crazy

Der Hexenjäger

Vincent erfährt die Wahrheit um jeden Preis

von Leimbacher-Mario
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Womöglich einer der größten Horrorklassiker, der dem Mainstream (vor allem außerhalb der Insel) aber nicht unbedingt bekannt ist. Und dabei wohl noch nicht mal wirklich und klar dem Horrorgenre zuzuordnen ist… „Witchfinder General“ geht unter die Haut, beschäftigt einen noch Tage und verbindet Sexploitation mit Kunst, Trauer und ganz realem Grauen… Wir folgen einem berühmten Hexenjäger durch das dreckige wie idyllische England des 17. Jahrhunderts, wo Hexenverbrennungen und Frauenschändungen zur Tagesordnung gehören. Dabei kreuzt der titelgebende religiöse Fanatiker und Sadist seinen blutigen Weg mit einem jungen Pärchen, dessen Leben und Liebe nach dessen Eindringen nie mehr das sein werden, was sie einst waren…

Hexen-Folter-Schocker haben es selten nicht in sich. Zu sehr weiß jeder von uns, dass es diese dunklen Zeiten wirklich gab und Millionen unschuldige Frauen ohne Beweise oder Verfahren unfassbar unmenschlich hingerichtet, meist verbrannt wurden. „Witchfinder General“ ist da trotz seiner britischen Ruhe, Art und Klasse keine Ausnahme. Ganz im Gegenteil, er kann durchaus sehr unangenehm und ein Schlag in die Magengrube sein. Auch heute noch. Diese von britischen Produktionen dieser Zeit eher ungewohnte, authentische Härte, diese Neugier auf körperliche wie seelische Schmerzen, die tollen Landschaftsaufnahmen, eiskalte Stimmung und Vincent Price in seiner ekelhaftesten Rolle, ergeben zusammen für mich einen Klassiker. Nicht nur in den Bereichen UK, Hexen, Price oder Horror. Sondern nicht weniger als im Filmzirkus allgemein. Zu intensiv und unbarmherzig, erinnerungswürdig und grauenhaft ist das (fragwürdige wie lohnenswerte) Erlebnis „Witchfinder General“. Im Kern auf ein und derselben, unangenehmen und sich seelisch wie sozial festbeißenden Stufe des Schocks wie deutlich spätere Werke dieses Kalibers, à la „Mondo Brutale“ oder „A Serbian Film“. Im Grunde ja auch eine Biografie oder ein Ausschnitt davon - was noch mehr Gänsehaut verursacht. Dass „Witchfinder General“ in seinen über 50 Jahren (!) seit seiner Uraufführung nichts von seiner Wirkung und seinem Einfluss verloren hat, unterstreicht dessen zerstörerische Eleganz. In seinem Releasejahr schlugen „Night of the Living Dead“ oder „Rosemarys Baby“ wesentlich größere Wellen - aber auch dieser kirchliche Todesengel sollte jedem Horrorfan und Historienbuff mit starkem Magen ein Begriff sein. Einer der ganz großen Sadisten der Kinogeschichte. Nihilistisch, kernig, karg. Emotional abgebrüht bis abgestorben. Hier gehen Kraft, Kompetenz und Kerngewalt Hand in Hand. Von „Castlevania“ bis „Brimstone“ spürt man noch immer die kleinen, aber aggressiven Wellen dieses fiesen Folterfaszinosums.

Fazit: Wahrscheinlich DER Hexenjäger- und Folterfilm überhaupt. Düster, brutal, gemein, stark. Ein mahnendes Kunstwerk, ganz realer Horror. Vincent Price, die Legende. Seine vielleicht heftigste Rolle. „Witchfinder General“ gehört in jede Sammlung und ist ein schockierendes Schwergewicht!
Leimbacher-Mario

06.10.2023, 18:05




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