Lovesong for a Vampirevon Herr_Kees | Permalink |
Als "innovativster Film des Festivals" angekündigt, ist A GIRL cineastisch eigentlich eher Retro: In den 80ern liefen viele solcher Filme in den Programmkinos, inszeniert von Jarmusch, Kaurismäki, Carax & Co., gedreht in crispem Schwarzweiß, mit wenig Dialog, sparsamen Einstellungen, trockenstem Humor und coolem Soundtrack – hier wirkt das alles etwas ausgeborgt und kunsthandwerklich aufgesetzt, so dass am Ende nur ein paar wenige Szenen (insbesondere die romantischen) in Erinnerung bleiben. Eins der musikalischen Highlights: "Death" von White Lies https://vimeo.com/8585993 | |
Herr_Kees sah diesen Film im Metropol, Stuttgart | 15.03.2015, 11:49 |
Jim Jarmusch lässt grüßenvon ArthurA | Permalink |
Bad City ist der bezeichnendste Städtename seit Sin City. Es ist eine gottverlassene iranische Geisterstadt (gedreht wurde in Kalifornien!) mitten im Nirgendwo. Hier lebt Arash (Arash Marandi). Arash hat Träume, doch seine Träume haben in Bad City keine Zukunft. Sein Vater ist heroinsüchtig und beim lokalen Dealer (Dominic Rains), der das Gesetz von Bad City repräsentiert, hoch verschuldet, weshalb Arash kurzerhand seinen geliebten 56er Ford Thunderbird an ihn verliert. Für die junge reiche Frau, in deren Haus der schüchterne und fromme Arash arbeitet, ist er nicht mehr als ein Spielzeug. Doch Arashs Leben wird sich schon bald ändern, denn er trifft ein mysteriöses Mädchen mit Kopftuch (Sheila Vand), das nachts durch die Straßen von Bad City streift und ein neues Gesetz in die Stadt bringt. Ana Lily Amirpurs Regiedebüt erinnert stark an die Werke von Jim Jarmusch (der sich selbst mit Only Lovers Left Alive kürzlich an Arthouse-Vampiren versucht hat), mit leichten Anflügen von David Lynch. Es ist ein Film, der durch seine einprägsamen, traumähnlichen Schwarzweiß-Bilder und seinen eigenwilligen, aber sehr passenden Soundtrack lebt, doch ähnlich wie bei Jarmuschs letztem Film und im Kontrast zu So finster die Nacht mangelt es hier an der emotionalen Komponente, sodass ich mich als Zuschauer nie wirklich auf die Beziehung zwischen Arash und dem Vampirmädchen einlassen konnte. Da aber abgesehen von dieser Beziehung in dem Film sonst nicht viel passiert, wirkt er trotz der 99-minütigen Laufzeit streckenweise recht zäh. Letzten Endes bleibt der Film für mich ein interessantes Experiment, das mit Sicherheit einige große Anhänger haben wird, doch in den Annalen der Vampirfilm-Geschichte wird er nur eine Fußnote bleiben. Ein Lob geht allerdings an die Filmkatze, den besten Stubentiger in einem Film seit Odysseus in Inside Llewyn Davis. | |
ArthurA sah diesen Film im Cinedom, Köln - Original-Review | 17.03.2015, 00:44 |
Style Over Substancevon MacGuffin | Permalink |
Es sind die Bilder, die einem aus Ana Lily Amipours Vampirfilm im Gedächtnis bleiben. Die Vampirin, die im Schleier auf den mitternächtlichen Straßen von Bad City unterwegs ist und Leute verfolgt. Wie Sie einen Jungen bedrängt, ihr zu sagen, ob er denn ein "good boy" sei und ihm droht, was ihm zustoßen würde, wenn er sich als "bad boy" erweisen sollte. Um ihm dann noch sein Skateboard wegzunehmen und damit loszuskaten. Die eigentliche Handlung dagegen lässt einen seltsam kalt, was insbesondere für die Liebesgeschichte gilt. Die Kameraeinstellungen sind teilweise zu statisch, die Handlung schleppt sich voran. Der Schluss vermag auch nicht gerade zu befriedigen. Ein Film mit vielen guten Ansätzen, leider aber auch ein klarer Fall von Style Over Substance. | |
MacGuffin sah diesen Film im Cinedom, Köln | 17.03.2015, 17:59 |
Temposchmempovon Umelbumel | Permalink |
Ha. Ana Lily Amirpour lässt in ihrem Spielfilmdebüt "A Girl Walks Home Alone at Night" Tempo mal ganz einfach Tempo sein und haut dem Zuschauer einen wilden Mix aus top Bildern, nem Mega Soundtrack und ner superduper Atmo um die Ohren. Und irgendwann, bei mir ging es recht schnell, verliert man sich in diesen Film. Ich kann es durchaus nachvollziehen, wenn der Film bei einem nicht oder weniger funktioniert aber ich finde es prima, dass auch nach wie vor sehr chillige Filme auf den Nights laufen. Von mir gibbet die Däumchen hoch. | |
Umelbumel | 17.03.2015, 23:03 |
Berauscht...von MrHenke | Permalink |
