crazy

Limbo

„Alle meine Händchen“

von PinkyHH
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Der Tourismusbeauftragte von Hongkong dürfte wenig begeistert sein, denn dieser Film zeigt eine Stadt, die zu einem Großteil aus Müll und Obdachlosen besteht.

Unser Bösewicht hat offenbar einen ziemlichen Dachschaden, eine ungewöhnliche Sammelleidenschaft sowie Bärenkräfte – allerdings stellen sich unsere beiden Polizisten an einigen Stellen auch extrem dämlich an.

Die ordentliche Portion Gewalt wird in meinen Augen durch Schwarz-Weiß auch nicht kunstvoller.

Alles in allem haben wir es hier mit einem etwas zu lang geratenem und durchschnittlichen Fang-mich-ich-bin-der-Mörder-Streifen zu tun, den man nicht unbedingt gesehen haben muss.
PinkyHH

09.01.2023, 09:40


Geh in's Hohlkreuz, Mr. Policeman!

von Leimbacher-Mario
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„Limbo“ lässt etliche abgeschnittene Frauenhände zwischen dem dreckigsten Abfall der Außenbezirke einer heruntergekommenen Großstadt auftauchen. Und zwei sehr unterschiedliche Kommissare ermitteln in edlem Schwarzweiß einem verstörenden Serienkiller hinterher. Dabei „hilft“ ihnen eine junge Frau, die eine schmerzhafte Vergangenheit mit einem der Ermittler gemein hat und von ihm durch dauernde Tritte, Schläge und Beleidigungen quasi durch ihr eigenes Martyrium geschickt wird…

Alte Müllweisheit: besser Arm ab als arm dran!

Warum solch ein visueller Traum, verregnet, verträumt und vergraut, nicht auch mal für den Kameraoscar nominiert wird, wird mir kein Filmfan und kein Academymitglied brauchbar erklären können. Verdammt, sieht „Limbo“ gut aus! Allein aufgrund seiner Optik wird er früher oder später (am besten in 4K) in meiner Sammlung landen. Aber zum Glück kann auch der Thriller dahinter was. Vielleicht nicht ganz mit seinem Look mithalten, aber er unterhält über zwei Stunden dennoch solide bis exzellent. Intensiv gespielt, mit einem brutalen Finale, Atmosphäre galore, moderner Film Noir per excellence. Richtig voran kommt die Geschichte nicht immer, kaputte Polizisten kennt man zur Genüge, eher Abziehbildchen wie wirkliche Charakterisierungen, von den Antihelden bis zum Mörder. Aber das macht bei dieser edlen Verpackung nur wenig aus.

Fazit: Audiovisuell ein Neo Noir-Serienkiller-Gourmethappen. Prachtvolle Bilder in Schwarzweiß zwischen Ridley Scott und David Fincher, „Blade Runner“ und „Sieben“. Wasserdichte, eiskalte Atmo. Für ein wirklich meisterhaftes, bleibendes Paket mäandert's und hapert's mir auf etwas ausgetretenen story-, handlungstechnischen und emotionalen Pfaden allerdings. Dennoch: Asia- und Thrillerfans dürfen bedenkenlos zuschlagen!
Leimbacher-Mario
sah diesen Film im Residenz, Köln

06.02.2023, 00:48


Der Täter mit den linken Händen

von Herr_Kees
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Ein mysteriöser Serientäter macht die Stadt unsicher: Die Polizei findet abgehackte linke Frauenhände, jedoch keine Leichen. Zu allem Überfluss bekommt der ermittelnde Inspektor Cham auch noch einen neuen Chef zugeteilt, einen Jungspund direkt von der Polizeiakademie, der im wahrsten Wortsinn gerade erst seine Weisheitszähne bekommt.

Als zur gleichen Zeit die junge Wong To aus dem Gefängnis entlassen wird, mit der Cham auf unglückselige Weise verstrickt ist, erwartet man schon, dass diese nun als Lockvogel für den Händehacker eingesetzt wird. Doch LIMBO ist nicht diese Art von Film. Die Cops ermitteln lange Zeit wenig erfolgreich, ignorieren das Offensichtliche und verzetteln sich in ihren eigenen Agenden.

Das ungleiche Cop-Duo, der sturzflutartige Regen, die morbiden Taten, die düstere Atmosphäre – natürlich schielt LIMBO überdeutlich nach dem Vorbild SEVEN. Und natürlich bleibt es unerreicht. LIMBO ist bei weitem nicht clever und subtil genug. Er erklärt sich zu oft über Rückblenden sowie „gefühlvolles“ Overacting und die Motivation des Täters kann man schlichtweg nur als banal bezeichnen. Hier wurde eindeutig mehr Mühe auf Szenenbild und Ausstattungs-"Hand"werk verwandt als auf ein einfallsreiches Drehbuch.

Allerdings gelingen Regisseur Soi Cheang immer wieder starke und erinnerungswürdige Szenen wie eine ausgedehnte Verfolgungsjagd mit mehreren beteiligten Parteien in den Treppenhäusern und müllübersäten Hinterhöfen Hongkongs und auch das brutale Finale bleibt im Kopf. Ein weiteres Highlight des Films ist Yase Liu, die als Wong To in diesem Film nicht nur „in limbo“ bleibt, sondern regelrecht durch die Hölle geht und dabei gleich mehrfach traumatisiert wird.

Eine großartige Idee war es, den Film in Schwarzweiß zu drehen. So entstehen nicht nur kontrastreiche, starke Bilder und eine besonders düstere Atmosphäre, gerade die Berge von Müll und Schrott, die in der Realität wohl eher farbenfroh gewirkt hätten, machen in Schwarzweiß erst den passend desolaten Eindruck zu diesem Hongkong Noir.
Herr_Kees
sah diesen Film im EM, Stuttgart

06.02.2023, 22:52




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