Der besondere Filmvon landscape | Permalink |
Wir sehen Tim/Rabbit Frühstück servieren, wir sehen, wie Tim dahinkam, wo er ist, wir sehen Tim, wie er abhauen möchte, und diese düsteren Bilder (die wohl düsterer sind als J. Lynch sie haben wollte) nehmen einen absolut gefangen und bauen die Spannung auf für den folgenden Teil (waren es "8 Jahre später"?), mit gleichen Hauptpersonen: Bob und Tim. Bob will Tim erziehen, bilden, so daß er vielleicht auch mal aus dem Haus kann, aber alles nach seinen Regeln. Von daher lernt man nach und nach etwas menschliches in Bob kennen, tief verborgen, aber da ist was. Man sieht auch viele Frauen in den Keller wandern und ihre Visitenkarte in dem Holzkästchen lassen. Und man sieht Tim verzweifelt nach einem Sinn für sein Leben suchen. Und da gibt es in dieser Situation drei Wege: mitspielen, fliehen, rächen. Was sich auch im Q&A wiederspiegelte: ein breit angelegter Film mit tief gezeichneten Schauspielern, die ihre Rolle so gut ausgebaut haben, daß man viele Fragen zu kleinen Details stellen kann. Toller, fieser Film! | |
landscape sah diesen Film im Cinemaxx 8, Hamburg | 26.08.2012, 23:17 |
Comfort Taxivon MrHenke | Permalink |
Wenn man nach Chained das Kino verlässt, muss man erstmal durchatmen. Ein sehr intensives Filmerlebnis hat uns Jennifer Lynch da abgeliefert. Und dabei kann sie auch auf ein hervorragendes Schauspielerensemble zurückgreifen. Einen schwerst psychotischen taxifahrenden Serialkiller wie Vincent D’Onofrio ihn abliefert, findet man in diesem Genre nicht so oft. Nach ca. 2 Minuten bekommt der Zusachauer dann auch gleich eine Szene geboten, die ihn nicht daran zweifeln lässt, dass ihm ein hartes Stück Kino bevorsteht. Von der Idee her ausgefeilt, mit guten Charakteren. Alle Schauspieler machen ihren Job spitze. Der einzige Wermutstropfen, den man schlucken muss, ist die Tatsache, dass es am Schluss doch ein wenig holprig zugeht. Was aber mit dem hoffentlich irgendwann einmal erhältlichen Director’s cut behoben sein sollte, wie die Regisseurin im Q&A erläuterte. Somit ist diese Holprigkeit nicht ihr und ihrem vermeintlichen Unvermögen zuzuschreiben, sondern produktionsbedingten Gegebenheiten anzulasten. Chained ist ein klare Festivalempfehlung oder ein „Must seen" im Heimkino!! | |
MrHenke sah diesen Film im Cinemaxx 8, Hamburg | 28.08.2012, 00:00 |
Reviewvon glorrk | Permalink |
Chained – der neueste Film von Jennifer Lynch, die mit dem einen oder anderen "Skandalfilm" bekannt wurde. Er handelt von einem Serienkiller (hervorragend gespielt von Vincent d’Onofrio), der bei einem Mord den Sohn eines Opfers zu sich nimmt... ...der Film geht ohne große Vorgeschichte los (was für die Wirkung des Filmes meiner Meinung nach wichtig ist) und schafft es über die gesamte Laufzeit, eine sehr düstere, hoffnungslose und spannende Atmosphäre zu halten. Überraschend wenige explizite Gewaltdarstellungen – angesichts des Hypes um das NC-17 in den USA. Sehr guter, verstörender Thriller. Über das Ende kann man sicherlich diskutieren. Ich bin der Meinung, es hätte es nicht mehr gebraucht. | |
glorrk sah diesen Film im Cinema, München | 02.09.2012, 10:34 |
Surveillancevon Timo | Permalink |
