Reviewvon roother82 | Permalink |
Nach „Beutegier“ und „The Woman“ haben wir hier das dritte Kapitel der Geschichte des Kannibalen-Stamms aus den Tiefen der Wälder. Leider kann „Darlin“ im Gegensatz zu „The Woman“ nicht auf ganzer Linie überzeugen. Pollyanna McIntosh übernimmt hier neben der erneuten Rolle der unbekannten Frau auch gleich den Regiestuhl und ist gleichzeitig mit Jack Ketchum auch für das Drehbuch verantwortlich. Und in dieses hat die Regiedebütantin auch gleich eine ganze Menge hineingepackt: eine Coming-of-Age-Geschichte, Kirchenkritik, Horror, Drama… Da verwundert es nicht, wenn der eine oder andere Subplot im Sand verläuft. Was „Darlin“ aber großartig gelingt, ist besonders Lauryn Canny als Darlin zu verdanken. Denn die Geschichte um das Erwachsenwerden der jungen Frau mitsamt alltäglichen Problemen, ist nicht nur herzerwärmend, sondern in erster Linie sehr spannend. Immer wenn der Fokus auf Darlin gelegt wird und wir miterleben wie sie erste Freundschaften schließt, mit dem Schock der Zivilisation versucht umzugehen und in ihr gleichzeitig ein hochgefährliches Tier schlummert, hat der Film seine großen Stärken. Umso unverständlicher, dass McIntosh sich immer wieder von dieser faszinierenden Geschichte abwendet, um völlig belanglose Nebenhandlungen zu etablieren. "Darlin" kann somit seinem Vorgänger "The Woman" nicht ganz das Wasser reichen, ist aber definitiv einen Blick wert. | |
roother82 | 20.08.2019, 23:15 |
Not everybody’s darlingvon Alexander | Permalink |
Die Idee der fast aufs Tier reduzierten, wilden Frau, die ganz plötzlich und wie aus dem Nichts in unsere Zivilisation einbricht, ist nicht neu. Wir kennen das bereits aus „The Woman“, aber auch (gute) Filme wie „Wildling“ oder der viel ältere „Nell“ thematisierten die Grundidee, die von „Darlin’“ eigentlich nur neu aufgegriffen und variiert wird. Der Film ist dabei nie wirklich schlecht, leider aber auch nur selten richtig gut. Zum gefühlt hundertsten Male sehen wir den finster dreinblickenden Pfaffen einen auf „Exorzist“ machen und rollen dabei die Augen nach oben, weil wir eigentlich keinen Bock hatten, auf noch einen Film, in dem ein Geistlicher einer jungen Frau den Teufel aus dem hübschen Leib austreiben möchte. Und wenn hier auch die für das Filmfest obligatorische Polyanna drinsteckt, bleibt „Darlin’“ in Teilen dennoch reichlich blass, und dies nicht nur rein optisch. Es herrscht über weite Strecken die gepflegte Langeweile in einer recht kruden Story, die es immerhin schafft, die Aufmerksamkeit des Zuschauers durch ein paar blutige Metzgerszenen immer wieder auf sich zu ziehen, bevor man gänzlich im Kinosessel eingenickt ist. Denn Kannibalismus ist natürlich auch ein Thema. Eines von eigentlich viel zu vielen. Garniert wird das fahrige Script mit unpassend (und unfreiwillig) komischen Einspielungen, einem seltsam deplatziert wirkenden Soundtrack und einer konfus wirkenden Nebenhandlung von vornehmlich weiblichen Street-Bums, die man genauso gut auch hätte weglassen können, ohne das sich irgend etwas an der Geschichte geändert hätte. Doch damit nicht genug, oh nein! Ganz im Sinne des herrschenden Zeitgeistes soll oben drauf auch noch Sozialkritik geübt werden, was im Sinne einer Kirche, die vor ihren jungen Schäfchen nur allzu gerne die Hosen herunterlässt als Kritik sicherlich gut gemeint ist, nur ist gut gemeint eben nicht immer gut gemacht. „Darlin’“ scheint irgendwie alles zu wollen, aber nichts wirklich zu können. Ein merkwürdiger Film, kurz an der Katastrophe vorbeigeschrammt und irgendwie sinnlos bis überflüssig. Für die stellenweise kurzweilige Unterhaltung und wegen der guten Hauptdarstellerin gebe ich trotzdem mal 4 sehr gut gemeinte Gnadenpunkte. | |
Alexander | 21.08.2019, 08:59 |
Not Everybody’s...von Leimbacher-Mario | Permalink |
