Etwas Süßes, etwas Sauresvon Lovecraft | Permalink |
Ausgerechnet an Halloween erfährt die 17jährige Dora Vogel (achtet auf die amerikanische Aussprache des Namens!) von ihrer ungewollten Schwangerschaft. Dies soll jedoch nicht ihr einziges Problem in der Nacht der Geister und Spukgestalten bleiben, fordert doch eine Horde dämonischer, ansprechend kostümierter Kinder ("Trick or treat" läßt grüßen) mit Nachdruck ihr ungeborenes Baby. Trotz augenscheinlich ganz kleinem Budget ist "Hellions" optisch teilweise ein Augenschmaus, vom Drehbuch her hingegen leider doch eher Durchschnitt. Der Soundtrack wechselt meist passend zwischen Synthie-Gebrummel, Staccato-Streichern und Kinderchören. Und natürlich ist die Nacht vor Allerheiligen ein Garant für stimmungsvolle, atmosphärische Bilder, und das macht sich der Streifen auch geschickt zunutze. Fast fühlt man sich ein wenig wie in die einsamen Straßenzüge von Haddonfield versetzt. So wirkt auch der Aufbau zunächst wie ein ganz klassischer Slasher, durchaus einfühlsam und dreidimensional wird uns dabei die Protagonistin nähergebracht, mit zunehmender Dauer driftet der Streifen jedoch ins Surreale ab und wirkt doch gleichzeitig inhaltlich erheblich simpler. Schade! "Hellions" möchte wohl cleverer sein, als er tatsächlich ist und stellt sich letztlich doch nur als ein schmucker, aber teilweise ausgehöhlter Kürbis dar, inklusive einiger Längen zum Ende hin. Trotzdem kann der insgesamt solide Film mit Hauptdarstellerin, Atmosphäre und Kameraführung punkten und ist für Interessierte ohne die ganz großen Erwartungen durchaus einen Blick wert. | |
Lovecraft sah diesen Film im Cinestar, Berlin | 06.08.2015, 11:14 |
Lieber Kürbissuppe essenvon NakNug | Permalink |
Halloween gehört in der Realität nicht zu meinen Lieblingsfesten – zu oft musste ich Eier von meinen Fenstern wischen, die geworfen worden sind, weil ich nicht zuhause war. Im Kino gilt der letzte Tag im Oktober aber zu den gern gesehenen Festen. Hellions allerdings zählt nicht dazu. Allzusehr spielt der Regisseur mit Filtern, wiederholten Bildsequenzen und Schnitten, die keinen Sinn machen. Eine Augenweide ist die hübsche Hauptdarstellerin, die sich als typisch amerikanische Teenagerin von Trick ’r Treat-Kindern (?) durch die Zimmer und Felder jagen lässt. Der Film wirkt wie ein Plädoyer von Abtreibungsgegnern, die schwangere Teenager davon abbringen sollen, ihre Kinder auszutragen. Zuviele Löcher in der Geschichte und bei der Gestaltung der Charaktere sorgen mit der oben beschriebenen Fehlnutzung technischer Finessen ab dem zweiten Drittel des Films nur noch für Ärger. | |
NakNug sah diesen Film im Savoy, Hamburg | 22.08.2015, 03:35 |
„Your ass is grass, and I’m a lawnmower!“von D.S. | Permalink |
Halloween mal nicht als handfestes, sondern ätherisch-vergeistigtes Horrorspektakel – der in meinem Reviewtitel zitierte Spruch eines hier sehr an Tobin Bell erinnernden Robert T-1000 Patrick als Kleinstadtpolizist ist schon eines der Action-Highlights des Films. Die zurückgenommene, im weitesten Sinne „neblig“ mystische Stimmung des Films ist dem Kern des Festes aber natürlich alles andere als unangemessen. Schließlich geht es dabei eigentlich um die größtmögliche Nähe der Menschen zum Totenreich – und die spiegelt sich in Atmosphäre und Handlung von HELLIONS auf streckenweise durchaus faszinierende Weise wieder. Natürlich wird aber auch an Deko-Folklore nicht gespart, im Gegenteil: Der Film erschlägt uns fast mit Kürbissen – in einigen Einstellungen bekommen wir gar ein ganzes Feld von ihnen gezeigt –, Gruselkostümen und „Trick or Treat“-Rufen sowie