Jonathan

Duo Infernal

von Alexander
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In unterkühlten Bildern erzählt uns Regisseur Bill Oliver in seinem Science-Fiction Drama „Jonathan“ von einem Mann, in dessen Körper zwei Seelen wohnen. Vielmehr okkupieren ein und denselben Körper in einem Schlaf-/Wach-Zyklus der „eine“ und der „andere“ Jon, der eine introvertiert und diszipliniert, der andere emotional und vielleicht etwas entrückt von seinem Schicksal, das sein Alter-Ego antizipiert, akzeptiert und mit seinem Double in Form von Regeln zu bewältigen scheint. Zwei ganz unterschiedliche Seelen, die sich ein und denselben Körper teilen müssen und jeweils für einen halben Tag im Körper des „Anderen“ gefangen sind.

Ein Mensch – zwei Seelen. Eine faszinierende, neue Idee, die hier mehr in Form eines Dramas, denn als veritabler „Science-Fiction“ serviert wird, wie ich finde, und trotz des langen und langsamen Films mit leisen Tönen und nachhaltigen Bildern zu faszinieren und zu beeindrucken weiß.

Dabei wird die Story aus der Sicht des „einen“ Jon erzählt, der mit seinem Double nur über eine Art Video-Tagebuch kommunizieren kann, auf dem die beiden ihrem „Bruder“ Nachrichten hinterlassen. Nach einer Weile veranlasst das Jon, Nachforschungen anzustellen, was sein Alter Ego denn eigentlich wirklich so treibt, während „er“ schlafen muss, was eine unheimliche, subtile Spannung aufbaut, die sich während der Geschichte immer weiter steigert…

Bravo! - für eine wirklich neue Idee im Genre, für einen Film, der mich gepackt hat, dessen Ende ich aber vielleicht nicht wirklich verstanden habe. Ich freue mich schon jetzt auf die Film-Besprechungen und Forum-Diskussionen im Januar.
Alexander

16.12.2018, 13:53


In and out of consciousness

von Herr_Kees
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John und Jonathan sind so unterschiedlich wie Tag und Nacht. Das Problem: Sie müssen sich einen Körper teilen und können nur über Videobotschaften kommunizieren.

Dieses im Film als neurologische Anomalie erklärtes Phänomen bietet Möglichkeiten für eine ganze Reihe an Szenarien und Genres. Autor/Regisseur Bill Oliver hat daraus ein psychologisches Drama und eine quasi Dreiecks-Liebesgeschichte inszeniert, der zwar zu Gedankenspielen inspiriert, jedoch so unterkühlt ist, dass es lange Zeit schwerfällt, mit den Figuren mitzufühlen. Vielmehr hat man den Eindruck, einer wissenschaftlichen Versuchsanordnung beizuwohnen – interessant ja, aber nicht wirklich fesselnd.
Herr_Kees
sah diesen Film im Metropol, Stuttgart

20.01.2019, 01:07


Lebende Judoka

von Leimbacher-Mario
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Was wäre, wenn man sich mit seinem Zwillingsbruder (?), der charakterlich allerdings völlig verschieden ist, einen Körper und die 24 Stunden des Tages teilen müsste? Dieser spannenden Spur folgt „Jonathan“ mit Ansel Elgort als Protagonist und geht dabei sehr behutsam und dramatisch vor. Wer einen actionreichen Science-Fictioner erwartet, à la „What Happened to Monday?“ etwa, könnte enttäuscht werden. Stark gespielt, solide gefilmt und von seiner coolen Prämisse getragen, gibt es trotz ein paar Wendungen wenig Überdachungen. Eine Charakterstudie und reines, entspanntes Schauspielerkino. Nicht mehr, nicht weniger. Jede Folge „Black Mirror“ ist da spektakulärer und böser. Doch darum geht es hier kaum, „Jonathan“ ist ein liebes und gefühlvolles Drama, kein schleichender Alptraum.

Ohne wirkliche Höhepunkte plätschert das Doppelleben lange vor sich hin. Interessant aber gewöhnlich. Überrascht war ich, dass eigentlich immer nur eine Seite gezeigt wird. Ich hatte mehr Sprünge zwischen „Tag- und Nachtschicht“ erwartet. Doch im Endeffekt macht es Sinn und unterstützt unsere Identifikation mit Jonathan. Für Elgort wären beide Seiten aber natürlich noch reizender gewesen. Doch auch so trägt er den Film spielend. Den Burschen mag man. Ein wenig Boshaftigkeit und Biss hätten seiner Doppelrolle und dem kompletten Film aber sehr gutgetan. So bleibt vieles an der Oberfläche - nachvollziehbar aber manchmal nicht ausreichend für einen durchgehend packenden Film. Der Denkansatz und die Idee bleiben jedoch reizend und sehr sehr interessant. Langeweile bleibt fern. Aus der Konkurrenz, den Diskrepanzen und Unterschieden der beiden J’s hätte man jedoch mehr machen können, fast müssen. Gegen Ende werden sogar ein paar Bomben fallen gelassen, die völlig ohne Konsequenz bleiben. Denn es geht eigentlich nur um die Liebe und Aufopferung und Connection zweier Männer, Menschen, Brüder. Simpel, realistisch und bodenständig. Das reicht sicher für ein „gut“, doch weiter nach oben geht’s nie. Dafür fehlt die Ambition. Einmal gucken reicht dicke.

Fazit: Zwei Seiten einer gefühlvollen und vor allem moralisch komplizierten Medaille - Elgort, Understatement, Emotionen. Passt. Mehr drin war trotzdem, etwas fehlten Drive, Mut und Höhepunkte. Für Sci-Fi-Fans, die es auch mal ruhig mögen und eine spezielle Charakterstudie suchen, eine willkommene Abwechslung.
Leimbacher-Mario
sah diesen Film im Residenz, Köln

21.01.2019, 01:08




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