Wer hätte gedacht, dass aus „Offspring“ ein Jahrzehnt später eine Trilogie geworden ist... Bei „Darlin’“ nahm „The Woman“-Pollyanna McIntosh höchstselbst auf dem Regiestuhl Platz und schließt mehr oder minder (storytechnisch, nicht tonal!) an die zwei Vorgänger an - sie setzt ihre „Darlin’“ an einem Krankenhaus ab, über das der kleine Rotschopf und Wildfang dann in einer Kirchenschule für Mädchen landet, während ihre urwüchsige Mama nach ihr sucht... Riesiger Fan von den beiden bisherigen Parts war ich nie, doch ich finde beide zumindest interessant und anders. Bei „Darlin’“ muss ich selbst diese Eigenschaften arg anzweifeln, fast streichen. Selten habe ich derart plumpe, platte, simple Kirchenkritik gesehen - wow, das kann man nicht mal mehr Holzhammer nennen. Ich bin der Letzte, der was gegen Kirchenkritik hat, erst recht nicht mit so wortwörtlich bissigen Möglichkeiten und Voraussetzungen - aber das hier ist kontraproduktiv und geht gar nicht. Da hätte ich Frau McIntosh eindeutig mehr Raffinesse, Intelligenz und Fingerspitzengefühl zugetraut. Immerhin rettet sie zusammen mit ihrem Filmnachwuchs schauspielerisch das Projekt noch ein wenig und grundsätzlich zeigt sie regietechnisch zumindest gute Ansätze. Von einer „Shining“-Referenz bis hin zu einer kindlichen Naivität und deutlich weiblich konnotierten Themen. Doch insgesamt ist das zu wenig von allem, was versucht wird. Das ist weder gruselig noch spannend, weder effektiv-kritisch noch besonders brutal-eklig. „Darlin’“ plätschert so zwischen Fremdschämen, Orientierungslosigkeit und Feminismus vor sich hin. Aber alles voll auf die Nase und nie intelligent. Seichte Satire und kaum vorhandener Horror. Ein Wunschprojekt, dem man die Leidenschaft und das Herz nie abnehmen will. Da hofft man fast, dass es nur bei den drei Teilen bleibt... Fazit: Weder die satirisch-komödiantischen noch die bissig-fiesen oder die horrorähnlichen Elemente zogen bei mir. „Darlin’“ ist weit davon entfernt, einer meiner Lieblinge zu sein und eindeutig der schwächste Teil einer sehr speziellen Trilogie. | |
Leimbacher-Mario sah diesen Film im Residenz, Köln | 18.09.2019, 02:16 |
Nachgeburtvon Herr_Kees | Permalink |
Genre-Darling Polyanna McIntosh hat sich für ihr Regie- und Drehbuchdebüt eine scheinbar sichere Nummer herausgesucht: die Fortsetzung ihrer wohl stärksten Rolle als THE WOMAN und damit den Abschluss (?) der Jack Ketchum-Trilogie um einen Kannibalen-Clan in den USA und dessen Clashs mit der sogenannten „Zivilisation“. Doch so einfach scheint es nicht zu sein: Statt eine starke, stringente Story zu erzählen wie der Vorgänger, verliert sich McIntosh im Episodischen und es ist lange nicht so recht klar, um was es dem Film eigentlich geht. Während „Darlin“ sich auf der katholischen Mädchenschule in Rekordzeit vom knurrenden Wildling zu einer bibelfesten Putzkraft entwickelt, streunt „The Woman“ durch die Gegend und tötet scheinbar wahllos (und auch recht unspektakulär) Menschen. Auch in der Tonalität ist der Film äußerst sprunghaft: Der Großteil des Films ist als ernstes Drama angelegt, doch sprengen manche klischeehaft trashigen, unglaubwürdigen oder unpassend komischen Szenen immer wieder den Rahmen, beispielsweise wenn „The Woman“ zum ersten Mal in einem Auto fährt und sich dabei wie ein Tier verhält (mit einer Pistole scheint sie allerdings umgehen zu können wie ein Profi). Am Ende ist DARLIN dann allerdings doch eine stimmige Coda zu THE WOMAN, deren Geschichte hier auf völlig andere Weise weitererzählt wird, in kurzen Rückblenden erfahren wir sogar von den weiteren Überlebenden aus dem vorigen Film. Im Gegensatz zu diesem ist DARLIN nur leider in keinster Weise aufregend, spannend oder bissig. Aber möglicherweise ist die Geschichte ja noch nicht auserzählt. | |
Herr_Kees | 11.10.2019, 16:50 |
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