schaurigem Kinder-Singsang (dessen Melodie fatal an „Stille Nacht“ erinnert). Ich mag das ja, liebe Halloween und alles, was damit zusammenhängt; atmosphärisch hat mich HELLIONS deshalb sehr für sich einnehmen können. Zudem bin ich ziemlich begeistert von seinem Look ab dem zweiten Drittel, der allerdings die Meinungen spaltet: Sobald das übernatürliche Geschehen beginnt, erscheint die Welt hier in überbelichteter, mit maximalem Kontrast versehener, fast monochromer Farbgebung. Passend zur Handlung gewinnt der Film dadurch eine fast surreale Aura, die Erlebnisse in der Alptraumnacht von Protagonistin Dora fühlen sich in ihrer merkwürdig verschobenen Leichenblässe auch für den Zuschauer außerweltlich an. Während das Ganze also visuell außerordentlich interessant ist, erweist sich die Erzählung leider als Enttäuschung. Voller platter Symbolik und auf eine von Beginn an offensichtliche Auflösung hinauslaufend – die im ersten Filmdrittel auch noch explizit angekündigt wird –, fehlt es ihr leider massiv an Spannung. Die zwischen Halluzination und Realität (?) wechselnde, schwankende Bedrohungssituation, der Dora in ihrem Zuhause von mysteriösen, übernatürlich wirkenden Angreifern ausgesetzt wird, gestaltet sich viel zu selten als materiell gefährlich. Zu oft wird hier abgedriftet – in die nächste seltsame Halluzination. Das zieht dem Betrachter auf der Suche nach klassischem Thrill zwar regelmäßig effektiv den Boden unter den Füßen weg. Aber es sorgt nicht gerade für ein Übermaß an Adrenalin. Insofern kann ich HELLIONS nur zwiespältig bewerten. Sein surreales Erlebnis ist bemerkenswert. Seine Story aber den Aufwand kaum wert. Und für den Schocker, den er mit Jump-Scares und schaurig dargebotenen Gestalten inszenierungsseitig immer wieder zu sein vorgibt, passt seine Herangehensweise einfach nicht. Atmosphärisch eindrucksvoll, sonst aber leider nicht viel Kohärentes oder Fesselndes: insgesamt habe ich mich zu oft ziemlich gelangweilt und vergebe darum nur 5 Punkte. | |
D.S. sah diesen Film im Cinestar, Frankfurt | 23.08.2015, 05:53 |
Invasion der Kürbis-Kinder.von Alexander | Permalink |
„Hellions“ ist ein Paradebeispiel dafür, wie man sich als Zuschauer durchaus von einer gut in Szene gesetzten Stimmung davon tragen und einlullen lassen kann, ohne jetzt zwingenderweise das Drehbuch Seite für Seite auf der Suche nach Fehlern auseinandernehmen zu wollen. Denn das sollte Kino doch sein, sich einfach mal in eine Stimmung versetzen zu lassen und auf innovativen Bildern und Tönen davon zu treiben, und sei es auch nur in einem durchschnittlichen Horrorfilm wie diesem. In den Reviews wird mir in der Regel viel zu häufig in den Krümeln gesucht und zu wenig Augenmerk auf Stimmung, Bilder und Atmosphäre oder Musik gelegt. Gerade das macht für mich aber einen Film aus, da kann ich über Logikschwächen und mangelndes schauspielerisches Talent schon einmal hinwegsehen. So betrachtet ist „Hellions“ der kleine aber innovative Grusler, den ich erwartet hatte, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Unterm Strich bietet der Film eine Variante der klassischen Home-Invasion Thematik die an einer Stelle des Films in eine vielleicht etwas repetitiv wirkende psychedelische Stimmung kippt, die aber durchaus ihre Reize hat. Spannungstechnisch war mir das zwar zu wenig, insgesamt konnte mich Hellions nicht vollends überzeugen, aber als Halloween-Variante ein schöner Film, den ich mir an einem 31. Oktober gerne noch mal ansehen werde. | |
Alexander sah diesen Film im Cinestar, Frankfurt | 23.08.2015, 08:08 |
La, la, la, la, la, la, lavon Christian | Permalink |
