Girl on the Third Floor

Frisch, schleimig, gut

von D.S.
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Hinter dem Independent-Haunted-House-Horror GIRL ON THE THIRD FLOOR stecken mit Regisseur Travis Stevens und Drehbuchautor Trent Haaga zwei der Hauptverantwortlichen für Filme wie 68 KILL und CHEAP THRILLS, und das merkt man. Zwar nicht unbedingt im Hinblick auf das Tempo – dem Subgenre geschuldet, geht es hier mehr um Suspense und Atmosphäre als um schräge Gewaltexzesse und coole Sprüche. Wohl aber im Hinblick auf die erfrischend direkte Herangehensweise, den Mangel an Prätention und die Originalität vieler Handlungsaspekte.

Ja, auch hier sind wir in einem alten (mehr-oder-minder-) Herrenhaus mit dunkler Geschichte und bösen Geheimnissen zu Gast. Aber dieses liegt eben nicht auf einem nebelverhangenen Moor-Grundstück, sondern mitten in den harmlos und freundlich, wenn auch leicht angeranzt wirkenden Suburbs von Chicago – der Gegensatz zwischen scheinbarer Normalität und übersinnlichem Geschehen entwickelt dadurch umso mehr Kraft und, immer wieder, Überraschungseffekt. Man kann sich hier nie sicher sein, ob man nun eigentlich gerade sicher IST – oder ob das Übersinnliche sich nicht doch irgendwo Bahn bricht.

Das tut es in diesem Film übrigens mehrfach auf ausnehmend eklige, auf die Ausscheidung von Körperflüssigkeiten unterschiedlicher Provenienz Bezug nehmende Weise. Nein, keine Sorge, wir sind hier nicht in Fäkal-Kategorien unterwegs. Angewiderte Geräusche seitens des Publikums sind an ein paar Stellen trotzdem garantiert. Das Haus, um das es hier geht, hat eben eine sehr spezielle Geschichte... wie sie in artverwandten Filmen für gewöhnlich nicht thematisiert wird.

Die SFX und die (seltenen) Gore-Momente sind dabei, insbesondere in Anbetracht des eher geringen Budgets, erstaunlich gut umgesetzt – und das Make-up- und Masken-Department hat wirklich beeindruckende Arbeit abgeliefert. Stellenweise fühlte ich mich glatt an die Güteklasse SILENT HILL erinnert.

Die eigentliche Story ist allerdings kaum bemerkenswert: Um ihrer Beziehung eine neue Chance zu geben und dem anstehenden Baby das Heranwachsen in einer friedlichen Umgebung zu ermöglichen, zieht ein Großstadtpärchen in die Vorstadt. Während die Mutter (Trieste Kelly Dunn, BANSHEE) zunächst noch geldverdienend in Chicago bleibt, macht sich Vater Don (C.M. Punk, Ex-Wrestler) ans Renovieren der künftigen Bleibe. Zwar drängt sich auch hier wieder mal die Frage auf, warum in drei Teufels Namen die Eltern in spe ausgerechnet ein derart heruntergekommenes, von Anfang an seltsam bis ungesund wirkendes Haus als Traumdomizil auserkoren haben – aber wenn man diese Voraussetzung schluckt, taucht man gemeinsam mit dem künftigen Vater langsam, doch umso nachhaltiger in einen großen, schleimigen Albtraum ein, der seine Fallen effektiv zuschnappen lässt und sowohl gelungene Jump-Scares als auch Momente echten Unwohlseins erzeugen kann.

Mehr Budget hätte zwar sicherlich geholfen – Setdesign und Kameraarbeit sind bestenfalls unauffällig zu nennen. Und unser Hauptdarsteller ist definitiv nicht die Krone der Schauspielschöpfung. Eher ein Henry Rollins für Arme, dessen Tätowierungen übrigens mit dem Ausmaß des Alkoholkonsums seiner Figur gehörig in Konflikt stehen. Trotzdem gelingt es GIRL ON THE THIRD FLOOR bei fortschreitender Laufzeit ausnehmend gut, den Betrachter gefangen zu nehmen. Die Spannung steigt unaufhörlich, die Bedrohlichkeit der Situation wächst und wächst und wächst.

