Der charmante AntiBlockbustervon Edwinita | Permalink |
Bei diesem Film erwartet einen kein brachialer, actiongeladener Blockbuster. Vielmehr nimmt sich der Film die Zeit, seine Charaktere und das Drama einzuführen: eine Mutter, die ein Trauma nicht überwunden hat, ihr Sohn, ein Sonderling, der gehörig nervt und mit dem niemand etwas zu tun haben will. Doch bald passieren Dinge, die sich niemand erklären kann und der armen Mutter den Schlaf rauben (gut gespielt von Essie Davis), was eine neue Spirale an häßlichen Problemen nach sich zieht. Der Babadook ist ein echter pain in the ass. Das alles wird verpackt in ein charmantes Setting und eine Stimmung, die an den Horrorfilm der Stummfilmzeit erinnert. Das Ende ist ungewöhnlich, und keinem Wischiwaschi-Zeitgeist geschuldet. Wer sich in der Theorie von Poltergeistphänomenen auskennt, wird es verstehen und als echte Traumabewältigung werten. | |
Edwinita sah diesen Film im Cinestar, Berlin | 31.08.2014, 10:23 |
Horror-Drama at its best!von lexx | Permalink |
Wahnsinn, der Oscar für die beste Schauspielerleistung auf dem FFF 2014 sollte nach diesem grandiosen Beitrag von Essie Davis bereits vergeben sein. Chronischer Schlafentzug kann auch den stärksten Menschen zum Verzweifeln bringen, und nie zuvor habe ich das derart intensiv auf der Leinwand erfahren. Das zeugt auch schon vom Grundthema dieses Kleinods, der Hauptdarsteller ist mitnichten Babadook, sondern Essie Davis als Mutter und ihr Sohn. Mit der Erwartungshaltung eines netten Haunted-House-Gruslers ins Kino gegangen, war mir bereits nach den ersten Minuten klar, dass dieser Film sich übelst ernst nimmt. Nämlich genau in dem Moment, als der Titel "The Babadook" kurz über die Leinwand flimmerte, ohne große audiovisuelle Darbietung, sondern kühl, sachlich, still und ernst. Genau so sollte der Film dann weiter verlaufen. Der Kern behandelt das Verhältnis zwischen der alleinerziehenden, deutlich überforderten Mutter und ihrem hyperaktiven Sohn. Alleine diese Konstellation reicht aus, um Essie Davis an den Rand der Verzweiflung und darüber hinaus zu bringen. Als Zuschauer leidet man immens mit ihr und freut sich über jede Minute, die sie mit Ruhe und etwas Schlaf verbringen kann. Das alleine ist im Ganzen bereits derart bedrückend und emotional belastend, dass man fast vergisst, in welchem Film man eigentlich sitzt. Und wenn man glaubt, es geht nicht mehr schlimmer und dass diese Frau bereits mehr als genug Leid erleiden musste, hat er seinen großen Auftritt - Babadook. Ohne jedes Mitleid eskaliert er eine Situation, die kaum noch größer eskaliert werden kann. Kurzum, The Babadook ist ein ungemein fieses, psychologisch intensives Sozialdrama mit Horror-Elementen, das sich niemand entgehen lassen sollte. | |
lexx sah diesen Film im Cinestar, Frankfurt | 02.09.2014, 01:19 |
Wer hat Angst vorm schwarzen Mann ?von Alexander | Permalink |
Ich kann der review von lexx, die es schon ziemlich genau auf den Punkt bringt, nur zustimmen. The Babadook war für mich der bislang nachhaltig beeindruckendste Film auf dem diesjähigen FFF. Vor der schauspielerischen Leistung der Hauptdarstellerin kann man sich nur in Ehrfurcht verbeugen. Die ganz allmähliche Metamorphose einer ruhigen, zerbrechlich wirkenden, innerlich einsamen, alleinerziehenden Mutter hin zu einem psychotischen, neurotischen Wrack war wirklich ein Erlebnis, das den Terminus „ganz großes Kino“ mehr als verdient hat. Meine zweite Verneigung gilt der Regisseurin. Seit dem französischen Grusler „Ils“ vor etwa 10 Jahren hatte ich bei keinem Film mehr solche entsetzliche Angst, und das will schon was heissen. Wie hier mit Licht und Schatten gespielt wird hat etwas genial Meisterhaftes, das ich in dieser Form noch nicht gesehen habe. Bei einigen Szenen, insbesondere dem Auftritt von Mister Babadook, liefen mir wirklich eiskalte Schauer auf einer Gänsehaut vom Scheitel bis zur Sohle hinunter. The Babadook ist