Must see!von bigJay | Permalink |
Hesher ist ein echtes Juwel. Ein wahrlich frischer Film, der den Mut hat ausgetretenen Pfade zu verlassen. Eine quirkie, of-beat Dramödie über Verlust und dessen Bewältigung, die das Chaos als Lebensordnendes Geschenk in Form eines fluchenden, prügelnden, dunklen Heavy-Metal-Engels feiert. Die Schauspieler leisten unglaubliches. Gerade der Junge ist so echt in seiner Verlorenheit, dass es einem das Herz zerreißt. Und Hesher hätte problemlos zur absurden Karikatur verkommen können, aber Joseph Gordon-Levitt spielt ihn so überzeugend, immer Haarscharf auf dem Grad zwischen Wahnsinn und Attitüde, dass es beängstigend ist und verrückter Weise tatsächlich funktioniert. Ich mein, Come on, eine Figur wie Hesher gibt es nicht im wahren Leben. Sorry. Nicht so. Es mag angehesherte Leute geben, Dudes, Egomanen und selbstherrliche Arschlöcher mit mehr Herz als es den Anschein hat. Oder die Charles Mansons auf der dunklen Seite des Grades. Aber Hesher nicht. Jedenfalls bisher nicht, denn Gordon-Levitt reißt ihn aus dem Fegefeuer der Plattitüde und spielt Hesher und seine naturalistische Gewalt mit einer himmlischen Leichtigkeit ins Leben, als sei er lediglich der Typ vom Kiosk um die Ecke. Beeindruckend. Und "Dwight Shrute" in einer untypisch ernsten Rolle zu sehen, ist auch mal was anderes. Der kann ja wirklich Schauspielern. Über Natalie Portman braucht man nichts sagen - außer in Star Wars ist sie über jeden Zweifel erhaben (und die Peinlichkeit ihrer dortigen Rolle ist wohl kaum ihr anzulasten...). Mit großer Brille mimt sie in Hesher wundervoll das "graue Mäußchen von Nirgendwo". Ein tolles Ensemble. Eine tolle, untypische Story, viel Gefluche, haufenweise unvergessliche One-Liner und "Party-Szenen" (also Momente, die man auf Partys zitieren wird). Trotzdem insgesamt aber mehr Drama als Komödie. Mehr Substanz und Tiefe als Spässken (auch wenn man sich das nach dem Gesagten vielleicht nur schwer vorstellen kann. Gerade das ist m.E. die Stärke des Films: Er tänzelt lange genug auf dem Pfad des Genremixes, um es interessant zu machen, aber gibt in den richtigen Augenblicken doch immer wieder dem Drama den Vorzug, um etwas Substantielles zu hinterlassen). Eine tolle, spröde Optik. Ein klasse Soundtrack. Der Film macht für mich einfach alles richtig. Und wenn ich es auf der IMDb richtig gesehen habe, ist das der erste Langfilm des Regisseurs. Wow. Da erwarte ich noch einiges! Hesher ist nicht unbedingt was für reine FFF-Gore-Hounds. Aber unbedingt etwas für Leute, die einem ungewöhnlichen Drama mit einer ordentlichen Spritze schwarzen Humors (Prise träfe es nicht) etwas abgewinnen können. | |
bigJay | 15.08.2011, 12:06 |
Ein Spaß für die ganze Familie...von landscape | Permalink |
...ist Hesher vielleicht nicht, aber für die FFF Community gilt das bestimmt. Was ich hier gesehen habe, weiß ich eigentlich nicht - vielleicht einfach nur eine Short Story als Film. Und sagen mag ich nur, daß Hesher der Lebensabschnittsmitbewohner einer leidgeplagten Familie ist, und mit seiner Naturanarchie mal Chaos stiftet, mal Lebenshilfe anbietet und sich dem Schema Gut/Böse entzieht. Und der Abspann lohnt das sitzenbleiben, das i-Tüpfelchen sozusagen. Mit soviel Liebe und Spaß werden nicht viele Filme realisiert! | |
landscape sah diesen Film im Cinemaxx 4, Hamburg | 20.08.2011, 17:54 |
Motorbreath!von D.S. | Permalink |
Hesher ist ein durch und durch netter Assi: Ungewaschen, unrasiert, stets mit nacktem Oberkörper hässliche Tattoos präsentierend, seine langen Haare zu Metallica und Motörhead schüttelnd und der Welt ein bekifft fröhliches „Fuck you" entgegenschleudernd. Es scheint ihm herzlich egal zu sein, wie er seine Zeit totschlägt und wie seine Umwelt das findet. Er macht einfach genau das, worauf er gerade Lust hat - ohne Ausnahmen. Im Erzählzeitraum des Films ist das, warum auch immer: Sich bei einer apathischen Familie einzuquartieren und dafür zu sorgen, dass sie sich nicht von ihrer unverarbeiteten Trauer nach dem Unfalltod der Mutter beerdigen lässt. Im Zentrum der Geschichte steht dabei der kleine TJ, den das Leben von allen Seiten fertig macht: In der Schule gemobbt und verprügelt, erwartet ihn daheim nur die halbsenile Großmutter und der mit Antidepressiva grundsedierte Vater. Und vor der Haustür die Hoffnungslosigkeit und Leere von Spießer-Suburbia. Von allen Figuren