Reviewvon Stefan | Permalink |
Nicht gerade neu ist die Story um den Killer und das Mädchen, die von der ganzen Welt gejagt werden. Oder geht es eher um die Polizeiarbeit in Mongkong? Oder stellt der Film eine Milieustudie dar und zeigt uns die rauhen Seiten dieses engbewohnten Stadtteil? Irgendwie alles 3 muss man zugeben. Der Film ist kein Actionheuler und kommt auch erst nach 1 Stunde richtig in Fahrt. Stattdessen bekommen wir Einblicke in die Charaktere. Der große Nachteil besteht aber darin, dass der Film stets von einer Story zur anderen wechselt und man eine Charakterfixierung vermisst. Dies macht den Film nicht immer einfach zu schauen und könnte für Langeweile sorgen. Auch negativ ist, dass der Film zu lang wirkt und im Mittelteil ein paar Kürzungen vertragen könnte. Es gibt natürlich auch Gutes an dem Film. Der Film kommt ehrlich rüber. Oft wirkt die Kamera nur passiv und stellt uns unterkühlt das Geschehene dar. Dabei geht der Film auch ohne Vorhang ungeschont zur Sache und vorallem das derbe Ende schlägt sehr auf. One Nite in Mongkok wird sich im Schatten von Filmen wie Infernal Affairs stellen müssen, doch ist er bei weitem kein schlechter Film. Nur darf man keinen Reißer erwarten, einen tiefgründigen Film aber auch nicht. Halt ein solides Großstadtkino. | |
Stefan | 13.07.2005, 16:08 |
Reviewvon Parzival | Permalink |
Ich erwartete mir eine "Infernal Affairs" Variation, aber dieser Film ist mehr. Nach schleppendem Beginn, mit viel zu schnellen Untertiteln, zahllosen Schauplatzwechseln und unmotivierten Handlungssträngen kommt der Film immer mehr in Fahrt. Gegen Ende ist’s sogar wie bei John Woos besten Filmen. Mitreißend gespielt, mit ultrabrutalen Szenen versehen gerät am Ende alles außer Kontrolle. Die Idee, die Landbevölkerung mit dem Moloch Hongkong und all den sozialen Gegensätzen zu kombinieren ist innovativ und grandios. Ein Film, der im Nachhinein immer besser wird... | |
Parzival | 05.08.2005, 14:35 |
Reviewvon Der_Fluch_der_Pizza | Permalink |
Das ist kein durchgestylter Actionfilm wie Infernal Affairs, sondern eher vergleichbar mit Johnny Tos "PTU". Es ist ein Drama um naive bauernschlaue Festland-Chinesen, die in Hongkong versuchen, schnelles Geld zu verdienen. Der Film versucht realistisch zu bleiben, ohne wilde Schießerei, dafür mit Ohrenpfeifen nach dem Schuss. Punktabzug gibt es für ein paar dramaturgische Übertreibungen, die nicht notwendig gewesen wären. Dass der Film eine Weile braucht, um in Fahrt zu kommen, kann ich nicht bestätigen. Am Anfang gibt es zwar nicht soviel Action, aber es wird keine Zeit verplempert, um die Charaktere zu zeichnen und die Handlung aufzubauen. | |
Der_Fluch_der_Pizza sah diesen Film im Metropol, Stuttgart | 10.08.2005, 12:50 |
Gelungene Milieustudievon FFFler | Permalink |
Der oft genannte Vergleich mit Infernal Affairs hinkt gewaltig, da dieser hier eher eine Mileustudie ist und viel mehr Wert auf seine Charaktere, als auf das Geschehen legt. Die unterschiedlichen Geschichten sind durchweg interessant und gut inszeniert, wenngleich ich mit dem Finale ein wenig unzufrieden bin, auch wenn es eigentlich nur konsequent ist. Überaus gelungen. | |
FFFler | 19.08.2005, 23:27 |
Unentschiedenvon D.S. | Permalink |
Desillusionierter, rauher, alles andere als auf Hochglanz polierter Film um einen jungen Festland-Chinesen, der für einen Auftragsmord im Gang-Milieu nach Hong Kong beordert wird, dort auf eine schutzbedürftige Frau aus seiner Heimat trifft und mit ihr zwischen den Fronten unterschiedlichster Interessengruppen unterzugehen droht. Letzteres gilt leider in gewissem Maße auch für den Film selbst: Er kann sich nie ganz entscheiden, ob er nun Gangster-/Polizei-, Sozial- oder Liebesdrama sein will und verliert sich immer wieder in seinen Versuchen, nicht wirklich zusammenpassende Handlungsstränge in einer einzigen