Wie man aus einer guten Idee einen richtig miesen Film macht.von Alexander | Permalink |
Leider hatte ich mit meinen Befürchtungen nach Sichtung des Trailers Recht, dass hier wahrscheinlich nur sehr schwache Thrillerkost nach amerikanischem Kommerz-Strickmuster geboten werden dürfte. Denn trotz des interessanten Anfangs und einem wirklich unterhaltsamen und stellenweise spannend gemachten Mittelteil gleitet „The Guest“ schon bald in eine ganz trübe Schema-F Produktion ab, die man auch im TV-Vorabendprogramm bei den am Fließband produzierten US-Krimis finden könnte. Zwar dürfte in Bezug auf Gewalt bei „The Guest“ die Latte höher liegen, leider hilft ein Eimer Blut dem Film aber nicht dabei, besser zu werden. Der mysteriös in Erscheinung tretende Fremde, der sich bei einer amerikanischen Mittelstandfamilie einnistet und sein gut gehütetes Geheimnis, lassen anfangs noch auf einen coolen Thriller hoffen, doch Fehlanzeige, denn der Regisseur fährt sein Projekt mit schemenhaften und bereits tausend mal besser gesehenen Bildern mit Bravour gegen die Wand. Das Beste an dem Film ist noch der relativ geschmackvoll zusammengestellte 80er-Jahre-New-Wave/Goth-Soundtrack, aber selbst dieser nervt nach einer Weile, weil er einfach zu dick aufgetragen wird und thematisch weder zu Handlung noch Atmosphäre des Films passt. Die letzten 30 Minuten des Films sind dann ein dermaßen lächerlicher, unlogischer, hanebüchener Schwachsinn, das sie die bis dahin noch relativ spannende Story vollkommen zerstören und „The Guest“ zu einem richtigen Ärgernis machen. Der doofe Showdown ist nicht nur extrem vorhersehbar, sondern einfach nur kommerzieller, flacher Blödsinn, der mehr zu einem Teenie-Horrorstreifen gepasst hätte, als zu diesem anfänglich noch gut gemachten Thriller. Sowas von verschenkt! | |
Alexander | 21.02.2015, 19:04 |
Universal Soldiervon Herr_Kees | Permalink |
Dan Stevens channelt den charmantesten und gefährlichsten Ryan Gosling, den es je gab, die Tonspur verwöhnt mit treibenden Synthiesounds und Goth-Wave und auch wenn der Film nach kurzer Zeit in vorhersehbaren Bahnen verläuft, bietet er doch rundum gelungene Unterhaltung mit einem wissenden Genre-Augenzwinkern von Fan zu Fan und einem dann doch überraschend actionreichen Finale. | |
Herr_Kees sah diesen Film im Metropol, Stuttgart | 16.03.2015, 08:52 |
Der Typ macht Stunk.von Umelbumel | Permalink |
Bald, bald wird Maika Monroe die Welt regieren und ich hätte nichts dagegen. Nach dem wunderbaren "It Follows" brilliert sie auch in diesem wunderbaren Streifen. Adam Wingard neuster Streich ist wunderbar auf Retro gebürstet und bügelt dem Zuschauer seine schicken Bilder und seinen Soundtrack richtig schön über Augen und Ohren. Und auch schön, dass die Charaktere mal wirklich halbwegs sympathisch waren und nicht _total_ austauschbar. Ein Film, mit dem man viel Spaß haben kann. Und sollte. :-) | |
Umelbumel | 17.03.2015, 23:09 |
Kann ich Adam Wingard Fanclubleiter Nord werden?von Jimmyjohnjamesmyer | Permalink |
Keine Ahnung warum so viele diesen Film so gefressen haben. Nach "Horrible Way to Die" und "You’re Next" habe ich mich schon diebisch auf diesen Film gefreut und habe absolut nichts auszusetzen... nein, besser noch: "The Guest" hat ein so abgefuckt cooles Ende, dass ich die Erfahrung mit noch einem größeren Grinsen als bei "You’re Next" verlassen habe. Der Großteil des Filmes gibt sich mysteriös wenn der Gast auftaucht und in die Familie des verstorbenen Soldaten aufgenommen wird mit dem er im Krieg war und für den er den letzten Salut verkünden soll. Es ist von Anfang an klar, dass etwas nicht stimmt und hinter dem perfekten immer lächelnden Gesicht des Gastes etwas lauert. 