Atmospärisch dichter Auftaktvon cthulhu314 | Permalink |
Wow, das hatte ich so nicht erwartet. Eigentlich hab ich’s nicht so mit ruhigen, langsamen Filmen. Aber der hier hat mich jedesmal, wenn mir der Gedanke kam, jetzt könnte mal etwas passieren, mit seiner Atmosphäre wieder eingefangen, die von tollen Bildern und einem klasse Sounddesign lebt. Auch ein Hauch Mystery darf nicht fehlen in Form einzelner Traumsequenzen und dezent verzerrten Übergangsszenen, die aber so gut dosiert sind, dass sie dem Ganzen Tiefe verleihen, ohne zu dominieren. Die guten Darsteller und die überraschend konsistente Handlung tun ihr Übriges. Einen Platz in meiner Sammlung wird er nicht bekommen, Stichwort: Tempo. Aber im Kino hat er gut funktioniert, ein starker Auftaktfilm. | |
cthulhu314 sah diesen Film im Cinestar, Berlin | 05.09.2019, 02:28 |
Eiskaltvon Alexander | Permalink |
Dieser Film soll weh tun – und er tut es auch. Von der ersten Minute zieht sich eine Art subtiler Schmerz durch den Film, mal anziehend, mal etwas nachlassend, aber immer präsent, und durchaus in der Lage, psychisch etwas labile Menschen nachhaltig zu verstören. Es lag sicherlich nicht nur an einer der herzzerreißendsten Szenen, die ich seit Jahren in einem Film gesehen habe, dass es beim Abspann merkwürdig still im Kino war, und ich glaube, eine Dame neben mir vergoss sogar ein paar Tränen während des Films. Eine einsame Ferienhütte, 2 verstimmte Kinder, eine Schwiegermutter, ein Schneesturm. Viel mehr als dieses überaus atmosphärisch dichte und im wahrsten Sinn des Wortes eisige Setting braucht es nicht, für den vielleicht besten Psycho-Horror des Jahres. „The Lodge“ wurde irgendwo als „spannendster“ oder „gruseligster“ Horrorfilm des Jahres bezeichnet, was ich etwas irreführend finde. Denn zwar ist „The Lodge“ durchaus packend, der Film arbeitet aber viel subtiler, unterläuft in mancher Hinsicht die Erwartungshaltung des Zuschauers, entwickelt sich mehr zu einem Drama als zu einem puren Thriller, und zieht einem den Boden unter den Füßen weg, wenn man es eigentlich nicht mehr wirklich erwartet. In so mancher Hinsicht erinnert „The Lodge“ somit an den ähnlich verschachtelten und ebenso verstörenden „Hereditary“, und natürlich ist auch ganz eindeutig die Handschrift der Macher von „Ich seh Ich seh“ zu erkennen, und wer letzeres Werk bereits mochte, dürfte an „The Lodge“ seine helle Freude haben. Hier wird ganz großes Kino für den Kopf gemacht. Es gibt unzählige, kleine Anspielungen, wie z.B. ein dem Ferienhaus 1:1 nachgebautes Puppenhaus, in dem die Anordnung der herumliegenden Figuren düstere Vorahnungen zu wecken vermögen. An anderer Stelle laufen im Fernseher bekannte Genre-Filme, die ebenfalls in Eis und Schneesturm eingeschlossene Menschen zum Thema haben, was „The Lodge“ fast schon auf eine Meta-Ebene hebt. Dies ist definitiv kein Gute-Laune-Filmchen für den Mainstream, um sich bei Popcorn und Bier an einem Samstagabend mal nebenbei bespaßen zu lassen. Besucher, der Du hier eintrittst, lass alle Hoffnung fahren. Ich war von diesem Kammerspiel des Grauens jedenfalls sehr beeindruckt und nach dem Film ziemlich fertig. | |
Alexander sah diesen Film im Harmonie, Frankfurt | 06.09.2019, 09:58 |
Gänsehaut-Gefrierbrandvon Leimbacher-Mario | Permalink |
Vor ein paar Jahren hat das vielversprechende und ungewöhnliche Regie-Duo Veronika Franz und Severin Fiala mit „Ich seh, ich seh“ einen der besten europäischen „Horrorfilme“ des Jahrzehnts abgeliefert und sich auf Anhieb einen fetten Namen gemacht. Jetzt liefern die beiden schrulligen Österreicher mit dem eiskalten Geduldsspiel „The Lodge“ nach. Wir folgen zwei Kindern, ihrem Vater und dessen neuer Freundin in ein abgelegenes Haus am Hintern der weißen Winterlandschaft. Doch Weihnachten fällt dieses Jahr eher flach - auf Grund der gruseligen Vergangenheit der neuen Mama in spe, gegenseitigem Misstrauen und vor allem seltsamen Figurenentscheidungen, die