Verzweifelte Seelen in der Wüstensonnevon Giallorossa | Permalink |
Dieser Film war richtig spannend. Ab dem Moment, als die Mexikaner über die Grenze zur USA gehen, wird die Bedrohung durch den Jäger mit dem Hund ständig spürbar. Die Verzweiflung der Leute wächst stets, da ein Ausweg offensichtlich nicht sichtbar ist. Auch die trostlose, von der Kamera wunderbar eingefangene Umgebung aus Wüste und Gebirge tut ihr Übriges. 2 Punkte muss ich jedoch von der Höchstwertung abziehen, da die Motivation des Jägers sich allenfalls erraten lässt, aber nie geklärt wird. Die Gewalt verkommt daher ein wenig zum Selbstzweck (Lust am Töten). Schauspielerisch gibt es nichts auszusetzen. Deutlich überdurchschnittlich! | |
Giallorossa sah diesen Film im Cinecitta', Nürnberg | 24.08.2016, 01:39 |
Wüstensöhnevon Lovecraft | Permalink |
Eine Gruppe illegaler mexikanischer Einwanderer wird beim Grenzübertritt, solange Präsident Trump seine Mauer noch nicht errichtet hat, von einem texanischen Scharfschützen und seinem belgischen Schäferhund ins Visier genommen. Die gnadenlose Menschenjagd kann beginnen. "Desierto" hat in Jeffrey Dean Morgan und Gael García Bernal zwei charismatische Antagonisten, die den Zuschauer mißreißen. Wobei hier auch unbedingt das grandiose Hundetraining erwähnt werden muss. Ein paar mehr Hintergrundinformationen über die Beteiligten wären noch ganz schön gewesen, dafür verzichtet Regisseur Cuaron auf allzu viele Unterbrechungen des Erzählflusses und hält das Tempo bis zum Ende fast durchgehend hoch. Zwar läuft der Streifen weitgehend überraschungsfrei ab, wunderschöne Wüstenbilder (gedreht wurde in Baja California), etwas eingeflochtene Gesellschaftskritik und so manch spannende Szene machen den Film trotzdem für Interessenten sehenswert. | |
Lovecraft sah diesen Film im Cinestar, Berlin | 24.08.2016, 11:04 |
Migrationsproblematik auf Amerikanischvon Fex | Permalink |
Illegale Einwanderer sind in Amerika nicht sehr beliebt, aber die Grundidee hinter dem Film ist so einfach wie raffiniert, im Niemandsland des Grenzgebietes hört dich niemand schreien und die Polizei hat auch kein großes Interesse, eventuelle Morde aufzuklären. Hier kann man sein eigenes "Most dangerous Game" inszenieren, ohne allzu viel Angst haben zu müssen, erwischt zu werden. Genau so verhält sich auch der selbsternannte Grenzschützer, durch und durch Patriot - weil, die Polizei macht ja nichts... Dies ist alles sehr spannend und überzeugend in Szene gesetzt, entwickelt sich stetig und nachvollziehbar, ohne gar aufgesetzt oder konstruiert zu wirken. Immer wieder schöne Aufnahmen der spröden, unwirtlichen und fremden Umgebung runden das Ganze ab, wobei das einzige Manko ist, dass der Film "nur" in 16:9 und nicht in Cinemascope gefilmt ist. Insgesamt ein sehr guter, intensiver, spannender und auch blutiger Thriller. | |
Fex sah diesen Film im Cinestar, Berlin | 25.08.2016, 01:00 |
Good Boy, Trackervon Michaela | Permalink |
Ein paar Mexikaner versuchen illegal in die USA per Schlepper einzureisen. Da der Truck auf dem letzten Stück liegen bleibt, müssen sie zu Fuß weiter. Die Gruppe wird allerdings schnell dezimiert, ein wackerer Patriot geht auf die Jagd und knallt gleich mal den Großteil der Gruppe ab. Für den traurigen Rest, angeführt von einem sehr überzeugenden Gael Garcia Bernal, beginnt ein gnadenloser Kampf ums Überleben gegen die Hitze, den Durst und einen Mörder, kernig dargestellt von Jeffrey Dean Morgan. Die Hetzjagd ist sehr spannend umgesetzt, bei manchen Szenen hatte ich glatt schweißnasse Hände, sowas passiert selten. Der Regisseur hält sich nicht lange mit Motiven auf oder Background-Stories zu den einzelnen Personen, er geht gleich