Murksvon Kaminari | Permalink |
Sogo Ishii ist eigentlich ein Name, der für Qualität steht. Wer ELECTRIC DRAGON 80,000 VOLTS, ANGEL DUST, LABYRINTH OF DREAMS oder einen seiner frühen Biker-Filme gesehen hat, weiß sicher, was ich meine. Filme, die in ihrer Abgedrehtheit und ihrem schizophrenen visuellen Stil gleich neben Shinya Tsukamoto einzuordnen sind. Mit DEAD END RUN ist Ishii anscheinend aber selbst in eine kreative Sackgasse gelaufen. Wie ist es eigentlich möglich, das Thema der Verfolgungsjagd gleich drei mal nacheinander derart zu vermurksen? LAST SONG heißt der erste Kurzfilm in diesem Triptychon. Ein cooler Hecht wird von einer Androidin verfolgt, bis sie in einer Sackgasse landen. Dort bricht sie auf einmal unerklärlich in eine Musicalnummer aus, tanzt und singt vor dem verwunderten Verfolgten. Ganz nett, aber leider wird eine Erwartungshaltung aufgebaut, die nach dem blödsinnigen Ende nicht belohnt wird. Das Centerpiece, SHADOWS, ist der schlimmste der drei Filme. Ein Auftragskiller wird von einem anderen, fast wie ein Doppelgänger aussehenden Kollegen gejagt. In der Sackgasse angekommen, stehen sie sich die restlichen fünfzehn Minuten mit ihren Knarren gegenüber und warten, wer zuerst abdrückt. Damit uns auch ja nicht die wahnsinnig wichtigen und spannenden Details entgehen, dürfen wir uns immer wieder die gleichen Close-ups der Sonnenbrillen, Finger am Abdrücker, wehenden Mäntel etc. ansehen. Wenn dann endlich mal die Action kommt, ist sie in Zeitlupe und so verschwommen, dass man eh nichts erkennen kann. Weder clever, noch spannend - einfach nur pure Langeweile. Der letzte Teil, FLY, ist dann wenigstens noch halbwegs eine Entschädigung. Tadanobu Asano ist natürlich immer gut, und ich war schon froh, dass im Gegensatz zu den Vorgängern hier wenigstens überhaupt irgend etwas passiert, auch wenn die Charaktere noch so unstimmig und beliebig sind. Wenigstens das Ende ist relativ gelungen. Leider schaffte der letzte Teil es auch nicht mehr, den Film zu retten und der Applaus bliebt zu Recht aus. Dass der Film nur 60 Minuten geht, kann man somit sogar noch als Glück im Unglück betrachten - zumindest wurde man so schneller aus dieser Trübsal entlassen. Für 8,50 Euro ist es aber allemal zu wenig. | |
Kaminari sah diesen Film im City, München | 28.07.2004, 20:58 |
Rennt ein Typ in eine Sackgasse.von Felix Schweiger | Permalink |
Drei mal kommt ein Mann in eine "Dead End"-Situation. "Ich hab ne Idee für einen Film." "Echt? Erzähl!" "Kommt ein Kerl in eine Sackgasse." "Ja und weiter?" "Ja dann trift er wen." "Ne Frau, die obwohl er sie erschlägt nicht tot iss" "Und dann?" "Dann kommt er wieder in ne Sackgasse." "Ach?" "Da trifft er nen Typen mit ner Knarre" "Und?" "Die steh’n sich dann ne Viertelstunde gegenüber." "Das ist aber lausig wenig." "Macht nix, da hüpfen wir dann mit der Kamera wild rum." "Und dann?" "Dann läuft der Typ auf’s Dach, wo er ne Geisel nimmt." "Das ist aber auch mager." "Dann kriegt der Kameramann halt noch mehr zu saufen." "Gut, aber was hat das miteinander zu tun?" "Ich weiß nicht. Ist aber billiger, den selben Typen zu nehmen." "Na dann. Auf geht’s. Ich hab aber morgen keine Zeit. Meinst du, wir schaffen das bis heut abend?" "Klar." So oder so ähnlich muß sich wohl die Planungssitzung zu diesem Machwerk angehört haben, denn genau das kommt im Kino rüber. Da hilft auch der Versuch, mit Wackelbildern Kunstfilmstimmung aufkommen zu lassen, nix. Lieber Steadycam statt Sake für den Kameramann. Hätt aber wohl bei dem extramageren Drehbuch echt nix geholfen. Dauerkartenbesitzer können nach dem exzellenten Vorfilm aus dem Saal gehen und sich die Sonne auf den Wamst scheinen lassen. Alle anderen sollen ruhig mal ne Stunde die Wand anstarren, das macht mehr Spaß und ist billiger. Fazit: Völlig verpatztes Kunstfilmchen. Der heurige Bodensatz. | |
