Überzeugend geht anders!von Lovecraft | Permalink |
Mittwoch, 23.45 Uhr, Cinemaxx 7, mäßig besucht. Auf dem Programm: Little Deaths - drei englische Kurzgeschichten, die sich um die Themen Sex und Tod ranken. Jedes Jahr gibt es auf dem FFF mindestens einen Streifen, über den man anschließend angeregt diskutiert, der sich hartnäckig im Hirn festsetzt und Gedanken und Fantasie ins Rollen bringt. Wenn der Film denn von gewisser Bedeutung ist - Little Deaths ist es nicht! Wenn man möchte, kann man sich nach dem "Genuß" des Streifens wunderbar echauffieren: Kranke Experimente, sexuelle Abhängigkeit, gewöhnungsbedürftiger Fetischismus. Ach wie schockierend, oder? Nö, da die drei Regisseure ihre vermeintlichen Tabubrüche dermaßen selbstzweckhaft und aufgesetzt präsentieren, lohnt nicht die weitere Beschäftigung mit Little Deaths - verschenkte Zeit. Am besten funktioniert noch Episode 1 mit der Obdachlosen, weil halbwegs geradlinig und konsequent. Episode 2 ist ein düster dargebotenes Nichts, ein kindischer Teeniejoke im Arthousegewand, wie er platter nicht sein kann (und war die Nazikeule wirklich nötig?) und deren Existenzberechtigung ich vergeblich zu ergründen suche. Episode 3 hat mich am meisten verärgert, da sie nach ordentlichem Beginn in der Auflösung nicht nur vollkommen unlogisch ist, sondern der schluffige Protagonist eine dermaßene Anti-Identifikationsfigur darstellt, wie ich sie lange nicht mehr erlebt habe. Wenn man ganz bewußt welchen sucht, wird man ansatzweise einen Hauch schwarzen Humors entdecken können. Allen anderen wird 90 Minuten Tristesse pur geboten. Wegen der teilweise gelungenen Episode 1 und den größtenteils ordentlichen darstellerischen Leistungen gibt es gerade noch 3,5 Punkte. | |
Lovecraft sah diesen Film im Cinemaxx 7, Berlin | 18.08.2011, 10:33 |
Klein, aber Schweinvon D.S. | Permalink |
LITTLE DEATHS präsentiert uns drei Kurzfilme, deren - einzige - Gemeinsamkeit ist, dass sie menschliche Absonderlichkeiten behandeln und uns echte Schweine als Protagonisten vorstellen. Im Genre schwanken sie zwischen Horror, Groteske und Drama. Dabei steigert sich das Sammel-Werk mit fortschreitender Spieldauer, sowohl hinsichtlich der Länge seiner Episoden als auch hinsichtlich deren Qualität. Allerdings handelt es sich hier vorwiegend um Qualität in Sachen atmosphärischer Dichte: Storyseitig versagen alle drei Beiträge ziemlich deutlich und auch die Inszenierungen sind von stark schwankender Klasse. Insbesondere der erste Kurzfilm, HOUSE & HOME, ist eine einzige Enttäuschung. Die Geschichte um ein wohlhabendes Pärchen, das sich gerne obdachlose junge Frauen für fiese Spielchen ins Haus holt, scheitert gleich auf mehreren Ebenen. In ihrer ersten Hälfte ist sie quälend dynamikfrei umgesetzt und schafft es, binnen weniger Minuten Laufzeit erhebliche Längen zu produzieren. Viel fataler aber ist, dass die eine große Überraschung in der Handlung kein Stück weit Wirkung zeigt. Selbst innerhalb der sehr offen gehaltenen Story-Logik erscheint sie in ihrer Präsentation unglaubwürdig, vor allem vermag sie aber überhaupt nicht zu berühren: Sämtliche Figuren im Film sind so oberflächlich gezeichnet, dass es einem bei jeder einzelnen egal ist, was wie warum aus ihr wird. Immerhin hat HOUSE & HOME in seinem Finale einiges an Gore zu bieten - im Gegensatz zu seinen Nachfolgern. Dennoch nur 4 Punkte, einzeln betrachtet. MUTANT TOOL handelt von Drogen und Abhängigkeit, letzteres in durchaus vielschichtiger Weise. Immer wiederkehrendes Element und zentrales Bild der Handlung ist dabei ein nach Nazi-Bauplänen hergestelltes Mutantenwesen, das von einem