Based on true events – Aber sicher doch!von Lovecraft | Permalink |
Vergibt McDonalds eigentlich keine Nebenjobs mehr? Bitter nötig wäre es, wenn man sich das Arbeitstempo der Jungs und Mädels der Filiale am Potsdamer Platz ansieht, die einen in den eh schon kurzen Pausen zwischen den Filmslots jedes Mal wieder in Panik versetzen, ob man es noch rechtzeitig zurück ins Kino schafft. Vor allem hätte ein solcher Aushilfsjob aber Protagonistin Sam eine Nacht des Grauens und den Zuschauern 93 unsägliche Minuten erspart. Dabei fängt der Film doch richtig nett an: Vorspann, Synthie-Musik und Kamera verbreiten ein dermaßenes 80er-Jahre Flair, dass man sich verwundert und gerührt die Augen reibt. Das setzt sich dann auch mit Kleidung, Frisuren, dem ziegelsteingroßen Walkman und dem Look der Hauptdarstellerin als "Karen Allen in jung" fort. So weit so gut! Leider erinnert das bodenlose Skript aber eben auch an die Z-Movies der 80er, die man nachts beim Durchzappen bei RTL2 oder Tele5 erspähen kann, wenn man nicht rechtzeitig weiterschaltet. Die finsteren Kultisten (haha!) verhalten so von vorn bis hinten vollkommen unlogisch, und daß sich die Hauptdarstellerin laut Programmheft "erstaunlich unbeeindruckt" von den spooky things zeigen soll, ist entweder bittere Ironie oder der Witz des Jahres. Der maue Schlussgag ist schließlich ebenso abgestanden wie die 92 Filmminuten davor. Liebes Filmteam: Ein bisschen Retro ist ja im Prinzip nett, dann aber bitte an den Highlights und nicht am Bodensatz orientieren, gelle? | |
Lovecraft sah diesen Film im Cinestar 5, Berlin | 24.08.2009, 09:32 |
Reviewvon Barrett | Permalink |
House of the devil war eine der positiven Überraschungen. Erstaunlich mit welchem Gespür für die Ästhetik der 80er hier gearbeitet wurde, so dass der Film trotz des geringen Budgets nicht nur aussieht als wäre er 80/81 gedreht worden, sondern sich auch so anfühlt. Der Film besticht vor allem durch seine phantastische, expressive Kamerarbeit, die gelungene Montage, die das größtmögliche aus dem Thema herausholt. Darüberhinaus ist es der elegant, diabolische Auftritt von Factory-Star Mary Woronov, eine der schönsten Tanzszenen im Horrorfilm seit Jamie Lee Curtis’ Auftritt in Prom night und das überzeugende Spiel der beiden Mädchen, die im Gedächtnis bleiben. Was dem Film fehlt, ist etwas das über die vielen gelungenen Elemente hinausweist, das mehr ist als nur Rekonstruktion eines Zeitgefühls oder das Vorführen hervorragend konstruierter Sequenzen. Wem die 80er komplett schnurz sind, wer Tanzszenen im Horrorfilm überflüssig findet und sich bei reinen Stilübungen langweilt, dem sei allerdings dringend abgeraten. Applaus bekam der Film leider nicht, was wohl auch an dem streckenweise schönen, aber allzu hastigen und konventionellen Ende lag. | |
Barrett | 24.08.2009, 11:56 |
Old Schoolvon Christian | Permalink |
Nach den ersten Informationen über House of the Devil, war die Erwartungshaltung recht hoch: Gute Wertung, ein Regisseur, der anschließend eine größere Produktion betreuen durfte und vor allem ein altmodisches Horror Setting im Stil der Spätsiebziger oder Frühachtziger. Zugegeben fühle ich mich auch richtig wohl in der Zeit: Die einfachen Schockelemente, die bescheuerte Musik, die es damals oft in US-Produkitonen gab und die unheimlichen Figuren etc. Allerdings lässt sich nicht darüber wegtäuschen bei allem Look and Feel, dass wir es hier mit einer absoluten Billigproduktion zu tun haben. Die Einstellungen in der ersten Hälfte des Films sind teilweise merkwürdig geschnitten. Viel zu lange bleibt die Kamera auf der Hauptdarstellerin während ihrer verschiedenen Aktionen. So kommt der Film leider überhaupt nicht in Fahrt, auch wenn es absichtlich sein sollte. Handlung: Eine Studentin, die Kohle braucht, sieht einen Aushang zum Babysitten und nimmt diesen Auftrag in einem abgelegenen, unheimlichen Haus an. Wird sie den Abend überleben? Das Geheimnis des Hauses bzw. ihrer Bewohner wird leider so spät und schnell aufgelöst, dass es den Zuschauer nicht zufrieden stellen kann. Schade, um die schöne Idee. Aber so war das nur knapper Durchschnitt und wenn man die Kulisse nicht mag, noch weit weniger... | |
