Something’s Gotten Hold of My Heartvon Astrogirl | Permalink |
In THE LOBSTER müssen sich Singles die Frage stellen, in welches Tier sie verwandelt werden wollen und haben gleichzeitig die Chance der Verwandlung zu entgehen. 45 Tage haben sie in einem skurrilem Hotel mit noch skurrileren Hotelgästen Zeit, den perfekten Partner zu finden und erhalten sogar die Möglichkeit die Frist von 45 Tagen zu verlängern. Das Singledasein wird in THE LOBSTER zu einer Farce. Dabei gibt es jede Menge urkomischer Situationen und Verhaltensregeln, die den Unterhaltungswert enorm steigern. Das Cast kann sich sehen lassen. Colin Farrell als frisch geschiedener Single, dickbäuchig, still, zurückhaltend und offensichtlich innerlich noch nicht bereit für eine neue Beziehung, muss öfter mal über seinen eigenen Schatten springen, wenn er als Mensch weiterleben will und gibt einen überzeugenden David ab. Ben Whishaw und John C. Reilly als "Freunde" von David während der 45 Tagen, haben ihre ganz eigene Art mit der Aufgabe umzugehen, eine Partnerin zu finden und stellen sich dabei mehr oder weniger geschickt an. Rachel Weisz als eine der Loner harmoniert in ihrer Rolle phantastisch zu Colin Farrell und rutscht mit ihm in eine sehr skurrile und tragikomische Liebesgeschichte. Diese Version einer zukünftigen Gesellschaft mit den dargestellten Zwängen und Einschränkungen für Partnerschaften und Singledasein war erschreckend und komisch zugleich. Oft kamen surreale Elemente hinzu, die das Ganze grotesk erscheinen lassen. Der Film hatte einen sehr großen Unterhaltungswert und ist eine Perle auf dem FFN. | |
Astrogirl sah diesen Film im Cinemaxx, München | 03.04.2016, 22:46 |
45 Tage bis zum Hummervon Giallorossa | Permalink |
Der Film wird wieder spalten: Utopien dieser Art sind so ihre Sache! Mir hat er ganz gut gefallen, wenn auch die Bedrohung, sich nach 45 Tagen ohne Finden eines Partners in ein Tier zu verwandeln, nicht so stark ist, dass sie eine bedrohliche Stimmung erzeugt. Der Film hat viele komische, witzige Momente und grandiose Schauspieler. Leider ist die im Wald lebende Single-Truppe zu überzogen und die Anführerin ist schon arg durchgeknallt. Die Szenen im Hotel sind manchmal aber schon zu langatmig, hier hätte man ein wenig kürzen können. Auf jeden Fall überdurchschnittlich! | |
Giallorossa sah diesen Film im Cinecitta', Nürnberg | 06.04.2016, 00:47 |
Macht Liebe blind?von Herr_Kees | Permalink |
Yorgos Lanthimos (DOGTOOTH, ALPEN) hat einen Liebesfilm versucht und einen Film über die Liebe gemacht: Stilistisch zwischen Bunuels surrealen Gesellschaftssatiren und filmischen Dystopien wie Truffauts FAHRENHEIT 451 angesiedelt, bietet THE LOBSTER mit seiner bewusst künstlichen Inszenierung, seinem sehr trockenen Humor und tollen Schauspielern (Colin Farrell empfiehlt sich hiermit fürs Charakterfach) feinsten Arthouse-Spaß sowie eine ebenso spannende und inspirierende wie vielschichtige Auseinandersetzung mit Liebe und Beziehungen. | |
Herr_Kees sah diesen Film im Metropol, Stuttgart | 10.04.2016, 01:20 |
Das seltsame Verhalten geschlechtsreifer Großstädter zur Paarungszeit (in einer dystopischen Zukunft)von Leimbacher-Mario | Permalink |
Dass einige der auf den diesjährigen FFF Nights gezeigten Titel mir noch lange im Gedächtnis blieben & mich viele Gedanken befielen, von befremdlich bis augenöffnend, spricht ganz klar für den diesjährigen Jahrgang. Die futuristische Gesellschafts- & Beziehungssatire "The Lobster" gehört definitiv in die erste Reihe dieser schleichenden Brain-Bender & gefällt mir von Tag zu Tag besser. Skurrile Charaktere werden in eine noch verrücktere Welt & Grundprämisse gesteckt, mit einer komisch-charmanten wie auch wunderschön-bedrohlichen Sci-Fi-Dramödie als Ergebnis. Eigentlich war "Moonwalkers" als einzige Komödie des Wochenendes angekündigt – man hatte wohl selbst in den positivsten Einschätzungen nicht damit gerechnet, dass auch hier so viel gelacht werden würde. Ein Spaß, so weit neben der Spur, so intellektuell witzig, dass man vor dem griechischen Regisseur & Schreiber Yorgos Lanthimos einfach nur alle Hüte ziehen muss. Irgendwo zwischen Orwell & Charlie Kaufman, Nolan & Kubrick, Allen & Wilder findet diese außergewöhnliche Stimme im Independent-Kino unheimlich viel Kraft, noch mehr Ideen. So viel, dass ich seine vorangegangenen Werke "Alps" & "Dogtooth" baldigst nachholen werde. "The Lobster" spricht nur ein kleines Publikum an, würde das Mainstreampublikum schon allein durch auf links gedrehte Stars wie Farrell verwirren bis verschrecken – trotzdem