung und in unser aller DNA verwurzelte Stufen der menschlichen Evolution. Dazu reist er u. a. nach Mexiko zu einem Stamm Eingeborener und nimmt exotische Drogen, er legt sich stundenlang vollgepumpt in einen Wassertank und vernachlässigt seine Ehe, ist mit seinen Gedanken immer woanders. Doch als er sich sogar körperlich zu verändern scheint, schwankt er zwischen Durchbruch und Zerstörung an der Grenze zwischen Wissenschaft und ... Jenseits ...?!

Ken Russell war durch seine extrem kirchenkritische Art für mich immer eher in die wissenschaftlichen Ecke einzuordnen. Mit „Altered States“ verbindet er beide Punkte und Felder clever und einnehmend miteinander. Denn wo Wissenschaft bzw. Religion endet, beginnt bekanntlich das andere. Und die Grenzen sind oftmals fließend... „Altered States“ hat einige der besten je auf Zelluloid gebannten „Trips“ und Collagen, hat einen gefesselten und fesselnden William Hurt, hat Russells bekannte Themen im erweiterten und freieren Modus, mit mehr Spielraum für Interpretation und eigene Deutungen. Man zweifelt an Verstand und Sichtweise und Erzähler. An der Realität und der Wahrheit. An Geschichte und den „natürlichen“ Grenzen. An dem was war und dem was möglich sein könnte. „Altered States“ ist locker verkopft, hoch anspruchsvoll und dennoch erstaunlich zugänglich - wenn man es denn will. Denn auch oberflächlich wird einiges geboten zwischen Horror, Drama und Sci-Fi. Ein herausfordernder Höllentrip. In Teilen vielleicht auch frühe, verkannte „Superhelden-Originstory“. Menschelnd und tragisch. Reizend und reizvoll. Grenzenlos gut. Wissenschaftlich nicht haltbar - aber fabelhaft fantasievoll!

Fazit: Ein alternativloser Angriff auf alle Sinne. Wäre „The Devils“ nicht - „Altered States“ wäre wohl Ken Russells Meisterwerk... Trippy und das Gegenteil von shitty.