ein verstörendes Meisterwerk, das einem nicht etwa mit brachialer Gewalt einen im Dunklen verborgenen Boogeyman um die Ohren hauen will, sondern Angst und Terror in winzigen Schritten bis zur schieren Unerträglichkeit steigert. Die Atmosphäre ist durchgehend unheimlich, wozu auch die in fast monochrome Bilder getauchten Szenen und die in merkwürdig graue Gewänder gesteckten Nebendarsteller beitragen. Hier stimmt wirklich jedes Detail. Zwar führten einige wenige Szenen des in seinem Verhalten leicht überzeichneten Kindes bei dem einen oder anderen Zuschauer im Saal zum Schmunzeln, das Lachen blieb aber zumindest mir sofort darauf wieder in der Kehle stecken, denn das Gezeigte ist nicht im Geringsten witzig, sondern tragisch und fies und wahrscheinlich kann auch nur eine Frau eine Mutter-Sohn Beziehung in dieser Intensität auf die Leinwand werfen. Über einige Aspekte dieser Filmperle werden wir sicherlich noch so manche Debatte führen, denn die Antworten auf einige Fragen bleiben vage und im Dunkeln und so manche Szene dürfte vielschichtig interpretierbar sein. Es bleibt eigentlich nur noch zu hoffen, dass „The Babadook“ den diesjährigen Preis in der Kategorie „Fresh Blood“ abräumt. Verdient hätte er es ganz bestimmt. Danke für diesen Film! | |
Alexander sah diesen Film im Cinestar, Frankfurt | 02.09.2014, 09:26 |
See what is underneathvon D.S. | Permalink |
Erst unglaublich anstrengend, dann unglaublich creepy, zusammengenommen unglaublich vielschichtig und intelligent: THE BABADOOK hat wesentlich mehr zu bieten, als man zunächst vielleicht glauben würde. Als wir Amelia und ihren sechs Jahre alten Sohn Sam kennenlernen, steht ganz schnell ein Wunsch unübersehbar im Raum: Der Babadook, der Boogeyman oder meinetwegen auch der Weiße Hai möge schleunigst vorbeikommen und uns dieses unerträgliche Balg vom Leib schaffen. Blutig und brutal, bitte! Denn Sam raubt garantiert jedem den letzten Nerv. Ist aufmerksamkeitssüchtig, egozentrisch, quengelt, schreit, ist vogelwild. Wie der Zuschauer, wie Sams Klassen- und Spielkameraden, wie deren Eltern, so ist auch Amelia heillos überfordert von dem kleinen Adrenalinüberflieger. Sie versucht, sich nichts anmerken zu lassen; eine gute, liebevolle, fürsorgliche Mutter zu sein – aber sie kann einfach nicht mehr, das ist offensichtlich. In diesem Zustand ist sie leichte Beute für den Babadook. Der nicht etwa mit einem lauten Knall als klar definierte Bedrohung in ihr Leben platzt. Sondern sich leise, langsam, fast unmerklich Denken und Fühlen verfinsternd manifestiert. Mit Konsequenzen, die allerdings an Radikalität nichts zu wünschen übrig lassen... An seiner Oberfläche ist THE BABADOOK ein typischer Vertreter des Poltergeist-/Paranormale-Entitäten-Genres – und bedient dessen Muster und Klischees routiniert. Seien es die Unheilsboten (hier in Form eines sensationell verstörend illustrierten Kinderbuches, das ich übrigens bitte unbedingt in die Finger kriegen muss!), die unerklärlichen Geräusche in der Nacht, die düsteren Schatten im Haus, die sich von selbst bewegenden Gegenstände; sei es das fehlende Verständnis der Außenwelt, die wachsende Panik, die absolute Hilflosigkeit gegenüber dem Grauen, das Nacht für Nacht realer wird. Die Wirksamkeit eines Films mit diesen Prämissen und Devices steht und fällt mit dem Geist-Wesen selbst: Es muss so bedrohlich sein, dass es nicht nur zu ein paar Jump-Scares taugt, sondern allein durch seine nicht einmal genau festzumachende Präsenz für handfeste Angstattacken sorgt. Und verdammt, ist der Babadook bedrohlich. Auf den ersten, verhuschten Blick mag er vielleicht „nur" wie eine sinistere Kreuzung aus Johnny Depps Willy Wonka und Freddy Krueger wirken. Aber hast du ihn einmal gesehen, wirst du ihn nicht mehr los. Er ist der lebendig gewordene Nachtschatten, er ist die schiere Schwärze, die sich über dein Dasein legt, er ist in jeder Fuge und Ritze deines Hauses, deiner Haut, deiner