Felix Schweiger sah diesen Film im City, München | 29.07.2004, 13:33 |
Besonders wertvollvon Bobshock | Permalink |
Ishii Sogos neuester Streich ist ein feines Triple dreier Kurzfilme, die allesamt einen Wahnsinnssoundtrack und tolle Schauspieler zu bieten haben. Höllische Kamerafahrten, abgefahrenes Sounddesign und witzige ironische Einfälle machen die drei Kurzfilme (mit Vorfilm vier) zu einem vergnüglichen Erlebnis weit abseits des Mainstreamkinos. | |
Bobshock | 29.07.2004, 14:24 |
Kunst?von korinther | Permalink |
Um es ganz kurz zu machen: dieser Film wäre gerne Kunstkacke, er verbreitet aber nur das Gefühl, alles schon gesehen - nur besser. Nicht nur, dass die Ideen für die drei Episoden diesen Ausdruck nicht verdienen, nein, auch Kamera, Musik etc. ist alles so prototypisch, dass man schreiend davonlaufen könnte... Es ist, wie wenn jemand mit einem großen Holzschild vor einem steht, auf dem "Kunst" steht und beständig auf einen einprügelt. btw: der Vorfilm ist noch um einiges schlechter... | |
korinther sah diesen Film im Metropol, Stuttgart | 30.07.2004, 11:47 |
Kreative Sackgassevon Herr_Kees | Permalink |
Gut, Sogo Ishii hat schon anprechendere Filme gemacht. Der Unterhaltungswert insbesondere der ersten beiden Episoden ist nicht gerade hoch. Deshalb sollten sich DEAD END RUN auch wirklich nur eingefleischte Asien-Fans und Experimentalfilmfreunde ansehen. Die dritte Episode variiert die Ausgangssituation in Form und Inhalt dann aber noch derart, als hätte sie auch von Sabu (DANGAN RUNNER, MONDAY) stammen können und entschädigt halbwegs für die anstrengenden ersten 40 Minuten. Eine kleine Programmheftkorrektur noch: Dass der Mann in der ersten Episode von einer Androidin verfolgt wird, ist reine Interpretationssache. Klingt aber in jedem Fall reißerischer. Fazit: Experimentelles Asienkino für Fortgeschrittene. | |
Herr_Kees sah diesen Film im Metropol, Stuttgart | 01.08.2004, 19:28 |
Reviewvon Mirco Hölling | Permalink |
Sogo Ishii ist bekannt für seine Bild- und Soundcollagen, obwohl er auch im narrativen Kino durchaus zu Hause ist. In diesem Film jedoch zeigt Ishii mal wieder, dass er trotz seines mittlerweile doch fortgeschrittenen Alters so manch einem jugendlich-stürmischen Independent-Regisseur den Rang in Sachen Wildheit und Experimentierlust locker ablaufen kann. DEAD END RUN hat keinen Bezug zum Erzählkino. Es werden drei Episoden über eine Verfolgungsjagd, die plötzlich aufgrund einer Sackgasse endet, erzählt. Ist die erste Episode lyrisch-surreal (es wird viel gesungen!!), bewegt sich Ishii mit der zweiten am nächsten an die gängigen Gangsterfilmklischees heran. Die beiden Kontrahenten stehen sich minutenlang bewegungslos gegenüber, und die wackelige Handkamera erforscht mit extremen Close-ups die stoischen Gesichter. Schön gefilmt, aber ein wenig unoriginell. Dafür entschädigt die letzte Episode ausreichend, in der Tadanobu Asano einen Kidnapper gibt, der von der Polizei verfolgt wird. Realistisches wechselt mit bizarr-absurden Handlungsmomenten. DEAD END RUN wird mit Sicherheit kein Welterfolg werden, dafür ist er zu experimentell und mit einer Laufzeit von rund 60 Minuten nicht ins Schema der Abspielstätten passend. Interessant ist der Film jedoch allemal und erreicht in seinen stärksten Momenten die Intensität von Ishiis großen Filmen. Die Kamera zeigt grobkörnige, dynamische Bilder, wobei Handkamera dominiert, der Schnitt ist zumeist aufgeregt und aufwühlend und der Soundtrack dynamisch, modern und mitreißend. Kein Film für die breite Masse, für Fans des modernen japanischen und des Kinos von Ishii jedoch allemal ein lohnenswertes Kinoerlebnis. Mirco Hölling (20.08.2004) | |
Mirco Hölling sah diesen Film im Cinemaxx, Hamburg | 25.08.2004, 12:37 |
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