The Endless

Realität:3 = ?

von Giallorossa
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Ein Film zur falschen Uhrzeit, der sehr viele Zeit- bzw. Handlungssprünge macht, die man oft nicht nachvollziehen kann. Optisch durchaus ansprechend, Schauspieler auch okay, aber die stringente Handlung fehlt einfach. Daher hat mich der Film nicht angesprochen und ich kann ihn auch nur bedingt weiterempfehlen.
Giallorossa
sah diesen Film im Cinecitta', Nürnberg

21.01.2018, 02:12


Trip (zu weit) in den Kaninchenbau

von Leimbacher-Mario
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"Resolution" und "Spring" gehören zu meinen liebsten Genrefilmen der letzten 10 Jahre. Beide sind für sich genommen großartig, innovativ, bodenständig, speziell. Wenn da "The Endless" noch einen draufgesetzt hätte, wäre ein waschechter Direktklassiker dabei herausgekommen. Ist es aber leider nicht. Ein Mindbender, ja. Ein kreativer Mystery-Brocken, auch. Eine grundehrliche und sympathische Darstellung zweier Brüder, sicher. Aber leider insgesamt nur eine umfangreiche, epische Erweiterung des "Resolution"-Mythos’, nur mit mehr (eher schlechten als rechten) Effekten, mehr (unnötigen) Erklärungen und weniger Spannung. "The Endless" erzählt von zwei Brüdern, die für einen Tag oder so ihren alten Kult mitten im Nirgendwo nochmal besuchen wollen. Was man eben so macht, wenn das normale Leben langweilig wird...

"The Sacrament" trifft auf "Twin Peaks" - nur eher lustig als spannend. Die zwei Brüder wirken nett und realistisch, es ist nicht so, dass Identifikationsfiguren gänzlich fehlen. Nur leider geht von dieser Fragezeichen-Achterbahnfahrt kaum Horror oder echte Gefahr aus. Viel eher wirkt das wie ein Zirkus über den man mehr erfahren will. Skurril, surreal, schmunzelnd. Die Verbindungen zu "Resolution" sind allerdings klasse gesetzt. Nur leider kommen dem Erstlingswerk des Regieduos so auch ein paar Mysterien abhanden. "The Endless" ist außerdem zu lang, zu eintönig und stellt mehr Fragen als er Antworten gibt. Und auf die neuen Fragen will man sich gar nicht wirklich auf die Antwortsuche begeben. Daher bin ich bei hohen Erwartungen etwas enttäuscht. Freunde abgefahrener Rätsel und einzigartiger Settings kommen aber voll auf ihre Kosten. Vielleicht nicht bei allzu später Stunde genießen. Oder unter Drogen.

Fazit: mysteriös, witzig, weiterhin sehr ehrliche Dialoge und Freundschaften - und trotzdem ist "The Endless" nicht die "Resolution"-Fortsetzung, die man sich gewünscht hat, kein weiterer Schritt vorwärts nach "Spring". Es fehlt vor allem an Spannung und vielleicht hat man sich an der Vision etwas verhoben. Kreativ und anders ist dieser dezente Mystery-Horror dennoch.
Leimbacher-Mario
sah diesen Film im Residenz, Köln

21.01.2018, 03:14


Brainstorming

von Herr_Kees
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Der dritte Langfilm des Kreativduos Benson/Moorehead (Regie, Buch, Schnitt, Kamera, Produktion und womöglich auch Catering) bringt beide Köpfe erstmals auch prominent vor die Kamera, was für den Film ein echter Gewinn ist: Die Brüder im Geiste verkörpern das echte Brüderpaar sehr authentisch, inklusive ihrer unterschiedlichen Ansichten, Charaktere und Reifegrade. Doch THE ENDLESS ist natürlich mehr als eine gut erzählte Geschwistergeschichte, ein Roadmovie, ein Sektendrama, ein Mysterythriller, ein Science-Fiction-Film. Und das ist ein Grund, weshalb bei allen guten bis großartigen Ansätzen kein wirklich guter Film daraus wird.