Am ersten Tag des Fantasy Filmfestes in Hamburg gab es noch den 80-Minüter HELLIONS. Der neue Film von Bruce McDonald, dessen PONTYPOOL vor einigen Jahren dem Genre eine neue, kreative Facette gab. Gleiches versuchte er in Ansätzen mit dem “Instant Classic”-Thema Halloween. Gut, es ist kein Remake, sondern lediglich die Nacht, in der so oft so seltsame, schaurige Dinge geschehen. Eine 17-Jährige erfährt an Halloween von einer ungewollten Schwangerschaft, doch statt ihres Freundes stehen am Abend plötzlich seltsame Kinder vor Tür. So far, so good. Bruce McDonald scheint sich diesmal nicht das Wort, sondern das Bild vorzunehmen. Wie ein Spielkind bastelt er an seinem visuellen Setting und vergisst dabei völlig die sonst so wichtigen Zutaten wie Spannung und Timing. Letztlich wirken dann der trällernde Kinderchor und die Bilder nur noch belanglos, wenn sich in dieser filmischen Hülle nur noch Luft befindet. Als mein Sitznachbar mich fragte, wie ich den Film fand, sagte ich ihm: “Stell dir vor, du musst einen hässlichen Menschen beschreiben. Das beste, das du sagen kannst: "ganz apart". Danke der letzten Szene vergebe ich immerhin 2 Pünktchen. | |
Christian sah diesen Film im Savoy, Hamburg | 24.08.2015, 15:18 |
Kinder sind die Höllevon Herr_Kees | Permalink |
Bruce McDonald (PONTYPOOL) ist nicht an reinrassigen Genrefilmen interessiert – er nutzt sie eher für Improvisationen zu einem Thema. So inszeniert er den Schwangerschafts-Albtraum einer Siebzehnjährigen als surreale Angstvision, mit unheimlichen Bildern und gruseligen Masken und verzichtet dafür auf die Stringenz eines klassischen Horrorfilms – teilweise allerdings auch auf Spannung und Atmosphäre, was HELLIONS zwar zu einem visuell interessanten Experiment macht, aber nicht gerade zu einem fesselnden Filmerlebnis. | |
Herr_Kees sah diesen Film im Metropol, Stuttgart | 30.08.2015, 01:11 |
Wenn Kunststudenten meinen Horror machen zu müssenvon Leimbacher-Mario | Permalink |
Nichts gegen den Regisseur, der hat bei "Pontypool" schon gezeigt, dass er einen tollen Geheimtipp erschaffen kann. Aber "Hellions" ist, streng gesagt, stylischer Müll. Die Geschichte über das schwangere Teenie-Girl, welches an Halloween von gruselig verkleideten Kinderdämonen terrorisiert wird, ist eigentlich gar keine Geschichte, der Film tritt cool, aber nervig auf der Stelle. Und wenn die Story selbst für eine Werbung zu knapp wäre, ist es schwer, sich davon 80 Minuten anzutun. Ich mag den Stil des Films, seine lila-blassen Bilder, seine solide Atmosphäre & auch das Design der Kürbiskinder, auch wenn man es schon ähnlich gesehen hat & Kinderangriffe lange nichts Neues mehr sind. Auch gegen die wenigen Darsteller kann man nichts sagen & Halloween-Storys sind für mich immer einen Blick wert. Aber die Geschichte, vielleicht eine wirre Allegorie auf eine nicht gewollte Schwangerschaft / Abtreibung, ist einfach grottig & selbst für eine Twilight-Zone-Folge zu schmal. Jede Episode von "Trick ’r’ Treat" hat da mehr Entwicklung, mehr Fokus, mehr Spaß & mehr Grusel. So bleibt ein cooler Halloween-Look, aber eine der möchtegern-tiefsten Halloween-Geschichten. Vor allem etliche Wiederholungen erhöhen zwar das Träum-Gefühl, sind aber einfach nur nervig & versetzen einen nicht nur in Traum-Stimmung, sondern eher direkt in den Schlaf. Selbst der T1000 und explodierende Kürbisse retten da nichts mehr. Fazit: dieses Jahr gibt es Gurken zu Halloween! Bitte meiden, bringt euch nicht weiter! | |
Leimbacher-Mario sah diesen Film im Residenz, Köln | 14.04.2016, 10:17 |
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