The Fly

Keine Alltagsfliege!

von Leimbacher-Mario
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Das vorbildliche und wahnsinnig schleimige Cronenberg-Remake kennt und verehrt fast jeder. Doch dieses Original aus den späteren 50ern? Weitaus weniger. Dabei handelt es sich hier um nicht weniger als einen Creature Feature- und Mad Scientist-Meilenstein, der nicht nur Bodyhorrormeister inspirieren sollte… Erzählt wird die Geschichte eines ehrgeizigen Familienvaters und Wissenschaftlers, der eine Art molekulares Teleportationsgerät im Keller seines Hauses gebaut hat. Doch ein Selbstversuch geht tragisch schief und eine Fliege verirrt sich zu ihm - auf ganz körperlicher und invasiver Weise…

Mehr als das Summen seiner Teilchen

Die Farben leuchten hell. Die Schreie hallen nach im Ohr. Die Augen spiegeln dutzendfach das Geschehen. Geräusche wie einen finalen Todesschrei im Spinnennetz oder der doppelte Druck des Presswerks gehen einem wirklich nicht mehr aus den Ohren. Schrill und teuflisch schön. Genauso wie „The Thing“ und „The Blob“ wurde dieser Bodyhorrormeilenstein dreißig Jahre später nochmal grandios aufbereitet und auf den neuesten Stand gebracht, der bis heute Peak ist. Doch auch „Die Fliege“ von 1958 sollte gehörig gelobt werden und hat definitiv Weichen gestellt. Und zwei (passable) Fortsetzungen nach sich gezogen, immerhin eine mehr als Cronenbergs Neuanfang. „Die Fliege“ (1958) ist fast ein Kellerkammerspiel und lebt vor allem von seinem tragisch-emotionalen Kern. Der ehrgeizige, verrückte Wissenschaftler ist gescheitert - aber der Familienvater auch. Und das spürt man auch als Zuschauer auf beinahe molekularer Ebene. Er sammelt als Figur zwar Minuspunkte als er unbedacht und bescheuert als Erstes die liebe Hauskatze vorschickt und mit ihr experimentiert. Doch ein solches Ende wünscht man ihm dann doch nicht. Schade, dass Price nicht allzu viel Screentime bekommt und kaum Einfluss auf das Geschehen nimmt. Doch auch das innerste Dreieck aus Vater-Mutter-Sohn mit Rasteraugen und Handschere hat es in sich. Selbst wenn der kleine Sohn (um den es Jahre später im zweiten Teil geht!) seinen entstellten Vater nie bewusst zu Gesicht bekommt. Das gesplittete Bild aus der Sicht des Fliegenmannes ist definitiv prägend und bleibend. Noch immer groß. Was das damals ein Aufwand gewesen sein muss. Die Familiendynamik ist traurig und glaubhaft. Das Opfer, das zu bringen ist, kann einem weit über den Abspann hinaus in die Knochen fahren. Und das Sounddesign ist (nicht nur für die damalige Zeit) unerhört gut. Das Summen der Fliege, das Zischen der Hydraulik, das extrem laute Brummen und Knallen des „Transportators“. Allein das Kellergewölbe mit Beleuchtung und Style ist von seiner Architektur und Wirkung verdammt gut. Und „nur“ weil es Cronenberg in den unerreichten Achtzigern in fast allen Belangen nochmal besser, flotter und garstiger gemacht hat und ein 50s-Monstermovie aus heutiger Sicht auch immer automatisch ein süßes Grinsen hervorruft neben dem Horror, nimmt das nichts von der Qualität und Klasse die dieses unvergessliche Original hat.

Fazit: Top Masken, ein wie immer charismatischer Vincent Price, sein extrafieses Sounddesign, ein erstaunlich emotionaler Kern samt böse-unvergesslichem Ende inklusive Hydraulikpresse und Spinnennetz… „Die Fliege“ kann vielleicht nicht ganz mit dem perfekten und noch viel ekligeren Cronenberg-Remake mithalten, ist aber für sich stehend ebenso ein wegbereitender Monsterclassic!
Leimbacher-Mario

04.11.2024, 12:27




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