„Don’t close the Drive-in“von Herr_Kees | Permalink |
Braucht man für diese Geschichte zweier suspendierter Cops auf der Fährte eines privaten Coups wirklich mehr als zweieinhalb Stunden Laufzeit? Sicherlich nicht. Aber die Lauflänge des Films ist zugleich seine Besonderheit. Denn die Story haben wir schon unzählige Male erzählt bekommen und die Charaktere kennen wir ebenfalls bereits. Was ist also der Mehrwert von Zahlers Film? Zum einen gönnt er vielen seiner Charaktere eine eigene Backstory und Motivation – auch wenn die meisten dieser Geschichten nicht über die bekannten Stereotypen hinausgehen und eine sogar einzig zur Manipulation des Publikums genutzt wird. Und zum anderen ermöglicht das Miterleben eines Stakeouts mit anschließendem Heist, Verfolgungsjagd und blutigem Showdown quasi in Echtzeit ein ganz anderes, deutlich immersiveres Filmerlebnis als bei anderen Genrebeiträgen, in denen wir nicht jedes einzelne Nachladen und Scharfschützengewehr erneut in Position bringen in ewig scheinenden Einstellungen sehen. Macht das nun aus DRAGGED ACROSS CONCRETE einen guten Film? Nicht unbedingt. Zwar sieht man diesen Schauspielern auch gerne mal eine Weile beim Schlafen oder Sandwich essen zu, doch zu viele Szenen wirken beliebig (wie beispielsweise die Aktionen von Black bzw. Grey Glove) oder gar unnötig ausgewalzt (u. a. der Schluss), die Dialoge sind weder besonders clever noch besonders interessant, es dauert lange, bis der Film seinen Rhythmus findet und das Frauenbild ist schlichtweg eine Katastrophe. So bewegt sich Zahler unentschlossen zwischen Drive-in-Exploitation und Copdrama und man wird das Gefühl nicht los, das alles vor vielen Jahren bei Tarantino schon einmal bedeutend zwingender und besser gesehen zu haben. | |
Herr_Kees sah diesen Film im Metropol, Stuttgart | 14.04.2019, 23:58 |
Action meets Zeitverschwendungvon Giallorossa | Permalink |
Dieser Film ist zwar mit einigen Stars besetzt, diese haben jedoch kaum Screentime (außer Mel Gibson natürlich). Das ist schon mal ärgerlich. Das größte Ärgernis ist aber die Länge des Filmes. Minutenlange Gespräche im Auto, eine völlig überflüssige Side-Story, all das bringen den Film nicht wirklich voran. Die Story vom Banküberfall ist ansonsten sehr gut inszeniert, wenn auch nichts wirklich neues. Der Showdown reißt dann noch einiges wieder raus: wirklich gute Belagerungs- und Schießszenen; so dass man sagen kann: Kann man, wenn man was zum Naschen dabei hat, in jedem Fall anschauen. | |
Giallorossa sah diesen Film im Cinecitta', Nürnberg | 15.04.2019, 00:41 |
Keine Skyline, nur Bordstein!von Leimbacher-Mario | Permalink |
Es ist wieder Zahl-er-Tag, könnte man süffisant schreiben, schon wieder ein Kinnhaken, nachdem sich Genrefans den Speichel vom Kinn reiben. Mel Gibson und Vince Vaughn auf der Jagd nach bösem Gesindel, da scheißt sich zu recht manch einer in die Windel. Erbarmungslos, oft überzogen, aber doch irgendwie greifbar und echt, hier macht keiner aus dem Kugelhagel einen heldenhaften Hecht. Diese Männer wissen genau was sie tun und wer sie sind, kein Film für Frau, Kegel und Kind. Dreck regiert, Versprechen zählen wenig, Fressen oder gefressen werden, diese Machos leben alleine, nicht in Herden. Unterlegt mit lässigem Soul, im starken Kontrast zum jederzeit spürbaren Beton, selten hat jemand derart konzentriert und talentiert und stilsicher den Männerberg erklomm’. Kein Wannabe, sondern der echte Deal, hier passiert wenig, doch es passt einfach unglaublich viel. Zwei Männer. Drei Stunden. Und ein Auto. Sagen die einen. Doch ich meine zu sehen, an jeder Ecke ist der Hauch von Genialität am aufkeimen. Gibson spielt nur sich selbst, der Film ist rechts, bla bla bla, vielleicht stimmt Ersteres, doch Letzteres ist schlicht falsch, selten war für mich etwas derart klar klar klar. Zahler enttäuscht nicht und scheint nun wirklich angekommen in seiner Bahn, wunderschön entschleunigt, unverblümt und entgegen dem sonstigen