Misery loves Companyvon Leimbacher-Mario | Permalink |
Fabrice du Welz macht keine Feel-Good-Filme. Das stand schon immer fest, man denke nur mal an den richtig ungemütlichen Hinterwäldler „Calvaire“ zurück. Nun kommt er mit „Inexorable“ um die Ecke - und selbst eine sehr wohlsituierte Schriftstellerfamilie wird von ihm gnadenlos in Skandale, Hinterhältigkeiten und Tabus gehüllt, als sich eine junge neue Haushälterin ziemlich gemein in die Ehe drückt und alte Wunden aufreißt - wortwörtlich zum Teil… „Inexorable“ hat (außer seinen Hunden) keine wirklich netten Figuren. Das junge Mädchen des Hauses vielleicht mit Abstrichen. Aber auch nur wegen ihrem grandiosen Death-Metal-Tanz. Ansonsten ist dieser belgische Magenschlag schon eher abstoßend und pfui. Aber das ist ja auch Sinn und fast Essenz der Sache. Ein mieser, fieser Thriller, der Style blutet, grieselig vor sich hin bröselt und brodelt, immer wieder subtil schockiert, aufregt, erregt und wachrüttelt. Zwischen Fetisch und Fremdscham, zwischen Inzest und Interest, zwischen Mutterinstinkt und „Männer-ihr-stinkt“. Beide Frauen sind äußerst attraktiv. Mir persönlich etwas zu offenes und plötzliches Ende. Doch im Grunde unangenehm gut und durchweg interessant. Zwischen Vorabendkrimi im Ersten und neuer französischer Härte von damals. Oder sowas wie „Raw“ oder einem „Trouble Every Day“. Fazit: Fies und düster, familiär und erotisch, pervers und paradox - Belgien kann Krimis. Und macht sie deutlich böser und mutiger als wir hierzulande. Anvisiert und zerfetzt! | |
Leimbacher-Mario sah diesen Film im Residenz, Köln | 02.04.2022, 02:30 |
Kenn ich, weiß ich, war ich schonvon D.S. | Permalink |
Das Horrorgenre scheint der einst durch den verstörenden CALVAIRE beeindruckende Belgier Fabrice du Welz endgültig hinter sich gelassen zu haben – auf das behäbige Coming-of-Age-Liebesdrama ADORATION von 2019 folgt nun mit INEXORABLE ein lupenreiner Psychothriller, der recht kompetent inszeniert, aber leider auch frei von größerer Originalität ist. Die Einflüsse oder Vorlagen fürs Sujet sind schier zahllos und reichen von FATAL ATTRACTION bis THE CRUSH: Ein gut situierter Mann in (wenigstens oberflächlich) glücklicher Beziehung auf der einen Seite, eine deutlich jüngere Frau mit düsteren Geheimnissen und/oder einem seelischen Schaden sowie gnadenlosem Jagdinstinkt auf der anderen … und das traute Familienleben, wenn nicht gar das eigene Überleben, gerät in ernste Gefahr. Gut, hier kommt dann zusätzlich noch ein wenig MISERY ins Spiel: Beim (nur bedingt nachvollziehbar) begehrten Mann handelt es sich um einen einst sehr erfolgreichen Schriftsteller mit Schreibblockade, bei der jungen Frau, die ihm zusetzt, um einen riesigen Fan. Zudem warten einige Details ihrer Geschichte mit durchaus düstereren Facetten auf; auch wirkt die Dame, die in die traute Familienbeschaulichkeit eindringt, interessanter als und nicht ganz so eindimensional gezeichnet wie viele ihrer Vorbilder. Dem – und den überzeugenden schauspielerischen Leistungen zumindest der beiden Hauptdarsteller:innen – zum Trotz ertappt man sich als Zuschauer aber dennoch regelmäßig beim Gefühl, das alles bereits x-mal gesehen zu haben; abgesehen von einer völlig anlasslos wirkenden Szene zu Beginn des letzten Filmdrittels vielleicht, in welcher die kleine Tochter ihre „Tanzkünste“ vorführt: ein kompletter Stilbruch, dessen Sinn ich ganz ehrlich nicht verstanden habe. So kann INEXORABLE zwar durchaus passabel unterhalten. Lange in Erinnerung bleiben wird er wohl aber nicht. Dafür verlässt er die ausgetretenen Pfade zu selten. Und dafür schocken jene Story-Momente, die ganz offensichtlich schocken sollen, klar nicht stark genug. An einem regnerischen oder verschneiten Nachmittag gut anzuschauen. Mehr als 5,5 Punkte gibt’s dafür allerdings nicht. | |
D.S. sah diesen Film im Harmonie, Frankfurt | 02.04.2022, 03:38 |
Parasitevon Herr_Kees | Permalink |
Dass mit der jungen Gloria, die sich „zufällig“ ins neu geerbte Schloss der Familie Bellmer hineinarbeitet, etwas nicht stimmt, ist von vornherein klar. Nur nicht, was. Ist sie einfach eine Stalkerin des Starautors Marcel? Haben die Bellmers etwas mit dem mutmaßlichen Unfalltod ihrer Eltern zu tun? Oder ist sie einfach nur psycho? Und vor allem: Wird der neue Familienhund das alles überleben? Der Psychothriller von Fabrice du Welz (CALVAIRE, VINYAN) legt seine Karten nie offen auf den Tisch und umgeht elegant allzu plakative Wendungen, die ähnlich gelagerte (amerikanische) Filme genüsslich auswalzen würden. So bleibt der Film bis zum Ende auf einem soliden Spannungsniveau und deckt sein finales Puzzlestück tatsächlich erst im letzten Bild nach dem Abspann auf. Das muss man auch erstmal bringen. Chapeau. | |
Herr_Kees sah diesen Film im EM, Stuttgart | 09.04.2022, 09:18 |
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