A not so quiet placevon Herr_Kees | Permalink |
Kurz zur Handlung: Azrael (Samara Weaving) wird durch den Wald gejagt. Das war's. Man nehme die Versatzstücke zweier von Neil Marshalls früheren, besseren Werken, THE DESCENT und CENTURION, klatsche sie aneinander, füge ein beliebiges Endzeitszenario hinzu, drehe das alles billig in den Wäldern Estlands und lasse dabei Nebensächlichkeiten wie Plot, Charaktere und ordentliches Worldbuilding außen vor. Zack, fertig: AZRAEL. Natürlich kann ein solcher Film auch ohne die genannten Elemente funktionieren. Aber AZRAEL hat leider so gar keine sonstigen Qualitäten zu bieten. Die Figuren verhalten sich alle so dämlich, dass man sich wundert, wie sie die Endzeit bis hierhin überlebt haben. Selbst die Waldwesen straucheln bei der Menschenhatz übers Wurzelwerk. Aber auch unsere Protagonistin stolpert mit weit aufgerissenen Augen von einer Falle in die nächste – man hat etwas Mitleid mit Samara Weaving angesichts dieser undankbaren Rolle. Darüber hinaus scheint der Film Angst vor seiner selbst auferlegten Stummheit zu haben: Zwar wird so gut wie nicht gesprochen, doch die Tonspur ist nonstop erfüllt von rauschendem Wind, klingenden Gefäßen, Stöhnen, Hecheln, Pfeifen, Grunzen und einem trommelnden Soundtrack, wobei sämtliche potenzielle Spannung flöten geht. A QUIET PLACE this is not. | |
Herr_Kees sah diesen Film im EM, Stuttgart | 14.09.2024, 01:12 |
Thank you for watching this filmvon D.S. | Permalink |
Wir sollten alle viel höflicher zueinander sein. Dann würde die Welt vielleicht weniger vor die Hunde gehen und nicht alsbald in einer Apokalypse wie der „Rapture“ enden, deren Folgen wir im tatsächlich ersten Feature-Film von E.L. Katz seit dem 2013er-Knaller CHEAP THRILLS erleben dürfen. AZRAEL schreitet mit gutem Beispiel voran und dankt den Zuschauern zum Schluss des Abspanns für die Sichtung – gern geschehen! Ich habe sie nicht bereut. Ich hätte sie aber definitiv noch etwas mehr genossen, hätte ich mehr von dem auch tatsächlich sehen können, das auf der Leinwand geschieht. Leider jedoch ist der Film über weite Strecken viel zu dunkel, das Geschehen zu schlecht ausgeleuchtet und daher oftmals im Detail kaum klar auszumachen. Was schade ist, da uns zahlreiche reichlich harte Gewaltszenen dargeboten werden, die man so nur eingeschränkt auskosten kann. Was besonders schade ist, da diese eigentlich der einzige Sinn und Zweck der gesamten Veranstaltung sind, wenn man mal vom finsteren Finale absieht: Weder erfahren wir Nennenswertes über die Ausgangssituation, vor der sich die Handlung entwickelt, noch über die konkreten Rahmenbedingungen, die sich aus ihr ergeben. Das Wenige, das hier abseits von ausufernden Jagd-, Kampf- und Killsequenzen eine Rolle spielt, müssen wir uns großteils selbst zusammenreimen: Nach dem Untergang der menschlichen Zivilisation, der Massen an verbrannt aussehenden zombieartigen Wesen hinterlassen hat, hat sich unter den Überlebenden augenscheinlich irgendwann ein religiöser Kult breitgemacht, der Sprechen als Sünde betrachtet – und seinen Anhängern sicherheitshalber gleich die Stimmbänder rausschneidet. Ob es wirklich nur ums Sprechen oder nicht vielmehr gleich um die gesamte buchstabenbasierte Kommunikation geht, bleibt unklar. Allerdings ist im Film auch niemand zu sehen, der liest oder schreibt. Also geht der Kult wohl aufs Ganze. Wobei, lange nicht jeder Mensch gehört ihm an. Ob die „Ungläubigen“ als Sünder verfolgt oder eher im Zeugen-Jehovas-Stil an der Haustür belästigt werden? Wer weiß das schon. Was wir hingegen wissen: Einmal Kultist, immer Kultist. Als die junge Azrael (Samara Weaving) mit ihrem Lover die Sekte verlassen will, wird sie gnadenlos verfolgt. Halt, natürlich kann es auch sein, dass sie fliehen wollte, weil sie geopfert werden sollte. Oder, dass sie zwar grundsätzlich Kultistin ist, aber einer anderen Sektenniederlassung angehört und den hier tätigen Endzeit-Aposteln nur zufällig vor die Flinte gelaufen ist – und von ihnen als perfekte Sakramentgabe auserkoren wurde. Und was ihre Opferung im Zweifelsfall genau bewirken soll? Wie angedeutet: AZRAEL lässt uns eine Menge Freiraum, den Film in unserem Kopf so zu gestalten, wie wir ihn am liebsten mögen. Immerhin wird zum Ende hin mehr oder minder klar gezeigt, welche Zukunftspläne der Kult hegt. Wenn auch nicht, warum genau. Das klingt nun alles einigermaßen despektierlich und ja, ein wenig mehr Kontext würde dem Publikum sicher helfen und dem Film nicht schaden. Ein paar wenige Texteinblendungen gibt es ja, doch auch diese lassen fast alles offen. Am Ende des Tages spielt das aber dann auch nicht