crazy

Get Shorty

Kurz und sehr gut

von D.S.
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Die GET SHORTY-Rolle hat ja in der Vergangenheit das Publikum oft gespalten, aber meiner Einschätzung nach kann das dieses Jahr kaum passieren – denn es sind diesmal fast ausschließlich sehr gute Beiträge enthalten. Natürlich wird jeder seine eigenen Favoriten oder auch Dislikes haben, aber zumindest auf der technischen Ebene gibt es höchstens bei ein bis zwei Filmen etwas zu beanstanden, und selbst in diesen Fällen ist das Niveau insgesamt noch hoch. Und das gilt mit Abstrichen auch, was die Idee/Story und Inszenierung betrifft, wobei zwei Beiträge als echte kleine Kunstwerke ganz besonders hervorstechen. Insgesamt liegt der Fokus – neben Body-Horror – vielleicht etwas stärker als sonst auf (natürlich insbesondere schwarz-) humoristischen Filmen, was für ein Festival-Screening in ausgelassener Runde natürlich nicht das Schlechteste ist. Ich war jedenfalls höchst zufrieden und vergebe für das Gesamtprogramm glatt 8 von 10 Punkten – auch, wenn meine akkumulierte Bewertung eigentlich nur bei 7,3 liegt: Ich fühlte mich einfach durchgängig sehr gut unterhalten.

A FOLDED OCEAN
Liebe ist … wenn man alles mit dem anderen teilen möchte. Aber auch den Körper? Ein ziemlich lebensecht gespieltes Pärchen, das in eine komplizierte Body-Horror-Situation versinkt und zunächst einige Mühe hat, mit dieser klarzukommen: Mit einer großartigen Grundidee und überaus ordentlichen Effekten versehen, vielleicht eine Spur zu lang geraten, aber allemal sehenswert. 7 Punkte.

CLAUDIO’S SONG
Was wie eine schräge Mafia-Komödie beginnt, kippt irgendwann um in einen bizarren Ritual-Trip mit Musical-Elementen. Hochgradig seltsam und mindestens für ein paar kurze Lacher gut. 7 Punkte.

DEADLINE
Für mich das diesjährige Highlight – kultige, bösartige Stop-Motion-Komödie aus Israel mit zwei toughen Omis und enorm hohem Bodycount. Gevatter Tod höchstselbst spielt auch eine große Rolle und ist zunächst nicht zu beneiden, am Ende umso besser zu verstehen. Comedy-Gold. 8,5 Punkte.

EYESTRING
Ein etwas schwächerer Beitrag, der zwar über eine hübsch unangenehme Body-Horror-Idee verfügt und auch gut gespielt ist, allerdings auf einen eher unspektakulären Ausgang hinführt. 6,5 Punkte.

FOREIGNERS ONLY
Filme aus Bangladesch bekommen wir eher selten zu sehen, dieser zeigt allerdings, dass man auch dort sein Handwerk bestens versteht: FOREIGNERS ONLY ist gleichzeitig wütende Polemik gegen die dort offensichtlich übliche Bevorzugung weißer Ausländer gegenüber der einheimischen Bevölkerung, bisweilen leichtes Magengrummeln erzeugender Body-Horror und fein sarkastische schwarze Komödie. Sehr gut! 7,5 Punkte.

GOOD BOY
Den kannte ich schon – ein weiterer Beitrag im FFF-Tierfilm-Programm 2023! Ein niedliches kleines Hündchen entpuppt sich als deutlich hinterhältiger als man glauben mag. Hätte vielleicht noch ein wenig extremer ausfallen können, sorgt aber auch so garantiert für jede Menge Gelächter im Saal. 7 Punkte.

SUCKS TO BE THE MOON
Wahnsinnig gut, für mich persönlich eigentlich auf einem Level mit DEADLINE. Ein Zeichentrick-Musical in einem Stil, der sehr an RICK & MORTY erinnert und uns zeigt, dass man es als Mond wirklich nicht leicht hat, dass die Planeten unseres Sonnensystems samt und sonders Arschlöcher sind und dass die Sonne gnadenlos überbewertet ist. Ganz großes Kino, nahezu perfekte Umsetzung, rabenschwarzer Humor. 8,5 Punkte.

SUMMER '94
Ein deutscher Beitrag im Programm – eine Horrorkomödie, die vor allem in Sachen Creature-Design und Schnitt gut gelungen ist. Die Hauptfiguren sind allerdings drei Kids, die bisweilen etwas hölzern agieren; wirklich problematisch sind jedoch die Dialoge: Gleich vom ersten Satz an merkt man nämlich schmerzhaft, dass sie von jemandem geschrieben wurden, der weit weg vom Alter der Protagonisten ist. Kein Kind der Welt würde jemals solche Sätze von sich geben. Vielleicht wäre es besser gewesen, die Darsteller einfach improvisieren zu lassen – oder sich zumindest ihren Input abzuholen. So fühlt sich das alles leider äußerst unglaubwürdig und gewollt an. Der Story und sonstigen Umsetzung wegen aber noch knappe 6 Punkte.

UNDERNEATH
Ein lupenreiner Horrorfilm, auch wenn er mit komödiantischem Touch beginnt. Im weiteren Verlauf entwickelt er jedoch wirklich düstere Atmosphäre und kann – nach einem weiteren, guten Lacher – tatsächlich für so etwas wie Gänsehaut sorgen. Auch, wenn er nicht unbedingt lange in Erinnerung bleibt: 7 Punkte.

WILD SUMMON
Pure Kunst, episch, meditativ. Grandiose Bilder, ein großartiger Erzähltext von Marianne Faithful. Sieht toll aus und berührt. 8 Punkte.
D.S.
sah diesen Film im Harmonie, Frankfurt

11.09.2023, 01:33




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