Gelegentlich, sehr gelegentlich, kommt es vor, dass man Filme sieht, die einen erst einmal sprachlos machen, ratlos, ehrfürchtig. Weil sie sich jeder Kategorisierung entziehen, weil sie ausgetretene Pfade gar nicht erst berühren, weil sie die Grenzen des filmisch Machbaren ausloten und überschreiten, weil sie das Medium benutzen, um mit Bildern etwas zu schaffen, was man so noch nicht gesehen hat.
LA ANTENA (THE AERIAL) ist einer dieser raren Filme, die zweite Regiearbeit des Argentiniers Esteban Sapir, der mit seinem Erstling PICADO FINO vor elf Jahren auf sich aufmerksam machte und sich nun, beeindruckend gereift, als wahrer Meister erweist: In gewisser Weise lässt Sapir den Zuschauer die Kunstform Film neu entdecken, mit ganz unschuldigen Augen sehen. Die in Schwarz-weiß gedrehte und fast komplett ohne Worte auskommende Utopie ist natürlich auch eine Hommage an die Ära des Stummfilms im Allgemeinen und den deutschen Expressionismus im Besonderen. Sie schärft unser Bewusstsein dafür, wie sehr Filme an visueller Kraft verloren haben, seit wir daran gewöhnt sind, wichtige Informationen zum großen Teil durch Dialoge oder gar Off-Kommentare vermittelt zu bekommen. In diesem Sinn ist LA ANTENA eine Offenbarung, die sich am offensichtlichsten auf Langs METROPOLIS und Méliès LE VOYAGE DANS LA LUNE beruft - aber auch von Murnau und Eisenstein inspiriert ist, ohne auch nur eine Sekunde altbacken oder rückwärtsgewandt zu wirken. Im Gegenteil: Es ist ein höchst moderner Film im Märchengewand, dessen Verzicht auf verbale Kommunikation keine stilistische Macke ist, sondern unmittelbar vom Thema des Films bedingt wird.
Denn Sprachlosigkeit steht im Zentrum dieser aufregenden Versuchsanordnung, der es gelingt mit großartigen Bildern viel über eine traurige Welt zu erzählen, die sich durch Konsum und Manipulation in einen Dämmerzustand hat versetzen lassen. Es regiert der allmächtige Mr. TV, der dem Volk seine Stimme geraubt hat und die Bürger mit Fernsehbildern betäubt. Um die totalitäre Kontrolle mit Hilfe von Massenhypnose zu sichern und die Menschheit auf ewig zum Schweigen zu bringen, entführt er das letzte Wesen, das noch eine Stimme hat: eine bildschöne Sängerin. Doch ein Fernsehmechaniker wird Zeuge und flieht mit seiner Familie in einen alten Sendeturm in den Bergen, um Mr. TV Einhalt zu gebieten.
LA ANTENA ist ein Füllhorn origineller Ideen und großartigen Set-Designs: Zu Beginn des Films erwächst aus einem Buch eine Stadt aus Papier, Kommunikation findet mit Hilfe von Sprechblasen statt, die wiederum unmittelbar von den Figuren im Bild manipulierbar sind. All das wird präsentiert mit hohem Tempo und Tableaus, in denen man sich wälzen will. Wenn die Zukunft des Kinos so aussähe, müsste man sich keine Sorgen machen.
LA ANTENA (THE AERIAL) ist einer dieser raren Filme, die zweite Regiearbeit des Argentiniers Esteban Sapir, der mit seinem Erstling PICADO FINO vor elf Jahren auf sich aufmerksam machte und sich nun, beeindruckend gereift, als wahrer Meister erweist: In gewisser Weise lässt Sapir den Zuschauer die Kunstform Film neu entdecken, mit ganz unschuldigen Augen sehen. Die in Schwarz-weiß gedrehte und fast komplett ohne Worte auskommende Utopie ist natürlich auch eine Hommage an die Ära des Stummfilms im Allgemeinen und den deutschen Expressionismus im Besonderen. Sie schärft unser Bewusstsein dafür, wie sehr Filme an visueller Kraft verloren haben, seit wir daran gewöhnt sind, wichtige Informationen zum großen Teil durch Dialoge oder gar Off-Kommentare vermittelt zu bekommen. In diesem Sinn ist LA ANTENA eine Offenbarung, die sich am offensichtlichsten auf Langs METROPOLIS und Méliès LE VOYAGE DANS LA LUNE beruft - aber auch von Murnau und Eisenstein inspiriert ist, ohne auch nur eine Sekunde altbacken oder rückwärtsgewandt zu wirken. Im Gegenteil: Es ist ein höchst moderner Film im Märchengewand, dessen Verzicht auf verbale Kommunikation keine stilistische Macke ist, sondern unmittelbar vom Thema des Films bedingt wird.
Denn Sprachlosigkeit steht im Zentrum dieser aufregenden Versuchsanordnung, der es gelingt mit großartigen Bildern viel über eine traurige Welt zu erzählen, die sich durch Konsum und Manipulation in einen Dämmerzustand hat versetzen lassen. Es regiert der allmächtige Mr. TV, der dem Volk seine Stimme geraubt hat und die Bürger mit Fernsehbildern betäubt. Um die totalitäre Kontrolle mit Hilfe von Massenhypnose zu sichern und die Menschheit auf ewig zum Schweigen zu bringen, entführt er das letzte Wesen, das noch eine Stimme hat: eine bildschöne Sängerin. Doch ein Fernsehmechaniker wird Zeuge und flieht mit seiner Familie in einen alten Sendeturm in den Bergen, um Mr. TV Einhalt zu gebieten.
LA ANTENA ist ein Füllhorn origineller Ideen und großartigen Set-Designs: Zu Beginn des Films erwächst aus einem Buch eine Stadt aus Papier, Kommunikation findet mit Hilfe von Sprechblasen statt, die wiederum unmittelbar von den Figuren im Bild manipulierbar sind. All das wird präsentiert mit hohem Tempo und Tableaus, in denen man sich wälzen will. Wenn die Zukunft des Kinos so aussähe, müsste man sich keine Sorgen machen.
An impressive example of the vitality and the formal potential of silent cinema, the long-awaited second feature by Esteban Sapir is also welcome proof of the continuing attraction it has for contemporary film makers. Inspired by the cinema of Murnau and Lang, of Eisenstein and Vertov, La antena is nevertheless a very modern film. Not only in the theme - monopolisation, consumerism, cultural dulling - is there talk of an update, also the form, the editing and the techniques used reveal that La antena is a film of our own time.
Rotterdam Film Festival