„Long live our apartment complex!“von Herr_Kees | Permalink |
Ganz Südkorea (vielleicht aber auch nur Seoul) wird von einem riesigen Erdbeben erschüttert. Inmitten eines scheinbar endlosen Trümmerhaufens steht nur noch ein einziges Hochhaus. Und es steht als Symbol für den Zustand und die Zukunft der Menschheit, das macht der Film mit aller Macht deutlich. Die Botschaft von CONCRETE UTOPIA ist alles andere als subtil und in Anbetracht zahlreicher Filme, die dasselbe Motiv bereits intensiv thematisiert haben, wie beispielsweise HIGH RISE oder LA TOUR, stellt sich die Frage, ob der koreanische Beitrag einen neuen Aspekt einbringt. Die Antwort ist ein klares Nein. Auch hier ist der Mensch des Menschen größter Feind, auch hier wird das Eigentum (in dem Fall: das Eigenheim) bis aufs Blut verteidigt, auch hier wird alles „bedrohliche Fremde“ ausgegrenzt, auch hier geht es um das Erlangen und Erhalten von Macht und Privilegien. Sieht man sich allerdings die Situation unserer Welt mit ihren Kriegen und Flüchtlingskrisen an, kann es eigentlich gar nicht genug Filme dieser Art geben, idealerweise Blockbuster mit einem großen Publikum, in Europa, insbesondere in Russland, in Asien und in den USA. Immerhin ist CONCRETE UTOPIA ein solider Thriller, wenn auch mehr Survivaldrama als Katastrophenfilm, und man könnte sich dabei mehr als zwei Stunden zurücklehnen und sich spannend unterhalten lassen, wenn die Realitätsnähe nicht so ungeheuer deprimierend wäre. | |
Herr_Kees sah diesen Film im EM, Stuttgart | 22.04.2024, 00:08 |
Jeder ist sich selbst der Nächstevon Leimbacher-Mario | Permalink |
„Concrete Utopia“ dreht sich vom spektakulären Katastrophenkino hin zu den inneren Konflikten, Ängsten, Unsicherheiten von Menschen(gruppen) in Extremsituationen. In dem überlangen Erdbebendrama (immerhin die diesjährige Auslandsoscareinreichung Koreas!) folgen wir den Bewohnern des letzten stehenden Apartmentgebäudes weit und breit, nachdem ein gigantisches Erdbeben die Stadt, das Land, die Welt (?) platt gemacht bzw. auf den Kopf gestellt hat. Und nun müssen die Bewohner entscheiden, was sie mit den immer mehr werdenden Überlebenden von außen machen sollen, wie man die Eiseskälte überlebt und wie man selbst ohne Hilfe in Sicht weitermachen kann, seine Menschlichkeit bewahrt… Eigentum gewinnt Klassische „Was würdest du tun?“-Situation. Zwischen Helfen und Überlebensdrang, zwischen Nächstenliebe und Egoismus, zwischen Miss- und Vertrauen, zwischen Einklappen und Über-sich-hinauswachsen. Bei uns Menschen sind die Grenzen zwischen Totschlag und Brüderlichkeit ja immer sehr dicht beisammen. Auch wenn mir mittlerweile die hoffnungsvolleren Varianten wie z.B. im neuen „Die Schneegesellschaft“ mehr zusagen. Man muss nicht immer zu düster malen. Aber ein solcher asozialer Kannibalismus liegt - gerade in Krisen - natürlich nah. Gerade, wenn man die aktuelle Weltlage vereinfacht als Metapher nimmt. Dennoch sind wir Menschen ja nicht nur böse, egoistisch und gewalttätig. Aber auch diese positive Seite wird in „Concrete Utopia“ beleuchtet. Hat man bei 130 Minuten Laufzeit ja auch genug Zeit für. Außerdem gibt’s erstaunlich wenig dick aufgetragenen Kitsch. Zumindest für koreanische Verhältnisse. Die Darsteller spielen leidenschaftlich. Insgesamt fehlen mir (besonders über die lange Laufzeit) dann aber doch irgendwie die Einfälle, Gefahren, Bedrohungen. Besonders von außen. Der eine oder andere Angriff oder Anschlag hätte es schon noch sein können. Etwas zu friedlich und harmlos, das Ganze. Auf sehr hohem Niveau. Das Hauptaugenmerk wollte man aber wie gesagt wohl woanders, interner, persönlicher und intimer legen. Und bei mir hat das geklappt. Fazit: Koreanisch-kraftvolles Katastrophenkino. Mit Fokus auf die egoistische und ängstliche „Katastrophe Mensch“. Denn egal, wie apokalyptisch die Erde aufreißt - der eigentliche Untergang geschieht hier (wie so oft) innerhalb unserer Spezies, Charaktere, Gemeinschaft, Seelen… | |
Leimbacher-Mario sah diesen Film im Residenz, Köln | 22.04.2024, 02:33 |
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