crazy

Deadstream

Shawn and the Dead

von Herr_Kees
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Shawn Ruddy ist in seinem Jackass-artigen Streamingformat „The Wrath of Shawn“ mit einem unsensiblen Stunt in Ungnade gefallen und wagt nun mit neuem Sponsor ein Comeback: einen Livestream aus einem Geisterhaus. So weit eine recht unspektakuläre Prämisse. Allerdings hat Shawn wirklich Schiss vor Gespenstern. Und er ist dabei verdammt lustig.

Willkommen zum Revival des Found Footage Horrors! Nach Rob Savages Horrorknaller HOST vor zwei Jahren setzen uns nun Joseph und Vanessa Winter einem Livestream in Echtzeit aus, der sich von einer wirklich witzigen und treffenden Influencersatire zur richtig spooky Geisterbahn wandelt, um schließlich in einer wahnwitzig überdrehten Horrorkomödie zu enden. Oder, einfach gesagt: Erst GRAVE ENCOUNTERS, dann EVIL DEAD.

Dass letzterer für die Macher ein erklärtes Vorbild war, ist mehr als offensichtlich und selten wurde dessen absurd komischer Ton mit gleichzeitigem Ekelfaktor so gut getroffen wie hier.

Wenn man über die teilweise etwas amateurhaften Makeup-Effekte hinwegsehen kann, darf man sich hier anderthalb Stunden nägelkauend und befreit lachend allerbestens amüsieren. Das Festival-Highlight!
Herr_Kees
sah diesen Film im EM, Stuttgart

22.09.2022, 00:33


Tanz der Influencerteufelchen

von Leimbacher-Mario
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„Deadstream“ war der absolute Publikumsliebling und Volltreffer auf dem diesjährigen Fantasy Filmfest. Eine Mischung aus „Evil Dead“ und YouTube-Prank, aus Sam Raimi und PewDiePie, aus „Grave Encounters“ und Livestream, aus Satire und The Real Deal, aus lautem Lachen und echtem Erschrecken. Wir folgen einem geläuterten und fast gecancelten YouTuber in ein verlassenes Geisterhaus. Er sorgt zu Beginn dafür, dass er nicht einfach fliehen können wird und er ist mit Motivation, zu Beginn einigermaßen Mut und etlichen Kameras ausgerüstet. Das könnte endlich mal wieder ein großer Hit für ihn, seinen Kanal und seine Follower werden. Doch natürlich wird alles noch schlimmer als vermutet und der Nerd und Angsthase kommt schneller in Bredouille als gedacht…

Das Streamingevent des Genrejahres

Wenn ich tippen müsste, welchen Film vom Fantasy Filmfest 2022 ich in meinem Leben noch am häufigsten schauen werde, würde mir die Wahl mit „Deadstream“ leicht fallen. Wie hier Spaß und Spannung, Fun und Folter, Lachen und Bangen, Grinsen und Gewalt vereint werden, gehört ins Lehrbuch. Dennoch für mich mit klarer Balance eher Richtung Comedy, aber da kommt’s drauf an wie schreckhaft und empfindlich man ist. Auf jeden Fall eines der spaßigeren Kinoerlebnisse seit langer Zeit, ein Vorbild in Sachen Innovation, Kreativität, Effektivität, Budgetmaximierung und Sympathie. Und Letzteres bei einer One-Man-Show eines Influencers - man kann es kaum glauben! Aber „Deadstream“ kennt sein Genre, seine Vorbilder, sein Publikum. Die Hommagen, Easter Eggs und Insider sitzen knackig perfekt. Von Fans für Fans, spürbar in jeder Minute. Die Posts und Livechats sind Gold wert. Wie immer wieder Klischees unterlaufen und umschifft werden, ist schlicht meisterhaft. Und insgesamt bleibt eine flotte Halloweensause, die nahezu alles richtig macht in ihrem Bereich, die sich und uns kaum mal eine Minute Leerlauf gönnt und die man ohne Zögern in's höchste „Found Footage“-Regal stellen kann. Kinder von Carpenter, Raimi und der Hexe von Blair - done right und rockig!

Fazit: ein wahrhaftiger Crowdpleaser und direkter Found Footage-Alltimer - „Deadstream“ ist ein minimal budgetierter und maximal sympathischer Genrehit, er bringt Comedy und Horror flott unter einen Hut und ist schlicht eine Wohltat in/für/mit dem aktuellen Zeitgeist. Eine genüssliche Frightfingerübung. Eine Messlatte und ein Ziel, möchte man selbst irgendwann Filme machen. Muss in die Sammlung!
Leimbacher-Mario
sah diesen Film im Residenz, Köln

25.09.2022, 22:03


Nicht noch ein Found-Footage-Film

von D.S.
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Der Abschlussfilm der Herzen: Bei wohl kaum einem anderen Beitrag des FFF 2022 war sich das Publikum derartig einig; kaum ein anderer lieferte so punktgenau das, was man auf dem Festival sehen will – echten Horror und überbordenden Humor in perfekter Kombination. Ein Crowdpleaser wie aus dem Bilderbuch.

Die Effektivität von DEADSTREAM liegt zum einen darin begründet, dass er seine Vorbilder kennt und weiß, was sie hat funktionieren lassen. Zum anderen darin, dass er keine Scheu hat, das zuzugeben – und voller Energie, geradezu kindlicher Spielfreude daranzugehen, ihre Motive und Devices zu mixen, variieren, überdrehen. Natürlich ist EVIL DEAD 2 der deutlichste, naheliegendste Bezugspunkt, was weniger an den manchmal übertrieben plumpen Make-up-Effekten liegt als vielmehr an der gekonnten Kreuzung von wahnwitzig albernen Jokes sowie einer schwer selbstironischen Grundstimmung mit Gruselmomenten, die wirklich ans Eingemachte gehen. Ja, es sind auch zahlreiche (verblüffend heftige) Jump Scares dabei. Doch DEADSTREAM gelingt das Kunststück, inmitten seines adrenalingetränkten Set-ups, seiner so temporeichen wie nägelbeißenden Erzählung darüber hinaus immer wieder auch ernsthaft herzhämmernfördernde Atmosphäre aufzubauen. Und diese wiederum durch zum Schreien komische Monologe oder selbstmörderisch dämliche Handlungen seiner Hauptfigur, gespielt von Co-Regisseur Joseph Winter selbst, aufzulösen. Bis es das nächste Mal Gänsehaut voraus heißt.

DEADSTREAM ist tatsächlich sowohl wunderbar scharfzüngige Satire über YouTube-Influencer und entwaffnend sympathisches Beispiel für zügellose Situationskomik als auch smarter, grimmig wirksamer Geisterhausfilm, der von Kennern mit Respekt für die Materie gemacht wurde – und allen ebensolchen garantiert das Herz aufgehen lässt. Einzig die schäbige Location lässt sich nennenswert kritisieren; einige Effekte hätten mit mehr Budget besser aussehen können, der Storyeinstieg dauert vielleicht einen Tick zu lang. Ansonsten gibt‘s hier aber ehrlich nichts zu meckern: Eine der größten, schönsten Überraschungen des Festivals – einer der Gründe, warum man das FFF besucht. Dicke 7,5 Punkte.
D.S.
sah diesen Film im Harmonie, Frankfurt

30.09.2022, 00:15




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