So haarig wie gelungenvon PaperMoon | Permalink |
Für die haarige Seite, also den Spuk, ist ein Wunder verantwortlich, das es zu glauben gilt. Wie Terror oder Horror kommt die Sache vielleicht bei den Opfern an, beim Zuschauer vermutlich eher selten - kein Minus, ist eben eher was zum Gruseln, auf jeden Fall immer sehr interessant anzusehen, wenn die Haare in Aktion sind... Noch besser: Die Familiendrama-Seite - und der ist viel Zeit gewidmet. Wer noch recht tickt, wird wohl bald auf der Seite der Hauptfigur stehen, vor allem mit dem kleinen Mädchen richtig verbunden sein und sich wünschen, dass wenigstens den beiden nicht ein Haar gekrümmt wird... Ebenfalls sehr positiv fällt der Haarfetischist/Psycho auf, dem das Haar-Wunder in die Hände fällt... Und die Darsteller dieser drei wichtigsten Rollen passen ganz einfach. Cops gibt’s auch noch, die den mysteriösen Todesfällen auf der Spur sind, ein richtig guter Lacher steckt irgendwann im Film, und die geniale Zugabe ist die Musik, die recht oft zu hören ist... Um den Hit zu sehen und keine halbe Sache, muss man eindeutig auf das Familiendrama UND den haarigen Teil anspringen. Mit den vielen Frauen im Film, die man ernst nehmen kann, der haarigen Action und dem Dramateil scheint mir das der richtige Mix gerade für weibliche Zuschauer zu sein. Nichts für Folterfilm- und Splatterfans jedenfalls. | |
PaperMoon | 01.08.2007, 01:34 |
Kürzer bittevon Herr_Kees | Permalink |
Das Rennen um den durchgeknalltesten Film des Festivals verliert EXTE um (einige) Längen an BOTCHED. Zu bemüht bekloppt agiert Ren Osugi als schwachsinniger Haarfetischist (der zumindest im Finale für die beste Over-the-Top-Szene des Films sorgt), zu öde präsentiert uns der Film über die meiste Laufzeit den Alltag im Friseursalon und die Erziehungsunfähigkeit von Yukos Schwester. Dafür ist die Einführung der Charaktere hier mal schön spielerisch und innovativ gelöst. Und wer Haare im Ausfluss schon eklig findet, wird in den Effektszenen des Films ganz ordentlich bedient: Es wächst und wächst aus allen Körperöffnungen und manchmal fühlt man sich durch die altmodisch anmutende Stop-Motion-Animation sogar in einen Film von Jan Svankmaier versetzt. Fazit: Ein echter Bastard - ein Teil Hysterie, ein Teil Sozialstudie, ein Teil Ekelhorror. Kommt im Ganzen so gut wie Dauerwelle mit Pony und Koteletten. | |
Herr_Kees sah diesen Film im Metropol 2, Stuttgart | 01.08.2007, 10:33 |
Angriff der Killerhaarevon D.S. | Permalink |
Hmm, was genau war das denn jetzt? Gruselfilm trifft Groteske trifft albernes Rumgehampel samt Schockeffekten und definitivem Hang zum Trash? Für letzteren sorgt schon mal die, gelinde gesagt, bizarre Ausgangsidee: ein verrückter Leichenbeschauer und Freelance-Hairstylist stiehlt eine mysteriöse Leiche, die nicht nur Haare auf den Zähnen hat... nein, ihr wachsen einfach überall unermessliche Mengen an Haaren, und die hören mit dem Wachsen auch gar nicht mehr auf. Er spürt sofort, daß diese Haare bösartig veranlagt sind und verkauft sie darum in Massen als "Hair Extensions" (so auch der Alternativtitel) an Friseursalons - denn er will alle "Schlampen mit hässlichen Haaren" auf dieser Welt "bestrafen". Diese Extensions entwickeln dann auch ein lustiges Eigenleben, treiben ihre Trägerinnen in den Wahnsinn und schließlich auch in einen grausamen Tod. Soviel zum einen Erzählstrang der Geschichte. Der zweite ist eine sehr ausführliche Beobachtung der jungen Friseur-Azubine Yuki (oder war das Yuko? Die beiden wohnen jedenfalls zusammen), ihres Fahrradweges zur Friseursalon, ihrer Arbeit dort und ihres Verhältnisses zur bösen Halbschwester, die ihre kleine Tochter Mami nicht nur mißhandelt, sondern sie eines Abends auch noch einfach so bei Yuki und Yuko abstellt und wieder ins Nachtleben verschwindet. Natürlich werden die beiden Handlungsstränge irgendwann miteinander verbunden, was nicht nur deshalb klar ist, da Mami und Yuki (Yuko?) wunderschöne lange Haare haben... aber bis dahin vergeht einige Zeit. Die leider nicht nur von Szenen mit fröhlich mordenden Haarsträhnen gefüllt wird, sondern auch von ganz viel "Mr. Leichenbeschauer goes Bananas". Er singt ein gar lustiges Haar-Lied, wälzt sich gackernd in den Haarmassen in seiner Wohnung und läuft häufiger mal samt Langhaarperücke in einem Outfit rum, das ihn wirken läßt wie eine Kreuzung aus den Village People on Acid und Peter Lustig aus "Löwenzahn". Diese Szenen - und auch sonst noch so einige, immer wieder im Film - erreichen ein so penetrantes Albernheitsniveau, wie ich es bislang eigentlich nur aus 80er Jahre-(Grusel-)Komödien aus Hong Kong kannte. Es muß nicht extra betont werden, daß jeder Ansatz von anhaltendem Horrorgefühl so schon im Keim erstickt wird. Dabei haben die entsprechenden Szenen, die übrigens eben ganz und gar ernsthaft inszeniert sind, durchaus einiges an Atmosphäre und auch Effekten zu bieten. Im Gesamtbild kommen sie aber deutlich zu kurz. Auch der "Familien"-Erzählstrang ist für einen Gruselfilm arg überdimensioniert, nervt aber wenigstens nur selten. Zudem werden einem hier endlich mal die Charaktere ein wenig detaillierter nahe gebracht, weshalb sie und ihr Schicksal einen auch prompt ein ganzes Stück mehr interessieren, als das sonst in Genrefilmen so üblich ist. Die Story also teils bizarr bis zum Geht-nicht-mehr, teils sehr zurückhaltend erzählt und mit Sozialdrama-Anklängen versehen, zwischen diesen beiden Polen wild changierend und auch noch ein ermittelndes Polizisten-Duo einbauend; manchmal hektisch, manchmal langatmig, manchmal einfach nur blöde... was soll man aus diesem Film machen und wer soll ihn sich eigentlich ansehen? Sicher nicht diejenigen, die andere Werke von Sion Sono kennen und ihn vor allem für seine verstörenden Perspektivwechsel schätzen. "Suicide Circle", "Strange Circus" und insbesondere "Noriko’s Dinner Table" haben mich allesamt fasziniert, waren unberechenbar und haben die Welt in ein fremdes Universum aus Wahn und Schmerz verzerrt. Ok, unberechenbar ist "Exte" auch, in gewisser Hinsicht betreten wir auch hier ein fremdes Universum. Aber hier fehlt trotz Horrorthematik jeder ernsthafte Tenor, hier ist für eine Groteske aber immer noch viel zu viel typischer Japan-Grusel-Auftritt drin, hier wirkt ein Film wie zwei unentschlossene. Man kann sich weder richtig gruseln noch richtig lachen noch ein echtes Kaleidoskop an Bizarrheiten genießen. Alles nur halbgar und schlecht miteinander vermischt. Nur 5,5 Punkte. Und viele Fragezeichen. | |
D.S. sah diesen Film im Metropolis 6, Frankfurt | 08.08.2007, 06:13 |
Ob ich nochmal zum Frisör gehe?von FFFler | Permalink |
Wer hätte gedacht, dass ein Film über mordende Haarverlängerungen (ja, richtig gelesen: Mordende Haarverlängerungen!) gut sein könnte?! Hauptsächlich hat er mich wegen dessen Regisseur Sion Sono interessiert, dessen Strange Circus mich vor einigen Jahren umhauen konnte und Chiaki Kuriyama, sowie Ren Osugi in einer ziemlich durchgeknallten Rolle sind natürlich auch nicht zu verachten. Der Film hatte mich schon bei der Eröffnung: Wie sich der Hauptcharakter Yuko selbst vorstellt ist einfach nur großartig! Ich glaube ich hätte da 1 1/2 Stunden zuschauen können wie Kuriyama in der selbsterzählenden Form von ihrer Welt berichtet. Generell war es auch erst mal ungewohnt, sie in einer solch herzensguten Rolle zu sehen, kannte ich sie bislang doch nur nett formuliert als Psychobitch aus diversen Filmen. Hier spielt sie überzeugend das vollkommene Gegenteil. Zu Beginn fragt man sich daher auch schnell warum der Film als Horror tituliert wird, aber Sion Sono bietet hier einmal mehr zig Genres, denn hier gibts zudem noch Familiendrama und Trashkomödie gepaart mit dem Horrorstrang. Diese Sprünge sind teilweise willkürlich funktionieren aber dennoch ohne den Film groß abzuwerten. Die Highlights sind jedoch die Haarszenen, denn wenn diese aus allen möglichen Körperöffnungen sprühen, da drehts einem teilweise schon den Magen um. Von daher kann ich nur sagen: Mission erfüllt, auch wenn der Film sicherlich nichts für die breite Masse sein wird und manchmal etwas arg abrupt zwischen den Genres umherspringt. | |
FFFler | 02.06.2010, 15:10 |
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