The Talking Deadvon Herr_Kees | Permalink |
Der Schauplatz Leichenschauhaus bürgt oft für eine unangenehme und unheilvolle Atmosphäre. Insbesondere, wenn er so glaubhaft umgesetzt ist wie hier: Ständig müssen rotbraune Körperflüssigkeiten in den Abfluss gewischt werden, der Leichengeruch liegt förmlich in der Luft und die Makeup-Effekte und Prosthetics sind äußerst überzeugend. Und dann fangen die Leichen auch noch an zu reden. Stênios Gabe, sich mit den Verstorbenen zu unterhalten, wird im wahrsten Sinne des Wortes zum Fluch, als er die Geheimnisse der Toten für niedere Zwecke nutzt. Denn damit macht er sich nicht nur im Jenseits Feinde… Der stimmungsvolle NIGHT SHIFTER ist für einige Überraschungen gut und entwickelt seine Geschichte nicht immer in erwartbare Richtungen – als Vergleich kommt einem der iranische UNDER THE SHADOWS aus 2016 in den Sinn, der ebenfalls das Thema der Familie in den Mittelpunkt seiner ungewöhnlichen Spukstory rückte. Ein guter Cast, einige spannende Szenen und gut sitzende Schocks gleichen die etwas zu lange Laufzeit aus. Empfehlung! | |
Herr_Kees sah diesen Film im Metropol, Stuttgart | 13.04.2019, 18:41 |
Ich spreche tote Menschenvon Leimbacher-Mario | Permalink |
Im brasilianischen „The Nightshifter“ hat der gute Stenio, ein noch recht junger Mitarbeiter im Leichenschauhaus, das fragwürdige „Talent“ mit seinen „Patienten“ zu reden. Diese überlassen ihm oft das ein oder andere Geheimnis. Doch als er irgendwann eines dieser Geheimnisse der Toten zu seinem eigenen Vorteil nutzt, lastet eine Art Fluch auf ihm und seiner Familie, dem er kaum entkommen zu können scheint... Brasilien scheint im Aufwind zu sein, was Genrefilme angeht. Und „The Nightshifter“ ist da keine Ausnahme. Die leider mit grauenhaften Computereffekten generierten sprechenden Leichen sehen zwar absolut nicht gelungen aus, doch dafür zaubern ihre schallend-tiefen Stimmen immer wieder eine Gänsehaut in den Nacken. Zudem verbindet diese gruselige Familiengeschichte Armut mit Tragik und trägt eindeutig brasilianischen Flair vor sich her. Und zwar nicht den von Samba in Rio oder der sonnigen Copacabana, sondern eher den der Abgründe, Schatten, Schuld und Hoffnungslosigkeit. Moralität und Mortalität liegen hier ganz nah beisammen. Vor allem der Hauptdarsteller macht seine Sache solide und gegen Ende wird dann nochmal schön aufgedreht, sodass sich das Warten durch eher ruhige, menschliche Passagen lohnt. Außerdem gibt es einige feine Farbspielereien, selbst die Kinderdarsteller fallen nicht ab und das Szenario wirkt noch frisch genug, trotz etlicher Grusler aus den letzten Jahren, die in Leichenkellern spielten. „The Nightshifter“ wirkt bodenständiger und brasilianischer und beklemmender. Als ob man den unausweichlichen Schluss schon kennt, dahin aber eigentlich gar nicht will... Leider dauert der Weg dorthin um einiges länger, als er es hätte müssen. Oder ist man darüber als Zuschauer sogar froh? Außerdem fehlen die ganz großen Angstspitzen und tonal gibt es seltsame Schwankungen. Audiovisuell ist das auch noch lange nicht Hollywood, was aber ja auch nicht immer sein muss und sympathisch echt wirken kann. Fazit: Eine düstere Seite der Copacabana - „The Nightshifter“ ist atmosphärisch, gut gespielt und bekommt einen Exotenbonus. Zudem hat er sehr menschliche, emotionale Züge und eine reizvolle Prämisse. Leider kränkelt das Gruseldrama unter einigen Längen, überforderten Spezialeffekten und einem einfallslosen Ende. Dennoch bleibt der Daumen leicht nach oben geneigt. | |
Leimbacher-Mario sah diesen Film im Residenz, Köln | 15.04.2019, 01:14 |
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