skrupellosen Wissenschaftler und seinen Schergen in einem düsteren Keller gefangen gehalten und Experimenten unterzogen wird. In den entsprechenden Szenen gelingt es dem Film dankenswerterweise, eine wirklich schaurige Stimmung zu erzeugen: Wir erfahren nur sehr wenig über das Wesen und seine Hintergründe, aber die Präsenz der Szenerie ist beeindruckend. Man spürt förmlich die zutiefst bösen Geheimnisse, die hier in der Luft liegen. Leider können die Teile der Handlung, die sich nicht im Keller-Labor abspielen, da überhaupt nicht mithalten. Sie beschäftigen sich trist und schleppend mit einer nicht sonderlich sympathisch angelegten Ex-Junkie-Nutte, die sich aus nur unzureichend erklärten Gründen bei unserem Wissenschaftler in Behandlung begibt - was böse Folgen hat... Atmosphärisch überzeugt MUTANT TOOL also nur teilweise, im Storyaufbau gar nicht: Zusammenhänge und zu erwartende Konsequenzen des Geschehens werden ohne Not bereits ziemlich früh im Film erkennbar gemacht, haben deshalb im Moment ihrer Aufdeckung bei weitem nicht die Schlagkraft und überraschende Wirkung, die sie haben könnten. Daneben ist die Glaubwürdigkeit des Gezeigten gleich Null, und das bezieht sich nicht mal so sehr auf den albernen, überflüssigen Nazi-Verweis: Was die Protagonistin und ihr Freund tun und vor allem nicht tun, widerspricht oft jeder Logik - insbesondere gegen Ende der Episode, als sie sich geradezu konträr zu ihrer vorherigen Charakterisierung verhalten. Die Auflösung der Story schließlich ist arg unbefriedigend, macht vieles von dem, was vorher gezeigt und angedeutet wurde, überflüssig. Da wurde einiges an Potential verschenkt und MUTANT TOOL wirkt dadurch ultimativ ziemlich plump. Der Atmosphäre der Mutanten-Szenen wegen gerade noch 5 Punkte. Den Abschluss von LITTLE DEATHS bildet BITCH von Simon Rumley, dem Regisseur von THE LIVING AND THE DEAD. Er zumindest beherrscht sein Handwerk: Die Episode um einen jungen Typen, der in einer demütigenden Beziehung zu einer skrupellosen Egozentrikerin gefangen ist, steuert zielsicher auf ihren Höhepunkt zu. Das Maß an emotionaler Grausamkeit, der sie ihren Partner aussetzt, wird kontinuierlich gesteigert - seine Versuche, wegen seiner Liebe für sie damit umzugehen, bleiben dennoch glaubwürdig. Was unter anderem daran liegt, dass sein Charakter realistisch widersprüchlich gezeichnet wird: zwischen Abscheu sich selbst und ihr gegenüber sowie verzweifelter Hoffnung auf Besserung schwankend. Während die Beklemmungsschraube also auf effektive Weise immer weiter angezogen wird und man mit der Hauptfigur mitleiden kann, hat BITCH aber mit einem fundamentalen Drehbuch-Mangel zu kämpfen: Worauf das Ganze hinausläuft, ist bereits viel zu früh erkennbar. Kein Wunder, werden Hinweise auf den abschließenden Höhepunkt der Handlung doch schon bald und dann immer wieder eingestreut - was zur Folge hat, dass die ganz offensichtlich angestrebte Schockwirkung des Finales sich nur ansatzweise entfalten kann, die Auflösung des Dramas alles andere als überraschend kommt. Immerhin ist sie inszenatorisch fulminant: Eine 10-minütige, schnittreiche und fast vollständig dialogfreie Sequenz, von einem tollen Score untermalt, führt mitreißend auf den Abschluss des Geschehens hin. Hier spielt es endlich keine Rolle mehr, dass die weibliche Hauptfigur - im Gegensatz zu der ihres Freundes - nur oberflächlich gezeichnet worden ist, ihre Motivation nie wirklich nachvollziehbar wird: Diese Schlussmontage ist meisterlich gelungen und bringt die letzte Episode von LITTLE DEATHS auf 7 Punkte. Um den ganzen Film zu retten, ist sie aber nicht genug. Mal abgesehen vom fehlenden Zusammenhang der Kurzgeschichten: Die Storys wirken allesamt nicht ausgereift genug, meist mehr auf Effekthascherei als auf Gehalt getrimmt. Atmosphärisch kann zwar gepunktet werden, inhaltlich bleibt aber vieles beliebig. Mehr als 5,5 Punkte sind deshalb nicht wirklich drin. | |