Seele. THE BABADOOK ist ein hervorragend gemachter Vertreter seines Genres, der wohl bei jedem Zuschauer mit auch nur der geringsten Empfänglichkeit für solche Stoffe – oder auch bei jedem, der sich nur einmal nachts in der dunklen Wohnung über irgendetwas erschreckt hat – für ausgeprägte Gänsehaut sorgen dürfte. Gleichzeitig ist er aber noch viel mehr als das: Sein unübersehbarer, wenn auch auf unterschiedliche Weise interpretierbarer Subtext macht ihn zudem zu einer Parabel auf unseren üblichen Umgang mit universellen menschlichen Ängsten, unsere Strategien zur Bewältigung von Traumata und Konflikten, welche die wahren Probleme nicht selten nur noch verschärfen. Zudem funktioniert er natürlich auch als überspitzte, schmerzhaft intensive Betrachtung der Herausforderungen des Großziehens von Kindern, gerade als alleinerziehendes Elternteil. Gleich auf mehreren, ausnehmend intelligent miteinander verknüpften Ebenen weiß THE BABADOOK also zu beeindrucken; am nachhaltigsten in Erinnerung bleiben aber wohl doch die Titelfigur und ihr Tun. Und alleine schon deren böse gruselnder Effekt macht den Film eigentlich zum Pflichtprogramm für jeden Leser dieser Zeilen. Dicke 7,5 Punkte. | |
D.S. sah diesen Film im Cinestar, Frankfurt | 03.09.2014, 02:40 |
Reviewvon misspider | Permalink |
Selten so gegruselt im Kino! The Babadook hat mich auf vielen verschiedenen Ebenen erreicht: er war unheimlich, gruselig, spannend, erschreckend, verstörend, aber vor allem unsagbar traurig. Der Sohn ist ein gemiedener Aussenseiter, der auch deshalb seine eigene Welt - inklusive Monster - erschaffen hat, und gerade darum auch wieder von allen gemieden wird... Wie er alleine im Keller oder in seinem Zimmer saß mit seiner kränklichen blassen Gesichtsfarbe, dürfte nicht nur Müttern ans Herz gehen. Im Gegensatz zu anderen Reviewern fand ich den Jungen daher überhaupt nicht nervig, und seine angebliche Aufmerksamkeitssucht und Quengelei sind doch nur allzu verständlich. Man möchte den Jungen tröstend in den Arm nehmen und samt Mutter erstmal in eine MuKi-Kur stecken. Was ja auch nicht unerheblich an der Mutter lag, die das Trauma, das der Tod ihres Mannes verursacht hat, nicht zu überwinden vermag und mit ihrem Alltag heillos überfordert ist. Und die sich dazu noch tagein, tagaus mit ihrem schwierigen Sohn herumschlagen muss, der sie in jeder Minute an ihren Mann erinnert und sicherlich auch daran, dass er der Auslöser fuer den tödlichen Unfall war, auch wenn das niemals in Worte gefasst wird. Und dann kommt der Babadook...und all das aufgestaute Leid bricht wie ein Vulkan aus der Mutter heraus und macht sich (endlich!) Luft. So grauenvoll die folgenden Ereignisse auch sind, erscheinen sie am Ende wie eine längst überfällige Therapie, wenn auch auf eine sehr kranke und brutale Art. Aber: sie hilft, und Mutter und Kind finden endlich zueinander, können die Vergangenheit hinter sich lassen, und gemeinsam weitermachen. Ein sensationeller Film, der mich noch sehr lange beschäftigen wird. Und das Buch ist ein absoluter Hingucker, der meine bibliophile Ader mächtig in Wallung versetzte. Gibt es aber leider nicht...das wäre ansonsten mal gelungenes Merchandising. | |
misspider sah diesen Film im Metropol, Stuttgart | 10.09.2014, 07:24 |
Wir lassen uns gruseln...von MrHenke | Permalink |
...von Jennifer Kents Drehbuch und Regie...und dem BABADOOK! Einen großen Teil tragen dazu bei: - Ein großartiges Schauspielerensemble und allen voran der siebenjährige Noah Wiseman, der den verhaltensauffälligen Filmsohn Samuel von Essie Davies gibt. - Der oft eingebaute Subtext des Drehbuchs in Bezug auf das "alleine Erziehen" eines (schwierigen) Kindes. - THE BABDOOK hat einen schönen Look, er ist gut fotografiert und er hat die Eigenschaft als Ganzes gute, gruselige Unterhaltung zu bieten. Essie Davies hatte mit ISOLATION (2006) schon mal einen FFF-Auftritt als Tierärztin, die sich auf einem irischen, runtergewirtschafteten Landwirtschaftsbetrieb mit Mutantenkälbern rumschlagen darf. ISOLATION war damals auch ein Fresh-Blood-Beitrag und Davies machte ihre Sache schon damals gut. Auch diesmal kann die Schauspielerin als ziemlich überforderte Mutter vom kleinen Samuel sehr gefallen. All diese oben aufgeführten Fakten machen THE BABADOOK zu einem runden, intelligent modernen Gruselfilm, der locker über dem Durchschnitt laviert. | |
