Spuren, Fährten, Finten und Rasierklingenvon Leimbacher-Mario | Permalink |
"Die neunschwänzige Katze" war Dario Argentos erst zweite Regiearbeit und zeigte genauso wie sein Debüt schon eindeutig auf, wo es hingehen sollte. Es ist eine klassische Krimigeschichte, auf den ersten Blick wirr und oberflächlich erzählt, wie es im Giallo gang und gäbe war. Nur ist die Umsetzung derart fein und elegant, dass man sich daran kaum stört. Es ging sicher noch besser, wie etwa "Profondo Rosso" später noch eindrucksvoll zeigen sollte, doch für den Anfang ist das schon sehr edel. Man sollte allerdings nicht die kürzere deutsche Kinofassung wählen, geschweige denn die deutsche Kalauer-Synchro, die sich wohl aus einem Bud Spencer-Film verlaufen hat. Da macht schonmal einer den "Verschwindibus" - den "Neger" haut das nicht um, um im Ton der unpassenden Synchro zu bleiben. Im Original und in voller Länge ist diese schwer zu durchschauende Katze allerdings eine Augen- und Ohrenweide, Letzteres u. a. durch einen exquisiten Morricone-Score. Über das Sehen, blinde Flecken und Randnotizen. Es geht um einen Mord vor der Tür eines Genlabors und die etlichen Verdächtigen und Fährten, denen ein Journalist und ein blinder Zeuge nachgehen... Mordfall, Ermittlungen, Egoperspektiven, mehr Morde, Angst, Schrecken, Verdacht, Überraschung ... alles vorhersehbar und deutlich. Allerdings wie gesagt audiovisuell auf einem hohen Niveau. Die Frauen sind mehr als ansehnlich, die Bilder grandios komponiert und die Morde klassisch, mit einer damals neuen Härte. Als ob Hitchcock auf einen Schmuddelroman trifft. De Palma gefällt das. Und nicht nur dem. Das hat bis heute wenig von seiner Faszination verlorenen. Argento bei dieser Aufwärmübung zuzusehen, hat was und ist nicht nur für seine innigsten Fans ein Zungenschnalzer. Selbst wenn wenig wirklich lange hängen bleibt und die ganz großen Momente fehlen. Klassiker nicht, gelungen definitiv. Fazit: Ein früher Argento mit Klasse, Spannung und vielen Verdächtigen. Giallo richtig gemacht, wenn auch noch steigerbar, eher unblutig und nicht wirklich spektakulär. Zumindest wenn man weiß, was da noch kam... | |
Leimbacher-Mario | 02.01.2019, 15:54 |
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