zur Sache, sodass die eigentliche Handlung, das Jagen und sich Retten wollen, flüssig umgesetzt werden. Mir gefiel auch, dass es sich um normale Menschen handelt, keiner entwickelt plötzlich irgendwelche Superfähigkeiten, auch der Killer ist nicht unverwundbar, auch er leidet unter der Hitze, auch er ist nicht allwissend und allsehend. Dafür hat er seinen Hund, Tracker, und der stiehlt wohl allen die Show. Es ist einfach schön, dem Hund zuzusehen, wie er durch die Landschaft saust. Apropos Landschaft: Sehr schöne Landschaftsaufnahmen von der kargen Wüste und den kaum bewachsenen Hügeln. Rundum ein spannender Film mit überzeugenden Darstellern, allen voran der Hund, schönen Landschaftsaufnahmen und richtiger Beleuchtung. Kein Pseudo-Siebziger-Look, sondern knallharte brennende Wüstensonne. Ein paar kleine Logiklöcher stören den Gesamteindruck nicht. | |
Michaela sah diesen Film im Cinemaxx, München | 31.08.2016, 15:44 |
Das Wüste lebtvon Herr_Kees | Permalink |
Man kann in DESIERTO durchaus Ähnlichkeiten zu Cuaróns Drehbuchvorgänger GRAVITY erkennen: Ein Minimum an Story, ein Höchstmaß an Schwierigkeiten. Wo der Film des Vaters Alfonso (der hier mitproduziert hat) jedoch aus seinen Beschränkungen einen fantastischen Thrillride machte, geht dem Regiedebüt des Sohnemanns doch rasch die Puste aus. Natürlich gibt es spannende Szenen und der Film ist besser als der ähnlich gelagerte THE REACH, aber es gibt mindestens genauso viel ungenutztes Potenzial, ärgerliche Logikfehler und andere Regieschwächen. Da wittert der Hund beispielsweise einmal Spuren kilometerweit und ignoriert ein anderes Mal eine noch blutende Beute direkt vor seiner Nase oder fällt auf eine falsche Fährte herein. So bleibt ein teils spannender, aber nie wirklich tighter Thriller. | |
Herr_Kees sah diesen Film im Metropol, Stuttgart | 06.09.2016, 23:41 |
Borderpatrol des Todesvon Leimbacher-Mario | Permalink |
Im Niemandsland - dort spielt nicht nur "Desierto", dort ist er für mich ebenso qualitativ angesiedelt. Beileibe kein miserabler Film, doch wenn man Cuarón heißt, darf man schon etwas mehr als Durchschnitt erwarten. Ok, es ist Cuarón Jr. & erst sein zweiter Langfilm - trotzdem waren meine Erwartungen einfach etwas höher. Steigerungspotenzial hat er noch genug, Talent dürfte ihm ebenfalls nicht fehlen in dieser Familie. Hier kredenzt er uns einen Minimalisten-Wüstenthriller, in dem ein abgewrackter, der Welt überdrüssiger Trump-Wähler Jagd auf ein paar illegale mexikanische Einwanderer macht & die Wüste gehörig rot färbt. Dazwischen noch ein angsteinflößender Schäferhund, viele Steine & hübsche Sonnenuntergangsbilder. Das war es eigentlich. Man könnte sagen, ein "The Revenant", "Fury Road" oder eben "Gravity" zeigten, wie es simpel, personell dünn besetzt & minimalistisch geht - "Desierto" zeigt, wie es nicht geht. Zumindest lange nicht so gut wie diese Paradebeispiele des Purismus. Eine hohe Messlatte, an der sich der kleine Cuarón jedoch messen lassen muss. Und wo er wahrscheinlich auch früher oder später hin will. Walking-Dead-Star Jeffrey Morgan Dean spielt den verbitterten Hinterwüstler wundervoll böse, sein Hund ist treuböse & Gael García Bernal spielt den Mexikaner On The Run ebenfalls mit Leidenschaft. Leider ist es einfach erschreckend dünn & schablonenhaft, mit was die Zwei charakterisiert werden. Wütend auf Einwanderer & den Staat der eine, ein Kind in Amerika der andere - joa, da sollen wir direkt mitfühlen & Spannung empfinden? Ne, reicht mir nicht. Lange nicht. Die Bilder der Wüste sind schön, jedoch sehr eintönig. Die Atmosphäre ist lang nicht so konzentriert, nihilistisch & alptraumhaft, wie sie sein könnte, selbst wenn der Film überraschend flott zum Punkt kommt. Der Kampf zweier Männer, zweier Weltanschauungen, Gut gegen Böse im Wüstensand - leider werden hier viele Möglichkeiten & ein eindeutig besserer Film ausgelassen. So versackt er aussagelos, leer & emotional nur bedingt packend im grauen Mittelfeld. Fazit: da muss der kleine Sohnemann aber noch ein ganzes Stück zum Vater gutmachen - "Desierto" ist kein Wüsten-Gravity, doch ein spannendes Wüstenversteckspiel. Mir etwas zu leer, minimalistisch & abwechslungsarm - doch was gibt die Wüste denn schon mehr? | |
