Die im Feuer stehenvon Leimbacher-Mario | Permalink |
Was ist dein Favorit von John Woo? Einige antworten darauf wohl „Hard Boiled“, viele „The Killer“, eine Handvoll „Mission: Impossible 2“ und keiner auf der Welt „Paycheck“. Ich jedoch immer ohne zu zögern „Bullet in the Head“, eine eher kleinere, frühere und düsterere Perle im Schaffen des Action-Maestros. Ich mag diese epische Geschichte über Freundschaft, Verrat, Krieg, Gier und Traumata sogar so sehr, dass ich mich letztens auf einer Börse zum (Bootleg-)BR-Mediabook habe hinreißen lassen, wenn es denn scheinbar keine Firma hinkriegt, eine offizielle Veröffentlichung auf die Beine zu stellen. Und was soll ich sagen - ich wurde wieder einmal weggeblasen und positiv überrascht. Und von welchem Lieblingsfilm kann man das schon sagen, nach all den Jahren?! Handlung: Drei Best Buddies im Hongkong der 60er begehen in der Hochzeitsnacht (!) des einen versehentlich einen Mord und setzen sich dann, fast schon etwas hoffnungsvoll, in das kriegsbeherrschte Vietnam ab. Dort wollen sie das Chaos und das Leid zu ihren Gunsten nutzen und reich werden. Doch der Krieg reißt die drei Kumpels schnell mit sich und stellt deren Bande und Psyche auf eine harte Probe. Und die des Zuschauers gleich mit... „Bullet in the Head“ ist ein Brecher. Immer noch stylisch, laut, beeindruckend und typisch Woo, sogar wohl sein persönlichster Film - doch ungemein viel weniger Party, Style und Lockerheit als alles andere, was er sonst noch so machen sollte. Eher ein nihilistischer Brocken und biestiger Antikriegsfilm, melancholisch und traurig, packend und wie ein Kloß im Hals. Kein Spasskino, eher ein Trommelfeuer an Schlägen in die Magengrube. Hier ist wirklich alles auf 11 gedreht - der Pathos, die Explosionen, der Wahnsinn, der Kitsch, das Melodrama, die Gewalt, der Verlust, die Emotionen, das Tempo - und gerade das macht ihn zu einem einmaligen Erlebnis. Traumgleich, brutal, erbarmungslos. Mal mit Weichzeichner und Soap-Score, mal voller Blut und Gedärme. Von romantisch bis radikal gibt’s hier alles, wirklich alles. Und das hoch fünf. Das ist keine Übertreibung, darauf muss man erstmal klarkommen. Doch wenn man das geschafft hat, lohnt es sich doppelt und dreifach. Viel eher „The Deer Hunter“ oder „Apocalypse Now“ als „A Better Tomorrow“. Und das ist höllisch beeindruckend und nachhaltig. Dunkel und abgründig, warnend und desillusioniert. Woo stellt hier eine ideale, zu Beginn scheinbar unkaputtbare Dreieck-Freundschaft auf die größte Probe, die es gibt - mit niederschmetternden Ergebnissen. Ein paar mehr Verschnaufpausen, Tempowechsel und Akzente hätten vielleicht für westliche Geschmäcker gutgetan - doch für mich ist das jedes Mal erneut ein nie nachlassender Wirbelwind, der mich in Staunen und Schaudern gleichermaßen versetzt, der für mich John Woo im Alleingang hätte unsterblich gemacht. Doch der hat danach ja (zum Glück) nicht einfach aufgehört... Allein wenn beiläufig über den Intro-Credits eine Keilerei liegt, die in anderen Filmen der Höhepunkt gewesen wäre, sagt schon alles. Das sprengt Grenzen. Fazit: Mein liebster John Woo - und das will zwischen „Hard Boiled“ und „The Killer“ schon was heißen. Völlig drüber in allen Beziehungen, vollkommen heftige zwei Stunden, mehr Explosionen als auf Parship, mehr Tote als auf dem New Yorker Nationalfriedhof. „Bullet in the Head“ verbindet Kriegsfilm, Freundschaftsmelodrama und Heroic Bloodshed zu einer einzigen Reizüberflutung, die man sein Leben nicht mehr aus dem Kopf kriegt. Außer Rand und Band. Eine ungezähmte Splittergranate. | |
Leimbacher-Mario | 13.01.2020, 10:57 |
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Kommentar von Alan Smithee : |
Weiss nicht ob es sich lohnt eine Review zu schreiben,für einen Film über den schon alles gesagt wurde, aber um meine Meinung hinzu zu fügen, dies ist mit abstand einer der besten Filme die je gemacht wurden. Es gibt Filme die einem zum Hals raushängen, nachdem man sie zum dritten mal gesehen hat. Ich sah den Film etwa 11 mal, er wurde immer besser.
jj |
23.07.2002, 21:03 |
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