ist es schade, dass er keine Kinoauswertung hierzulande erfährt & lange Zeit unter dem Radar fliegen wird müssen. Dann halt Mundpropaganda. Aber bitte nur auf Grund der Qualität, denn zu viel über die dystopisch-(gar nicht so)-abwegige Geschichte zu erzählen, wäre fatal. Umso mehr man sich überraschen lässt, desto positiver wird diese. Nur so viel sei gesagt: vergesst den bescheuerten deutschen Untertitel "Hummer sind auch nur Menschen" & lasst euch auf dieses intellektuelle Abenteuer ein. Im Grunde geht es anhand eines verrückten Systems, das Leute, die zu lange Single sind, in Tiere verwandelt, um den Zwang von Partnerschaften, den Zwang der Gesellschaft & die Einschränkung der persönlichen Freiheit & Entfaltung des eigenen Willens. Durch seine emotionslose, fast roboterhafte Art wirkt der Film unterschwellig bedrohlich, oberflächlich aber oft unglaublich witzig. Die namhaften Darsteller machen ihre Sache grandios & egal wie konfus ihre Charaktere sind, sie wirken authentisch genug & nuanciert. Vor allem Colin Farrell schafft es, den Film zu tragen & zu führen – noch nie habe ich ihn so unattraktiv gesehen, aber ebenso noch nie so gut. Stilistisch komplett verschieden, ist auch "The Lobster", ähnlich wie "High-Rise", wunderschön inszeniert, fast komponiert könnte man sagen. Manche Shots, z.B. die Menschentreibjagd in Zeitlupe oder das mörderische Treiben in den Korridoren, sind einfach sagenhaft schön. Man möchte sie, trotz trister Farbpalette, stoppen & einrahmen. "High-Rise" & "The Lobster" machen zusammen ein gnadenlos gutes & vernichtend kritisches Double Feature, wo ich das Werk des griechischen Wunderkindes fast sogar noch etwas vorne sehen würde. Schade, dass er mich im letzten Drittel, als die Handlung das Hotel verlässt, etwas verliert & er sich im "Wald der Loner" etwas verirrt. Dort gewinnt er an Emotionen & Liebe, verliert allerdings gehörig an Tempo & Spritzigkeit. Ebenso klasse, dass der Film nicht wirklich Stellung bezieht & schwarz/weiß malt, sondern sowohl die Schwächen & Zwänge von Paar-Suchties als auch von eigenbrötlerischen Einzelgängern offenlegt. Das kann dann schonmal wehtun, denn irgendwo erkennt man sich immer wieder. Im Kopfkratz-Ende habe ich mich aber leider ganz & gar nicht wiedergefunden. Fazit: Ziemlich geniale & ultrahübsche Satire auf unseren Zwang, einen passenden Partner zu finden & in die Gesellschaft zu passen, egal wie krank diese ist. Sehenswert, lustig & schamlos entlarvend zugleich, auch wenn ihm hintenraus (im Wald) etwas die Luft ausgeht & er sich zieht, wie ein roher Hummer. | |
Leimbacher-Mario sah diesen Film im Residenz, Köln | 14.04.2016, 07:24 |
Von Wölfen und Pinguinenvon D.S. | Permalink |
Den bisherigen Reviews ist kaum etwas hinzuzufügen: Bei THE LOBSTER handelt es sich um eine äußerst unaufgeregt bis lakonisch erzählte Groteske rund ums Thema Partnerschaften (und andere soziale Normen), deren Genuss mindestens dazu führt, dass man Tiere fortan mit anderen Augen sieht – und Colin Farrell ebenso. Unser smarter Sonnyboy trägt hier nämlich gleichermaßen einen gewaltigen Schmerbauch wie eine imposante Rotzbremse spazieren und verkörpert auch ansonsten – höchst effektiv und glaubwürdig – eine Person, die in jeder Hinsicht unattraktiv wirkt. Eine solche Leistung hätte ich so jedenfalls nicht von ihm erwartet. Unaufgeregt heißt aber natürlich gleichfalls, dass man nicht mit der Erwartung einer krachenden Komödie an den Film herangehen sollte. Das Tempo ist niedrig, der Humor in seiner Lautstärke zurückgenommen, die Farbgebung generell eher blass. Ein Teil des Publikums in Frankfurt zeigte sich vor allem gegen Ende des Films nicht unbedingt angetan von dieser „Behutsamkeit“ und dem langen Atem der Narration. Falls man die Story als eine betrachtet, die sich ausschließlich um die Macken im System menschlicher Beziehungen dreht, könnte man THE LOBSTER auch vorwerfen, dass er im letzten Drittel seinen Fokus verliert; Freunde ausdefinierter Geschichten mit klar erkennbarem Anfang, Höhepunkt und Ende werden hier sowieso möglicherweise nicht ganz glücklich. Vielmehr wirkt der Film wie ein zufälliger, wenn auch mit ungewöhnlichen Geschehnissen vollgepackter Ausschnitt aus dem Leben eines Menschen, der gute Gründe hat, Hummer zu beneiden. Welche, und was das nun eigentlich heißen soll, sollte man allerdings besser selbst herausfinden, wenn man die nötige Muße hat. Es lohnt sich. 7 Punkte von mir. | |
D.S. sah diesen Film im Cinestar, Frankfurt | 17.04.2016, 12:45 |
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