Reviewvon Christian | Permalink |
Jim, Eva, Emily, Mo und William sind Teenager. Sie leben in London und sie nutzen das Internet tagtäglich als Teil ihres sozialen Netzwerks wie Millionen andere Kids auch. Ob via Handy, iPhone, Pc oder Mac, von unterwegs oder zu Hause, die Cyberwelt bietet Ihnen Austausch mit anderen. William öffnet seinen eigenen Chatroom "Chelsea girls", der die fünf Suchenden zusammenbringt. Hier treffen sie sich online und lernen sich kennen. Die Kids könnten unterschiedlicher kaum sein: Der Coole, die Schöne, die Spießerin, der Schwarze und der Schüchterne. Nach und nach vertrauen sie sich einander an, geben ihre Sehnsüchte, ihre dunkelsten Geheimnisse, ihre bittersten Erlebnisse preis. Sie werden virtuelle Freunde, sie sind füreinander da, geben sich vermeinliche Lebenshilfe. Chat um Chat dringen wir tiefer ein in das Seelenleben, sind Zeugen realer Katastrophen, werden Beobachter teuflischer Intrigen...der Showdown des Films mag dramaturgisch wichtig sein, die Kernbotschaften lassen sich jedoch an vielen kleinen Momenten und Gesten erkennen. Hideo Nakata gelingt mit Chatroom ein wahres Kunststück. Er schafft es, die vituelle Welt im Film als etwas anfassbares, reales darzustellen, ohne ihr ihre Künstlichkeit zu nehmen. In perfekter Bildsprache und mit teils wunderbar simplen Ideen zeigt Nakata uns den Moloch Internet. Hier ist Platz für Bizarres, Ego-Trips und Perversion; hier wird der 55-jährige Pädophile zum Schulmädchen oder die Hobby-Psychologin zur Sterbehelferin. Selbst die jüngst häufiger zu lesenden Fälle von Internet-Mobbing zeigt Chatroom in einfachen, aber schockierenden Bildern. Vermeintliche Freundschaften lösen sich in annonyme Bekanntschaften auf. Chatroom strotzt vor Ideen. Die Besetzung der Jungdarsteller ist großartig, allen voran Kick-ass Aaron Johnson. Einige Momente, wie die Auseinandersetzung zwischen Vater und Sohn bei der Buchpräsentation, nehmen einem die Luft zum Atmen. Großartig! Warum der Film so zwiespältig aufgenommen wurde? Eigentlich ein Rätsel. Man muss sich dazu entweder dem Internet total verweigern oder so sehr drin stecken, dass man nicht gerne in den Spiegel schaut... Festivalpflichtprogramm!!! | |
Christian sah diesen Film im Cinemaxx 6, Hamburg | 21.08.2010, 10:59 |
Gute Ideen: ja, aber...von tatabanya | Permalink |
Die Idee ist gut. Die Bilder einfallsreich. Die Darstellung des Innen im Außen ... ich kann mich darauf einlassen. Im Chatroom lässt man die Hüllen fallen aufgrund der Anonymität. So weit, so gut. Dagegen das Grau des Alltags, der Realität. Auch ok. Doch nach einer Stunde wird es mir zu abstrus, dass ich nur noch denke: ja, und wer muß nun und warum am Ende daran glauben? So gut die Emotionalität oder eben auch das Fehlen selbiger am Anfang rüber kommt - so sehr lässt mich die Geschichte am Ende kalt. Da kann ich mich mit keiner Figur mehr identifizieren, alles verschwimmt zu einem Kauderwelsch, das mich mehr gelangweilt als unterhalten hat. | |
tatabanya sah diesen Film im Cinemaxx 7, Berlin | 22.08.2010, 23:21 |
I found you on the EXPLOSION IN THE SKIES Facebook page.von The_Coma-man | Permalink |
