crazy

The Awakening

Geistvolle Geistergeschichte

von D.S.
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Es heißt, Aberglaube wird sich dort ausbreiten, wo die Menschen von realen Geschehnissen überfordert sind und sie nicht bewältigen können. Der Erste Weltkrieg und die folgende Spanische-Grippe-Pandemie kosteten Großbritannien über eine Million Menschenleben, eine ganze Generation junger Männer wurde ausgelöscht - und von den meisten Kriegsopfern konnten sich die betroffenen Familien nicht einmal verabschieden, da ihre Leichen auf dem Festland verblieben.

Eine Situation, in der immer Menschen sich der Annahme öffneten, die Seelen Verstorbener seien als Geister in einer Zwischenwelt unterwegs - und nicht wenige Scharlatane versuchten, daraus Kapital zu schlagen, indem sie kostenpflichtige Kontaktaufnahmen anboten.
London, 1921: Auftritt der erfolgreichen Autorin Florence Cathcart (hervorragend gespielt von Rebecca Hall als - zunächst - starke, smarte Frau), die energisch dafür sorgen will, den Gespensterglauben als Humbug zu entlarven und die Geschäftemacherei mit dem Irrationalen, Verängstigenden zu unterbinden.

Als sie jedoch auf Bitte des Lehrers Robert Mallory (Dominic West) ein entlegenes Internat in Nordengland besucht, das angeblich vom Geist eines vor Jahren verstorbenen Jungen heimgesucht wird, der die Schüler in Angst und Schrecken versetzt, erlebt sie Dinge, die ihren Skeptizismus auf eine schwere Probe stellen...

Verlust, Trauer, Zukunftsangst: THE AWAKENING webt äußerst gekonnt eine Atmosphäre, in der das Reale und das Jenseitige tatsächlich nur durch eine papierne Wand voneinander getrennt scheinen. Große Bilder, großer Score, ein großes Haus mit verlassenen Fluren und Hallen: Wohliges Schaudern stellt sich fast wie von selbst ein, auch abseits der wenigen Schockmomente. Zwar stehen die Kinder und ihr Erleben hier nicht so im Mittelpunkt wie bei THE DEVIL’S BACKBONE, Ausstrahlung und Wirkung auf den Zuschauer sind aber ähnlich.

Natürlich muss man bereit sein, sich auf diese Atmosphäre und das entsprechend gemäßigte Tempo des Films einzulassen, wenn man ihn genießen will. Dann wird man aber nicht nur mit den erwähnt dichten Eindrücken, interessanten Charakteren mit Tiefgang und durch die Bank überzeugenden Darstellerleistungen belohnt - sondern auch mit einer Story, die durchaus etwas ambitionierter ist als bei vergleichbaren Werken.

Ob unglaublich clever oder unglaublich unglaubwürdig, muss am Ende jeder für sich selbst entscheiden. Der bislang ausschließlich als TV-/Serien-Filmer in Erscheinung getretene Regisseur und Drehbuchautor Nick Murphy schafft es in seinem Kinodebüt jedenfalls zweifellos, seine Ideen außerordentlich wirksam in Szene zu setzen.
Wenn man in der richtigen, herbstlichen, „blassen" Stimmung ist: eine klare Empfehlung und gute 7 Punkte.
D.S.

16.08.2012, 13:12


Florence Cathcart, Ghost Detective

von Herr_Kees
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Sehr stimmungsvoller Geisterthriller mit einigen Spannungs- und Gänsehautmomenten, von Rebecca Hall (zumindest anfangs) hübsch tough gespielt, das Ende lässt allerdings einige Logikfragen offen.
Herr_Kees
sah diesen Film im Metropol 2, Stuttgart

06.09.2012, 00:16


Creepy Braveheart

von lexx
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Anspruchsvolles, langsam erzähltes, in wunderbarer schottisch-trister Optik eingerahmtes Geisterdrama, wobei der Drama-Bestandteil mit der Laufzeit des Filmes stetig ansteigt. Keineswegs als easy-listening zu bezeichnen, sondern durchaus ein schwerer Brocken, an dem sich Fans von Geister-Geschichten in der passenden herbstlichen Stimmungslage versuchen dürfen.
lexx
sah diesen Film im Metropolis 8, Frankfurt