MrHenke sah diesen Film im Savoy, Hamburg | 14.09.2014, 23:57 |
Wer hat Angst...von glorrk | Permalink |
...vorm schwarzen Mann. Dieser Film schafft das, was ein guter Mystik-Horror-Film schaffen sollte: Es ist einem niemals ganz klar, was jetzt genau dieser "Babadook" ist, ob er nur in einer Einbildung existiert und dies nur eine Imagination der alleinerziehenden Mutter ist, überfordert von ihrem schwierigen Kind, oder ob etwas ganz anderes dahinter steckt. Die Schauspieler (allen voran die Mutter) agieren auf höchstem Niveau, die emotionalen Wendungen nimmt man ihr unbedingt ab. Die Effekte und das Mystische kommen wohldosiert daher, niemals nur bloßes Mittel zum Zwecke. Absolut hochspannend der Film, hätte mehr Zuschauer verdient gehabt. | |
glorrk sah diesen Film im Cinema, München | 15.09.2014, 12:53 |
Das Monster unter deinem Dachvon BITESCREEN | Permalink |
Nach dem Unfalltod ihres Mannes quält sich eine zartbesaitete Mutter durch ein trübes Leben mit einem hochgradig anstrengenden Sohn. Der schreit nicht nur laut und viel, sondern wird auch gelegentlich gewalttätig. Als plötzlich ein verstörendes Kinderbuch auftaucht, dessen fiese Bildreime scheinbar Wirklichkeit werden, gerät schlichte Überforderung zur handfesten psychischen Störung. Jennifer Kent schafft mit Der Bababook eine höchst subtile Schauermär mit unterkühlten Bildern und berauschendem Ton. Während Kent den visuellen Schrecken an The Grudge oder Nightmare on Elm Street anlehnt, erinnert der perfide psychologische Part an The Shining. Aber auch ganz ohne Weiterdenken funktioniert der nicht ultraspannende, aber immer faszinierende Film einwandfrei, vor allem durch die zwei herausragenden Hauptdarsteller, die Angst, Hilflosigkeit und Terror glaubhaft vermitteln. | |
BITESCREEN sah diesen Film im Savoy, Hamburg - Original-Review | 02.04.2015, 15:07 |
Nicht wirklich die clevere Allegorie, die er vorgibt zu sein...von BuzzG | Permalink |
Oberflächlich dreht die Australierin Kent hier die Ausgangssituation von „Der Exorzist“ um und fügt dem Ganzen noch etwas Wahnsinn aus Stanley Kubricks „Shining“ hinzu. Das würde zu einem soliden Schocker reichen, und in der Tat ist die Umsetzung straff, wobei vor allem die triste Farbpalette und der spukhafte Soundtrack eine schaurige Atmosphäre erzeugen. Problematisch sind jedoch die eingeführten Charaktere, denn je penetranter die Drehbuchautorin und Regisseurin einem ihr Bild einer überlasteten Mutter in den Kopf hämmern möchte, je mehr verliert man das Interesse an der grob geschnitzten Figur. | |
BuzzG - Original-Review | 19.09.2015, 07:48 |
Fear is the path to the Dark Side...von Herr_Kees | Permalink |
Oberflächlich betrachtet ein klassischer familienzentrierter Genrefilm im Stil von SINISTER und INSIDIOUS, bietet THE BABADOOK ein deutlich tiefergehendes Psychogramm und folgt damit eher der Tradition psychologischer Thriller wie REPULSION, THE SHINING oder WE NEED TO TALK ABOUT KEVIN: Schuld und Trauer überschatten die Existenz der Figuren und eine unterschwellige Bedrohung ist auch für den Zuschauer ständig spürbar. Langfilm-Debütantin Jennifer Kent verzichtet dankenswerterweise weitgehend auf übliche Jumpscares und setzt stattdessen auf Atmosphäre und empathisches Schauspiel. Der Babadook selbst ist eine effektive, jedoch vergleichsweise harmlose Manifestation dieser unterdrückten Gefühle – der wahre Horror kommt von innen. | |
Herr_Kees | 31.10.2015, 11:49 |
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