Endlich ist er da, der heiß ersehnte CHATROOM, der in Cannes so unfassbar schlecht aufgenommen wurde, gescholten und verrissen wurde, aber doch SO schlecht nicht sein kann - Centerpiece, Hideo Nakata, Hannah Murray (!!)... das KANN doch nicht schlecht sein. Und, nun ja, so schlecht ist es nicht. Regie und Kamera sind großartig, absolut fehlerfrei!! Die Darsteller sind mit einer Ausnahme auch sympathisch und sehr gut!!! Naja, die eine Ausnahme ist die Hauptfigur, aber... was soll’s, oder?? Nun ja... leider ist der Plot nicht so fehlerfrei geraten... tatsächlich ist er sogar teilweise unfreiwillig komisch und lächerlich, grenzt manchmal komplett an Dummheit. Es ist erschreckend zu sehen, dass sich die Verantwortlichen hinter dieser Theaterstück-Umsetzung nicht wirklich über das Internet, dessen Verhaltensregeln oder "schwarze Löcher" informiert haben. So wirkt CHATROOM vor allem etwas veraltet... ja, um nicht zu sagen richtig altbacken in seiner Sicht des Bösen, das im Internet hinter jeder Ecke lauert. Da wird der Chat-Kumpel schon mal zum Boyfriend, der manipulative Bad Guy zum Hacker und die graue Maus zu einer hinterlistigen Zicke. Nur irgendwie wirken all diese Figuren ausgesprochen unrealistisch - nicht schlimm, wenn das nur ein, zwei Figuren sind, nur doof, wenn das wirklich jede Figur im Film ist. So verschenkt der Film viel, sehr viel, lässt einen im letzten Drittel wütend die Fäuste im Kinosessel schwingen und setzt dann auch noch mit einem recht hohlen Ende einen drauf. Schade, denn CHATROOM hätte das Arthouse-Drama des Jahres sein können - leider wurde es aber eben doch nicht mehr als ein zwiespältiges Thrillerchen. Wer aber das Gehirn für 70% des Films ausschalten kann, der wird hier durchaus Spaß haben bis... naja, zum letzten Drittel... | |
The_Coma-man sah diesen Film im Cinemaxx 7, Berlin | 23.08.2010, 00:19 |
Inet Kiddie give thumbs upvon Smotti | Permalink |
Endlich ein Film, der diese verrückte Onlinewelt so darstellt, wie ihre "Bewohner" sie vielleicht wahrnehmen. Abseits von Emoticons und Mausklicken wird mit dreist viel Product Placement, welches aber andererseits auch einfach nur real(istisch) ist, ein ziemlich packender Thriller erzählt, der für eine dem Internet abgewandte Generation wohl kaum noch verständlich ist, aber sogar mir, als jemanden, der mit dem Scheiß aufgewachsen ist, noch was verständlich machen kann. Geiler Soundtrack, geile Bilder, spannend, heißes Teil. Ich finde es nur sehr schade, dass der Film nicht weiter so digital verspielt und verrückt wie im Vorspann verlief. | |
Smotti sah diesen Film im Cinemaxx 6, Hamburg | 23.08.2010, 01:57 |
ICQ auf zelluloidvon Francis | Permalink |
ich gebe zu, ich habe einen Moment gebraucht, um zu verstehen, was dieser lange grüne Flur mit den vielen Türen sein soll. Nachdem es Klick gemacht hat - denn jede Tür steht hier stellvertretend für einen Chatroom -, war es eine außergewöhnliche Filmerfahrung. Die virtuelle Welt bildlich darzustellen ist sicher nicht einfach. Hier ist es erstklassig gelungen. Jeder der fünf Teenager, die sich täglich bei "chelsea teens" treffen, hat das eine oder andere dunkle Kapitel in seinem Leben schon erlebt. Allen voran William, der diverse Suizid-Versuche hinter sich zu haben scheint. Je mehr William über die anderen vier erfährt, desto mehr manipuliert er sie. ICQ auf Zelluloid - wer hätte gedacht, was für ein Psychotrip das werden könnte, ich jedenfalls anfangs nicht. | |
Francis sah diesen Film im Cinemaxx 7, Berlin - Original-Review | 24.08.2010, 22:39 |
Kein würdiges Centerpiece...von FFFler | Permalink |
Die Idee, einen Chatroom visuell auf das Medium Film zu übertragen, ist nicht neu ... man denke nur an den gleichnamigen Kurzfilm. Dennoch, ein interessantes Ausgangsszenario, aus dem hier jedoch viel zu wenig gemacht wird. Die Grundidee um einen jungen Mann, der seine Mitchatter zum Selbstmord motivieren will gefällt, bringt jedoch nichts, wenn die Charaktere so klischeehaft und oberflächlich geschrieben sind, dass man ihnen rein gar nichts abnimmt. Ein Großteil der Schuld geht dabei auf die Darbietung des Hauptdarstellers Aaron Kick-Ass Johnson, der teilweise schon am Rande der Lächerlichkeit agiert. Wäre da nicht die teilweise wirklich gelungene Visualisierung mit ihren netten Spielereien, dann würde der Film sicherlich noch ein ganzes Stück schlechter wegkommen bei mir. So schleicht er sich noch hauchdünn ins Mittelmaß. | |