War der Erstling RESOLUTION noch ein nettes, wenn auch unausgegorenes Gedankenexperiment, so funktionierte SPRING schon als vollwertiger Film, der eine interessante Geschichte zu erzählen hatte, diese aber nicht unnötig überfrachtete. THE ENDLESS erinnert nun eher an eine Brainstorming-Session, bei der sehr sehr viele Ideen an die Wand geworfen wurden – und letztlich nur wenig davon wirklich hängenbleibt.

Eine dieser Ideen ist die Verknüpfung mit RESOLUTION – wer den Film noch präsent hat, darf sich freuen, für alle anderen wirkt dieser Einschub wie ein unnötiger Insidergag, über den man halt leider nur lachen kann, wenn man damals dabei war. Eine gute halbe Stunde Kürzung und ein klarer Fokus hätten dem Film gutgetan, aber wen man alles selber macht, kann man natürlich schon mal den Blick fürs Ganze verlieren.
Herr_Kees
sah diesen Film im Metropol, Stuttgart

22.01.2018, 16:31


The Endless...?

von Frank
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Mit THE ENDLESS hat sich das Regie-Duo Benson und Moorhead ein ganzes Stück übernommen. Deren Vorgänger Filme Resolution und Spring haben mir deutlich besser gefallen, sie waren stringent und im Gegensatz zu THE ENDLESS schienen diese eher für ein Publikum gemacht. Ihr dritter Langfilm hat leider eine wenig ansprechende Optik, wobei (vermutlich stilistisch eingesetzte?) Unschärfen und Überbelichtung eindeutig zu viel des Guten waren. Sie haben bereits in Spring gezeigt das sie das besser können, wobei sich das allerdings im Verlauf bessert.

Der Film wirkt wie eine lange Sitzung von Studenten der Philosophie oder theoretischer Physik mit ihren vielen Ideen und Hirngespinsten, was den schönen Mystery Charakter leider gar nicht gut bekommt und vor Allem die Fantasy des Zuschauers unterläuft. Das Sujet ist natürlich eine Wonne für jeden Sci-fi, Mystery, Mindfuck Fan, doch wer bereits Filme mit ähnlichen Themen kennt, dürfte schon recht früh die Richtung erahnen in die die Sache läuft. Selbstbestimmung und Schicksal, Multiversen, Zeitschleife? Viele Themen und Modelle bilden den theoretischen Unterbau. THE ENDLESS hätte man jedoch mindestens um 20 Minuten kürzen müssen, damit ein homogener, fokussierter, weniger kopflastiger und dafür halbwegs spannender Film daraus wird. Doch der permanente theoretische Input auf Dialog Ebene, bewirkt letztlich nur, dass das Interesse, die Geschehnisse wirklich zu ergründen, gering ist. Endless ist hier vor Allem das Gelaber, der Film extrem ermüdend. Da hilft auch der erfrischende Abschluss nicht, so wenig wie die offensichtliche Sympathie der Kreativen und dem Spaß mit dem sie bei der Sache sind. Schade. Kein schlechter Film aber er hätte deutlich mehr sein können.
Frank
sah diesen Film im Savoy, Hamburg

29.01.2018, 00:31


Der abgefahrenste Film des Jahres 2018

von D.S.
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Sektenthriller, SciFi-Horror, Mystery, Familiendrama: THE ENDLESS ist viele Filme in einem. Eins ist er aber ganz sicher nicht: das Übliche. Und das wäre von diesen Regisseuren auch nicht zu erwarten gewesen.

Justin Benson und Adam Moorhead gehören, wie etwa auch Adam Wingard und Simon Barrett, zu dem kleinen Kreis junger Filmemacher, die das Genre in den letzten Jahren um wirklich originäre Visionen bereichert und dabei seine Grenzen markant erweitert haben – so weit, dass aus stringentem Unterhaltungskino immer öfter ein Experimentierfeld subversiver Erzählstrategien wird, in dem die Metaebene einer Geschichte durchaus eine größere Rolle spielen kann als die gezeigte Handlung.