im Film hat er eigentlich am wenigsten Lust auf das Chaos und die Anstrengung, die Hesher repräsentiert - denn sie zwingen ihn dazu, zu handeln. Sich zu entscheiden. Weiterzugehen. Wenn man ehrlich ist, erzählt HESHER eine sehr plumpe Story und macht das auch noch mit dem Gestus eines Sozialarbeiters. Immerhin eines Sozialarbeiters, der cool sein will und darum auch Drogen und Heavy Metal okay findet. „Stell dich deinen Problemen. Verkriech dich nicht. Geh raus und mach was, und sei wie du bist!" Da wäre also eine Menge Potenzial für Allgemeinplätze, Kitsch und Peinlichkeit. Die umschifft der Film aber ziemlich gut, was vor allem am grandiosen Hesher-Darsteller Joseph Gordon-Levitt liegt - wie auch an den vielen schrägen Situationen, in die seine Figur sich, TJ und alle anderen bringt (darunter Natalie Portman als Hornbrillenträgerin des Jahres). Diese werden zwar nicht immer mit aller möglichen Konsequenz und Boshaftigkeit ausgespielt. Und im letzten Drittel verliert der Metal-Maniac dann doch einiges von seinem charmanten Quasi-Zynismus. Aber insgesamt muss man, allem Moral-Holzhammer der Story zum Trotz, HESHER einfach mögen. Sich über seine Direktheit und Respektlosigkeit freuen. Und mit ihm der Enge, Angst und Borniertheit des Spießbürger-Lebens glücklich grinsend den Mittelfinger zeigen. | |
D.S. sah diesen Film im Metropolis 8, Frankfurt | 26.08.2011, 03:44 |
Heshpuppyvon Timo | Permalink |
Ein Feuerwerk an Skurrilitäten. HESHER formuliert immer gerne genau dort aus, wo andere Filme den Schnitt setzen. Überhaupt läuft irgendetwas anders, doch das ist gut so. Joseph-Gordon Levitt ist hierbei der Teufel im Engelskostüm, der den kleinen Protagonisten durch seine erste handfeste Lebenskrise schiebt und seinen Lebenswillen erneut entfacht. Doch trotz des ganzen Zynismus sorgt HESHER immer wieder für sehr herzliche Momente: So ist das Finale dermaßen süß wie überzogen und dennoch absolut liebenswert. Eine Mischung aus EX-DRUMMER und LITTLE MISS SUNSHINE könnte es am ehesten treffen. | |
Timo sah diesen Film im Metropolis 8, Frankfurt - Original-Review | 26.08.2011, 11:13 |
Did I Miss Something?von FFFler | Permalink |
Die titelgebende Figur ist ein Taugenichts und schleicht in die Familie eines Jungen ein, und über lange Zeit weiß der Zuschauer nicht, was er von der gewaltbereiten und äußerst ungewöhnlichen Figur halten sollte. Ungewöhnlich ... genau das ist wohl das Wort, dass einem nach Sichtung des Filmes als erstes in den Sinn kommt, denn gerade diese Momente sind die Stärken von Hesher, dessen Geschichte alleinstehend aufgrund des nicht gerade glaubwürdigen Verhaltens der Figuren leider nur selten funktioniert. Es sind seine Darsteller, die den Film am Leben halten, so darf Joseph-Gordon Levitt, in seiner bislang wohl besten Rolle, richtig groß aufspielen und auch Comedian Rainn Wilson sich einmal von einer komplett anderen Seite zeigen ... und hinterlässt dabei ebenfalls einen sehr guten Eindruck. Dennoch wird man das Gefühl nicht los, dass man mit möglichst vielen skurrilen Szenen dem Zuschauer hauptsächlich etwas Ungewöhnliches zeigen wollte. Das funktioniert als Stückwerk sogar einigermaßen, geht aber dennoch leider auf Kosten der Geschichte und drückt somit auch den Gesamteindruck ein wenig. | |
FFFler sah diesen Film im Cinemaxx 7, Berlin - Original-Review | 29.08.2011, 11:50 |
Hesher was herevon Michaela | Permalink |
Ähnlich wie Visitor Q taucht hier ein ungebetener Gast auf - was er will, bleibt eigentlich unklar, er hält sich an keine Regeln und hat vor nichts Respekt. Oder? Wirkt wie Jesus aus der Hölle. Ein Film, den man gesehen haben sollte, ein Film, der es versteht, sämtliche Emotionen anzusprechen, von lustig bis ekelerregend, bis, ja, tieftraurig. Es wurden Taschentücher gereicht. Joseph Gordon-Levitt steht einfach für Typen und Filme der anderen Art. Auch der Darsteller des kleinen TJ war sehr gut. Und Piper Laurie - von der Unmutter der Nation zur netten Omi - kaum wiederzuerkennen. | |
Michaela sah diesen Film im Cinema, München | 01.09.2011, 12:28 |
Kommentar von Herr_Kees : |
VISITOR H |
Großartiges Indie-Drama um Verlust und Freundschaft mit Anleihen an DONNIE DARKO und TEOREMA, erfrischend unkonventionell und rotzig, von Joseph Gordon-Levitt als Systemzerstörer HESHER grandios gespielt. |
05.09.2011, 11:53 |
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