crazy

Dear Wendy

Dear Wendy!

von DelosOzzy
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Als Schlussfilm des 19. Filmfest Festivals gewählt erzählt er die Geschichte von einer Gruppe Kleinstadt Loser die durch den Besitz von Waffen zu Stärke und Selbstbewusstsein finden. Thomas Vinterberg und Lars von Trier inszenieren dieses Drama mit viel Gefühl und einer Botschaft, die die Bundesprüfstelle in Deutschland dazu veranlasst hat, dem Film keine Jungendfreigabe zu geben, was unverständlich ist und (wieder mal) Kopfschütteln bei mir auslöst. Armes Deutschland! Naja, wer will sieht ihn ja trotzdem. Der Film hat zwar seine Längen, ist aber sehenswert und das Shootout zum Schluss ist furios. Ein netter Ausklang für ein nettes Filmfest. Nicht mehr, aber weitaus auch nicht weniger.
DelosOzzy
sah diesen Film im Cinema, München

04.08.2005, 09:51


Review

von Parzival
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Ja, das ist ein würdiger Abschlussfilm. Die genialen Dänen Vinterberg (das Fest, was für ein Meisterwerk) und Lars von Trier (auch klasse: Dogville) liefern das, was man von ihnen erwarten konnte: Beißende Amerikakritik, ohne Michael Moore Aufgesetztheit. Hier wird anhand einer Gruppe Jugendlicher der Waffenwahn bloßgestellt. Das ist kreativ, witzig, originell (ein pazifistischer Waffenkult, irre) und wird mit coolen "the Zombies" Songs unterlegt, und weit weg von der Dogma Wackel Ästhetik. Das dann die geniale Satire mit ihren vielen Details in einen krassen Showdown mündet, ist einerseits konsequent, aber andererseits etwas übertrieben und zu action-lastig. Der off-Kommentar ist großartig, da intensiv und er ist wohl der erste, der an eine Waffe gerichtet ist.
Parzival

05.08.2005, 14:19


Kinderfasching

von Herr_Kees
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Guns don’t kill people - people kill people. Diesem altbekannten Sinnspruch möchte man fast widersprechen, wenn man in DEAR WENDY Zeuge wird, mit welcher an Fanatismus grenzenden Liebe und Verehrung die jugendlichen Protagonisten ihre Waffen behandeln.

Von Lars von Trier geschrieben und produziert, kann DEAR WENDY wohl als inoffizieller Teil seiner Amerika-Trilogie betrachtet werden, die mit DOGVILLE begann und demnächst mit dem bereits abgedrehten MANDERLEY fortgeführt wird. Ähnlich wie DOGVILLE ist auch DEAR WENDY eher ein Experiment, eine Metapher, ein Planspiel denn ein konventioneller Film. Hier wie dort bleibt der Ort der Handlung auf ein stilisiertes Dorf beschränkt, hier wie dort werden konkrete menschliche, für von Trier wohl ausgesprochen amerikanische, Verhaltensweise in den Fokus genommen. Und beginnt der Film auch mit anfänglichem Charme und konventioneller Handlung, so gleitet der Charakter der Erzählung immer tiefer in grimmige Boshaftigkeit ab und das Drama nimmt immer absurdere Formen an. Die konsequente Durchsetzung des eigenen Standpunktes ohne Rücksicht auf Verluste kostet schließlich zahlreiche Menschenleben und wird so zum klaren politischen Kommentar.

Dass ein seriöses Drama von aktueller politischer und sozialer Brisanz zweier weltweit etablierter Macher von der FSK keine Jugendfreigabe erhält und damit wohl (zumindest marketingtechnisch) auch den Weg in deutsche Kinos erschwert bekommt (offizieller Start ist der 6.10.), ist sehr bedauerlich. So lange jedoch - wie im Stuttgarter Metropol geschehen - einige Zuschauer der Ansicht sind, ein Kopfschuss sei ganz gleich in welchem Kontext in jedem Fall einen Szenenapplaus wert, muss man leider davon ausgehen, dass auch dieser Film ähnlich einer Waffe in den falschen Händen zu Missverständnis und Missbrauch führen kann.