Etwas grundsätzlich Neues gibt es hier zwar nicht zu erleben. Aber im Detail stecken so viele originelle Ideen, dass sich der Film dennoch wirklich eigenständig anfühlt. Ein wilder Ritt, der Wege geht, die so noch nicht gegangen wurden. Frisch. Unverbraucht. Und äußerst unterhaltsam, einigen eher amateurhaften Aspekten zum Trotz. 7 Punkte.
D.S.
sah diesen Film im Harmonie, Frankfurt

11.09.2019, 01:15


The Secret of the Ooze

von Leimbacher-Mario
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„The Girl on the Third Floor“ - eine auf den ersten Blick recht klassische Haunted House-Story mit einem Wrestler in der Hauptrolle. Was sich liest wie Horrorausschussware hat mir viel besser gefallen, als er eigentlich jedes Recht hätte. Wir folgen einem werdenden Vater in ein neu gekauftes, leicht gotisches Gruselhaus, das renoviert werden muss. Doch diese Renovierungsarbeiten gestalten sich alles andere als einfach, wenn gefühlt aus jeder Ritze des Altbaus seltsamer Schleim dringt, die höllisch sexy Nachbarin einen verführen will und es noch viele weitere böse Überraschungen durchzustehen gilt...

CM Punk ist ein besserer Schauspieler als viele seiner Kollegen aus dem Ring, er spielt das Ding irgendwo zwischen Ash Williams und John Hamm überzeugend und solide. Zudem versprüht der gesamte Film deutliche „Evil Dead“-, „Hellraiser“- und „Shining“-Vibes, was ich sehr begrüße. Und das gar nicht mal so ungeschickt und billig, wenn auch natürlich nicht in deren Liga. Doch man merkt, dass die Macher wussten, was sie tun. Das Haus atmet und spuckt, einen Hausgeist wie Sarah Brooks hätte fast schon jeder (Mann) gerne und der Aufbau ist gemächlich aber nie langweilig, die Laufzeit wird gut genutzt. Ein paar mehr Highlights, wie die unter die Haut gehende Murmelattacke hätten es noch sein können. Ansonsten ein rundum gelungener Beitrag zu einem ausgelutschten Thema. Atmosphärisch und positiv eklig. Nichts zum Schwärmen - noch weniger zum Haten. Da produziert das Genre jedes Jahr dutzende schwächere Filme in dieser Nische.

Fazit: CM Punk smackt das Ding durch den Ring... äh Wohnungsboden und „Girl on the Third Floor“ ist sicher kein Meilenstein in Sachen Geistergrusel, aber ein verdammt bekömmliches, leicht spezielles Mahl. Sehr bekömmlich und kurzweilig. Gothic trifft Moderne. Schleimiges Murmeltier. Oozy boozy Beletage.
Leimbacher-Mario
sah diesen Film im Residenz, Köln

20.09.2019, 01:28


Die Verführung des heiligen Punk

von Herr_Kees
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Ein altes Haus mit dubioser Vorgeschichte und unheimlichem Eigenleben, ein junges Paar, das hier einen Neuanfang starten will – viel klischeehafter geht eine Gruselfilmprämisse eigentlich kaum. Um so erstaunlicher, was GIRL ON THE THIRD FLOOR daraus macht!

Zwar bringt Wrestler und Schauspieldebütant Phil „CM Punk“ Brooks nur die schauspielerische Range eines Bruce Campbell mit (allerdings ohne dessen Charme), aber der Film gehört ohnehin vor allem Production Design und Kamera. Das Spukhaus ist nämlich ein ehemaliges Bordell und statt knarrender Dielen tropft hier gerne mal eine weißliche Flüssigkeit aus diversen Öffnungen, die Lampen scheinen aus Hautlappen gefaltet und Haare verstopfen den Abfluss.

Die üblichen Jumpscares werden hier durch interessante Kamerafahrten und eine seltsam erotisch bis pervers aufgeladene Atmosphäre ersetzt und auch wenn der Film das Rad nicht ganz neu erfindet, ist er doch erstaunlich rund und kurzweilig vom toll gestylten Vorspann am Anfang bis zum metaphorischen Gut-gegen-Böse-Ende.
Herr_Kees

13.12.2019, 13:20




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