Clown in a Cornfield

Das kann doch kein stinknormaler Slasher sein, oder?!

von Leimbacher-Mario
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Auch wenn Eli Craig seit seinem tollen „Tucker & Dale vs. Evil“ nicht mehr an dessen Erfolg, Herz und Qualität herankam, ist er dennoch sympathisch und begabt genug, um ihn als Filmemacher immer im Auge zu behalten. Erst recht mit einem Titel wie „Clown in a Cornfield“, dessen Trailer fast aussah wie ein etwas augenzwinkernder, aber doch recht „normaler“ Slasher über einen Clown, der eben Teenager in und um ein Maisfeld herum jagt und abschlachtet… Aber kann das sein? Ist es wirklich so simpel? Oder hat Craig noch ein paar Asse im Ärmel? Ich war jedenfalls „intrigued“, egal wie es denn nun ausgehen sollte…

Muss Art sich warm anziehen? (Nein.)

„Clown in a Cornfield“ ist schon ein waschechter (lustiger) Slasher. Das hatte ich wie gesagt so nicht unbedingt erwartet bei dem Regisseur. Aber dennoch ist er auch mehr… Mehr Augenzwinkern und mehr Amerikakritik. Mehr Zeitgeist und mehr Zeigefinger. Mehr Generationenkonflikt, mehr Satire und mehr Komödie. Egal ob man das alles feiert oder nicht. In Sachen Missverständnisse und Kommunikationsprobleme schon ein kleines Geschwisterchen von Tucker und Dale. Und daher passt's dann wieder gut zu Craig. Und dem Metamomentum, in dem sich das (Sub-)Genre aktuell befindet. Ein echter Crowdpleaser. Auf Festivals gibt’s dabei oft genug Zwischenapplaus. Der weckt das Publikum auf und verbindet. Oder trennt - mit einer Kettensäge. Wie man es sehen will. In jedem Fall hatte ich meinen Spaß mit dem flotten Teil. Sowohl auf instinktiv-dummer Slasherebene als auch thematisch und gesellschaftlich darüber hinaus. Erst recht jetzt als Vater. Und jemand, der die Jüngeren doch manchmal und von Jahr zu Jahr mehr verwundert beäugt. Und das ist dann als Filmleistung doch beachtlich. Erst recht im „plumpen“ Slashergenre.

Fazit: Crowdpleasiger, massentauglicher und augenzwinkernder Slasher, der überraschend gut über sein Thema des Generationenkonflikts kommt und ein paar schöne Teens wie Kills bietet. Und viel näher an einem „klassischen Slasher“ liegt als man es vorher gedacht hätte. Gut. Durch und durch gut.
Leimbacher-Mario
sah diesen Film im Residenz, Köln

11.05.2025, 01:52


Corn in a Clownfield

von Alexander
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Ok, Clowns hatten wir in der Geschichte des Horrorfilms ja wohl schon reichlich, braucht man sowas wirklich noch mal ?

Der Film wirkt in weiten Teilen wie die Blaupause aller Teenie-Slasher, macht zwar fast alles richtig, aber nicht wirklich irgend etwas neu oder anders. Der gesamte Ablauf der ersten halben Filmstunde folgt einem geradezu schmerzhaftem „Schema-F“, wirkt schablonenhaft, ist erschreckend überraschungsarm und überspannt den Teenie-Bogen zuweilen bis hin zur Schmerzgrenze. Zwischenzeitlich rutscht der Horrorfan schon mal unruhig auf seinem Kinosessel hin und her, schaut bisweilen bereits auf die Uhr.

Die Fans solcher Filme dürften aufgrund der schön kreativ in Szene gesetzten Kills stellenweise trotzdem für Szenenapplaus im Kino sorgen, aber objektiv betrachtet sind sowohl Spannungsmomente als auch Gags doch recht dünn gesäht, und es dauert extrem lange, bis die Story endlich mal Fahrt aufnimmt.

„Clown in a Cornfield“ hat natürlich auch nicht die epische Breite von „IT“, nicht das verstörend-originelle eines „Captain Spaulding“ und erst recht nicht die krasse Brutalität vom „Terrifier“. Allerdings werden die Freunde des Genres hier insgesamt nicht schlecht bedient.

Ein leidlich unterhaltsamer „Spaß“ für eine vielleicht noch nicht so Film-erfahrene Gen-Z, die vielleicht auch die etwas pathetisch ausgewalzte Message des Films goutieren wird. Für mich fügt sich „Clown in a Cornfield“ halt einfach nur ein, in eine nicht mehr messbar lange Reihe von „Teenie Slashern“, wie ich sie in den letzten 40 Jahren einfach schon zu häufig (und häufig viel besser) gesehen habe, als das mich dieser Film in irgend einer Weise noch hätte beeindrucken können.