Fazit: Sehr gut inszeniertes und gespieltes Drama mit groteskem Humor, das sich trotz zurückhaltender Gewaltdarstellung jeglichen wertenden Kommentars enthält und dadurch ähnlich Filmen wie HENRY und SALO Stoff für kontroverse Diskussionen liefert.
Herr_Kees
sah diesen Film im Metropol, Stuttgart

11.08.2005, 13:31


Liebe Wendy,

von bioskop
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ich wollte Dir nur noch einmal sagen, dass der Film über Dich wirklich fantastisch geworden ist. Lars und vor allem Thomas haben tolle Arbeit geleistet. Es war auch nicht zu erwarten, dass Jamie Bell genau so schießt wie er tanzt, nämlich großartig. Ich will Deine Leistung natürlich nicht schmälern. Du siehst blendend aus und funktionierst auf der großen Bühne wirklich toll.
Seht Euch Wendy an, wie sie strahlt und einen großen Schatten wirft auf das Amerika, wo sich alle doch so lieb haben. Danke Wendy, danke Thomas!
bioskop

12.08.2005, 13:26


Die Waffen der Jugend

von D.S.
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Interessant, wie einheitlich dieser Film als bösartige Satire auf den US-amerikanischen Waffenfetischismus wahrgenommen wird. Natürlich kann man ihn so sehen. Daß Regie und Drehbuch von zwei europäischen Intellektuellen verantwortet werden, die klar aus der linksliberalen Ecke kommen, legt das auf den ersten Blick sowieso nahe.

Mann kann "Dear Wendy" aber auch ganz anders lesen. Denn genauer betrachtet sagt der Film nirgends eindeutig und unmißverständlich, daß er der Meinung ist, die Liebe zu Waffen würde ausschließlich zu Unglück und Verderben führen. Den Kids, die hier einer seltsamen Vernarrtheit anheimfallen, geht es im Gegenteil seitdem und bis zuletzt deutlich besser als zuvor - sich erobern sich ihren Platz in der Welt, sie fühlen sich endlich im Einklang mit sich selbst und sogar glücklich. Und, ohne zu spoilern: Das Leben an sich muß nicht für jeden zwingend automatisch der höchste aller Werte sein. Für manche ist es vielleicht wichtiger, sich nicht mehr wie ein Loser zu fühlen - egal, was das in der Konsequenz bedeuten kann. So gesehen, kann man also in jedem Fall eine gewisse Ambivalenz bzw. durchaus sogar leise Anklänge von Heroisierung ausmachen, wenn man will.

Für mich aber stellt "Dear Wendy" im Kern etwas ganz anderes dar als eine wie auch immer geartete Auseinandersetzung mit dem Thema Waffen. Diese ist in meinen Augen eigentlich nur Aufhänger für eine Geschichte über die bedingungslose Liebe zu einer Sache, die dem eigenen Leben einen Sinn gibt. Für die man bereit ist, alles zu tun. Also eine Geschichte über Idealismus, Träume, Glauben und Hoffnung - Themen, die fast automatisch in einen Film über Jugendliche münden müssen, die an der Schwelle zum Erwachsenwerden stehen und mit dem krassen Widerspruch zwischen großen Gefühlen und trister Realität konfrontiert werden. So ist es auch kein Zufall, daß die Protagonisten von "Dear Wendy" ihrer Gang ausgerechnet den Namen "Dandies" geben, daß "Das Bildnis des Dorian Gray" eine gewisse Rolle spielt, daß Oscar Wilde ihrem Selbstverständnis (und ihren "Uniformen") ganz offensichtlich Pate stand. Es geht für sie in einem hohen Maße um das Finden eines eigenen Stils, um die Abgrenzung von anderen - gerade der "erwachsenen" Welt mit ihren Normen und Regeln -, um das endlich erwachende Gefühl der eigenen Wertigkeit, um einen Kampf gegen Mäßigung und Normalität, sprich: gegen das Älterwerden und Sich Anpassen.

Das ist ein sehr romantisches Themenfeld, ein grimmig leidenschaftliches - und dazu passen Waffen inhaltlich nun mal sehr gut. Natürlich bietet dieser Aufhänger aber auch, gerade in seiner grotesken Übersteigerung, ein sehr hohes Potential für eine Handlung, die in weiten Teilen fast bizarr anmutet - wenn man sie wörtlich nimmt. Aber egal, ob man das tut, oder sie nur als Metapher für Komplexeres betrachtet: sie entwickelt ausreichend ungewöhnliche Situationen und amüsante Dialoge, um dem Film per se schon einen hohen Unterhaltungswert zu verleihen. Dabei spielt das Thema Pazifismus, dem sie die "Dandies" ja angeblich verschrieben haben, aber kaum eine nennenswerte Rolle. Etwaige Gewissenskonflikte, wie sie bei der Kombination "friedliebende Menschen/Waffenvernarrtheit" ja eigentlich zahlreich auftreten müßten, werden kaum thematisiert bzw. sind nur für ein paar Lacher gut. Letztlich gewinnt man den Eindruck, die Kids nennen sich nur Pazifisten, weil sie gar nicht genau wissen, was das ist, es aber gut klingt - und bereits eine erste Stufe der Abgrenzung von anderen, von der sie umgebenden Gesellschaft ermöglicht.