3/4 des Filmes sieht man zu wie er sich in das Leben seiner Gastfamilie drängt und sich ihrer Probleme annimmt, die er auf sehr eigenwillige Art löst... immer mit dem perfekt höflichen Gesichtsausdruck, der nur selten aufbricht. Der Hauptcharakter hat etwas hypnotisches und ich fresse einen Besen, wenn Wingard hier nicht massivst von Ryan Goslin in Drive beeinflusst ist. Denn nicht nur der unnahbare Charakter sondern besonders auch die Stimmung und der unterkühlte 80er Jahre Soundtrack führen zu dem einen oder anderen Flashback. Damit lebt "The Guest" zu 70% von dieser gewissen Coolness und dem mitunter kognitiv dissonanten Soundtrack, der sich aus einer Mix-CD speist, die ihm die Tochter der Familie brennt. Mancher mag sagen, dass das geklaut ist und nicht passen will aber für mich macht gerade das den Reiz des Filmes aus und ich schätze Wingards Händchen dafür, aus bekannten Elementen etwas neues zu mischen und das akustisch-visuelle mit extrem eigenen Storytwists auszuschmücken. Denn wenn das Mysteriöse langsam aufgeklärt wird schwenkt Wingard hier so dermaßen in WTF-Territorium ab, dass man irgendwann vor lauter Meta nicht mehr weiß wo einem der Kopf steht. Mir hat das letzte Drittel jedenfalls den Filmgenuss versüßt und die letzte Szene ist wirklich die Kirsche auf der Sahnetorte. Denn auch wenn "The Guest" primär von seiner Stimmung lebt nimmt sich der Film glücklicherweise selbst so wenig ernst wie "You’re Next" und haut nochmal eine enorme Dosis Humor in den Mix. Man erkennt hier sicher diverse recycelte Ideen wieder aber "The Guest" versucht auf jeden Fall etwas neues. Mir hat es jedenfalls gefallen und ich freue mich schon auf den nächsten Wingard Film. | |
Jimmyjohnjamesmyer | 23.03.2015, 15:12 |
Willkommener Gast aus einer vergangenen Epochevon D.S. | Permalink |
Wer die gute alte Zeit der vielen billigen kleinen Genreperlen, sprich die 80er vermisst, wird ja schon seit ein paar Jahren von der Crew um Ti West, Simon Barrett, Adam Wingard etc. regelmäßig mit frischen Eindrücken und feuchten Augen versorgt. Nach YOU’RE NEXT haben sich die beiden Letztgenannten für THE GUEST erneut zusammengetan – und einen Film abgeliefert, der von der Titeleinblendung bis zum Abspann fast ununterbrochen Laune macht. Jedenfalls, wenn man ein Herz für glorreichen Schund hat: für simple, aber straight und konsequent inszenierte Storys, die sowohl über eindrucksvolle Bösewichte als auch über genug Tempo und Action verfügen, um bedingungslos unterhalten zu können. Ohne intellektuellen doppelten Boden, dafür mit zahlreichen Querverweisen und dem gewissen smarten Kenner-Lächeln versehen. Wie damit angedeutet, erzählt THE GUEST absolut keine originelle Geschichte. „David“ (mit unglaublichem, beängstigendem Charisma verkörpert von Dan Stevens, DOWNTON ABBEY) sucht die Familie des im Krieg gefallenen Caleb Peterson auf und stellt sich als Kamerad sowie enger Freund des verstorbenen Soldaten vor. Innerhalb kurzer Zeit erobert er die Herzen aller Familienmitglieder und macht sich schier unersetzlich – innerhalb noch kürzerer Zeit aber wird dem Zuschauer bewusst, dass mit „David“ irgendetwas grundsätzlich nicht stimmt, dass hinter der Fassade des Musterschwiegersohnes etwas Finsteres steckt. Als es in seinem Umfeld zu mehreren Todesfällen kommt, ist die Sache endgültig klar – allerdings reicht sein Geheimnis noch um einiges tiefer und führt zu Konsequenzen, die noch um einiges radikaler sind, als man hatte erwarten können... und die auf angemessen übertriebene, trashige Weise umgesetzt werden. Nein, Innovationen oder auch nur ernsthaften Grusel bzw. Thrill gibt es hier nicht. Aber spätestens, als die Handlung im letzten Akt in einem sensationell liebevoll ausgestatteten Grusel- und Spiegelkabinett ankommt, fühlt man sich als nostalgischer Genrefan wie im siebten Himmel. Ein toller 80er-Soundtrack, halbwegs sympathische Figuren und gelungene Darstellerleistungen runden das Vergnügen ab: THE GUEST ist prima Popcornkino für die spezielle Zielgruppe, hübsch hart, schnörkellos und fast fehlerfrei inszeniert. Dicke 7,5 Punkte – absolut empfehlenswert, wenn auch, natürlich, ohne nachhaltige Wirkung. | |
D.S. sah diesen Film im Cinestar, Frankfurt | 31.03.2015, 17:56 |