Leimbacher-Mario sah diesen Film im Residenz, Köln | 07.09.2016, 01:31 |
Heiße Hundehatzvon Janina Himmen | Permalink |
Wie in der Ansage schon richtig angemerkt wurde, hat DESIERTO einen unnagenehm aktuellen Bezug. Was wäre, wenn wir an der Grenze wirklich einfach auf illegale Einwanderer schießen würden? Was sich so locker-flockig im Wahlkampf dahinsagt, ist in der Realität genau so unmenschlich wie in diesem Film dargestellt. Hier nimmt ein Amerikaner das Gesetz selbst in die Hand, als er eine Gruppe Mexikaner in der Wüste entdeckt, die gerade die Grenze in sein geliebtes Heimatland überquert haben. Mit seinem Hund beginnt er Jagd auf sie zu machen und zeigt dabei kein Mitleid. Aber DESIERTO ist keinesfalls ein Flüchtlingsdrama, das mit traurigen Schicksalen auf die Tränendrüse drückt. Er ist sehr flott inszeniert und konzentriert sich voll und ganz auf die Menschenjagd. Die Charaktere werden so knapp vorgestellt, wie es eben nötig ist, aber eigentlich reicht das auch. Denn wenn man zu Tode gehetzt wird, spielt die Vergangenheit sowieso keine große Rolle. Dafür muss man als Zuschauer aber auch eine gewisse Vorhersehbarkeit in Kauf nehmen. Es passiert wirklich nicht viel mehr, als dass Menschen durch die Wüste gehetzt werden. Das ist allerdings sehr spannend inszeniert und wurde in tollen Bildern festgehalten. Gelangweilt habe ich mich nicht. Heimlicher Star des Films ist übrigens der Hund. Er wird nicht nur als Waffe dargestellt, sondern als Freund und Helfer - nur halt leider auf der falschen Seite. Die Szenen mit ihm sind jedenfalls sehr gelungen. | |
Janina Himmen sah diesen Film im Cinestar, Frankfurt - Original-Review | 07.09.2016, 01:35 |
Duell in der Wüstevon D.S. | Permalink |
Vorab eine Warnung: Wer sich für den mit deutlichen politischen Untertönen versehenen Hetzjagd-Thriller von Jonás Cuarón interessiert, sollte bei der (in Frankfurt mehrfach erfolgten) Ausstrahlung des Trailers besser die Augen schließen. Denn dieser verrät gefühlt bereits drei Viertel der Filmhandlung, inklusive einiger zentraler Höhepunkte. Wem das aber rechtzeitig gelingt, den erwartet ein recht spannender und recht souverän inszenierter Film um Hass, Angst und Flucht – der aber nicht besonders viel Tiefe besitzt, dafür von einigen logischen Schwächen sowie Unglaubwürdigkeit bezüglich mancher Entscheidungen seiner Figuren geplagt ist. Dass diese durch die Bank nur oberflächlich gezeichnet sind, ist bei der hier die alleinige Handlung stellenden Jagd eines Ultra-Patrioten auf illegale Einwanderer durch die Wüste Südkaliforniens (die allerdings in Mexiko gedreht wurde) zu verschmerzen. Der Jäger ist als versoffener Redneck mit Südstaatenflagge, Country-Faible, Pickup-Truck und mörderisch abgerichtetem Hund aber doch ein Stück zu klischeehaft geraten. Die fanatische Menschenverachtung der verlorenen Figur bringt Jeffrey Dean Morgan jedoch beeindruckend glaubwürdig auf die Leinwand. Soweit es hier etwas zu spielen gibt, ist ohnehin nichts zu beanstanden: Gael García Bernal gibt gewohnt überzeugend den wichtigsten Gejagten, alle anderen Protagonisten sind mehr oder weniger Staffage. Die Probleme sind eher im