Gestalterisch überzeugt "Dear Wendy" nicht nur durch einige unerwartet eingesetzte Stilbrüche, sondern insbesondere auch durch den Einsatz einer Erzählerstimme, die uns einerseits tiefer in die Handlung, in die Gefühle und Gedanken der Protagonisten hereinzieht, und andererseits - durch ihren Tonfall, durch den lyrischen Charakter des Vorgetragenen den poetischen, romantischen Eindruck des Films noch verstärkt. Wenn auch die eine oder andere Figur vielleicht noch ein wenig detaillierter hätte gezeichnet werden können, überzeugt "Dear Wendy" insgesamt aber doch ebenfalls auf dieser Ebene, wozu die hervorragenden schauspielerischen Leistungen natürlich ihren Teil beitragen. Das einzige, was ich zu kritisieren habe, sind ein paar kleinere Längen im Aufbau des Films. Gerade in der Mitte zieht es sich manchmal ein bißchen, aber diese Phase ist schnell wieder vorbei.

"Dear Wendy" ist ein sehr ungewöhnlicher Film mit einer sehr ungewöhnlichen Handlung. Ganz gleich, ob man diese Handlung nun wörtlich nimmt, ob man sie als Vehikel zum Transport bestimmter Botschaften oder als Hülle, in der die ganz großen Themen manifestiert werden: sie macht nachdenklich, sie unterhält, sie ist durch und durch originell. Und macht "Dear Wendy" im Zusammenspiel mit einer genauso "eigenen" Inszenierung zu einem ganz besonderen Erlebnis - auch, wenn einigen hier vermutlich ein wenig Tempo und "Action" fehlen wird. Für mich aber mindestens acht Punkte wert.

Daß man den Film übrigens nicht unbedingt einfach platt als Anklage gegen Waffen (oder gar als moralisch entrüstete Amerika-Kritik?!) sehen sollte, legt nicht nur die mitunter durchaus ästhetisierte Darstellung ihres Gebrauchs - und auch der Konsequenzen ihres Gebrauchs - nahe. Gleichfalls lassen diverse Aussagen von Thomas Vinterberg (TV) und Lars von Trier (LVT) darauf schließen, daß bezüglich dieses Themas eine zumindest ambivalente Position vertreten wird. Ich zitiere mal aus dem Presseheft: LVT: "Es ist egal, worin du dich vertiefst, du bist gezwungen, darin irgendeine Art von Schönheit zu entdecken. Die Schönheit im Detail, denn die moralische Seite davon ist etwas ganz anderes." TV: "Lars hat recht, wenn er behauptet, dass Waffen faszinierende und erstaunliche Instrumente sind. ... Wo ich aufgewachsen bin, waren Waffen ein Symbol des Bösen, aber es ist eben nur ein Ding, das man richtig oder falsch benutzen kann."
D.S.
sah diesen Film im Metropolis, Frankfurt

18.08.2005, 15:55


Das kann nicht von Vinterberg und von Trier sein!

von FFFler
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Lange hab ich mich gefragt warum es dieser Film zum Abschlussfilm des FFF 05 geschafft hat und diese Frage wurde mir in den letzten 20 Minuten beantwortet! Zuvor baute der Film sehr langsam seine durchaus interessante Geschichte ohne Höhepunkte aus, um sie dann in einem furiosen Finale gipfeln zu lassen. Ich frag mich zudem immer noch was Thomas Vinterberg und Lars van Trier geritten hat, denn der Film ist das glatte Gegenteil von ihren Dogmafilmen. Mir hat der Film sehr gut gefallen, wobei ich mich trotzdem frage warum die FSK bei einem solchen Film mit FSK18 hadert, aber Creep mal locker FSK16 Freigabe besitzt.
FFFler
sah diesen Film im Metropolis, Frankfurt

19.08.2005, 22:24




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Kommentar von kinokoller :
Gute Idee...
...aber unglaubwürdig umgesetzt - Dogma hin, hintergründige Botschaft her. Während der Film interessant startete, war das Geballer gegen Ende einfach nur schlecht. Da waren die 'Action'-Szenen aus TEXAS - DOC SNYDER HÄLT DIE WELT IN ATEM um ein Vielfaches besser ;)
16.09.2008, 11:21

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