FFFler sah diesen Film im Cinemaxx 7, Berlin | 26.08.2010, 03:21 |
Von Cowboys und Pinguinenvon GeorgeKaplan | Permalink |
Was soll man von einem Film halten, der online beginnt und offline endet? Der seine eigene Welt in der letzten halben Stunde nahezu komplett aufgibt? Lobt man dann den Beginn und beharrt darauf, dass die poppige Verbildlichung des WWW durchaus Stil hat? Darauf könnte ich mich sogar noch einlassen, wenn das Konzept zu Beginn wenigstens funktionieren würde. Tut es meiner Meinung aber nicht. Die Möglichkeiten, im Internet jede denkbare Rolle anzunehmen oder wenigstens die verschiedenen Facetten auszuleben, werden allenfalls angeschnitten, mit - ähem - Leben gefüllt werden sie nicht. Die virtuellen Diskussionen der Generation Internet 2.0 ließen mich kalt wie Zahlen, nur die wahren Geschichten konnten mich berühren. Kann sein, dass darum auch das Finale in der Realität stattfindet, kann sein, dass Hideo Nakata um diese Schwäche wusste. Allerdings stellt sich dann die Frage, warum er das Konzept überhaupt angenommen hat. Was bleibt? Eine ergreifende Szene im Zoo, ein paar hübsche Knetgummispots, der Farbenrausch im Internet und eine ebenso skurrile wie sinnmachende musikalische Mischung aus pulsierenden Technobeats und operalen Ausschnitten aus "Lakmé" und "Lucia di Lammermoor". Immerhin. | |
GeorgeKaplan sah diesen Film im Cinedom 9, Köln | 28.08.2010, 01:10 |
Eiskalte Internet-Engelvon D.S. | Permalink |
Ich verstehe gar nicht, warum "Chatroom" vielerorts so schlecht wegkommt. Na gut, es könnte am Etikettenschwindel liegen, den die Autorin Enda Walsh hier betreibt. Denn es handelt sich nicht um einen Film über das Chatten oder auch über das Internet an sich. Dieses bildet bloß den "Handlungsort" und spielt in einigen netten Nebensächlichkeiten eine eigenständige Rolle, beispielsweise wenn es um Passwörter, illegale Websites und ähnliches geht. Tatsächlich aber ist "Chatroom" vor allem eins: ein Teenager-Drama, das oftmals an "Eiskalte Engel", "Jawbreaker" und Konsorten erinnert. Sich also um die Themen Manipulation, Machtdemonstration, Demütigung dreht. Sicherlich, die Art und Weise, wie die Geschichte hier fortschreitet, braucht das Internet, funktioniert nur in ihm. Mobbing und Heuchelei sind nun mal durch ein Medium auf eine neue Spitze getrieben worden, in dem jeder ein Hund sein kann und keiner dein Gesicht und deinen Charakter wirklich kennt. Prinzipiell sind sie aber keine neuen Erfindungen - ebenso wenig wie die eigentliche Story des Films. Das kann man nun sicherlich schade finden und vor allem in seinen Erwartungen enttäuscht werden. Die "Internet-Welt" erscheint hier nämlich ziemlich handmade, flashige Effekte gibt es nur äußerst selten, vieles ist klischeebeladen oder sogar so umgesetzt, wie sich ein Außenseiter Online-Communities usw. vorstellt. Auch unsere Protagonisten sind sehr stereotyp gezeichnet, insbesondere der "Böse" ist eindeutig viel zu böse und feiert viel zu leicht seine Erfolge. Das ändert aber nichts daran, dass die "Teenage Angst" in "Chatroom" ziemlich eindrücklich zum Leben erweckt wird und sich viele Jugendliche in bestimmten Aspekten der Charaktere und der Handlung wiederfinden dürften. Druck von den Eltern, der Peer Group, dem Alltagsleben; falsche