D.S. | 03.09.2011, 15:35 |
Reviewvon glorrk | Permalink |
Saw meets Oswald Kolle: Fetischismus im weitesten Sinne gepaart mit Gewalt ergibt den Episodenfilm Little Deaths. Wobei dies sich jetzt wesentlich schlimmer anhört, als es dann tatsächlich wird. Die erste Episode, House & Home, ist furchtbar banal in ihrer Geschichte, überraschungsarm und der "Plottwist" sehr unkreativ. Nett anzusehen, aber auch nicht mehr. Die zweite Episode, Mutant Tool, ist dagegen eher verworren und unschlüssig, was man machen wollte. Die beiden Teile der Geschichte wirken sehr zusammenkonstruiert und so richtig versteht man es nicht so. Zudem ist die Nazianspielung absolut unnötig und nicht für die Geschichte erforderlich. Die dritte Episode, Bitch, reißt das ganze wieder etwas heraus. Die Geschichte um Hörigkeit, Fetischismus und wie weit man gehen kann beim Unterdrücken des Partners besitzt eine wunderbare Endszene mit einer unpassenden und deswegen umso passendereren Musik... Gelungen und die einzige nachhaltige Geschichte. Insgesamt routiniert gemacht, guter Look, zum Anschauen OK, aber nichts nachhaltiges. Taktisch klug, die beste Geschichte ans Ende zu legen ;-) Nicht schlecht, aber nur gesundes Mittelmaß insgesamt. Ohne die letzte Episode wäre es deutlich schlechter ausgefallen. | |
glorrk sah diesen Film im Cinema, München | 06.09.2011, 22:20 |
Horrorkleinkram, möchtegern-erotisch & auf TV-Niveau!von Leimbacher-Mario | Permalink |
Little Deaths oder auch Obsession, wie er in Deutschland auf dem Heimkinomarkt vertrieben wird, ist eine Horroranthologie aus 2011 in Richtung V/H/S, ABCs of Death oder jüngst German Angst. Bei den 3 Kurzfilmen aus England soll aber angeblich der Fokus eher auf die perversen, erotischen Fantasien von Menschen gelegt werden. Klang alles nicht übel, ist dann aber absolut lahm & nicht wirklich empfehlenswert. Episode 1: ein sexuell verbittertes Ehepaar lädt eine Obdachlose zu sich ein, um sie ans Bett zu fesseln & perverse Spielchen zu spielen. Der Twist ließ mich immerhin schmunzeln & die Effekte waren in Ordnung. Das war Durchschnitt insgesamt. (4,5/10) Episode 2: Absolut miese Story über einen Arzt, der Pillen aus dem Sperma eines in seinem Keller angeketteten Freaks herstellt & verteilt, mit extremen Nebenwirkungen. Hätte so mies sein können, dass es schon wieder lustig ist... ist es aber nicht. (2/10) Episode 3: über eine verluderte Freundin, die mit ihren sexuellen Eskapaden und Vorlieben ihren Freund in schockierende Rachegelüste zwingt. Die hübscheste Geschichte, mit einem netten Finale. (6/10) Die Looks sind in Ordnung, aber wären die ausgefalleneren, kranken Themen nicht, hätte das Ganze den Charme & die Qualität einer durchschnittlichen TV-Produktion. Twists sind an den Haaren herbeigezogen, Spannung kommt kaum auf, Erotik gar nicht, Episode 2 ist einfach nur noch Rotz mit unnötiger Nazi-Anspielung. Selbst die 5€ für die Blu-ray ärgern mich im Nachhinein etwas, erst recht, da die Disc Abspielprobleme hatte & erst auf der PlayStation lief. Naja, nicht alles, was mal auf dem Fantasy Filmfest lief, ist auch lohnenswert. Fazit: ist schneller weg aus der Erinnerung als ein Kantinenmahl. Selbst für Hardcore-Horror-Maniacs gilt: Finger weg! | |
Leimbacher-Mario | 14.04.2016, 13:51 |
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