07.09.2012, 10:27


Eiskalte Schauer

von Alexander
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Lag es an der für die in Frankfurt herrschenden, moderaten Temperaturen viel zu hoch aufgedrehten Klimaanlage im Metro 9 oder an den ultrablassen und jeder Farbe beraubten, tristen, kühlen Bildern, dass ich während der gesamten Vorstellung gezittert habe wie Espenlaub? Tatsache ist, daß "The Awakening" dem Genre 'Geisterfilm' endlich mal wieder frisches Leben einhaucht (haha, wie sinnig..), mich bei aller Atmosphäre und großartigem Cast allerdings nicht wirklich zu erschrecken, sondern eher zu faszinieren vermochte. Die wenigen Schreckmomente zündeten nicht so wirklich, vielmehr vermochten die herbstliche Schlotteratmo und der Plot mich in ihren Bann zu ziehen. Insgesamt mehr ein stiller, ruhiger, fast spartanisch konstruierter Film, so Richtung "In A Dark Place" (2006), was aber nicht als Kritik zu verstehen sein soll.
Alexander
sah diesen Film im Metropolis 9, Frankfurt

07.09.2012, 13:15


Internatsgeist die 342.

von Leimbacher-Mario
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Geistergeschichten - so alt wie die Menschheit & doch irgendwie nie alt werdend, wie ihre Spukerscheinungen einfach nicht totzukriegen. Gut so für uns Gruselheads, auch wenn gerade in den letzten Jahren der Markt doch arg überschwemmt wurde von Geistern, Spukschlössern, Parallelwelten & Dämonen. Definitiv der Mainstream-Trend, der Ende der 00er-Jahre den Torture-Porn abgelöst hat & der nun selbst wieder auf frischen Wind & Staffelstabübergabe wartet. Ich persönlich werte Del Toros Augenweide "Crimson Peak" als so etwas wie den Schwanengesang dieses Trends. "The Awakening", mit der immerschönen Rebecca Hall, hat schon 2011 so etwas wie ein paar Grundsteine gelegt & die kurz nach dem 1. Weltkrieg spielende Geschichte über eine Geistererscheinung eines kleinen Jungen, der in einem Internat sein Unwesen treibt, erinnert zudem noch an Del Toros frühes Meisterwerk "The Devil’s Backbone". Und dieser wiederum zog ja eh schon vor ein paar viel älteren Klassikern das Geistertoupet...

Auch, wenn es sich um eine britische Produktion handelt & ein Hauch von "The Innocents" aufkommt, erinnert der recht altmodische Grusler vor allem an jüngere Werke aus der spanischen Vergangenheit, von "The Others" bis "Das Waisenhaus". Wer also Horror dieser subtileren Art, vielleicht mit dem einen oder anderen gruseligen Kind, mag, wird den Blick auf "The Awakening" sicher nicht bereuen. Alles nicht innovativ oder neu, nichts noch nie Dagewesenes, sogar das Ende ist nicht ganz so clever, wie es sich nimmt & wird zudem noch übererklärt mit etlichen unnötigen Rückblenden - und trotzdem bleibt im Endeffekt ein Fazit im grünen Bereich. Man möchte das Rätsel lösen, engagierten & reifen Darstellern schaut man gerne zu & die Grundspannung samt gotischer Atmosphäre ist jederzeit greifbar. Auch der Look ist gekonnt & manchmal sogar künstlerisch wertvoll, ein hübscher, kleiner Film. Ghoststory as usual ist man geneigt zu sagen, wie auch ich, frech in der Überschrift, jedoch, bei den dutzenden Mangelexemplaren auf dem Markt, ein eher positives Beispiel. Ein offenes, zweideutiges Ende ist schön & regt zur eigenen Interpretation an, ist insgesamt aber, wie gesagt, auch kein Wachrüttler mit Wow-Effekt mehr - sicher ist auch diese Twist-Abgebrühtheit der enormen Quantität an Finalwendungen, von "The Sixth Sense" bis "Backtrack", zu verdanken. Schmälert den feinen, gänsehauttreibenden Spuk aber nicht, sollte es zumindest nicht.

Fazit: Schöner Grusel mit Retro-Touch, der erfreulich an Klassiker des Genres erinnert & mehr als solide Darsteller bietet. Richtig Neues ist aber auch nach dem etwas überambitionierten Ende nicht zu entdecken, eher gut aufgewärmt & schnell wieder vergessen.
Leimbacher-Mario

13.04.2016, 14:07




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