Drehbuch anzusiedeln – wenn etwa die Treffergenauigkeit eines Schützen plötzlich von 100 auf 0% absinkt, sorgt das für Stirnrunzeln. Immerhin ist manche Handlungsentwicklung, manche Entscheidung von Figuren nicht völlig vorhersehbar, was speziell das letzte Drittel des Films aufwertet. Mir bot die Geschichte aber letztlich doch zu wenige Höhepunkte und zu wenig Gehalt, um mich nachhaltig zu beeindrucken. Zudem fand ich das eintönige Setting etwas ermüdend. Aber das liegt wohl in der wüsten Natur der Sache. Zusammengefasst: 6 Punkte. Je nach Neigung sind jedoch auch ein, zwei mehr drin; die Grundidee wurde jedenfalls allemal konsequent ausgeschöpft. | |
D.S. sah diesen Film im Cinestar, Frankfurt | 07.09.2016, 04:30 |
Menschenjäger und illegale Immigranten zum Zweitenvon ArthurA | Permalink |
Nachdem ihr Laster plötzlich den Geist aufgibt, müssen 14 illegale Immigranten, darunter Gael García Bernal als Moises, der sich auf ein Wiedersehen mit seinem Sohn freut, den Rest der Strecke zu Fuß durch die karge Wüste zurücklegen. Auch ohne den durchgeknallten Jäger (Uncle?) Sam (Jeffrey Dean Morgan) wäre der Weg bei 48 Grad Hitze nicht ungefährlich. Doch Sam, für den Donald Trump vermutlich noch zu gemäßigt auftritt, wartet nicht, bis die Hitze die Einwanderer dahinrafft, sondern beschleunigt in der besten Sequenz des Films mit seinem Gewehr den Prozess, wenn er in einem Rutsch den Großteil der Truppe abknallt, ohne mit der Wimper zu zucken. Es sind heftige Szenen, die mit großer Intensität und Dringlichkeit inszeniert sind und deren Brillanz der Film danach nie wieder erreicht. Bis auf die düstere Vision der Selbstjustiz von US-Bürgern an illegalen Einwanderern, bleibt Desierto unpolitisch und legt stattdessen den Schwerpunkt auf das Katz-und-Maus-Spiel zwischen Morgans Jäger und den Überlebenden seines Erstangriffs, die er mit seinem treuen Hund verfolgt. Nach einem wirklich starken Einstieg verläuft der Rest des Films in gewohnten Bahnen. Sowohl Gael García Bernal als auch Jeffrey Dean Morgan holen schauspielerisch das Beste aus ihren eintönigen, unterentwickelten Charakteren heraus, während das Drehbuch die Geschichte auf ihre absolute Essenz reduziert, dabei aber besonders gegen Ende die wichtigste Zutat vergisst: Spannung. Auch die Glaubwürdigkeit leidet zunehmend, wenn Morgans Charakter beispielsweise mehr Whiskey (aber kein Wasser trotz Hitze!) in sich kippt als ein 16-Jähriger in einer All-You-Can-Drink-Bar und dabei immer noch so treffsicher ist wie Bradley Cooper in American Sniper. Der jüngere Cuarón hat auf jeden Fall das Eine oder Andere bei seinem Vater gelernt, was einprägsame Einstellungen oder die Nutzung des Settings als eigener Charakter angeht, doch hoffentlich setzt er diese Talente nächstes Mal bei einem besseren Drehbuch ein. | |
ArthurA sah diesen Film im Residenz, Köln - Original-Review | 11.09.2016, 12:45 |
Die Wüste ist der Starvon landscape | Permalink |
Langsam erleuchtet die Sonne die Wüstenlandschaft, ein Transporter fährt - klein und unscheinbar - durch das Bild, der Titel "Desierto" erscheint. Dieses Bild ist wie eine Ouvertüre: Die Story um die Immigranten wird genutzt, um die Wüste in all ihren Facetten zu zeigen - ihre Landschaften, ihre Lebensfeindlichkeit, ihre Grösse, ihre Botanik und Fauna. Und mittendrin der kleine Trupp Immigranten und der patriotische Redneck mit seinem Hund als zäher, unermüdlicher Jäger. Eine kleine, schmutzige Geschichte vor dominierender Kulisse, mit sehr guten Hauptdarstellern und etlichen Statisten, und einem recht konsistenten Spannungsbogen. | |
landscape sah diesen Film im Savoy, Hamburg | 26.09.2016, 21:47 |
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