Spucktüten bereithalten!von Herr_Kees | Permalink |
Wenn sich am Flughafenschalter jemand erkundigt, bei welchem Flug denn besonders viele Menschen mitfliegen, könnte man ja schon mal Verdacht schöpfen. Vor allem, wenn dieselbe Person auch noch eine seltsame Metallpatrone durch die Sicherheitskontrollen bringt, die angeblich zu einem Asthma-Inhalator gehört. Naja, was soll’s – willkommen in der wunderbaren Welt des koreanischen Katastrophenfilms! Es sind alle mit an Bord: Die toughe Chefstewardess, der hysterische Passagier, der Psychopath mit Virus, aber ohne Motiv (was man dann „Terrorismus“ nennen kann, ohne politisch zu werden), die geduldige Ärztin, das kleine Kind und natürlich der ehemalige Pilot, der zur Not das Flugzeug fliegen könnte, aber aufgrund eines Traumas Flugangst hat. Als hätten Zucker, Abrams und Zucker ihren AIRPLANE! nie gedreht! Dabei war der noch spannender. Da der Plan des Psychos hier recht rasch in die Tat umgesetzt wird, weiß man als Zuschauer meist mehr als die Leute auf der Leinwand, was das Bordprogramm ziemlich vorhersehbar gestaltet. Und weil in der Luft längere Zeit nichts Besonderes passiert, dürfen am Boden eine engagierte Verkehrsministerin sowie ein noch engagierterer Polizist für Thermik sorgen und Verantwortliche sowie mögliche Gegenmittel dingfest machen. Am Ende, als der Film dann tatsächlich kurz nochmal spannend und richtig emotional wird, reißt er quasi im letzten Moment das Steuer selbst nochmal rum und verursacht damit eine echte Bruchlandung im Kitsch. | |
Herr_Kees sah diesen Film im EM, Stuttgart | 22.09.2022, 00:20 |
Teilweise echt ein Katastrophenfilmvon Leimbacher-Mario | Permalink |
Auf dem Fantasy Filmfest laufen immer dieselben 5-10 Trailer (in anderer Reihenfolge/Zusammenstellung) vor jeder Vorstellung. Auch Trailer von noch kommenden „Attraktionen“ der Woche. Und der von „Emergency Declaration“ war einer der wenigen, die ich mir immer gerne wieder angeguckt habe. Der hat einen Schnitt, einen Zug und einen Wumms, wie man ihn selbst aus Hollywood selten sieht. Koreakatastrophenkino mit Knalleffekt versprach das, über zwei Stunden, von denen sich kaum eine Minute ziehen würde. Nolan trifft Tony Scott. So meine Hoffnung. Leider kann der finale Film diese Versprechen zu keiner Zeit genügend einlösen. „Emergency Declaration“ ist ein altmodischer Katastrophenthriller über einen tödlichen Virus und Terroristen an Bord einer großen Passagiermaschine zwischen Incheon und Honolulu… The Taking of Schwachsinn 123 Korea kann sowohl Katastrophen als auch Thriller gut und groß aufziehen. Es müssen schon lange nicht mehr nur die kleinen, teuflischen Krimis und Psychospielchen sein. Es geht auch laut, teuer und bombastisch. Das Budget und Prestige und Publikum der gesamten Filmbranche dort ist mittlerweile zu Hohem bestimmt, von weltweiten Hits bis zu Oscargewinnern, von „Train To Busan“ bis „Parasite“, von Kooperationen bis Eigenmarken. Leider kann man „Emergency Declaration“ beim besten Willen nicht in diese Riege aufnehmen, leider ist’s eine der schwächeren Closing Nights des FFF seit langem geworden. Das liegt gar nicht mal am total erwarteten Kitschfaktor, selbst wenn der Flug gegen Ende in dieser Kategorie hier fast schon neue Höchstmarken auf stellt. Das liegt auch nicht an der enormen Laufzeit, der das Werk nie ganz gerecht wird. Vielmehr kommt hier eins zum anderen, vielmehr wirkt „Emergency Declaration“ enttäuschend altmodisch, unflott und banal. Das mögen die eingefleischtesten Fans von „Towering Inferno“ oder „Poseidon Adventure“ noch gutheißen können, gibt’s das mittlerweile immerhin selten zu sehen. Der Rest von uns gähnt, schüttelt mit dem Kopf, vermisst wahre Spannung, solide Action oder strahlende Momente der Stars, wird viel zu selten an den Rand des Sitzes gelockt vor Spannung oder in den Sitz reingedrückt vor Bumms. All das ist hier Mangelware und wenn dann auch noch der einzige echte Lichtblick (der Bösewicht) viel zu früh abtritt, guckt man doch etwas stutzend auf die Uhr und überlegt, wie diese Lücke in vielerlei Hinsicht denn noch gefüllt werden soll, wann endlich die Handbremse gelöst wird. Und es streckt sich. Und es wiederholt sich. Und es tropft vor Pathos und soapigen Elementen. Da hatte ich nach dem Trailer wie gesagt viel mehr erwartet. Selbst wenn manch eine Kamerafahrt und manch eine Schraube spektakulär inszeniert ist, visuell in langen Oneshots als auch akustisch mit einem brachialen Surroundsound. Billig wirkt hier immerhin nichts. Selten sah extremster Mainstream aus Asien schicker, internationaler und besser aus. Könnten Inhalt und Geschichte da doch nur ansatzweise mithalten… Fazit: nicht so flott unterwegs wie „Speed“ oder der Trailer versprechen. Eher eine Koreahitdauerwelle zwischen „Outbreak“, „Flight“ und eigentlich staubbedeckten Klassikern wie „Airport“. Und Kitschresistenz wird massiv empfohlen. Ansonsten: hochwertige Blockbusterkost mit Stars, Sterben und Stotterspannung. | |
Leimbacher-Mario sah diesen Film im Residenz, Köln | 25.09.2022, 21:29 |
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