Zu schön, um wahr zu seinvon BITESCREEN | Permalink |
Eine Familie trauert um den in Afghanistan verstorbenen Sohn. Unverhoffte Ablenkung verschafft sein Kriegskamerad David (Dan Stevens), der sich charmant und hilfsbereit in ihren Alltag drängt – durch verständnisvolle Gespräche mit den Eltern, eine Sixpack-Vorführung für die verwirrte Tochter und einen Satz Prügel für die Bullys von Sohn Luke. Dass der Überraschungsgast Tödliches zu verbergen hat, ist angesichts der Regievergangenheit Adam Wingards klar: Schließlich war "You’re next" ein knallharter Home-Invasion-Slasher. Auch "The Guest" ist brachial blutig, hat seine Wurzeln aber im 80s-Action-Thriller – was Wingard mit bewusst peinlichen Prollszenen, übersteuerten Farben und einem pumpenden Carpenter-Soundtrack verdeutlicht. So unterhält "The Guest" nach einem etwas zähen Start auf hohem technischen Niveau, überrascht in puncto Action, jedoch niemals beim Plot. | |
BITESCREEN sah diesen Film im Savoy, Hamburg - Original-Review | 02.04.2015, 14:59 |
80s-Flashback de luxevon Leimbacher-Mario | Permalink |
Ich finde, GTA Vice City war der coolste & atmosphärischste GTA-Teil, ich spiele momentan Hotline: Miami 1 & 2, Scarface fällt mir immer als erstes ein, wenn ich nach Lieblingsfilmen gefragt werde, ich halte Drive für eines der größten Meisterwerke der letzten 15 Jahre, die 80er sind mein liebstes Jahrzent (in dem ich nicht aufgewachsen bin) & ich gucke sogar ab und zu noch Miami Vice. Wenn ihr nur ein wenig auch in diese Richtung drängt: The Guest wird euer Filmjahr bereichern & vielleicht sogar einer eurer Lieblingsfilme werden! The Guest schloss die Fantasy Filmfest Nights 2015 ab & war dort insgesamt gesehen auch mein absolutes Highlight, zusammen mit Spring, höchstwahrscheinlich. Und das, obwohl die Erwartungen sehr hoch waren - alles hörte sich einfach so verführerisch gut & nach meinem Geschmack an. Zum Glück bestätigte sich dieser Eindruck schnell. Eine Retro-Action-Thriller-Bombe vom Feinsten, einer der coolsten Filme des Jahres! The Guest handelt von einem Soldaten, der eines Tages an der Haustür einer Familie klingelt & angibt, eng mit deren gerade im Krieg gefallenen Sohn befreundet gewesen zu sein. Er wirkt wie der perfekte Gentleman mit guten Absichten, hilft der Familie in vielen Angelegenheiten sogar zuerst... bis eines Tages viele Morde in der Kleinstadt geschehen & immer klarer wird, dass der Gast nicht so harmlos ist, wie er tut... Hört sich nach einer wilden Mischung aus Hitchcock & Carpenter an - und könnte auch genau so beschrieben werden. Um an dem Film Negatives herauszupicken, bin ich zu beeindruckt & verliebt in dieses Kleinod, sodass hier einfach nur die positiven Dinge folgen. Musik & Style: noch coolerer 80s-Synthie-Pop als bei Drive. Ich brauche den OST. Eine perfekte Halloween-Atmosphäre, die nicht nur dank der Tochter der Familie an eine Mischung aus dem John-Carpenter-Klassiker & dem neuen Horrormeilenstein It Follows erinnert. Auch, wenn Drive klare Trends setzte, hat es ihm bisher noch kein Film so ähnlich gut nachgemacht wie The Guest (auch mein größter Kritikpunkt). Schauspieler: Dan Stevens spielt den Gentleman-Psycho-Soldaten so nuanciert, cool, lässig & überzeugend, man kriegt Angst & Respekt zugleich. Auch der Rest ist gut aufgelegt, verblasst aber neben diesem jungen Herrn, der R. Gosling ebenfalls nicht so unähnlich ist. Action & Spaß: brutal, cool, voller Neonlichter, 80s-Pop, einmaligen Momenten, wilden Wendungen, Schießereien, Schocks, Schlägereien, keine Längen - damn, ist das gut! Fazit: Adam Wingard hat seinen auch schon fetzigen You’re Next noch mal überboten & sprudelt nur so vor Hommagen, Raffinesse, Details, Respekt vor den Klassikern & Coolness. Das straightere, schnellere, unkünstlerischere Drive - nicht besser, aber genauso sehenswert! | |
Leimbacher-Mario | 14.04.2016, 13:54 |
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