Amenvon PinkyHH | Permalink |
Ein religiös verstrahltes Mädchen mit Drogenkarriere und ein religiös anders veranlagter Polizist, dessen Tochter von einer Sekte entführt wurde, die mit dem Mädchen in Verbindung steht, unterhalten sich zwei Stunden über Gott, Satan und die Welt dazwischen. Der Beginn des Films ist durchaus noch vielversprechend, aber dann geht es leider rapide abwärts. Falls jemand Anregungen für aufwändige Tattoos sucht, schaut unbedingt rein. Falls jemand einen Film mit Tiefgang erwartet, schaut bitte nicht rein. Es wird viel geschossen, wie man beim Titel fast schon erahnen kann. Es wird auch eine Menge geredet. Das Fazit der Gespräche findet ihr im Filmtitel. Es wird viel geprügelt. Die genaue Anzahl der blutigen Frauennasen hab ich leider nicht ermittelt. Aber es fehlen leider spannende Wendungen oder wenigstens irgendwas, was die zwei Stunden sich nicht wie vier Stunden anfühlen lässt. Ich hatte noch die leise Hoffnung, dass der Film wenigstens nicht noch in ein kitschiges Ende rennt, aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. | |
PinkyHH | 08.08.2023, 12:10 |
Satan is a Gunvon D.S. | Permalink |
Nick Cassavetes ist als Schauspieler ein alter Haudegen, hat als Regisseur allerdings bislang noch nicht allzu viel abgeliefert – und vor allem wenig, was ihn bei einem Genrepublikum im Gedächtnis verankern würde. JOHN Q mit Denzel Washington ließe sich da vielleicht nennen, oder auch ALPHA DOG mit Emile Hirsch, Justin Timberlake und natürlich Bruce Willis. Im Vergleich zu diesen beiden Filmen, und erst recht im Vergleich zu seinem größten Hollywood-Erfolg THE NOTEBOOK, sieht GOD IS A BULLET stellenweise erschreckend billig aus. Ist aber gleichzeitig auch mitunter äußerst blutig und brutal geraten, was man nicht unbedingt erwarten konnte. Die Story erinnert im Kern an einen beliebigen Liam-Neeson-Film ohne die Sicherheitsgurte: Die Tochter eines Kleinstadt-Cops (Nikolaj Coster-Waldau, „Jaime Lannister“ aus GAME OF THRONES) wird von einer Satanisten-Gang entführt, der einsame Held macht sich auf die Ermittlungs- und dann auch sehr körperlich geführte Reise, sie aus den Klauen der Bösewichte zu befreien. Ihm zur Seite steht dabei eine Ex-Junkie-Braut, die früher einmal selbst Mitglied der schwarz getünchten Verbrecherbande war: Case Hardin, gespielt von Maika Monroe (IT FOLLOWS), die noch nie so grund-fertig aussah und herüberkam wie hier. Die beiden kabbeln sich über mindestens die gesamte erste Hälfte des Films mehr, als man ertragen mag, dann raufen sie sich natürlich zusammen und bringen gottgefällige Rache über das Gaunerpack. Das ist für den Zuschauer nicht unbedingt grundsätzlich uninteressant, die Inszenierung lässt sich dabei nur leider über weite Strecken eindeutig viel zu viel Zeit, entwickelt deutlich zu wenig Tempo: Die allzu oft nur langsam verstreichenden Minuten werden mit zahlreichen religiös verbrämten Dialogen gefüllt, die einen als säkular erzogenen Zuschauer mitunter eher stirnrunzelnd zurücklassen. Apropos Dialoge, die fühlen sich in diesem Film generell häufig alles andere als lebensecht an. Mag sein, dass sie der Romanvorlage von Boston Terran entnommen sind (die wiederum wohl auf wahren Geschehnissen basiert), aber sie erwecken regelmäßig echtes Groschenroman-Feeling. Wozu es wiederum passt, dass einige Nebenfiguren wirklich hölzern und unglaubwürdig gespielt sowie in Szene gesetzt sind, was speziell die Beleuchtung betrifft. Dennoch kann GOD IS A BULLET zumindest zeitweise durchaus unterhalten. Das ist nicht zuletzt der Tatsache geschuldet, dass häufig recht großkalibrige, vor allem aber äußerst durchschlagskräftige Schusswaffen zum Einsatz kommen und verheerende Ergebnisse