Geschichte miteinander zu verbinden bzw. zu Aussagen zu kommen, die für alle von ihm behandelten Thematiken von Relevanz sind. Irgendwo wirkt das aber auch fast schon wieder folgerichtig, denn der Film spielt ausschließlich in Mongkok, einem der am dichtesten besiedelten Gebiete der Welt. Und jeder, der einmal dort war, kann bestätigen, daß sich hier im überwältigenden Gewusel, in Hektik und Menschenmassen ALLES zu verlieren scheint. Der Film erinnert nicht ansatzweise an "Infernal Affairs"; jeder Versuch, hier einen Bezug herzustellen, muß als mieser Marketing-Trick bezeichnet werden. Viel eher lassen sich Parallelen zu "Comrades - Almost a Love Story" erkennen (zumindest, was Teile der Ausgangssituation bzw. Figurenkonstellation angeht), wenngleich dort natürlich die actionhaltige, die Krimi-Ebene fehlt. Und so bitter und zutiefst melancholisch "Comrades" auch ist: Im Vergleich zu "One Nite in Mongkok" geht er mit seinen vom Festland stammenden Protagonisten, die inmitten des Bodensatzes der als herzlos gezeichneten Business-Metropole Hong Kong zueinander finden, schon fast liebevoll, ja märchenhaft um. "One Nite..." hingegen kennt da keine Gnade; im Geiste der HK-Dramen vergangener Jahrzehnte werden hier alle Seelen und Herzen gebrochen, die man nur brechen kann - von diversen Knochen ganz zu schweigen. Für Genrefans und HK-Interessierte ist das streckenweise durchaus reizvoll, insbesondere, da die unterkühlte Art der Kameraführung mitunter fast das Gefühl vermittelt, man würde hier eine Dokumentation verfolgen. Dem widerspricht dann allerdings sowohl die sich zwischenzeitlich immer verworrener gestaltende Handlung als auch der vielfach non-diegetische, dabei teils aus dem Rahmen fallend "erzählende" Soundtrack, weshalb nie in Frage steht, daß der Film seine Hauptaufgabe nicht im Vermitteln realistischer Eindrücke, sondern im Transportieren einer Geschichte (samt einiger Aussagen) sieht. Dabei geht "One Nite..." jedoch, wie schon angedeutet, nicht immer sehr klug bzw. in sich geschlossen vor. Die Exposition geschieht auf recht hektische und teils auch undurchschaubare Weise, viel zu viele Figuren und Konflikte werden hier in viel zu kurzer Zeit und zu oberflächlich eingeführt, als daß man wirklich im Bilde wäre. In der Folge klären sich die Konstellationen zwar nach und nach, man hat aber nur selten das Gefühl, tiefer in die geschilderten Schicksale hineingezogen zu werden - wozu die distanzierte Inszenierung ebenso ihren Teil beiträgt wie das immer wieder unvermittelte Springen von einem Handlungsstrang zum anderen. Dichte Atmosphäre kann hier ebensowenig vermerkt werden wie ein stringenter Erzählfluß, und gerade der Krimi-Anteil der Handlung wirkt oft eher aufgesetzt, da er niemals das nötige Tempo bzw. die nötige "Tightness" aufweist. Hier scheint der Film seine Energien in Storybereichen zu vertändeln, die einem Krimi nichts hinzu addieren - für jene anderen Storybereiche bzw. die Stimmung oder Aussage, die sie transportieren sollen, ist dann wiederum der regelmäßige Wechsel zu actionhaften Ereignissen eher unvorteilhaft, da hierunter die Fokussierung und Wirkkraft des dramatischen Geschehens leidet. Insgesamt betrachtet, hinterläßt "One Nite..." zwar durchaus Eindruck und kann in seiner Schonungslosigkeit auch auf den Magen schlagen. Er ist dabei jedoch um Längen zu unentschieden, um vollends mitzureißen. Von Stimmung und Inhalt her fast wie eine Kreuzung aus "As Tears go by" und dem genannten "Comrades" daherkommend, aber ohne deren inszenatorische Klasse. Und viel zu sehr Spielfilm, um etwa die Intensität des grimmig realistischen "Made in Hong Kong" zu erreichen. Kein schlechter Film - aber vielleicht hätte er sich auf eine seiner Ebenen beschränken sollen. So nur 6 Punkte. | |
D.S. | 22.08.2005, 13:19 |
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