Kingdom

Königreich, königinnenarm

von D.S.
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Sagen wir’s, wie’s ist: KINGDOM ist ein kleiner-Jungs-Film. Hier schwört man sich noch Freundschaft bis über den Tod hinaus und meint es auch so, ehrlich, nobel und treu. Hier spielt man nicht nur am liebsten Krieg, hier lebt man ihn, verherrlicht ihn uneingeschränkt. Aber hier gibt’s ja auch nur Grundgute und Kernböse. Die Letzteren sind feige und gemein, die Ersteren können – natürlich nur im Krieg – den Lauf der Welt ganz grundsätzlich auf den Kopf stellen und haben ihr Schicksal sowieso ausschließlich selbst in der Hand, denn so ist das mit Helden eben. Apropos Helden, hier gibt es auch kunterbunte Superschurken und monströse Bösewichte, darunter einen China-Hulk, denn es handelt sich bei KINGDOM nun mal um eine Mangaverfilmung und hey, Spaß machen die auf jeden Fall, man darf das Ganze halt bloß nicht auch nur ansatzweise ernstnehmen.

Und so sollte man sich wohl auch nicht allzu verwundert die Augen reiben, wenn man feststellt, dass es Regisseur Shinsuke Sato (I AM A HERO) tatsächlich gelingt, in seinem 134-Minuten-Epos nicht mehr als eine einzige weibliche Figur unterzubringen (na gut, und eine Eule). Denn übermenschlich heldenhaft kämpfende, ehrenvolle Krieger, naja, das können ja eigentlich fast nur Männer sein. Jedenfalls in einem kleine-Jungs-Film. Vermutlich sollten wir noch dankbar sein, dass die einzige Frau im Ringelreihen wenigstens nicht als flaches Sexsymbol oder zu rettendes Dummchen präsentiert wird, sondern als Figur wie alle anderen. Wie dem auch sei, das Geschlechterverhältnis ist in diesem Film schon auffällig albern geraten. Aber hey, dafür ist ein nicht nur leicht homoerotischer Touch omnipräsent, und das kann nun auch nicht jede Historien-Schlachtplatte von sich behaupten.

Bis hierhin klingt dieses Review wohl deutlich schlechter, als ich den Film eigentlich fand. Tatsächlich ist er in sich ziemlich unterhaltsam. Die sicher nicht historisch akkurate, Manga-artige Überzeichnung der meisten Charaktere, ihrer Fähigkeiten und Eigenarten verhindert jederzeit das Aufkommen übermäßiger Ernsthaftigkeit, die Filmen im ähnlichen Ambiente sonst gerne eine Förmlichkeit oder auch Steifheit verleiht, die mich persönlich eher ermüdet. Der japanische Pop-Take aufs chinesische Geschichtsdrama offenbart sich als zweifellos interessante Kultur-Kombination, die mit gewaltigen, groß inszenierten Schlachten definitiv viel fürs Auge bietet; temporeich genug gehalten ist und ihre Story konzentriert genug vermittelt, um niemals zu langweilen.

Man darf halt nur nicht eine Sekunde lang mehr erwarten. Und über 134 Minuten hinweg fällt mir das dann doch zu schwer. Zu simpel gestrickt, das Ganze. Ja, sorry, schlicht zu doof. Deshalb nur harte 5,5 Punkte – allein vom Filmischen her gesehen ist KINGDOM sicher deutlich mehr wert, aber das Gesamtpaket ist mir am Ende eben leider zu... kleine-Jungs-mäßig. Wozu der unfassbar furchtbare, Backstreet-Boys-artige Song über dem Abspann wiederum perfekt passt.
D.S.
sah diesen Film im Harmonie, Frankfurt

15.09.2019, 01:48


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von Leimbacher-Mario
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„Kingdom“ ist eine massive, schlachtenreiche Manga-Verfilmung über zwei junge Bedienstete ca. 200 vor Christus im umkämpften China, die davon träumen (und dafür trainieren) kräftige Krieger und große Generäle zu werden, selbst wenn es ihre Kaste bzw. ihr gesellschaftlicher Stand eigentlich nicht mit sich bringt. Aber man wird doch nochmal träumen dürfen...

Die Manga-Wurzeln kann „Kingudamu“ nicht verleugnen - was gut ist. Das Ding ist derart überdreht, cheesy und überlebensgroß, dass das in Europa oder selbst Hollywood in dieser Form momentan undenkbar wäre. Was einem solchen Schlachtenepos natürlich für westliche Gemüter wie uns nochmal mehr Frische und Besonderheit verleiht. „Kingdom“ hat einen generischen Titel - ist aber in seinem Genre definitiv ein Schmankerl, das heraussticht. Trotz ganz leichten Teenie-Tendenzen. Die Fights sind kreativ und obszön unterhaltsam, sogar mit einer gewissen Härte gewürzt, die Figuren sind sympathisch und heroisch as fuck und der Score trägt dicker auf als die Kardashians Make-Up. Das muss man abkönnen, das kann abturnen. Mich hat es jedoch phasenweise richtig angemacht und umgehauen, hochgepusht und mitgerissen. Manchmal machte sich sogar ein gewisser Kurosawa-Vibe breit, a la „The Hidden Fortress“ und Co. Nicht nur durch die Swipes und Übergänge. Das ist Abenteuemagie, das ist larger than life, das kann einiges. Audiovisuell schon ein Killerteil. Für Fans ein feuchtes Träumchen. Wuchtig, mutig, treu zur Vorlage. Am Ende weiß er zwar nicht ganz, wann er aufhören soll und verquatscht sich asiatisch-typisch gehörig - doch bis dahin ist Spektakel, Power, Wahnsinn.

Fazit: was für ein geil-kitschiges Manga-Epos zwischen „Ninja Scroll“, Videospielen und „Samurai Champloo“, nur in real. Ziemlich großes Kino! Wenn man drauf steht.
Leimbacher-Mario
sah diesen Film im Residenz, Köln

17.09.2019, 01:23




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