Durchwachsenvon Herr_Kees | Permalink |
Der südafrikanische Öko-Horror ist vor allem eines: moralisch. Das wäre an sich kein Problem, wenn er denn außerdem eine interessante Geschichte zu erzählen oder zumindest Suspense, Terror oder andere Qualitäten zu bieten hätte. Doch unheimlich ist nur der Anfang, der zwei eigentlich professionelle Ranger eine ganze Reihe amateurhafte Entscheidungen treffen und durch den nächtlichen Urwald stolpern lässt. Dort tragen Sounddesign, Effekte und Bildausschnitte schon zu einer unangenehmen Atmosphäre bei. Sobald jedoch das Setting etabliert ist und die Bedrohung bei Licht betrachtet wurde, kommen kaum neue Aspekte zur Geschichte hinzu und lediglich die Spezialeffekte sowie Naturaufnahmen und die schönen „Pilztableaus“ sind wirklich sehenswert. Wer THE LAST OF US kennt, wird sich zudem fragen, ob hier nicht Tantiemen fürs Creaturedesign fällig wären, denn die Ähnlichkeit in Look, Sound und Bewegung ist schon frappierend. | |
Herr_Kees sah diesen Film im Gloria, Stuttgart | 27.06.2021, 23:54 |
Das Pilzterium schlägt zurückvon Leimbacher-Mario | Permalink |
Eine Rangerin verletzt sich im dichtesten und einsamsten Dschungel und wird von einem Einsiedler und seinem Sohn gerettet und aufgepäppelt. Doch schnell wird der attraktiven Frau klar, dass der Glaube ihrer zwei Retter an eine mysteriöse Naturgöttin nicht die einzige Gefahr bzw. nicht allzu weit hergeholt sein könnte… „Gaia“ war der diesjährige Abschlussfilm auf den Fantasy Filmfest XL Nights und wurde diesem prestigeträchtigen Slot auch gerecht. Zwar kein großer Knall, kein lauter Rausschmeißer, kein unterhaltsamer Crowdpleaser. Kein „Turbo Kid“, kein „A Quiet Place II“, kein „Irreversibel“. Aber dennoch ist „Gaia“ ein verdammt knackiger Terror in grün-braun. Der Dschungel und Mutter Erde erwachen gefährlich, die Menschheit muss sich unterwerfen, die Natur setzt ihre Pilzsporen ein wie verlängerte Arme. Das ist Busen und Maul zugleich. „Gaia“ hat berauschende Bilder, wirkt in sich ruhend und lässt sich nicht hetzen. Ein paar Trockenphasen, in denen nicht viel passiert, hätten bei nur etwas über 90 Minuten nicht sein gemusst. Aber insgesamt ist das moosig-erhaben, buschig-lebensfeindlich, gebärend wie gefährdend. „Gaia“ ist gerade auf der großen Leinwand eine Wucht in dunkelgrün. Farne und Feinde, Holz und Gebolz, Blätter und Unwetter. Die Hauptdarstellerin gefällt mir extrem gut, nicht nur optisch. Die Kameraarbeit spielt Ligen über dem Budget. Es gibt etliche philosophische, natürliche und menschliche Ansätze, Andeutungen, Theorien. Das hat Gewicht, das hat Gesicht, das hat Gift und Galle und Seele. Mittendrin statt nur dabei. Fazit: Ein extrem beeindruckender Ökohorrorfilm. Faulende Folterfunghi. Die Optik beeindruckt, die Heldin ist wunderschön, die pilzigen Monster haben's à la „The Last of Us“ in sich. „Apocalypto“ trifft „Ruins“. Ein paar Pacingprobleme. Ansonsten famos. | |
Leimbacher-Mario sah diesen Film im Residenz, Köln | 28.06.2021, 20:15 |
Neulich im Urwaldvon Alexander | Permalink |
Zwei ziemlich ausgemerkelte Ökos, ihres Zeichens Vater und Sohn, leben irgendwo halb nackt und mit Lehm beschmiert im Dschungel, frei nach dem Motto „zurück zur Natur“. Sie lehnen jegliche Art sog. zivilisatorischer Errungenschaften strikt ab, gehen auf die Jagd, leben von dem, was die sich mit ihnen angeblich in Einklang befindliche Flora und Fauna zu bieten hat. In diese vermeintliche Idylle der tiefgrünen Abgeschiedenheit verirrt sich eine Rangerin, bei dem Versuch, ihre abhanden gekommene Video-Drohne wiederzufinden und wird dabei von einer aufgestellten Falle schwer verletzt… So beginnt ein bemerkenswert „trippy“ wirkender, ruhiger doch wegen seiner mitunter beklemmenden Bilder einer für uns fremd gewordenen Umwelt, umso intensiver wirkender Film, dessen Eröffnungsszene schon aussieht, wie von Stanley Kubrick entworfen. „Back to the roots“ als Horrorfilm, das funktioniert recht gut, es braucht allerdings eine kleine Weile, bis die Ruhe des Waldes von in den Schatten herum krauchenden Waldgeistern, und sich den Körpern bemächtigender Pilzsporen empfindlich gestört wird. Dann wird es spooky und auch ein klein wenig eklig. Da hilft es auch nichts, wenn man Pilze mag. „Gaia“ ist zwar ein recht gemächlicher „Öko Horror“, aber auch ein Film der irgendwie sehr viel Tiefgang und Atmosphäre bietet. Zudem ist die von Schauspieler Carel Nel, der den Vater spielt, in einem wirklich beeindruckenden, minutenlangen, emotionalen Monolog vorgetragene „Botschaft“ zum Thema Zivilisation extrem beeindruckend und regt zum Nachdenken an. Das einzige echte Problem das ich mit „Gaia“ hatte war halt, das als ich nach gefühlten 2 Stunden mal auf die Uhr schaute, erst knapp 30 Minuten des Films vorbei waren. Langweilig möchte ich „Gaia“ dennoch nicht nennen, und wer es liebt, in ruhigen kunstvollen Filmen in erster Linie die Atmosphäre auf sich wirken zu lassen wird belohnt. Als Rausschmeißer, Abschlussfilm oder für den Spätslot aber irgendwie unpassend. | |
Alexander | 30.06.2021, 19:52 |
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