Christian sah diesen Film im Cinemaxx 6, Hamburg | 24.08.2009, 12:02 |
Retro-Filmvon torts | Permalink |
The House of the Devil hat das Feeling eines 80er-Jahre-Horrorfilms, den man am Wochenende so um 02:00 nachts auf rtl 2 oder so sehen kann. Aber ohne Werbung. Und auf großer Leinwand. Eher langsam und unspektakulär, aber durchaus solide. Die größte - durchaus beachtliche - Leistung des Films besteht darin, wirklich erfolgreich so zu tun, als habe er irgendwo 30 Jahre in der Schublade rumgelegen. | |
torts sah diesen Film im Cinestar 5, Berlin | 24.08.2009, 12:11 |
Der Teufel steckt im Detailvon D.S. | Permalink |
Ich hatte einen Retrofilm erwartet und ich habe einen Retrofilm bekommen - also alles fein soweit, mal abgesehen von ein paar grusligen Details hier und da. Hier: ich hatte nicht mehr in Erinnerung, wie finster Frisuren, Kleidung, Design und Musik der 80er eigentlich wirklich waren. Thomas Dolby und Moonwashed-Jeans - das sorgte für die größte Gänsehaut in HOUSE OF THE DEVIL! Da: ich hatte irgendwie schon ein klein wenig mehr Grund für Gänsehaut erwartet als nur Thomas Dolby und Moonwashed-Jeans... Okay, das war jetzt vielleicht ein wenig unfair. Schließlich waren und wirkten auch die meisten der Original-Teufelskult-und-Co.-Filme aus den 80ern selbst damals keine Spur spannender, grusliger, blutiger als diese perfekte Hommage. Dennoch, ich hatte insgeheim auf etwas mehr EVIL DEAD gehofft als auf vierte Reihe, fünftes Regal hinten links in der heruntergekommenen Videothek am Stadtrand. Es dauert einfach ein ganzes Stück zu lange, bis hier endlich etwas passiert. Und auf dem Weg dorthin hält man sich auch in Sachen düstere Atmosphäre vornehm zurück. Naja, dafür bekommen wir hässliche Collegegirls in hässlichen Klamotten beim fröhlichen Rumhüpfen zu hässlichen Klängen aus dem größten Walkman der Menschheitsgeschichte geboten... Verdammt, immer noch unfair. Ganz ehrlich, HOUSE OF THE DEVIL macht schon irgendwie Spaß. Aber es ist eben eine nostalgische Form von Spaß, die niemals mit demjenigen Spaß mithalten kann, den man im weiteren Verlauf seines Lebens kennengelernt hat. Dazu ist das gesamte Geschehen um die verhinderte Babysitterin Samantha, die in der Nacht der totalen Mondfinsternis in einem düsteren Haus direkt neben dem Friedhof mit okkulten Ereignissen konfrontiert wird, viel zu harmlos gehalten - und weist, originalgetreu, eindeutig zu viele Längen auf. Auf der anderen Seite ist der Film extrem beeindruckend, allein schon durch seine Detailverliebtheit, die sich hier sogar bis zu authentischen 80er-Jahre-Colabechern durchzieht. Kein Wunder, dass bei den Danksagungen eBay an erster Stelle steht... Requisite, Kostüme und Set-Design sind wirklich over-the-top, was die Originaltreue angeht. Das sorgt für eine Menge Sympathiepunkte und unwillkürlich für ein fettes Lächeln auf den Lippen - Samstagabendflair aus einer Zeit ohne Handys und Internet. Und tatsächlich ist HOUSE OF THE DEVIL vielleicht am ehesten "gemütlich" zu nennen. Wie in einer Runde mit guten Freunden, mit Dosenbier und selbstgedrehten Zigaretten die ersten FSK18-Tapes aus der Videothek zu genießen. Da war das Drumherum sehr viel wichtiger als der Inhalt. Und das gilt in gewisser Hinsicht auch für diesen Film. Nach heutigen Maßstäben eher ein Stinker. Aber wenn man sich darauf einlässt: irgendwie ganz schön nett. Diplomatisch vergebe ich 5 Punkte. Und viel Respekt. Für die Details. | |
D.S. sah diesen Film im Metropolis 1, Frankfurt | 28.08.2009, 05:28 |
Old-School!von BARROCK | Permalink |
