I know where you died last Summer.von D.S. | Permalink |
Ja, in der Tat, in vielen Punkten fühlt man sich bei MIDSUMMER an eine nordeuropäische Variante von I KNOW WHAT YOU DID LAST SUMMER erinnert. Aber eben an eine NORDEUROPÄISCHE - und das heißt nicht nur, daß den Figuren hier wesentlich mehr Gewicht beigemessen wird. Sondern auch, daß auf dem Stoff und seiner Inszenierung eine deutlich spürbare Schwere liegt bis lastet, teils fast greifbare Melancholie. Der Film beginnt bereits sehr dramatisch: mitten auf einer ausgelassenen Party zum Ende der Schulzeit bringt sich die 18jährige Sofie durch eine Überdosis Schlaftabletten um. Keiner begreift, warum sie das getan hat; ihr Bruder Christian und ihre Freunde sind fassungslos. Trotzdem - und vor allem, um Christian auf andere Gedanken zu bringen - fahren sie zwei Monate später, wie geplant, auf ihren traditionellen Trip nach Schweden. Bei reichlich Bier und Sex wollen die drei Jungs und die beiden Mädels in einem einsamen Landhaus in den schwedischen Wäldern die Mittsommernacht begehen. Als sie dann auch noch die attraktive Einheimische Linn kennenlernen, steht dem Relaxen nichts mehr im Wege. Wäre da nicht der seltsame alte Nachbar, der immer wieder um ihr Haus herumschleicht; und wären da nicht die Merkwürdigkeiten, die vor allem Christian auffallen: Regelmäßig, wenn sie mit ihrem Auto auf dem Weg zum Haus eine bestimmte Stelle passieren, geht der Motor aus; das Auto scheint nachts selbsttätig die Scheinwerfer einzuschalten, und - besonders beängstigend: Als sie sich umbrachte, hatte Sofie einen Schlüssel in der Hand. Dieser taucht plötzlich auf, und egal, wie sehr Christian auch versucht, ihn loszuwerden, er kommt immer wieder zurück. Versucht Sofie etwa, mit ihm Kontakt aufzunehmen? Bildet er sich das alles nur ein? Oder spielt ihm jemand einen bösen Scherz? Diese Frage läßt der Film bis kurz vor seinem Ende offen, und zwischendurch lenkt er einen auch mindestens einmal auf eine falsche Fährte - wobei ich mir aber nicht sicher bin, ob dies wirklich absichtlich geschieht. Überhaupt läßt sich MIDSUMMER viel Zeit, ist sehr ruhig inszeniert, man braucht etwas Geduld. Und man braucht die Bereitschaft, sich auf die Geschichte und ihre Figuren einzulassen - denn es gibt (zunächst) weder Blut noch sonstige Effekte, die für "Kurzweil" sorgen würden. Dafür gibt es sehr glaubwürdige und gut entwickelte Charaktere, deren Emotionen, deren Schmerz und auch Angst man fast spüren kann, und die man ihnen jederzeit abkauft. Was es außerdem gibt, sind ein hervorragender Indie-Pop-Soundtrack, umwerfend hübsche Mädels und ein paar wunderschöne Landschaftsaufnahmen. Vor allem aber eine sehr ungekünstelt und dadurch "frisch" wirkende Inszenierung - gepaart mit sehr viel Ernsthaftigkeit. Die Auflösung der mysteriösen Vorfälle geschieht, wie gesagt, erst kurz vor dem Schluß des Films. Zum Glück. Denn sie ist leider, wenn auch so nur schwer vorhersehbar, vollkommen daneben: billig, nicht eben glaubwürdig, schon 100 mal gesehen - das kostet den Film Sympathie. Und es nimmt ihm einen Teil seiner Klasse. Wenn man allerdings nicht allergisch auf Jugendliche in einem Horror-/Psychothriller reagiert und noch dazu einen freien Kopf und etwas Muße hat - sollte man sich MIDSUMMER ansehen. Für mich einer der besseren Filme des FFF2003. 7,5 Punkte. | |
D.S. sah diesen Film im Cinemaxx, Berlin | 17.08.2003, 04:27 |
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