Ein grauenhaftes Ausgangsszenario: Der kleine Tim sitzt angekettet unter einem Tisch. Im nächsten Moment öffnet er einem großen, behäbigen Mann die Tür. Dieser hat eine Frau im Schlepptau, die er mehr oder weniger an den Haaren durch das Haus in ein Zimmer zerrt. Schon nach dieser ersten Einstellung ist ganz klar, wo die Reise hingehen wird. Jennifer Lynch nimmt uns mit an einen dunklen Ort, voller Angst, Leid und Hoffnungslosigkeit. Und doch ist die Bedrohung nah. Das Grauen kommt mit dem Taxi. Bis zu einem gewissen Punkt gelingt Frau Lynch mit Chained ein über weite Strecken packendes Psychogram eines klassischen, amerikanischen Serienkillers. Die Geschichte um den jungen Tim, der als Sklave bei Bob, dem Psychopathen aufwächst und ihm dient, ist tragisch und packend. Vincent D’Onofrio spielt hervorragend. Bis dato also alles noch im grünen Bereich. Doch es gibt zwei Schwachstellen: Eamon Farren kann als jugendlicher Tim leider zu keiner Zeit mit D’Onofrio mithalten. Er kennt nur einen Gesichtsausdruck, und die Überdosis an Lidschatten und Kajal – um ihn noch ein kleines kleines bisschen fertiger aussehen zu lassen – verfehlt deshalb auch ihre Wirkung. Aber auch dies ist es nicht, was Chained schlussendlich das Genick bricht. Es ist der krankhafte Zwang von Frau Lynch (siehe auch Surveillance), am Schluss nach was ganz Unerwartetes rauszuhauen. Einen ach so klugen Twist, der die ganze Kinomeute überrascht und den Film doch noch ein bisschen "tricky" macht. Gespür für diese Pointen hat sie leider nicht. Den ersten nimmt man noch hin. Beim zweiten macht sie sich selbst und ihre Geschichte unglaubwürdig, indem sie anfangs vom Individuum erzählt und in den letzten Einstellungen verallgemeinert. Und so bleibt ein fader Beigeschmack. Das Thema ist interessant – die Umsetzung medioker. Am Ende fällt Chained in genau den Einheitsbrei, aus dem er sich anfangs noch so diszipliniert freigestrampelt hatte. | |
Timo sah diesen Film im Metropolis 8, Frankfurt - Original-Review | 09.09.2012, 10:49 |
Reviewvon Francis | Permalink |
Chained ist ein schonungsloses Porträt eines Serienmörders. Schonungslos deshalb, weil es nicht nur seine Gewalttätigkeit zeigt, sondern weil es dieses Leben wie selbstverständlich darstellt. Der Zuschauer taucht in dieses Geschehen ein, als der neunjährige Tim mit seiner Mutter nach dem Kino in ein Taxi steigt. Leider fährt der Taxifahrer sie nicht sicher nach Hause, sondern bringt beide in sein abgelegenes Einfamilienhaus. Dort tötet er Tims Mutter und entscheidet sich, den Jungen - wo der nun schon mal da ist - zu behalten. Tim, von ihm Rabbit genannt, hat das Haus sauber zu halten und damit auch die undankbare Aufgabe, die Leichen der Frauen zu vergraben. Aus dem Haus darf er nicht und nach einem gescheiterten Fluchtversuch wird Rabbit an eine lange Kette gelegt. Jahrelang wird dies sein Alltag sein. Jennifer Lynch zeigt ein aufwühlendes Psychogramm, unterstützt von zwei grandiosen Hauptdarstellern, die ihren Figuren Tiefe und Raum zur Entfaltung geben (sofern man dies bei diesem Genre überhaupt so nennen darf). | |
Francis sah diesen Film im Cinemaxx 7, Berlin - Original-Review | 09.09.2012, 22:48 |
Reviewvon BuzzG | Permalink |
