Shrek lass nach!von Leimbacher-Mario | Permalink |
„Ogre“ kommt als belgisch-französische Ko-Produktion, als zahme Mischung aus klassischem Monstermovie, Mutter-Sohn-Beziehung und metaphorischem Unterbau in Sachen Stärke, Dunkelheit, Familie, Männer-/Vaterbild und natürlich Angst als allgemeine, urtiefe Unsicherheit, Hürde, Herausforderung. Mit dem grün-gemütlichen Animationsoger hat das nichts zu tun - meine Überschrift konnte ich dennoch nicht anders. Dieser kinderfressende „Ogre“ setzt in einer extrem ländlichen französischen Gemeinde einer zugezogenen Lehrerin und ihrem kleinen Sohn zu, da der Sagengestalt scheinbar Kälber als Snacks nicht mehr reichen und Kinder in der Gegend abhandenkommen. Doch als die Alleinerziehende mit dem ansässigen Doktor des Dorfes anbandelt und ihr präpubertärer Sohn darauf recht empfindlich reagiert, scheinbar auch durch die gewaltsame Vorgeschichte mit seinem leiblichen Vater traumatisiert, wird uns Zuschauern schnell klar, dass es sich hier gar nicht um ein handfestes Monster handeln könnte … Kein Hammer Horror oder klassischer Werwolfkram. Aber auch kein klarer „Post Horror“ und metaphorischer Grusel à la „Babadook“ oder „The Monster“. „Ogre“ schiebt sich meiner Meinung nach atmosphärisch und manchmal gelungen, aber nie wirklich rund und kräftig, zwischen beide Stühle. Solider Mittelweg in der europäischen Angstsparte, auch auf dem diesjährigen Fantasy Filmfest. Doch im Grunde lange Zeit gerade noch ereignisarm, okay und nett. Das Creaturedesign ist fein. Die vielen Kinderdarsteller greifen nicht die Nerven an. Die Mutter im Film ist sehr ansehnlich und verhält sich logisch. Erst hinten raus, wenn dann für die meisten klar sein sollte, für welche seiner zwei Seiten er sich entschieden hat, stürzt er ab wie desorientierte Vögel. Immer noch im gelben Bereich. Aber es lockt halt niemanden hinterm Ofen hervor. Fazit: Milder Grusel, gutes Monsterdesign, keine Kindernervigkeit, viel Atmosphäreaufbau, nette Madame - dennoch leider nur solide, europäische Schauerstangenware für mich! | |
Leimbacher-Mario sah diesen Film im Residenz, Köln | 17.09.2022, 02:04 |
Landfrustvon D.S. | Permalink |
Nach der Trennung von ihrem gewalttätigen Ehemann zieht die junge Lehrerin Chloé mit ihrem achtjährigen Sohn Jules in die idyllische französische Provinz, um dort ein neues Leben in Ruhe und Sicherheit zu beginnen. Zunächst lässt sich das auch recht gut an, die Nachbarn sind freundlich und die ländliche Umgebung wirkt friedlich, nur wird Jules von seinen neuen Klassenkameraden als „Behinderter“ gehänselt, da er ein Hörgerät tragen muss – damit scheint er aber vergleichsweise gut umgehen zu können. Sehr bald jedoch wird klar, dass auch fernab der Großstadt nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen ist, auch hier Gefahr für Leib und Leben droht. Denn etwas tötet Kälber – und es sind nicht die immer wieder gierig Tierfleisch in sich hineinstopfenden Dorfbewohner. Ist es ein wilder Hund, wie von einigen behauptet? Oder ein Monster, ein Oger, wie von anderen gemunkelt? Jules ist sich sicher, wie die richtige Antwort lautet. Denn wann immer er nachts sein Hörgerät ausschaltet und die Geräusche seiner Umwelt zu einem dumpfen Rauschen verschwimmen, nimmt er Töne mit einer anderen Frequenz wahr. Bedrohlich knurrende. Die das Erscheinen einer makabren Schreckgestalt ankündigen … Diese expressive Form des Sounddesigns ist ein hübscher Trick von Regisseur Arnaud Malherbe in seinem Spielfilmdebüt, das ansonsten vor allem durch manchmal erhebende, manchmal beklemmende Bilder der weiten Landschaft und ihrer Wälder sowie durch eine mitunter zum Greifen dichte melancholische Atmosphäre besticht. Auch die Darsteller:innen wissen zu gefallen, insbesondere der sehr verletzlich wirkende Giovanni Pucci als Jules. Handlungsseitig sind dagegen deutliche Abstriche zu machen, denn weder wird hier großartig Neues erzählt noch führt die Geschichte auf eine vollumfängliche befriedigende Auflösung hin. Dank einiger durchaus gruseliger Momente, die auch dem effektiven Creature Design geschuldet sind, geht OGRE zwar als Horrorfilm mit psychologischer Schlagseite durch, im Kern ist er jedoch vielmehr ein Film über Wunden in Kinderseelen und ihre Überwindung – ein Film übers Größerwerden und die damit verbundenen Schmerzen des Alleinseins und sich verloren Fühlens, Angst sowie das Wachsen an ihr. Kann einem nahegehen und einen in die kindliche Erlebniswelt entführen. Hätte jedoch mehr Punch vertragen. Schön anzusehen und gut geeignet als Einstieg in den Festivalnachmittag, wird aber nicht lange im Gedächtnis bleiben. 5,5 Punkte. | |
D.S. sah diesen Film im Harmonie, Frankfurt | 24.09.2022, 01:52 |
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