Underperformervon D.S. | Permalink |
Von koreanischen Thrillern sind wir ja inzwischen vor allem hohes Tempo, überbordende Gewalt und häufig auch überraschende Storywendungen gewohnt. Wendungen hat OFFICE zwar zu bieten, ihr Überraschungsgrad ist aber nur mäßig ausgeprägt – zumindest Vielseher wissen ab einem gewissen Punkt, worauf das Ganze hier wohl hinauslaufen wird. Das mit dem Tempo und der Gewalt ist aber noch mal eine ganz andere Sache: Tatsächlich weist der Film enorme Längen auf, schleppt sich vor allem im Mittelteil weitgehend ohne Höhepunkte durch tristes Büroleben-Einerlei. Und die Kills fallen weder besonders blutig noch irgendwie aufregend aus. Vielleicht liegt das daran, dass OFFICE gar kein reiner Thriller sein will, sondern sich als Mischung aus Slasher und Krimi einerseits sowie Drama und zur Groteske verzerrter Satire über die Leistungsgesellschaft und ihr übersteigertes Arbeitsethos andererseits präsentiert. Insbesondere der Satire – und damit der vermutlich beabsichtigten Wirkung des Films als Anklage krankmachender sozialer Normen – schadet dabei jedoch die plumpe Formulierung der getroffenen Aussagen. Wenn „die Kollegen im Büro“ explizit als grundsätzlich allesamt „reißende Wölfe“ bezeichnet werden, erscheint das als einfach etwas zu platt, um berühren oder ernsthaft zum Nachdenken anregen zu können. Andererseits bekommen wir hier nicht mal extremes Mobbing oder gar ausgeklügelte Intrigenspiele vorgeführt. Wie die als maximal egozentrisch gezeichneten Angestellten mit der jungen Praktikantin umgehen, die im Zentrum der Handlung steht, ist in erster Linie so wie der Rest des Films: unfreundlich, aber eigentlich unspektakulär. So bleibt von OFFICE leider nicht besonders viel in Erinnerung. Außer vielleicht der Tatsache, dass das hier sehr negativ portraitierte Unternehmen „Cheil“ heißt – und das ist im realen Leben der Name einer großen multinationalen Firma im Samsung-Konglomerat. Ansonsten gibt es jedoch wirklich nicht viel Spannendes zu vermelden. Kann man sich als Krimifreund ansehen, muss man aber nicht. Fans von Korea-Highlights der jüngeren Vergangenheit werden vermutlich eher enttäuscht sein. 5 Punkte. | |
D.S. sah diesen Film im Cinestar, Frankfurt | 19.08.2015, 03:04 |
Arbeiten bis zum Umfallenvon Herr_Kees | Permalink |
Mobbing-Thrillerdrama, das seine Kritik an der koreanischen Arbeitswelt etwas zu offensichtlich zur Schau stellt – als Thriller zu lahm, als Drama zu plakativ. Mit etwas mehr Humor und Bösartigkeit wäre noch eine brauchbare Bürosatire daraus geworden, dafür aber nimmt sich der Film dann doch deutlich zu ernst. | |
Herr_Kees sah diesen Film im Metropol, Stuttgart | 22.08.2015, 01:33 |
Großraumbüros sind die Höllevon Leimbacher-Mario | Permalink |
Jeder, der in einer halbwegs großen Firma arbeitet, kennt es - Büroarbeit ist nicht immer nur eintönig & langsam... manchmal auch einfach die Hölle ;) Das dachte sich wohl auch Mr. Kim, sodass der ehrgeizige, aber unauffällige Mann eines Tages nach der Arbeit anscheinend seine Familie mit einem Hammer abschlachtet. Aber was noch viel gruseliger ist: die Polizei vermutet, dass er sich noch immer in dem Firmengebäude befindet, wo der übliche Wahnsinn der Ellenbogengesellschaft wieder seinen Lauf nimmt. Auch wenn der Film je nach Interpretation sogar übersinnlich gedeutet werden kann, ist er erschreckend realistisch. Für die dauerarbeitenden Asiaten noch ein wenig mehr als für uns. Aber in welcher kapitalistischen Zivilisation trifft das nicht zu: Leben um zu arbeiten! Es sollte eigentlich genau andersrum sein - aber von der Hand zu weisen ist dieser traurige Fakt leider nicht. "Office" bietet eiskalte Spannung in ebenso unterkühlten Büros. So manch eine Szene, in der der vermutliche Killer das restliche Personal terrorisiert, sich versteckt oder unerwartet erscheint, hinterließ eine Gänsehaut. Diese Höhepunkte sind etwas zu rar gesät, das Ende ist aber erfreulich rund & konsequent. Das Setting wirkt nicht abgenutzt, die Charaktere meist sympathisch & jeder handelt aus seiner Sicht verständlich. Vor allem die unsichere Hauptdarstellerin war bezaubernd, bemitleidenswert & gruselig zugleich. Keiner der besten koreanischen Thriller, aber trotzdem ein schweißtreibender Spaß & eine nachwirkende Kritik, die nie alt wird, egal wie oft man sie schon gehört hat. Fazit: schöner Thriller - Spannung & Leistungsgesellschaftskritik passen! | |
Leimbacher-Mario sah diesen Film im Residenz, Köln | 14.04.2016, 10:24 |
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