So ging es mir mit dem Clown, wie mit den meisten Horror-Comedies : Zu lustig, um als Adrenalinjunkie wirklich Angst eingeflößt zu bekommen, dann aber doch wieder zu blutig, um die show so richtig lustig zu finden. Die Story passt auf einen Bierdeckel, Fans werden alles mit viel Bier abfeiern, ich selbst den Film spätestens in 3 Wochen aber schon wieder vergessen haben.
Alexander

13.05.2025, 22:07


Wipe that Smile off your Face

von D.S.
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Wie inzwischen allgemein bekannt sein dürfte, hat der Regisseur von CLOWN IN A CORNFIELD, Eli Craig, vor 15 Jahren eine kleine feine Meta-Slasher-Komödie namens TUCKER AND DALE VS EVIL gedreht. Das sollte man aber tunlichst zu vergessen versuchen, wenn man seinen neuen Film objektiv bewerten und/oder genießen will, denn der ist etwas völlig anderes als sein semi-kultiges Erstlingswerk. Darauf weist auch Craig selbst in seinem Videogruß explizit hin: Der CLOWN sei nicht spaßiger Eskapismus, sondern vielmehr eine „Dokumentation“ über den aktuellen Zustand des Trump-Amerikas. „The clowns are getting scarier“.

Und tatsächlich gewinnt man schnell den Eindruck, dass man hier einem vergleichsweise ernsthaften Horrorfilm beiwohnt. So ernsthaft jedenfalls, wie es ein geradezu archetypischer Teenie-Slasher nur sein kann. Nix Komödie, schon gar nix meta: Zwar gibt es durchaus immer wieder auch Witze und sarkastisch geprägte Szenen zu goutieren, im Kern aber herrscht straightes Genre-Storytelling vor. Junge Leute werden von einem (echten) Killer gejagt und brutal ermordet, das ist die Essenz der Handlung, und die wird auch nicht durch irgendwelche narrativen Ungewöhnlichkeiten verwässert.

Wer das Subgenre in klassischer Ausformung nicht mag, wird hiermit deshalb sicher nicht glücklich werden. Wer es schätzt, zumal, wenn es über politische Untertöne verfügt, hingegen umso mehr. Ganz ähnlich wie das THE PURGE-Franchise setzt der CLOWN nämlich typische Motive hochklassig um, während er gleichzeitig – vor allem in seiner zweiten Hälfte – nicht nur zwischen den Zeilen einen Konflikt zwischen Besitzstandswahrern und Progressiven inszeniert.

Die beiden Parteien lassen sich dabei relativ direkt in „Alt“ und „Jung“ übersetzen: die Elterngeneration in einer maisanbauenden Midwest-Kleinstadtgemeinschaft gegen ihre partyfreudigen Kinder, die einen Scheiß auf Traditionen geben und ihr Leben nach eigenen Regeln leben wollen. Was nicht nur dem zu 100 % als Elon-Musk-Lookalike gestylten Bürgermeister (Kevin Durand, ABIGAIL) und seinen Wählern missfällt, sondern auch dem inoffiziellen Maskottchen des Städtchens: Frendo, dem unfröhlichen Clown, der sich bald unnachgiebig an das macht, was Trumpisten am liebsten tun. Alles canceln, vom Erdboden entfernen, was dem „Althergebrachten“ widerspricht oder ihm im Weg steht.

Zugegebenermaßen hat Craigs Erzählung einen Twist-Trumpf in petto, den man so eher nicht kommen sieht. Schönerweise macht der storyseitig sogar Sinn. Er ändert aber nichts daran, dass die Handlung und ihr Verlauf die kaum unterdrückte Wut des Regisseurs über eine gesellschaftliche Entwicklung spürbar machen, die Bigotterie, Intoleranz und Konservatismus massiv befördert und belohnt – eher im Gegenteil. Zwischendurch kann man trotzdem immer wieder befreit auflachen, wenn der hier thematisierte Generationenkonflikt sich etwa auch als Technik-„Konflikt“ äußert. Man achte auf Gangschaltungsgetriebe und Wählscheibentelefone, aber auch auf den Abstand zwischen 1945, 1985 und 2025. Nicht zuletzt in den entsprechenden Szenen zeigt sich die humoristische Klasse des Regisseurs und Drehbuchautors in vollem Umfang.

Diesen Späßchen und ebenso allen überlauten politischen Untertönen zum Trotz ist CLOWN IN A CORNFIELD am Ende aber doch in allererster Linie ein Slasher wie aus dem Bilderbuch. Ein temporeicher, stellenweise recht harter und äußerst souverän umgesetzter. Einem THANKSGIVING nicht ganz unähnlich – jedoch die entscheidende Spur smarter und unterhaltsamer. Absolut kein zweiter TUCKER AND DALE. Aber ein Film, auf den sich alle Genrefans einigen können sollten. 7,5 Punkte.
D.S.
sah diesen Film im Harmonie, Frankfurt

16.05.2025, 02:14




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