Traumfabrikwahn. Grindhousekino für das 21. Jahrhundert, in Zeitlupe, mit unaufhaltsamer Fingerschraube, hier bleibt nur Bangen, hier helfen weder Beten noch Glaube. Ein Film, der dich zieht, ohne mit der Wimper zu zucken, über den Asphalt, selten hat ein knallharter Cop-Actioner weniger geknallt. Und doch bleiben die Figuren bei einem, das Szenario wirkt heiß und tückisch, wenn man nur genau hinschaut, sieht man, dieser Tisch ist gedeckt wirklich üppig. Natürlich braucht man Sitzfleisch, Geduld und etwas Muße, doch nicht nur der Soundtrack gehört ins Auto, wenn ich cruise. Ich weiß nicht ob Tarantino Zahler hasst oder liebt, doch er hat gemacht, dass dieser vom Coolnessthron fliegt. Und das humorlos und wie ein trockener Furz, dieses Betonbeben ist alles, nur nicht kurz. Herausforderung, Mittelfinger, Meisterwerk vielleicht, doch trotz immer gleicher DNA, nie ein Zahler dem anderen gleicht. Man liebt ihn oder man hasst ihn, soviel steht fest, doch er gibt einem nach einem langen Festivaltag definitiv den Rest. Zahler ist der Dampfhammer, der durch die Szene pflügt, er ist keiner der Altes aufwärmt und sich durch Collagen ins eigene Fäustchen lügt. „Dragged Across Concrete“ bleibt bei einem und geht nah, der Regisseur ist hier durch und durch der Star. Alte Schule, roh und unverbogen, das Warten lohnt sich, ungelogen. Fazit: Was für ein harter Hund von Film. Zahler ist am Drücker und liefert brutalst ab. Mal wieder. Egal wie zäh es wirkt - „Dragged Across Concrete“ ist keine Minute zu lang und schlägt einen mit all seiner Härte und Radikalität in seinen Bann. Tut weh und gut zugleich! | |
Leimbacher-Mario sah diesen Film im Residenz, Köln | 16.04.2019, 12:10 |
Vom Leben ins Knie geficktvon Alexander | Permalink |
Craig Zahler bekommt von mir die allerhöchste Anerkennung dafür, das er sich in Zeiten, in denen die aalglatte Political Correctness allgegenwärtig zu sein scheint, und jene Zeitgenossen, welche sie verachten mitunter vom Mob gejagt werden, wie vermeintliche Kommunisten in den USA der McCarthy - Area (was im Film auch herrlich zitiert wird) einfach nur einen Dreck um angepassten Konformismus schert. Zahler ist das Gegenteil des um alle Ecken und Kanten beraubten, sich anbiedernden, angepassten neuen Mainstream-Hollywood, diese Message quillt seinem neuen Meisterwerk aus allen Poren, ist in jeder der vielen Filmminuten dieses zwar überlangen, aber auch im Übermaß unterhaltsamen Films zu spüren, der mit seinen langen Steadycam-Einstellungen und dem coolen Oldschool-Soundtrack mitunter wirkt, als wäre er aus den 70ern herausgefallen. Ein mit verlebtem Gesicht und Schnauzer kaum wiederzuerkennender Mel Gibson und ein als Italoamerikaner aufspielender Vince Vaughn sind als eines der abgefucktesten Cop-Duos der Filmgeschichte einfach nur grandios besetzt. Was hier an herben Sprüchen und unkorrekten Sätzen zweier vom Leben desillusionierter Cops im Minutentakt rausgehauen wird, erinnert an die besten Momente in einem Film von Tarrantino, geht allerdings noch weit darüber hinaus, treibt es auf die Spitze und haut mit seiner Message voll auf die Zwölf. Denn „Dragged Across Concrete“ ist im Kern ein ernstes Copdrama, ein Film, der stellenweise so weh tut, das man zwangsläufig das Gesicht verzieht. Kaum zu glauben das man dann auch immer mal wieder über die Coolness der Bullen lachen kann, doch sind diese Stellen rar gesät und tragen kaum zur Erheiterung des Zuschauers bei, dem diese überaus harte, brutale und erbarmungslose Geschichte ganz bestimmt nahe gehen wird, sofern er noch nicht vollends abgestumpft ist. Und wenn dann irgendwann ein Schwarzer die Weißen „Nigger“ nennt, wird „Dragged Across Concrete“ vollends auf den Kopf gestellt, gipfelt in einem Ende, das einem zunächst die Faust in den Magen rammt und dann vielleicht doch noch ein zynisches Lächeln auf die Lippen zaubert. Genialer Stoff. | |
Alexander | 14.05.2019, 10:06 |
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