erzielen, die einem glatt den Mund offen stehen lassen. Auch die beiden Hauptfiguren haben genug Charisma, um für ein gewisses Mitfiebern zu sorgen. Allerdings ist die Story als solche weder ungewöhnlich (oder auch wendungsreich) noch fesselnd genug inszeniert, um über die extensive Laufzeit hinweg konstant für Spannung zu sorgen. Das Thema Satanismus wiederum ist zwar in einem solchen Handlungszusammenhang bislang noch nicht komplett totgeritten, wird aber auch nicht großartig weiter ins Geschehen eingebracht. Von Sinnhaftigkeit ganz zu schweigen – die umgedrehten Kreuze und sonstigen „Black Magic“-(sic!)-Tattoos der Antagonisten kommen eher als Äquivalent zu Gang-Bandanas in dezidierten Farben zum Einsatz. Dadurch fühlt sich der Film am Ende zu gewissen Teilen wie irgendwas zwischen „Satanic Panic“- und „Religious Right“-Propaganda an – wozu es halt auch wie die Faust aufs Auge passt, dass die Produktionsfirma „Patriot Pictures“ heißt und wir mindestens einmal im Film überdeutlich die Stars and Stripes im Hintergrund bewundern dürfen. Als Entführungs-, Rescue- und Revenge-Thriller der klassischen Bauweise ist GOD IS A BULLET mit Abstrichen schon zu genießen. Auf das religiöse Brimborium hätte aber auch ersatzlos verzichtet werden können – genau wie auf viele Füller-Szenen und -Dialoge. Und eigentlich ebenso auf Jamie Foxx. Der dennoch zeitweise gegebenen Intensität wegen knappe 6 Punkte. | |
D.S. sah diesen Film im Harmonie, Frankfurt | 09.09.2023, 03:56 |
Happiness Is A Warm Gunvon Alexander | Permalink |
Zwar habe ich nie den Roman gelesen, der den relativen harten Stoff zum Film vorgelegt hat, aber der auf der Story von Autor „Boston Teran“ basierende song „God Is A Bullet“ der kalifornischen Rockband „Concrete Blonde“ lief bei mir schon rauf und runter, als es das Fantasy Filmfest noch gar nicht so lange gab. So war die Neugier geweckt, meiner Leidenschaft für sehr böse, american „white trash“ movies einmal wieder Folge zu leisten. Und ich sollte nicht enttäuscht werden. Man muss das natürlich mögen, diese langen, vor Hitze vibrierenden Einstellungen auf vollkommen abgefuckte, zutätowierte und der Gewalt recht zuträgliche Menschen auszuhalten. In Bildern auf rotem Sand oder vor runtergekommenen Gebäuden oder versifften Bars üble Typen und verschwitzte Gesichter gezeigt zu bekommen, die vielleicht besser in San Quentin aufgehoben wären. „God is a Bullet“ versteht es, diese Bilder in einer recht bösen Geschichte umzusetzen, und erweckt dabei auch den alten „White Trash“ Roman sowas von zum Leben, bringt selbst dann das Blut zum kochen, wenn das Geschehene eher eiskalt ist, lässt den Zuschauer dabei aber eben so gar nicht kalt. Gottesglaube trifft auf Gewalt und Drogensucht. Ein ehemals religiöser und friedlebender Mensch mutiert ungewollt zur Tötungsmaschine. Und spätestens dann, wenn sich der auf nach seiner Tocher suchende Polizist Bob sich seine erste klaffende Wunde mit Superkleber und Tackern zumachen muss, weiß der Zuschauer woran er hier ist. Nicht ganz „Mad Max“, aber doch eine düster-heiße Vergeltung in fiesen Bildern mit sehr gemeinen Meinungsverstärkern, die EIN- und auch wieder AUS-treten. Und das Schönste dabei ist, dass hier nicht auf schnelle Action gesetzt wird, sondern sich der Film in Anlehnung an seine Romanvorlage wirklich Zeit lässt, seine kranke Geschichte zu erzählen. Hart und gut. „Mama's gone crazy 'cause her baby's shot down By some teenage car chase war out of bounds It was the wrong place wrong time wrong end of a gun. Shoot straight from the hip Gone forever in a trigger slip You know, it could have been It could have been your brother. Shoot straight shoot to kill Blame each other, blame yourselves God is a bullet have mercy on us everyone …" GOD IS A BULLET, by „Concrete Blonde“ | |