...und mit dem Gefühl schönes Kino erlebt zu haben, verlässt man diesen s/w Streifen mit den tollen Bildern, den tollen Schauspielern und dieser ungewöhnlichen Herangehensweise zum Thema Vampire. Ein wenig Traurigkeit begleitet den Zuschauer aus dem Kinosaal heraus in die farbige Welt mit und während man am Himmel Hamburgs ein paar Nordlichter flackern sieht, muss man sich einfach damit trösten, dass die beiden Hauptprotagonisten ihren Weg ohne einen alone in the night weitergehen müssen! Ein großartiger Filmbetrag zu den Nights 2015 mit dem Mut es mit dem äußerst kritischen Festivalpublikum aufzunehmen und bleibenden Eindruck zu hinterlassen oder eben nicht. Natürlich bleibt auch bei diesem optisch wie inhaltlich tollen Film Noir Mix aus vielem, was man so aber noch nicht gesehen hat, reine Geschmackssache! Für jeden der sich aber mal wieder angenehm mit einem Film berauschen lassen möchte, um sich langsam darin zu verlieren (wie bereits erwähnt), dem sei Frau Amirpour’s Werk wärmstens empfohlen und wenn Elijah "Frodo" Wood sein Geld in noch mehr Streifen dieses Kalibers investieren wollen würde, wäre zumindest ich ihm sehr dankbar... | |
MrHenke sah diesen Film im Savoy, Hamburg | 25.03.2015, 08:51 |
Für mehr Katzen-Content!von D.S. | Permalink |
Der meistgehypte Beitrag des Festivals lässt mich etwas ratlos zurück. Ja, sicher, er ist schön gefilmt, hat ein paar wunderbar schräge Einfälle, ist mal wieder etwas ganz anderes und weckt wohlige Erinnerungen an klassische Werke von Jarmusch und Kaurismäki. Trotzdem kann ich nicht gerade sagen, dass der von der Trend-Institution VICE mitproduzierte Film mich begeistert hat. Zu langsam bewegt sich de Handlung vorwärts, zu wenig passiert überhaupt, zu gering ausgeprägt ist aber auch das Gefühl von Lakonie, die Ironie und – dem kunstvollen Schwarz-Weiß zum Trotz – die ästhetische Brillanz des Films, um wirklich an die genannten, ganz offensichtlichen Vorbilder heranzureichen. Nennt mich einen Banausen, aber bei allem Respekt für die Macher, für die beim Frankfurter Screening anwesende Familie des Hauptdarstellers und auch für einige herausragende, so – zumal in einem Vampirfilm – noch nie gesehene Bilder wird mir A GIRL WALKS HOME ALONE AT NIGHT insgesamt vermutlich am ehesten als recht zäher, zuweilen ziemlich amateurhaft wirkender Versuch in Erinnerung bleiben, ganz gezielt „Kult“ oder auch „Kunst“ zu erschaffen. Was nur selten gutgeht. In diesem Fall – für mich zumindest – nicht. Wobei ich jeden verstehen kann, der das anders sieht. 5,5 Punkte, davon mindestens einer für den extrem charmanten Filmkater. Der wahre Held in diesem Werk. | |
D.S. sah diesen Film im Cinestar, Frankfurt | 31.03.2015, 18:10 |
Style sowas von over Substancevon Leimbacher-Mario | Permalink |
In Sundance gefeiert, unglaublich hübsch, schwarz-weiß, tolle Musik, eine coole Sau von Film, exotische Sprache & Herkunft, eine Frau als Regisseur... da dürfte doch eigentlich auch auf dem Fantasy Filmfest nichts schiefgehen? Nicht ganz richtig gedacht - und das liegt nicht nur am ausgelutschten Vampir-Genre! A Girl Walks Home Alone At Night ist ein cooler Film, schon der Titel verspricht nicht zu viel. Aber er ist auch absolut ein Film, der polarisiert, nicht für den Massengeschmack ist. Man muss Arthouse & Filme als Kunstwerke schon extrem mögen, ein optischer Filmgucker, vielleicht ein Fotograf oder Kameramann sein, um sich hier zu verlieben. Ich gucke Filme aber mehr mit dem Herzen. Der Film rangiert zwischen Horror, Drama, Liebe und hat gar eine Western-Stimmung, spielt in einer surrealen Stadt irgendwo zwischen Iran, Sin City & Wildem Westen. Es gibt tolle Charaktere, allen voran die vampirische Hauptdarstellern ist sexy & gruselig. Aber mir reichen extrem langsame schöne Aufnahmen & ein paar tarantinoesque Dialoge einfach nicht. Ein Kultfilm geht für mich anders & es wurde Potenzial verschenkt. Aber vielleicht waren Hoffnung & Erwartungen auch einfach etwas zu groß. Trotzdem ein Erlebnis auf der großen Leinwand. Man darf allerdings nicht müde sein. Die Szene, in der der als Dracula verkleidete, drogenberauschte Hauptdarsteller das erste Mal die Vampirella trifft, ist genial, lustig & wundervoll - hier ist mal zeitweise alles enthalten, das ich mir erhofft hatte. Fazit: mich beeindruckte er optisch, aber nahm mich emotional & geschichtlich null mit. Dagegen war Birdman noch ein erzähltechnisches Schwergewicht... diese 90 Minuten zogen sich viel mehr als erwartet, leider. | |
Leimbacher-Mario | 14.04.2016, 14:01 |
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