mich eher grübeln und den Kopf schütteln haben lassen, als so richtig mit Spannung und Furcht durchzuschütteln... „The Lodge“ wird oft als Mini-„Hereditary“ beschrieben und die Parallelen von einem Geschwisterpaar als Schlüsselfiguren über religiös-sektöse Themen bis hin zu Puppenhausspielereien sind nicht von der Hand zu weisen. Ebenfalls kommen zwischendurch Gedanken an „The Others“ auf. Doch im Endeffekt ist dieser Hüttengrausi viel mehr als bloßer Abklatsch größerer Gruselhits. Die Kälte zieht tief unter die Haut, audiovisuell dröhnt es unterschwellig gut rein, die Darsteller spielen mächtig (auch die Kids!) und einige Finten sitzen perfekt. „The Lodge“ ist ein unterkühlter Slow-Burn-Psychoplayer, der immer noch ein paar Pfeile im Köcher hat. Und für meine etwas zu hoch gesteckten Erwartungen kann er ja nichts und für unfaire Vergleiche noch viel weniger. Leider kann ich aber einige grundsätzliche Entscheidungen des Scripts und somit der Figuren nur schwer nachvollziehen, sie wirken nicht nur wenig realistisch bis dämlich, sondern allgemein arg konstruiert und zu weit getrieben. Das lenkte mich ab, nahm mir einiges an Spannung und ließ mich gegen Ende in ein Loch fallen, in dem ich kaum noch Sympathiepunkte für jedwede Seite auftreiben konnte. Doch auch ein solches Dilemma muss ein Film ja erstmal schaffen. Erst recht, wenn Kinder im Spiel sind. Fazit: der kleine germanisch angehauchte Großcousin von „Hereditary“?! Vielleicht. Selbst wenn er gegen den in jeder Disziplin den Kürzeren zieht, ich mir wesentlich stärkeren Grusel versprochen hatte und große Probleme mit etlichen Figurenentscheidungen genauso viel Frust wie Spannung erzeugten. „Ich seh, ich seh“ fand ich deutlich besser. Dennoch: atmosphärisch dicht, stark gespielt, solide inszeniert, viele doppelte Böden und Möglichkeiten ziehen und es ist schön, mal wieder einen Film der Hammer-Studios zu sehen. Gut. Leider nicht mehr. | |
Leimbacher-Mario sah diesen Film im Residenz, Köln | 13.09.2019, 01:29 |
Funny Gamesvon Herr_Kees | Permalink |
Zwei Kinder und eine Frau allein in einem abgelegenen Haus – diese Konstellation haben Franz & Fialla in ihrem starken Erstling ICH SEH ICH SEH schon einmal durchgespielt. Allerdings in der Sommervariante und künstlerisch strenger, herausfordernder und auch interessanter als hier. THE LODGE ist ein Psychothriller im wahrsten Sinne des Wortes, stimmungsvoll, ja, und auch mit ein paar eisigen Schocks versehen, einer davon gleich in den ersten Minuten, jedoch größtenteils ereignisarm und im Ausspielen bekannter Standardsituationen des Genres recht vorhersehbar. Auch wenn nicht viele Filme die Chuzpe haben, ihre Psychospielchen so konsequent bis zum bitteren Ende durchzuziehen. Fazit: Handwerklich gut gemacht und toll gespielt, jedoch zu unterkühlt und überraschungsarm, um wirklich mitfiebern zu lassen. | |
Herr_Kees sah diesen Film im Metropol, Stuttgart | 13.09.2019, 09:18 |
Was für eine Überraschung ... Nicht!von Brain3ug | Permalink |
Offensichtlich bin ich mit meiner Beurteilung in der Minderheit, aber was soll’s. Dieser Eröffnungsfilm hat mir nun wahrlich keinen Appetit aufs 33. FFF gemacht. Mit reduzierten Erwartungen in den Film gegangen - mir gefiel schon "Ich seh, ich seh" nicht sonderlich -, wusste ich spätestens am Ende: Okay, das war nichts für mich! Schon mit der Prämisse zu Beginn des Films konnte ich nichts anfangen. Die darauf aufbauende Handlung war für mich leider VIEL zu sehr vorhersehbar und in keinster Weise auch nur auf irgendeine Weise verstörend oder auch nur ansatzweise spannend/gruselig. Obwohl die Kameraarbeit und die darstellerischen Leistungen wirklich gut waren, empfand ich die Handlung als so dermaßen altbacken und - wie bereits gesagt - vorhersehbar, dass ich ziemlich gelangweilt war. Es kann nur besser werden! ;-) | |
Brain3ug sah diesen Film im Savoy, Hamburg | 20.09.2019, 14:03 |
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