Alexander sah diesen Film im Harmonie, Frankfurt | 11.09.2023, 20:07 |
This is gonna be fun.von traab | Permalink |
"God is a Bullet" aus dem Jahr 2023 ist ein gnadenlos brutaler Crime-Thriller, der sich in den Abgründen eines satanischen Kultes abspielt. "Nach einem brutalen Überfall an Weihnachten, bei dem seine Ex-Frau getötet und seine Tochter Gabi entführt wird, startet der Ex-Polizist Bob zusammen mit der ehemaligen Sektenmitgliederin Case eine verzweifelte Rettungsmission. Dabei muss er in die gefährliche Welt des satanischen Kults eintauchen, um die psychopathischen Entführer zu finden und ihr Vertrauen zu gewinnen, indem er sich als Mitglied ausgibt. Diese Mission erfordert äußerste Entschlossenheit und Opferbereitschaft." Wieso müssen Filme eigentlich in den letzten Jahren immer länger und länger werden, ohne dass sie die Substanz mitbringen? Ich weiß es nicht, "God is a Bullet" ist zwar nicht langweilig, aber mit 2,5 Stunden trotzdem gut 30-40 Minuten zu lange. Dafür hat er aber genug Zeit um eine Menge Gewalt unterzubringen, die gnadenlos brutal und blutig ist. Obwohl dieser Kult aus Satanisten besteht, was man aufgrund der dutzenden umgedrehten Kreuze und Pentagramm-Tätowierungen nicht übersehen kann, lernt man eigentlich von dieser Gemeinschaft und ihren Machenschaften, vor allem ihren spirituellen Überzeugungen, rein gar nichts. Das hat mich schon ziemlich enttäuscht. Dabei hätte dies ein richtig gutes Potenzial geboten - auch um noch mehr und verstörende Dinge zu zeigen. Dies hätte dem Film eine zusätzliche Dimension verleihen können, um die Motivationen und Handlungen der Mitglieder besser zu verstehen. Die Verwirrung darüber, wer mit wem zu tun hat und welche Rolle innerhalb der Kultstruktur eingenommen wird, ist ein weiterer Aspekt, der die Geschichte gelegentlich kompliziert macht. Insgesamt ist "God is a Bullet" ein Höllentrip, der auf einer wahren Geschichte basiert und die düsteren Seiten der menschlichen Natur und die Gewalt, die in Extremsituationen freigesetzt werden kann, erforscht. Es ist jedoch ein Film, der sich auf seine Gewaltdarstellung stützt und weniger auf das Ergründen der psychologischen und spirituellen Aspekte seiner Figuren und des satanischen Kults. "This is gonna be fun." | |
traab sah diesen Film im Harmonie, Frankfurt - Original-Review | 14.09.2023, 13:24 |
Und am Ende siegt die Gewaltvon Edwinita | Permalink |
Der Film lebt von seinen sehenswert tätowierten und charismatischen Darstellern, die sich im Director's Cut über Gott, das Böse, Moral und Amoralität unterhalten. Diese zuweilen gewalttätige Meditation wird im Titel enden. Die Gewalt ist so herrlich inszeniert, dass einem das Splatterherz höher schlägt. Denn nach so viel Gerede gibt es keinen Spielraum für philosophische Betrachtungen mehr: Es wird Klartext geballert. Ein Film, der in der Tradition von Stieg Larsson mitläuft, sprich ein Mädchen, schwer misshandelt, plus ein guter Cop, mit einem Anliegen, durchtränkt von viel Zynismus, Gewalt, Terror und der Dunkelheit des menschlichen Daseins. Auch wenn es wenige Wendungen gibt, so sind die menschlichen Momente sehenswert, wie die Zweifel, die dem Polizisten zuweilen ob seiner Mission kommen. | |
Edwinita sah diesen Film im Zoo Palast, Berlin | 17.09.2023, 11:33 |
Breaking Very Badvon Leimbacher-Mario | Permalink |
