„Ein schönes Mädchen und ein Geheimnis – beginnt so nicht jeder Film Noir?“ wird Jonas von einem Freund gefragt. Stimmt nicht ganz: Ole Bornedals JUST ANOTHER LOVE STORY ist zwar sehr noir, eröffnet aber gleich mit drei Geheimnissen. Erst im Verlauf des kunstvoll verschachtelten Plots wird enthüllt, wo diese skurrilen wie morbiden „Liebesgeschichten“ im großen Puzzlespiel hingehören. Hitchcock und Bergman blinken deutlich vor unserem inneren Auge auf in dieser Ballade von einer verhängnisvollen Obsession. Und Bornedal, der hier wirklich tolles und auch technisch geniales Kino leistet, hat sogar die Chuzpe, gleich zu Anfang die Eingangssequenz von SUNSET BOULEVARD zu zitieren. Nur dass sein Held kein erfolgsgeiler Drehbuchautor ist wie bei Wilder, sondern Jonas, ein rechtschaffener Familienvater. Schöne Frau, tolle Kids, neue Wohnung, altes Auto und schräger Job: Jonas fotografiert Leichen. Von entscheidender Bedeutung ist aber zunächst das Auto, mit dem die Femme fatale der Story durch einen Unfall buchstäblich in sein Leben explodiert. Angetrieben von einem fetten Schuldkomplex entwickelt Jonas alsbald starke Gefühle für die schwerverletzte Frau ohne Gedächtnis. Klammert sich wild entschlossen an die Utopie eines völlig neuen Lebens, bereit sein altes dafür zu opfern. Bis Julia von ihrer verdrängten Vergangenheit eingeholt wird, die mittlerweile auch die seine geworden ist. Das ist clever, hart und mörderisch spannend.
Developing into an obscene, twisted romance, the story remains powerful (...) turning into a shocking, nerve-racking riddle played out with a brutal relish for the grotesque in the final part.
Electric Sheep