Der fucking Trip des Jahres!von Leimbacher-Mario | Permalink |
Bin ich schon ein Joe Begos-Fan? Denke ja. Jedenfalls mochte ich seine bisherigen Werke fast durch die Bank, sein Style knallt, er sticht heraus, er macht sein eigenes Ding und er hat sich vor allem relativ konsequent immer weiter gesteigert in seiner bisherigen Regiekarriere. Fast rauschhaft. Und nun kommt sein vielleicht simpelstes und doch radikalstes Werk: „Jimmy & Stiggs“ - über einen Hänger, dessen bester Horrorbuddy wegläuft und ihn mitten in einem wilden Drogentrip und einer möglichen Alienabduktion alleine lässt. Doch plötzlich steht er wieder vor der Tür - zusammen mit vielen weiteren Aliens! - wodurch sich die ultimative Frage stellt, was und vor allem wer hier echt (und noch menschlich!) ist und wie man sich gegen die mandelköpfigen Eindringlinge erwehrt… Ein Original Seien wir ehrlich, schon Begos' „Bliss“ war ein Trip und polarisierte und war nicht für jedermann. Aber „Jimmy & Stiggs“ schäumt nun völlig über. Er minimiert es und dreht alles gleichzeitig auf dreizehn. Voll von Neonarben und Drogen, Midnight Madness und Kumpelhaftigkeit, krankem Scheiß, kaltem Schweiß und weirdem Stuff, „WTF?!“ und „Hell Yeah!“. Experiment? Schlusspunkt? Splatterfest? Spektakel? Kakophonie? Puppenspiel? Alles irgendwie. Ganz klar mit dem Ziel „Kultfilm“ im Kopf. Und zumindest, wenn’s nach mir geht, jetzt schon ganz und gar nicht weit weg davon. Schleimig, abgedreht, völlig irre und drüber. Keine Minute langweilig, trotz Wiederholungen. Ein Overkill. Eine sensorische Attacke von allen Seiten. Eine Stilübung. Eine Blüte aus Kotze und Kokain. Eine Collage aus Genialitäten und anderen Ausscheidungen. Dreckig, blutig, bunt. Neonvergifteter als der Zombie in „Return of the Living Dead“. Ein Kammerspiel auf verschwörerischen Pilzen. The XY&Z-Files. Genauso Jackson Pollock wie Beavis und Butthead. Cheech & Chong auf Steroiden treffen auf den jungen Peter Jackson. Liebeskugel auf arschigen Abwegen und Paintballmassaker der Körperflüssigkeiten. Teils wie eine erweiterte „V/H/S“-Episode. MTV trifft siebten Kreis der Schwarzlichthölle. Grobkörnig und orgiastisch. Ich will nicht wissen, wie die Wohnung nach den Dreharbeiten ausgesehen hat. Und hinter allem steckt sogar noch ein großes Herz und eine glaubhafte Freundschaft am Rand des Wahnsinns und Mordes. Nice! Begos geht steil - und ich gehe gerne mit auf diese einmalige Reise! Selbst wenn ein bisschen mehr Story und Charakterhintergrundwissen schon gutgetan hätten… Einer der ultimativen Drogenfilme jetzt schon. Heutiges Untergrundkino. Mitternachtswahnsinn richtig gemacht. Danach gibt’s für Begos (zumindest audiovisuell) keine Steigerung mehr… Fazit: Eine Fucktasmaorgie der kultigsten und räudigsten Sorte… Liebt es oder hasst es. Aber das ist Genrepunk pur. Konsequent und kolossal. Feuchtfröhliche Freakfingerübung. Ein Erlebnis. Ein Fest. Ein Höllenhund. Ein Wirrwarr. Ein Derwisch. Ein Fickfinger. I dig it! | |
![]() sah diesen Film im Residenz, Köln | 11.05.2025, 02:04 |
Begos to the Maxvon D.S. | Permalink |
Mit dem Großteil seiner bisherigen Filme hat sich Joe Begos als ein Meister der Hommage (wahlweise auch des Zitats oder der Kopie) erwiesen: Speziell ALMOST HUMAN, VFW und CHRISTMAS BLOODY CHRISTMAS fangen den Geist der 80er-Videothekenklassiker so außergewöhnlich gut ein, dass sie ohne Weiteres selbst aus jener Epoche stammen könnten. BLISS war dann eine echte Abwechslung und ein ganz eigenes Biest, das sich als einigermaßen kunstvoller, zumindest aber äußerst inspirierter und regelrecht faszinierender Drogentrip entpuppte. JIMMY AND STIGGS ist Letzterem von seiner Attitüde her am nächsten. Stilistisch verfolgt er aber einen anderen Weg – und geht dabei einen Schritt weiter. Oder auch zwei zurück. Je nach Betrachtungsweise. Anders als BLISS lässt dieser neongefärbte, epileptische Alien-Abduction-Schlaganfall nämlich keinen Raum für Zwischentöne. Im Gegenteil ist hier konstantes Auf-die-Fresse angesagt: Laut, hektisch, direkt; kamerawackelnd, Unmengen an Alkohol und Drogen konsumierend; in einem fort fluchend, schmoddernd, spritzend, panisch durch eine beengte Wohnung taumelnd. Einerseits ist das radikale filmische Energie pur. Andererseits kann es auch tierisch nerven, ständig angebrüllt und in einem obskuren Farbrausch ertränkt zu werden. Als ich den Film in Sitges zum ersten Mal gesehen habe, hat er mich mit seiner rohen Exzesshaftigkeit ziemlich umgehauen und beeindruckt. Das wirkte erfrischend und kraftvoll. Bei der Zweitsichtung jetzt hat er aber leider deutlich verloren. Wenn man weiß, was kommt, fallen das vollständige Fehlen einer Story und die Amateurhaftigkeit der Umsetzung doch ziemlich ins Gewicht. Dass es nur zwei Darsteller gibt (neben Begos selbst noch Matt Mercer, den FFF-Gänger*innen etwa aus DEATHCEMBER kennen), welche die Alien-Angreifer-Puppen außerdem im Ed-Wood-Stil zumeist mit ihren eigenen Händen in den „Kampf“ ziehen müssen, sorgt auch nicht gerade für Abwechslung: Irgendwann wird das Ganze einfach verdammt monoton. Im Finale kann man eine Hommage an das Spiel aller Spiele, DOOM, erkennen, wenn man mag. Das reißt es zu dem Zeitpunkt allerdings auch nicht mehr raus. 6 Punkte. Begos' Konsequenz ist aber allemal bemerkenswert. | |
![]() sah diesen Film im Harmonie, Frankfurt | 15.05.2025, 00:28 |
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