die allergrößte Rolle. Denn dies ist kein storygetriebener Film, er hat keine weiterführende Aussage, will uns durch nichts für sich begeistern als durch das reine auf der Leinwand vorgeführte Geschehen. Dieses stellt sich so adrenalin- wie bluthaltig dar. Und manchmal reicht genau das ja auch einfach. AZRAEL ist nichts anderes, will nichts anderes sein als ein richtig klassischer, ernsthafter Endzeit-Horrorfilm, der sich irgendwie nach den 90er-Jahren anfühlt und neben Frau Weaving sowie ein paar saftigen Kills auch durch eine dichte Atmosphäre punktet. Sowie durch ein infernalisches Finale. Das genau dorthin geht, wohin ein solcher Film gehen muss. Davon würde ich durchaus manchmal gerne mehr sehen. In jeder Hinsicht. Knappe 7 Punkte für den visuell dummerweise etwas eingeschränkten Todesengel und sein reinigendes Blutbad. | |
D.S. sah diesen Film im Harmonie, Frankfurt | 23.09.2024, 04:49 |
Nimmst du die Zunge, bist' am End der Dummevon Leimbacher-Mario | Permalink |
Über Stock und Stein, da läuft die Weaving fein. Ohne was zu sagen, kommen trotzdem keine Fragen. Endzeit stumm und still, ich nicht gerade vor Begeisterung quill'. Etwas „Last of Us 2“, etwas „The Descent“, Redundanz spricht diese Hatz fließend. Das letzte Bild so plump, der Rest auch eher düster gefilmt in Nähe des Grund. Nicht falsch versteh'n, an 'nem leeren Freitagabend kann das geh'n. Etwas Splatter hier, etwas Spannung dort, doch ganz ehrlich geht mehr ab in manch einem Kinderhort Da fehlt dann wohl doch das Wort, zu schnell sind Gedanken fort. Immerhin zwei coole Songs direkt nacheinander im Mittelteil, da kam dann kurz der Gedanke „Geil!“. Und Kontext und dumme Erklärungen fallen so natürlich flach, doch auch Interesse und Mitgefühl liegen schneller als gedacht brach. Daher ist „Azrael“ flott sicher bald einsteigerfreundlicher Horror im Streaming, jedoch ohne jegliches Genrekenner-Feeling. Fazit: And the Girl keeps running running and running running and running running. Nur für Samara Weaving-Fans gut. Für den Rest etwas öde, redundant und leer. | |
Leimbacher-Mario sah diesen Film im Residenz, Köln | 23.09.2024, 12:13 |
Angel of Deathvon Alexander | Permalink |
Was beginnt wie ein weiterer „low budget“ Endzeitthriller auf Sparflamme, entwickelt sich im Laufe seiner Handlung zu einem handfesten und mit einigen Härten ausgestattetem Okkult-Thriller, der mit seinen plakativ zur Schau gestellten Kreuzen und anderer kirchlichen Symbolik, innerhalb sonst eher blasphemisch anmutenden Szenen, zumindest im puritanischen und bibelfesten Midwest der USA mal wieder für einigen Ärger sorgen könnte. Denn als AZRAEL bezeichnen zahlreichen religiöse Schriften den Engel des Todes, dessen Rolle unterschiedlich interpretiert wird. Mal tritt er als Gesandter Gottes auf, mal als Todesbringer. Aber auch als Bote einer katholischen Gilde von Extremisten wird dieser in den alten Schriften erwähnt, was im Kontext der sektiererisch agierenden Endzeit-Gesellschaft doch sehr passend ist. So gut wie nichts wird in diesem Film erklärt, wobei für das Verständnis der Handlung auch die größtenteils verstummten Akteure nicht gerade dienlich sind. Das kann auf der einen Seite frustrierend sein, schafft auf der anderen Seite aber auch sehr viel Raum für eigene Spekulationen und Interpretation des Gezeigten. Die eigentlich sehr simple, wenn auch äußerst spannende Handlung, bekommt dadurch mehr Tiefe, und der Zuschauer kann sich anhand von vielen kleinen Puzzleteilen, wie oftmals nur kurz eingestreute Bilder auf bemalten Kirchenwänden und anderen „versteckten“ Hinweisen, seinen eigenen Reim darauf machen, was auf unserer Welt wohl schiefgelaufen sein mag, um diese Dystopie entstehen zu lassen. Stellenweise verschlägt es einem dann auch als Zuschauer die Sprache, wenn der Film in wirklich extremen Splatterszenen ertrinkt und die Kamera dabei immer schön draufhält. Und nicht nur wegen seines abgrundtief bösen Überbaus und der nahezu hoffnungslosen, schonungslos erzählten Geschichte, vermochte mich „Azrael“ zu beeindrucken. Gipfelt am Ende alles in der Reinkarnation des Teufels? Wer weiß. „Seas of blood, bury life Smell your death as it burns deep inside of you Abacinate, eyes that bleed Praying for the end of your wide awake nightmare Wings of pain reach out for you His face of death staring down, your blood's running cold Injecting cells, dying eyes Feeding on the screams of the mutant he's creating Pathetic harmless victims left to die Rancid Angel of Death flying free“ „Angel of Death“, Slayer, 1986. | |
Alexander | 26.09.2024, 10:08 |
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