Das gilt exemplarisch schon für ihren ersten gemeinsamen Langfilm von 2012, RESOLUTION: Ein Low-Fi-CABIN IN THE WOODS mit deutlich mehr Gehalt; ein Film über Filme und unsere Erwartungshaltung an sie, der allem Intellektualismus zum Trotz zu einem finsteren Monster von Horrorfilm mutiert. Einem größeren Publikum bekannt wurde das Duo aber 2014 mit seinem Beitrag zu V/H/S: VIRAL sowie vor allem mit SPRING, einer unwahrscheinlichen Synthese aus Body-Horror und Liebesfilm. Kein Geringerer als Guillermo del Toro hat sich als Fan des Films geoutet – auf die große Karriere mussten Benson und Moorhead zunächst dennoch weiter warten.

Es blieb zu hoffen, dass sich das mit ihrem dritten DIY-Film, THE ENDLESS, ändern würde – aber es dauerte noch eine ganze Weile länger, bis sie schließlich gar ins Marvel-Universum vordringen konnten. Kein Wunder, denn so faszinierend seine Story und Bildsprache auch sind: er ist erneut sperrig, schwer zu entschlüsseln, so ungewöhnlich, dass er kaum für die breite Masse geeignet scheint.

Seine Handlung dreht sich vordergründig um die von den Regisseuren selbst gespielten Brüder Justin und Aaron, die vor zehn Jahren aus einer Sekte in der kalifornischen Wüste geflohen sind, in der sie großgeworden waren. Justin nennt sie einen „UFO Death Cult“, spricht von Gehirnwäsche und einem bevorstehenden Massenselbstmord. Der jüngere Aaron hat jedoch nur positive Erinnerungen: nette Menschen, fröhliche Stimmung, gutes Essen, ganz anders als in ihrem heutigen Leben. Als er eines Tages ein Päckchen mit einem Video der Sekte erhält, drängt er seinen Bruder deshalb dazu, ihr nochmal einen Besuch abzustatten.

Im „Camp Arcadia“ angekommen, scheint Aarons Einschätzung die zutreffendere zu sein. Die Mitglieder des Kults sind fast beängstigend freundlich und „normal“ – und tatsächlich muss Justin zugeben, dass er sich einen Teil der Schauer-Storys nur ausgedacht hat. Aber welchen Eindrücken kann man wirklich trauen? Schon bald stellt sich heraus, dass hinter der unendlichen Glückseligkeit der Sekte ein unendlich bizarres Geheimnis steckt...

Während THE ENDLESS als zwischen Desillusion und Sarkasmus schwankendes Drama um den Verlust von Vertrauen in seine Bezugspersonen, sich selbst und die eigene Urteilsfähigkeit beginnt, geht der Film spätestens nach dem ersten Drittel einen gewaltigen Schritt weiter – und erschüttert das Vertrauen des Publikums in die Rahmenbedingungen der Erzählung selbst. Die Kontinuität von Zeit und Ort, Kausalität von Aktion und Reaktion? Alles eine Frage der Absichten des Erzählers...

Mehr soll nicht verraten werden, das wahnwitzige Universum von THE ENDLESS muss man selbst erkunden. Nur so viel: es ist eng verwoben mit dem von RESOLUTION, greift Handlungsstränge und Charaktere aus diesem auf und stellt sie in neue Zusammenhänge. Beide Filme erzählen jedoch eigenständige Geschichten und funktionieren auch für sich allein. Wer RESOLUTION kennt, kann aus dem Nachfolger aber noch deutlich mehr ziehen.

Der ist jedenfalls ebenso wenig zu kategorisieren und bleibt konstant völlig unvorhersehbar. Eine Kreuzung aus Lovecraft, THE SACRAMENT, 2010, COHERENCE und HEREDITARY – und noch viel seltsamer und einzigartiger, als man sich eine solche Kreuzung vorstellen kann. Poetisch, verunsichernd, erschütternd. Er zieht einem den Boden unter den Füßen weg. Und man ist dankbar dafür.
D.S.

08.09.2022, 15:01




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