Freunde, Einsamkeit, Verzweiflung, Komplexe... wem das alles komplett unglaubwürdig erscheint, ist vielleicht einfach schon etwas zu weit weg von seinen eigenen Jugenderfahrungen. Oder er stand immer auf der sonnigsten Seite des Lebens. Natürlich erscheint das hier alles enorm simplifiziert, aber es ist eben ein Film für Teenager, jedenfalls werte ich ihn so. Was er dann auf dem FFF zu suchen hat, ist natürlich eine ganz andere Frage. Und ob das Internet-Setting wirklich nötig war oder nur ein netter Marketing-Gag ist... Naja, andererseits dürfte sich heute kaum noch ein Jugendlicher angesprochen fühlen, wenn das Internet keine zentrale Rolle in der Beschreibung seiner Generation spielt. Insofern macht das ganze doch Sinn. Fürs typische Festivalpublikum also eher nicht zu empfehlen, für Freunde von Coming-of-Age-Dramen aber absolut. Zudem auch mit einem großen Schuss Tragödie versehen und mit gutem Tempo inszeniert - gelungen, 7 Punkte. | |
D.S. sah diesen Film im Metropolis 8, Frankfurt | 30.08.2010, 04:46 |
Reviewvon Alan Smithee | Permalink |
Ein wenig vermisse ich sie ja schon, die alten Chattertage meiner Schulzeit. Unsere Gemeinschaft war rückblickend fast wie eine kleine Familie, zu der die Abgründe anderer Chatrooms (wüste Beschimpfungen, Mobbing, Sexplays, Suizidkandidaten, radikales Gedankengut etc.) nur vom Hörensagen her durchdrangen und bei uns allenfalls für Kopfschütteln sorgten. Um so neugieriger war ich daher auf Hideo Nakatas Film "Chatroom", der beim diesjährigen Fantasy Filmfest als "Centerpiece" lief. Der Film erzählt von fünf Teenagern - William, Eva, Jim, Emily und Mo -, die sich eines Nachmittags in einem Chatroom kennenlernen. Nach einer Art Vorstellungsrunde, in der William das Interesse der anderen wecken kann, beschließen sie, sich von nun an regelmäßig zu treffen. Es entwickelt sich eine beinahe schon freundschaftliche Vertrauensebene, dank der die Jugendlichen beginnen, sich den anderen gegenüber zu öffnen. In ihren Konversationen ergibt sich so ein stimmungsvolles Abbild typischer Teenager-Ängste und Sorgen, mit denen sich jeder Zuschauer, der seine frühen Jahre nicht schon vergessen hat, bis zu einem gewissen Grad identifizieren können dürfte. Zunächst unterstützen sich die Jugendlichen mit zum Teil amüsanten, wenn auch nicht immer ganz legalen Ideen, um ihre Probleme anzugehen. Doch dann beginnt William, starke manipulative Tendenzen zu zeigen und schießt sich immer mehr auf Jim, das schwächste Mitglied ihrer Gruppe, ein... Eine der Stärken des Films ist die gelungene und stellenweise sehr witzige Visualisierung der einzelnen Chatrooms, die von reinen Partyzonen bis hin zum Abbild der Persönlichkeit des jeweiligen Gründers reicht. Die Jugendlichen sind weitgehend typisierte Charaktere, was aber mit der Realität von Chaträumen konsistent ist: Bevor man den nächsten Schritt geht und sich im wirklichen Leben kennenlernt, nimmt man eben nur ein Abbild der anderen Person wahr, das darauf beschränkt ist, was diese einem verbal mitteilt. Bewegend sind vor allem die Momente, in denen Jim den anderen sein Innenleben offenbart, und bis zu diesem Punkt ist der Film aus meiner Sicht auch rundum gelungen, bevor leider das überdramatisierte Finale einsetzt... Manche Szenen wirken ein wenig so, als gäben sie wieder, wie sich ein Außenstehender Chatrooms vorstellt. Dennoch beinhaltet der Film viele "Wahrheiten" über die Onlinewelt, die ihn aus meiner Sicht durchaus sehenswert machen. | |
Alan Smithee sah diesen Film im Metropolis 8, Frankfurt | 14.09.2010, 02:51 |
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