Für die volle Kritik bitte auf den Link unten klicken: So intensiv „Chained" über weite Strecken auch sein mag, mehr als ein von seinen beiden Hauptdarstellern souverän getragenes Psychokammerspiel bekommt man leider nicht geboten. Die Figuren agieren interessant, verbleiben aber in ihrer Charakterisierung an der Oberfläche. Die Frage lautet am Ende wohl, was in dem Jungen nach der langen psychischen Misshandlung geschehen ist. Ob für ihn irgendwann die Möglichkeit besteht, den Weg in die Welt da draußen zurückzufinden und wie er auf diese reagieren wird. Lynch beendet ihre Arbeit enttäuschend konventionell und fügt an ein eigentlich schlüssiges Ende eine Sequenz an, die „Chained" fast ins TV-Thriller-Territorium abdriften lässt. Wie viele andere Genrearbeiten fordert auch diese unsere Faszination für das Böse ein. Untersuchen tut sie die Mechanismen dahinter leider ebensowenig. | |
BuzzG - Original-Review | 11.09.2012, 17:53 |
Harter Tobakvon Leimbacher-Mario | Permalink |
In Zeiten wöchentlicher Meldungen von Psychopathen, die Kinder jahrelang im Keller halten, Serienkillern, die ihre Opfer im Vorgarten vergraben, oder ganzen Pädophilen-Ringen... Kann da ein Film noch ein ungutes Gefühl vermitteln? Chained hat dies zum Teil bei mir geschafft. Ein kleiner, fieser Serienkillerfilm - ein schwer verdaulicher Mix aus Charakterstudien (Opfer & Täter!) und Torture-Porn. Da hat die Tochter von David Lynch sich wirklich was gewagt, ein perverses Thema drastisch & nur minimal überspitzt dargestellt, ganz ohne Querelen & die anstrengenden surrealen Eskapaden ihres Vaters. Da weiß jemand schon früh, in welche Richtung er nicht will. Chained handelt von Tim/Rabbit, der als kleiner Junge nach einem Kinobesuch mit seiner Mutter von einem Taxifahrer/Serienkiller entführt wird. Er wird nicht nur direkt Zeuge, wie seine Mutter vor seinen Augen umgebracht wird, wie der Entführer dies mit etlichen weiteren Frauen tut, Rabbit wird auch jahrelang mehr oder weniger als Haustier in der abgelegenen Hütte des Killers gehalten. Klingt nicht nur brutal & hart, ist es auch. Schon allein die Szene, in der die Mutter außerhalb der Sicht ermordet wird, ist niederschmetternd & zeigt die Richtung an. Was folgt, ist ein toll gespielter Trip in den gestörten Kopf eines Serienmörders, der so etwas wie seinen Sohn, seinen Hund & seinen möglichen Nachfolger gleichzeitig aufzieht. Immer wieder Fluchtversuche, immer wieder Scheitern. Immer wieder bestialische Morde, immer mehr Verrohung, Abstumpfung, Entmenschlichung. Der Kleine tut einem leid & man gönnt ihm stellenweise eher den Tod als weiter dieses Martyrium. Apropos: von der Stimmung und der abstumpfenden Gewalt her erinnerte mich der Film etwas an Martyrs, wenn auch bei Weitem nicht so zeigefreudig & visuell, sondern eher psychische Tiefschläge verteilend. Auch Züge vom Serienkiller-Klassiker Henry sind klar zu erkennen. Negativ kann man den erzwungenen Twist am Ende, die abstumpfende, sich wiederholende Geschichte und die etwas langatmige Inszenierung vermerken. Richtige Langeweile kam bei mir aufgrund der Grausamkeit aber nie wirklich auf. Erst recht nicht, wenn man die niedrigen Produktionskosten und die Drehzeit mit einrechnet. Fazit: auch, wenn hier und da Sand im Getriebe hängt, kann einen dieser radikale Psychohorror auch lange nach dem Abstand noch verfolgen! | |
Leimbacher-Mario | 14.04.2016, 13:52 |
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