Mit „God Is a Bullet“ schießt sich Nick Cassavetes zurück ins Regierampenlicht… oder endgültig ins Abseits? Wir werden sehen. So oder so wird hier (im über zweieinhalbstündigen Director's Cut auf dem FFF) von einem verzweifelten Detective, Vater und Versager (?) erzählt, dessen Tochter von einer abartigen Satanssekte entführt wird und die er nun befreien will - und eine Aussteigerin dieser ekligen und volltätowierten Truppe hilft ihm dabei… Ideologische Ladehemmungen Ein leeres Epos? „Expand4bles“ ist ein Kindergeburtstag dagegen? Maika Monroes Beweis, dass sie schauspielern und mehr als nur top aussehen kann? Ja, alles irgendwie korrekt. „God Is a Bullet“ ist ein wilder Ritt mit Schlangengift, Tattookult, Männerkomplexen und Kiesgrubenschlachtplatte. Mit etlichen bekannten Gesichtern, viel amerikanischem Trauma, radikalen Ansichten und comichafter Überzeichnung, die sich dennoch voll ernst nimmt. Köstlich. Es ist ein Leichtes, dieses (oft auch langgezogene) Chaos zu verreißen. Aber irgendwie erinnerte er mich in seiner verplanten und wirren Art an bestes Bahnhofskino. Menschenverachtend. Oberflächlich. Mit Country und USA-Flagge im Rücken und Maschinengewehr im Anschlag. Grimmig und gallig. Und doch irgendwie drollig, naiv und schmunzelig. Nennt's pervers. Aber ich finde die Mischung unterhaltsam. Selbst wenn diese ungeschnittene Langfassung durchaus zu gestreckt und quasselig wirken kann. Dennoch: uncut ist immer vorzuziehen. Beschädigte Ware Fazit: Cassavetes gelingt hier ein überlanger Americana-Alptraum mit Actionsplatter, Racheroadtrip, Satanic Panic und kaputter Romantik. Volle Wundertüte. Ein echter Exploitationer. Nimmt sich sauernst, ist dennoch trashig. Miss Monroe sensationell, so gut wie nie. Viele Tattoos, riesige Einschusslöcher. Ein Überraschungsei mit abgeschossenem Kiefer und getackerten Schnittwunden. | |
Leimbacher-Mario sah diesen Film im Residenz, Köln | 22.09.2023, 22:56 |
Gott ist ein Tätowierervon Herr_Kees | Permalink |
Ein Cop (Nikolai Coster-Waldau) will mithilfe einer Kult-Aussteigerin (Mika Monroe) seine entführte Tochter aus den Klauen einer Satanssekte befreien. Braucht es für diesen Plot ganze zweieinhalb Stunden? Um es – im Gegensatz zu Regisseur Nick Cassavetes – kurz zu machen: nein. Es ist unklar, was Cassavetes hier vorhatte: Eine Literaturverfilmung mit tiefschürfenden Dialogen über Schuld und Sühne, Gott und Teufel – oder einen möglichst krassen Teufelskult-Exploitationfilm. Gelungen ist ihm keins von beiden, der Film ist ein übler, überlanger Mischmasch, bei dem kein Zielpublikum so richtig auf seine Kosten kommt. Dort, wo der Film wohl extra edgy sein will, ist er ganz besonders cringy. Denn Captain Cyrus und seine linkshändischen Teufelsbraten sind ungefähr so bedrohlich wie die Kaulitz-Brüder und die Gang-Szenen wirken eher wie die Showreel des amerikanischen Tätowiererverbands. Bemerkenswert, und das nicht im positiven Sinne, ist auch der Einsatz von Gewalt im Film. Zum einen haben wir da vereinzelt völlig unangemessen brutale Szenen, die dank miesem CGI meist auch noch ins Surreale kippen. Und dann gibt es die völlig unverständliche übertriebene Gewalt gegen Frauen, die hier gleich mehrfach auf härteste Weise geschlagen und misshandelt werden. Ob Cassavetes hiermit von seinem Image als Romantikfilmer befreien wollte, das ihm womöglich seit dem Frauenfilmklassiker THE NOTEBOOK anhängt? In jedem Fall ist dieser Gewaltexzess vielleicht die schlechteste inszenatorische Entscheidung in diesem an schlechten Entscheidungen wahrlich nicht armen Film. Offenbar haben auch die Produzenten gemerkt, dass mit dem Film etwas nicht stimmt und eine um 30 Minuten kürzere Zweistunden-Fassung auf den internationalen Markt gebracht, in der auch einige der Gewaltszenen entschärft wurden. Ob das hier allerdings noch etwas bringt, ist fraglich. | |
Herr_Kees sah diesen Film im EM, Stuttgart | 23.09.2023, 01:05 |
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