crazy

Angst

In einer dunklen Ecke der Serienkillerpsychogramme

von Leimbacher-Mario
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Filme indirekt über Mörder und gestörte Persönlichkeiten gibt es etliche, da seien allein die ganzen Slasher genannt. Aber auch Filme mit Killern und Psychopathen als Protagonist, oft aus der Egoperspektive erzählt, sind nicht rar und üben scheinbar eine ungemeine Faszination auf „normale“ Menschen aus. „Henry - Portrait of a Serial Killer“, „Man Bites Dog“, „Maniac“ (beide Versionen) oder auch „The Voices“ seien da genannt. Doch „Angst“, aus dem Jahr 1983 (!) aus dem „ruhigen“ Österreich (!!) hat in dieser verstörenden, psychologisch wie physisch oft extrem eindringlichen Richtung, noch immer eine absolute Ausnahmestellung. Der einzige Film des sichtbar hochbegabten Regisseurs, persönlich und involvierend und gleichzeitig abstoßend wie kaum einer seiner „Kollegen“, ein fieses, packendes Brett von einem Charakterporträt. Und sogar noch basierend auf einem realen Fall. Holy Hell. Das wirkt nach!

Wir werden einem zutiefst gestörten, von Tod und Schmerzen enorm angezogenen Mörder, der aus dem Gefängnis entlassen wird, vorgestellt. Doch der uns begleitende innere Monolog dieses Mannes zeigt eindrucksvoll, dass er dort alles andere als resozialisiert wurde, sondern sich auf direktem Weg zu neuen Opfern macht. Ohne Gewissensbisse, ohne persönliche Verbindungen, ohne großartige Auswahlkriterien. Und ohne, dass er seine Taten als böse oder widerwärtig ansieht, sondern eher „in seiner Natur liegend“... „Angst“ wirkt in seinem Aufbau höllisch subjektiv und direkt, in seiner Art inklusive Steckbriefen und Newsflashs erstaunlich „up to date“, in seiner Kameraarbeit sehr ausgefeilt und wird getragen von einem beängstigend guten Hauptdarsteller. Zudem scheut er sich nicht vor heftigen Gewaltausbrüchen, was in Kombi mit den eh schon verstörenden psychologischen Einblicken zu einem richtig lange nachwirkenden Monster anwächst. Außerdem sogar zu einem Exkurs über die Todesstrafe und unser Gerichtssystem einlädt. „Angst“ ist nach wie vor ein Brocken, der nicht leicht zu schlucken ist, der aber kaum höher einzuschätzen und zu bewerten ist. Ein schattiges, loderndes Seelenbild, unangenehm und sprachlos machend. Und in seinem Kern doch irgendwie menschlich, wenn auch nicht nachvollziehbar - was das Ding noch ein gutes Stück fieser werden lässt...

Fazit: Wow, wow, wow... „Angst“ wird seinem Namen gerecht, ist nicht schwächer als weitaus berühmtere Mörderfilme, wirkt kein Stück angestaubt und es ist super schade, dass der Regisseur daraufhin keine weiteren Werke abgeliefert hat. Ein österreichischer Magentreffer ohne Erbarmen und Schnörkel. Harter Tobak.
Leimbacher-Mario

04.10.2019, 16:41




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