Also, ich konnte dem Film tatsächlich viel abgewinnen! Womöglich, weil ich auf den Old-School-Faktor abfahre! Endlich mal wieder etwas, was nicht nur durch Computer-Action und überlaute Synthi-Sound-Erschreck-Sequenzen mit Billig-Blutfontänen besticht! Sorry, SO sehe ich das! Da wird mal wieder die ruhige Nagelbeißer-Atmosphäre herbei gezaubert und ich erinnerte mich in die Kindheit zurückversetzt, als ich bei den Großeltern im kleinen Fernseher im Schlafzimmer heimlich die gruseligen 70er- und 80er-Filme mit Babysitterinnen und mutigen Jugendlichen, die in Leichenhäusern zur Mutprobe übernachtet haben, gesehen habe! Geil! Dann auch noch extra dieses 80er-Flair in diesem Film....ich hatte dieses alte schöne Gefühl wieder und deshalb ist der Film bei mit auch ganz oben mit dabei! Einzig am Anfang dachte ich zuerst, dass das nichts wird...was sich aber dann anders gezeigt hat! Und dann leider ab der Auflösung ist das Agieren des "Bösen" total stümperhaft und lahm in Szene gesetzt worden und das tatsächliche Ende kommt dann leider leider etwas unfreiwillig komisch und dumm um die Ecke, so dass dieser Film leider dann nicht so positiv den Leuten in Erinnerung bleibt! Schade und deshalb ganze 2 Punkte Abzug! Aber mein Fazit bleibt: Es ist ein Film, der mir gerade wegen dem Old-School-Grusel-Faktor persönlich sehr viel gegeben hat! | |
BARROCK sah diesen Film im Cinedom 6, Köln | 08.09.2009, 16:35 |
Der muss doch aus den 70ern sein, oder?von Leimbacher-Mario | Permalink |
Ti West gilt als eines der größten Talente im Horrorgenre. Und das vor allem wegen diesem Film: "House of the Devil". Ein perfekt auf retro, cool & alt getrimmter Grusler, in dem eine junge Studentin einen Babysitter-Job annimmt, nur um feststellen zu müssen, dass sie dadurch Teil eines teuflischen Plans der Hausbesitzer geworden ist... Viele gute Filme hat der gute Ti noch nicht produziert, und trotzdem hält sein guter Ruf & die Fans halten zu ihm. Nur aufgrund dieses einen Filmes? Nein, "Innkeepers" & der neue "The Sacrament" sind auch toll, aber sein komplettes Potenzial zeigen konnte er bis hierhin nur in diesem okkulten Teufelsthriller. "House of the Devil" könnte die kleine Cousine von Rosemaries Baby, Omen & dem Exorzist sein, erreicht sogar teilweise deren Klasse, verbeugt sich aber auch gleichzeitig gekonnt. Größere Komplimente kann man kaum vergeben, aber ich habe mich in diesen leisen Kracher schon etwas verguckt. Selten bis nie baute sich Spannung so geschickt auf, nie sah ein neuer Film so original alt aus - auch keine Filme mit Grindhouse-Feeling & dem 5-fachen an Budget. Wenn man keinem sagt, von wann der Film ist, sagen 99% aus den 70ern/80ern. Man erkennt einfach keinen Unterschied, die Liebe zu dieser goldenen Horrorepoche tropft aus allen Poren. Das nenn ich mal Respekt vor seinen Vorbildern & gleichzeitig perfekte Nachahmung bzw. Eigeninterpretation. Aber Vorsicht: Love or Hate! Detailverliebt, entschleunigt, atmosphärisch, teuflisch, ein paar Gewaltspitzen, mysteriöse Stimmung, Sympathie, wo Sympathie sein muss, sofortige Gefahr & Antipathie, wo diese angebracht ist. Als ob Film & Regisseur ein äußerst feines Gespür für Suspense, Gänsehaut & Albtraumstimmung haben. Für viele zu langsam & langweilig, für mich ein Genuss. Man muss sich allerdings darauf einlassen oder, noch besser, wissen, dass die Turbogeschwindigkeit neuer Horrorfilme oft einfach nicht so gut ist wie Grusel der alten Schule. Geschmacksache, aber: wenn es dauernd donnert, ist das ja schließlich auch halb so schön & beängstigend, als wenn man das Gewitter majestätisch am Himmel heraufziehen sieht & ängstlich ahnt, was kommen könnte. Sollte man definitiv in der Filmschule analysieren, Pflichtprogramm für jeden, der mal einen Horrorfilm drehen will oder wieder zu gutem Geschmack finden will. Superber Style, ein Showdown, auf den sich das Warten lohnt & bei dem man dann auch mitleidet, eine coole Hauptdarstellerin, ein Slowburner, wie er im Horrorbuche steht! Fazit: Ti Wests Geniestreich & einer der atmosphärischsten, gelungensten Grusler der letzten Jahre! Liebe zur alten Schule aber unbedingt erwünscht! | |
Leimbacher-Mario | 14.04.2016, 12:50 |
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